AstraZeneca: Verunreinigungen als möglicher Auslöser der Nebenwirkungen

Warum der Corona-Impfstoff von AstraZeneca vermehrt zu Sinusvenenthrombosen führt, ist bisher noch nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftler*innen des Uniklinikums Ulm untersuchten drei Chargen des Vakzins. Das Ergebnis: Alle drei waren stark verunreinigt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Impfstoffe von AstraZeneca
© Getty Images/CHRISTOF STACHE / Kontributor

Die Arbeit der Forscher*innen ist ein erster Hinweis auf die Ursache der Nebenwirkungen, kann aber für die Entstehung der VITT (impfstoffinduzierte immune thrombotische Thrombozytopenie) keinen vollständigen Nachweis erbringen. Dieser durch den Impfstoff hervorgerufene Mangel an Blutplättchen kann gefährliche Thrombosen zur Folge haben. Die Ergebnisse wurden vorab als Preprint einer unveröffentlichten Studie präsentiert.

So funktioniert der AstraZeneca-Impfstoff

AstraZeneca kurz erklärt: Beim Vektor-Impfstoff von AstraZeneca werden die genetischen Informationen des Spike-Proteins des Krankheitserregers SARS-CoV-2 in der Hülle eines harmlosen Virus (Vektor) verpackt. Als Vektor dient beim Vakzin von AstraZeneca ein Schimpansen-Erkältungsvirus (Adenovirus).

Dieses transportiert den Bauplan für das Spike-Protein in die menschlichen Zellen. Der Körper baut das Spike-Protein anhand dieses Plans selbst nach und bereitet sich so darauf vor, das Virus zu erkennen. Dieses Protein ermöglicht dem Virus bei einer Infektion das Andocken an die menschlichen Zellen und dient zugleich als Antigen: Anhand von Antigenen erkennt unser Immunsystem das Virus als Fremdkörper und bildet Antikörper dagegen.

Mehrere verschiedene Proteine gefunden

Die Wissenschaftler*innen des Uniklinikums Ulm verglichen Proteinfärbungen aus den Chargen ABV4678, ABV5811 und ABV7764 mit der Färbung eines laboreigenen Vergleichsvektors.

Das Ergebnis: In allen drei Chargen befanden sich humane (menschliche) und virale Proteine, welche nicht Teil des Schimpansen-Adenovirusvektors sind.

Alle drei Chargen erhielten

  • deutlich mehr Proteine als in der Impfdosis erwartet.
  • eine hohe Anzahl menschlicher Proteine (zwei Drittel).
  • nur 29 Prozent des Proteins von ChAdOx1-S.
  • unerwartete Nichtstrukturproteine. Also Virusproteine, die nicht am strukturellen Aufbau beteiligt sind.

Insgesamt fanden die Forscher*innen über 1.000 Peptide verschiedener Humanproteine. Diese entstammen der Zelllinie, auf deren Basis im Labor die Erbinformation für den Bauplan des Spike-Proteins gezüchtet wird.

Hitzeschockprotein mögliche Ursache für Sinusvenenthrombosen?

Das Hitzeschockprotein (HSP) wurde im Rahmen der Analyse häufig festgestellt und könnte erste Hinweise auf die Entwicklung der Sinusvenenthrombose als Folge der Thrombozytopenie liefern.

Bisherige Studien der Universität Greifswald zeigten ähnliche Ergebnisse: Das Immunsystem könnte auf die vermehrten Proteine reagieren und somit eine Entzündungsreaktion auslösen, welche für die Thrombosebildung verantwortlich ist.

Durch das im Impfstoff enthaltene EDTA erhöht sich die Durchlässigkeit der Gefäße. Die Folge: Die komplexen Proteine gelangen in den Blutkreislauf. EDTA soll eigentlich lediglich den Kontakt des Vakzins mit den Blutplättchen verstärken.

Die schnelle Aufnahme der unterschiedlichen Protein-Komplexe könnte allerdings für die übermäßige Immunantwort verantwortlich sein und die gehäufte Bildung der Thrombozyten hervorrufen, die verklumpen.

Dies würde in Folge die Gerinnung aktivieren und sich in Form von Sinusvenenthrombosen zeigen.

Die Forscher*innen weisen zudem auf folgende Aspekte hin:

  • Hitzeschockproteine können die Immunantwort im Allgemeinen verstärken und werden oftmals mit Autoimmunreaktionen in Verbindung gebracht.
  • Der Injektionsort in die direkte Muskulatur könnte aufgrund der vermehrten Proteinspaltung im Muskel ebenfalls relevant sein.

Bisher wurden die ersten Verunreinigungen analysiert und ein möglicher Zusammenhang mit den heftigen Nebenwirkungen hergestellt. Inwiefern virale Proteine die Thrombozyten-Bildung und wie die Verunreinigungen die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffes beeinflussen, muss noch geklärt werden.

Aktualisiert: 27.05.2021
Autor*in: Alexandra Maul, News-Redakteurin