Mutter cremt ihren Sohn mit Sonnencreme ein
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So gefährlich ist abgelaufene Sonnencreme

Von: Dagmar Schüller (Medizinredakteurin und Dipl.-Trophologin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.08.2023 - 15:13 Uhr

Sonnencreme soll die Haut eigentlich schützen. Die enthaltenen UV-Filter der Lotion verlängern den Eigenschutz der Haut, sodass man sich länger in der Sonne aufhalten kann. Sonnencreme ist aber keinesfalls dauerhaft haltbar. Sie kann ablaufen und dann sogar den Körper schädigen. Was sagt die Wissenschaft dazu?

Wenn abgelaufene Sonnencreme schädlich wird

Hat Sonnencreme ihre Haltbarkeit überschritten, kann sie kippen und ranzig werden. Auf der Haut führt das dann mitunter zu Irritationen und Ausschlägen. Auch die Schutzwirkung lässt mit der Zeit nach. Und schlimmer noch: In alter Sonnencreme kann mit der Zeit eine krebserregende Substanz entstehen.

In vielen Produkten zum Sonnenschutz mit organisch-chemischen UV-Filtern ist die preiswerte Substanz Octocrylen enthalten. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Wirksamkeit der Sonnencreme, steht jedoch im Verdacht, den Hormonhaushalt zu beeinflussen. Belegt wurde dieser Effekt bisher jedoch nur im Rahmen von Untersuchungen von Tieren, Studien an Menschen fehlen.

Zudem wird die Substanz aus dem möglicherweise krebserregenden Benzophenon hergestellt. Da der Stoff unter UV-Licht, also auch unter Sonnenlicht, das Erbgut verändern und die Entstehung von Krebs fördern könnte, gilt sein Gehalt in Sonnencreme als sehr problematisch. Bisher wurde die krebserregende Wirkung von Bezophenon nur in Tierversuchen bestätigt, die Weltgesundheitsorganisation bewertet den Stoff als "möglicherweise krebserregend".

Eine Studie aus Frankreich und den USA legte im Jahr 2021 nahe, dass Benzophenon nicht nur als Verunreinigung bei der Herstellung der Sonnencreme enthalten sein kann, sondern auch ein Abbauprodukt von Octocrylen sein kann.

Die Forschenden untersuchten 17 Produkte. Bis auf ein Kontrollprodukt enthielten alle Sonnencremes, laut Angabe der Inhaltsstoffe, Octocrylen. Alle Cremes wiesen von Anfang an Benzophenon auf. Im Rahmen eines künstlich herbeigeführten Alterungsprozesses der Sonnencremes verdoppelte sich die Menge des schädlichen Stoffes im Durchschnitt.

Daraus schlossen die Forschenden, dass sich das Octocrylen in Benzophenon umgewandelt haben musste.

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Wie lange ist Sonnencreme haltbar?

Es gibt grundsätzlich zwei Merkmale, an denen man die Haltbarkeit der Sonnencreme ablesen kann:

  • Viele Behälter mit Sonnencreme haben ein konkretes Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt. Dieses gilt allerdings nur für ungeöffnete Verpackungen.
  • Zudem ist bei Kosmetikprodukten immer das Tiegelsymbol aufgedruckt. Es gibt an, wie lange man das geöffnete Produkt bedenkenlos verwenden kann. Das M hinter der Zahl steht für Monate, 6M bedeutet also sechs Monate. Es kann hilfreich sein, mit einem Filzstift auf der Tube zu notieren, wann die Sonnencreme angebrochen wurde.

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Verbraucher*innen die Sonnencreme jedoch am Ende der Sonnensaison konsequent entsorgen. Auch wenn das bedeutet, dass die Packung noch nicht vollständig aufgebraucht wurde oder wenn sie laut Herstellerangaben länger verwendet werden kann. Laut Deutschem Krebforschungszentrum ist die Verwendung einer älteren (nicht abgelaufenen) Sonnencreme jedoch immer noch besser, als keine Sonnencreme zu verwenden und sich so einem höheren Risiko von Hautkrebs durch UV-Strahlung auszusetzen.

Neben dem Haltbarkeitsdatum gibt es noch weitere Möglichkeiten, abgelaufene und schlecht gewordene Sonnencreme zu erkennen. Aussehen und Geruch geben hier Hinweise: Falls die Sonnencreme schlecht riecht oder sich ihre Konsistenz oder Farbe verändert hat, sollten Sie die Creme vorsichtshalber entsorgen.

Naturkosmetik als Alternative

In zertifizierter Naturkosmetik darf kein Octocrylen enthalten sein. Die in diesen Sonnencremes enthaltenen UV-Filter sind mineralisch. Wer darüber hinaus auf Nanopartikel (Zinkoxid und Titanoxid) verzichten möchte, weil diese ebenfalls aufgrund ihrer möglicherweise gesundheitsschädlichen Wirkung in die Kritik geraten sind, sollte auf der Liste der Inhaltstoffe auf den Zusatz "nano" achten.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung schätzt das Auftragen von Produkten mit Nanopartikeln aber derzeit als unbedenklich ein. Lediglich Sonnenschutz-Sprays, bei denen es zum Einatmen der Partikel kommen könnte, sollten nicht angewendet werden.

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