Antikörpertests – wie sinnvoll sind sie?

Mit der Zahl an Neuinfektionen steigt bei vielen Menschen die Angst vor einer Durchbruchsinfektion. Einige warten deshalb bereits auf die Empfehlung einer Auffrischung, andere führen Antikörpertests in der Hausarztpraxis durch. Doch was sagt das Verfahren über die Immunantwort aus?

Frau im Labor
© Getty Images/PonyWang

Das Immunsystem produziert nach einer überstandenen Infektion oder Impfung Antikörper gegen gewisse Krankheitserreger – so auch bei SARS-CoV-2. Die Immunantwort gegen COVID-19 richtet sich besonders gegen das Spike-Protein, welches es dem Virus erlaubt, an die menschlichen Zellen anzudocken. Diese Antikörper können mittels eines speziellen Tests bestimmt werden.

Was sagt ein Antikörpertest wirklich aus?

Viele Menschen lassen ihre Antikörper bestimmen, um zu erfahren, ob und wie gut die Impfung angeschlagen hat. Der Antikörpertest könnte zwar erste Aussagen über die Wirksamkeit des Impfstoffs ermöglichen, aktuell fällt es Ärzt*innen allerdings schwer, das Verfahren ausreichend einzuschätzen und zu beurteilen. Hierfür sind mehrere Faktoren verantwortlich:

  • Keine ausreichenden Grenzwerte: Antikörpertests können zwar die Zahl der Abwehrkörper bestimmen, die Grenzwerte einer wirksamen Impfung sind bisher allerdings unbekannt. Mehrere Expertenteams versuchen bereits, anhand erster Testreihen einen Grenzwert, auch Immunkorrelat genannt, festzulegen. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahlen und nur wenigen veröffentlichten Studien ist allerdings noch kein allgemeingültiges Immunkorrelat definiert.
  • Virusvarianten: Aufgrund verschiedener Virusmutationen fällt es zunehmend schwerer, die Wirksamkeit des Impfstoffs zu bestimmen. Während Impfstoffe gut gegen eine Infektion mit dem Ur-Typ schützen, ist die Wirksamkeit gegen die aggressive Delta-Varianten teils stark reduziert. Nicht alle Antikörper erkennen das Virus schnell und zuverlässig, der Schutz der Impfung lässt nach. Erste Studien beispielsweise zeigen, dass die Wirksamkeit des Vakzins von BioNTech/Pfizer nach sechs bis neun Monaten abnehmen könnte.
  • T-Zellen: Neben Antikörpern spielen auch die T-Zellen des Immunsystems eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Krankheiten. T-Helferzellen unterstützen das Abwehrsystem auf einem anderen Weg. Ist das Virus bereits in der Zelle, erreichen die Antikörper dieses nicht mehr. T-Zellen erkennen die infizierten Zellen und helfen dabei, die befallenen Strukturen zu zerstören. So kann die Verbreitung des Virus im Köper gestoppt werden.

Ist ein Antikörpertest vor der Booster-Impfung nötig?

Die häufige Annahme, dass bei einem hohen Antikörperspiegel keine Booster-Impfung benötigt wird, kann also nicht bestätigt werden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Booster-Impfung im Moment gewissen Personengruppen. Wer in diese Risikogruppe fällt, sollte das Angebot der Booster-Impfung wahrnehmen, auch ohne davor einen Antikörpertest durchzuführen.

Wird dieser dennoch von dem*der Arzt*Ärztin in Betracht gezogen, kann der Test durchaus abgelehnt werden. Es muss nämlich auch berücksichtigt werden, dass die Kosten eines Antikörpertests – sofern kein direkter zeitlicher Bezug zu COVID-19-Symptomen besteht – selbst getragen werden müssen.

Der*die zuständige Arzt*Ärztin muss die Booster-Impfung auf Wunsch des*der Patient*in nach Empfehlung der STIKO ohne Antikörpertest durchführen.

Zahlen aus Israel, wo bereits seit dem Sommer Booster-Impfungen durchgeführt werden, zeigen, dass sich die Lage trotz einer ansteigenden Inzidenz beruhigt hat und eine Impfauffrischung für Risikogruppen zu empfehlen ist.

Aktualisiert: 11.11.2021
Autor*in: Alexandra Maul, News-Redakteurin