Cave-Syndrom: Der schwere Weg zurück in den Post-COVID-Alltag

Die vergangenen zwei Jahre haben das Sozialleben vieler Menschen stark eingeschränkt. Maske zu tragen, Abstand zu halten und soziale Kontakte zu reduzieren, waren das "A und O" während der Pandemie. Einige Menschen haben sich zu gut an die Kontaktbeschränkungen gewöhnt: Sie sitzen noch immer in ihrer Corona-Höhle.

Frau steht alleine vor einem Fenster
© Getty Images/Milan Markovic

Obwohl weiterhin Vorsicht geboten ist, lassen die Lockerungen wieder mehr Freiheiten zu: Sporttraining, gemeinsame Besuche im Restaurant oder mehr Zeit im Büro sind wieder möglich – einen Teil der Bevölkerung überfordert diese Situation aber.

Cave-Syndrom – eine vorübergehende Anpassungsreaktion

Diese Reaktion kann auch als Cave-Syndrom bezeichnet werden. "Cave" stammt aus dem Englischen und bedeutet Höhle. Viele Menschen bleiben lieber zu Hause, denn die vermehrten sozialen Kontakte sind eine ungewohnte Situation. Das Cave-Syndrom ist ein häufiges Phänomen.

Um andere Personen nicht zu gefährden und das Coronavirus nicht weiter zu verbreiten, hat sich in der Gesellschaft eine generelle Vorsicht eingeschlichen. Die antrainierte Angst vor dem Virus ist ein natürlicher Schutz, den manche Menschen nur schwer wieder ablegen können, anderen fällt es wiederum leichter.

Obwohl die Krise noch nicht überstanden ist, sollten die sozialen Kontakte nicht komplett reduziert werden. Stattdessen sollte eine möglicherweise entstandene soziale Unbeholfenheit wieder abtrainiert werden. So finden Personen einen Weg aus der Corona-Höhle:

  • Über Unsicherheiten sprechen: Eine offene Kommunikation mit Freund*innen und Familie kann Missverständnisse vermeiden: Nicht mangelndes Interesse am Freundeskreis ist der Grund für die soziale Isolation, vielmehr ist es die Unsicherheit aufgrund der Pandemie.
  • Nicht selbst unter Druck setzen: Jeder Mensch geht sein eigenes Tempo in und aus der Pandemie. Wer sich selbst unter Druck setzt, empfindet die Zeit mit Freundeskreis und Familie als unangenehm, verliert den Spaß und vermeidet die Situation beim nächsten Mal.
  • Kleine Schritte: Um von der Situation nicht sofort überfordert zu sein, empfehlen sich zu Beginn kurze Spaziergänge mit Freund*innen und Verwandten oder Treffen im privaten Rahmen. So kann der Abstand zum Gegenüber und die Dauer der Besuche selbst besser kontrolliert werden.
  • Übung macht den Meister: Kleine Erfolge zeigen, dass ein Miteinander auch während der Pandemie möglich ist und ein gesunder Mittelweg durchaus erfolgen kann. Allerdings sollte man sich nicht auf kleinen Erfolgen ausruhen, sondern die sozialen Kontakte weiter pflegen und langsam erweitern.

Wen die sozialen Kontakte dauerhaft überfordern und belasten, sollte sich professionelle Hilfe suchen und mit einem*einer Therapeut*in über die Ängste und Probleme sprechen.

Aktualisiert: 12.10.2021
Autor*in: Alexandra Maul, News-Redakteurin