Corona-Impfung und Fruchtbarkeit: Booster für das Sperma?

Beeinflusst die Corona-Impfung die Fruchtbarkeit? Kann ich mich impfen lassen? Wie wirkt sich die Impfung auf das Sperma des Partners aus? Viele Frauen und Männer mit Kinderwunsch sind verunsichert. Gerüchte rund um die Corona-Impfstoffe schüren Zweifel an den Vakzinen. Forschende räumen diese Unsicherheiten aus.

"Spermien" in einer Hand
© Getty Images/Toshiro Shimada

Entgegen vieler Gerüchte macht die Corona-Impfung nicht unfruchtbar. So funktioniert der Impfstoff, darum hat er keinen negativen Einfluss auf die Erfüllung des Kinderwunschs und so wirkt er sich auf das männliche Sperma aus.

Sperma durch Impfung nicht negativ beeinflusst

Nicht nur Frauen haben Angst, die Corona-Impfung könnte sich negativ auf ihre Fruchtbarkeit auswirken. Auch Männer fürchten um die Fitness der Spermien. Forschende aus Florida nahmen sich der Fragestellung an. Das Ergebnis: Die Impfung beeinflusst das Sperma nicht negativ, vielmehr könnte es eine positive Wirkung auf das Ejakulat haben.

Insgesamt mussten 45 junge Männer vor ihrer Impfung eine Spermaprobe abgeben. Zirka die Hälfte aller Teilnehmer erhielt einen mRNA-Impfstoff von Moderna, der andere Teil BioNTech/Pfizer. Eine zweite Probe wurde 70 Tage nach der zweiten Impfung genommen.

Neben der Spermienzahl waren auch das Volumen des Spermas sowie die Beweglichkeit der Spermien erhöht. Während vor Testbeginn acht Männer zu wenig Spermien hatten, war es nach der Grundimmunisierung nur noch einer.

Ob die Impfung einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben kann, ist allerdings nicht bewiesen. Die Qualität des Spermas kann über das Jahr schwanken und soll laut Studien beispielsweise im Frühling und Sommer besser sein als in den Herbst- und Wintermonaten.

Die Corona-Impfung beeinflusst das Sperma in jedem Fall nicht negativ und wirkt sich auch nicht negativ auf die Fruchtbarkeit von Männern aus. Dies zeigten bereits vorausgegangene Studien.

Corona-Impfung und Fruchtbarkeit: kein Grund zur Sorge

Expert*innen geben grünes Licht für die Impfung bei Kinderwunsch: Impfstoffe werden vor der Zulassung ausreichend geprüft. Hinweise darauf, dass Frauen oder junge Mädchen infolge der Impfung unfruchtbar werden könnten, gibt es keine.

Besonders das Gerücht, die Corona-Impfung könnte aufgrund des Spike-Proteins des Coronavirus unfruchtbar machen, wird von Impfgegner*innen in den sozialen Medien verbreitet. Begründet wird dies durch die strukturelle Ähnlichkeit des Spike-Proteins und des Proteins Syncytin-1, welches für die Bildung der Plazenta verantwortlich ist.

Im Rahmen der Impfung merkt sich das Immunsystem die Struktur des Oberflächenproteins von SARS-CoV-2. Das Immunsystem bildet passende Antikörper und Helferzellen, um bei einer möglichen Infektion schnellstmöglich reagieren zu können. Die Antikörper richten sich gegen das echte Virus.

Antikörper greifen Plazenta-Protein nicht an

Impfgegner*innen behaupten, die Antikörper könnten auch das wichtige Protein Syncytin-1 angreifen und in der Folge möglicherweise unfruchtbar machen.

Syncytin-1 ist während der Schwangerschaft für die Bildung des Mutterkuchens (Plazenta) mitverantwortlich, welcher sich in der Gebärmutter befindet. Die Plazenta versorgt den Embryo mit Nährstoffen und Sauerstoff. Ohne die Plazenta kann das Baby also nicht ernährt werden.

Die Sorge: Würde das Plazenta-Protein aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit ausgeschaltet, wäre eine Schwangerschaft nicht mehr möglich. Eine Verwechslung von Proteinen ist besonders durch Kreuzallergien bekannt: Allergiker*innen reagieren daher oft sowohl auf Birkenpollen als auch auf Äpfel. Bei der Corona-Impfung ist dies allerdings nicht der Fall.

Proteine kurz erklärt: Proteine bestehen aus langen Aminosäure-Ketten (Sequenzen), welche meist als Buchstaben dargestellt werden. Ein A kann beispielsweise für Alanin, ein L für Leucin stehen. Das Spike-Protein des Coronavirus setzt sich aus 1.273 Aminosäuren zusammen, während des Plazenta-Protein Syncytin-1 aus 538 besteht.

Vergleicht man die Sequenzen beider Proteine, wird eine Ähnlichkeit der Aminosäuren deutlich:

  • Spikeprotein: VVNQN
  • Syncytin-1: VVLQN

Insgesamt besteht jedoch nur eine Strukturähnlichkeit von 0,75 Prozent, welche für eine Verwechslung durch Antikörper nicht ausreichend ist.

Auch andere gewöhnliche Viren, beispielsweise Erkältungsviren, können geringe Parallelen mit dem Plazenta-Protein aufweisen. Die Corona-Impfung macht also genauso wenig unfruchtbar wie Schnupfen oder Durchfall.

Kinderwunsch durch Corona-Infektion nicht gefährdet

Auch genesene Frauen verfügen über Antikörper gegen das Spike-Protein, welche den Körper vor einer erneuten Infektion schützen. Frauen, die bereits mit Corona infiziert waren, bringen gesunde Kinder zur Welt. Studien zeigen, dass sowohl eine überstandene Corona-Infektion als auch eine Impfung keine negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und den Schwangerschaftsverlauf haben.

Zyklusveränderung nicht von Dauer

Neben den Sorgen rund um die Schwangerschaft berichten viele Frauen von Veränderungen des Zyklus und Veränderungen bei der Menstruation. Hierbei handelt es sich um einen temporären Effekt, der auch bei Erkältungen und anderen Infektionen vorkommen kann. Die Impfung löst, ebenso wie ein Infekt, eine Immunreaktion aus, welche die Periode verschieben kann. Auch Temperaturveränderungen und Fieber können kurzzeitig zu Unregelmäßigkeiten führen.

Eine Corona-Infektion während einer möglichen Schwangerschaft stellt ein deutlich höheres Risiko für Mutter und Kind dar als eventuelle Nebenwirkungen durch eine Impfung. Daher wird Frauen mit Kinderwunsch zur Impfung vor einer möglichen Schwangerschaft geraten.

Aktualisiert: 06.12.2021
Autor*in: Alexandra Maul, News-Redakteurin