Corona-Winter: Drei mögliche Szenarien der Pandemie
Fachleute haben davor gewarnt, viele Menschen haben es ignoriert. Jetzt ist die vierte Welle da und wieder stellen wir uns die Frage, wie die Wintermonate während der Pandemie aussehen werden. Trotz 2G-Regelungen mancherorts und Maskenpflicht steigen die Inzidenzen, es kommt zu Durchbruchsinfektionen und die Intensivstationen füllen sich. Ein neues Strategiepapier renommierter Forschender stellt sich den Fragen und diskutiert drei mögliche Szenarien in diesem Corona-Winter.

Während die deutsche Politik einen möglichen Gesetzesentwurf zur epidemischen Lage plant, kommen für die Wissenschaft verschiedene Szenarien infrage. Wie der Corona-Winter letzten Endes allerdings ausfallen wird, können weder Expert*innen noch Politiker*innen vorhersagen.
Zur Bekämpfung der Pandemie stehen verschiedene Instrumente bereit, die im Folgenden kurz beschrieben werden. Je nachdem, welche und wie diese Instrumente genutzt werden, könnten sich allerdings verschiedene Szenarien zum Jahresende hin entwickeln.
1. Szenario: "Weiter so"
Annahme: Das Infektionsgeschehen steigt weiter an und wird nur langsam durch weitere freiwillige Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen einzelner Menschen gebremst.
Es gibt keine weiteren Maßnahmen, das bisherige Konzept bleibt bestehen. Impfungen und "Boostern" entwickeln sich nur langsam zum Positiven.
Das wären mögliche Konsequenzen:
- Die Inzidenz steigt auf mehrere Hundert je 100.000 Personen
- Die Impf- und Boosterquote ist nach sieben Wochen nur um zirka 10 Prozent höher
- Die nachlassende Immunantwort bereits Geimpfter neutralisiert diesen Impferfolg
- Die Infektionsdynamik unterscheidet sich je nach Region
- Krankenhäuser und das gesamte Gesundheitssystem sind insgesamt weiter überlastet
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es wahrscheinlich zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommt, wird die aktuelle Strategie so weitergefahren. Und das könnte schwerwiegende Folgen haben.
2. Szenario: "Belastungsgrenze des Gesundheitssystems"
Annahmen: Mögliche Corona-Maßnahmen hängen von der Belastungsgrenze des Gesundheitssystems ab. Die Folge: Neben Hygienemaßnahmen wie AHA-Regeln und 2G/3G gibt es weitere Einschränkungen, welche regional angepasst werden müssen, falls das Gesundheitssystem überlastet ist. Beruhigt sich die Situationen, können die Maßnahmen vor Ort gelockert werden.
Mögliche Konsequenzen sind:
- Die wöchentliche Inzidenz steigt weiter an, bis die zusätzlichen Maßnahmen der roten Corona-Ampel greifen
- Die Corona-Zahlen stabilisieren sich und sinken eventuell
- Eine hohe Inzidenz bei hundert Infizierten je 100.000 Personen
- Booster- und Impffortschritt (1 Prozent pro Woche)
- Lockerungen aufgrund eines erneuten Impffortschritts treten in Kraft
Neben Impf- und Boosterfortschritt sind weitere Maßnahmen und Teststrategien nötig, um die Inzidenz zu stabilisieren. Das Gesundheitssystem kann aufgrund akuter Corona-Fälle sowie Long-COVID-Patient*innen weiterhin überlastet sein.
3. Szenario: "Impf- und Booster-Offensive"
Annahme und Grundlage: Die Wirkungen gegen einen schweren Verlauf und die Immunantwort lassen mit der Zeit nach. Besonders ältere Menschen, Risikopatient*innen und bereits früh geimpfte Personen unterliegen einem höheren Infektionsrisiko. Eine Boosterimpfung soll den Schutz erhöhen, um in Deutschland eine ähnliche Wirkung wie bereits in Israel zu erzielen.
Je schneller die Booster erfolgen, desto schneller wird die zweite Welle gebrochen – der aktuelle Impffortschritt ist allerdings nicht ausreichend.
Mobile Impfteams, Impfzentren und Betriebsärzt*innen sollen eingesetzt werden, um das Impfangebot zu erhöhen, damit Boosterimpfungen und Grundimmunisierungen effektiv durchgeführt werden können.
Mögliche Konsequenzen und Wirkungen:
- Eine Boosterquote von 50 Prozent kann helfen, die Welle zu brechen
- Das Gesundheitssystem könnte entlastet werden
- Basismaßnahmen reichen aus, um über den Winter zu kommen
Fazit: Fortschreitende Grundimmunisierungen und Boosterimpfungen sind wichtige Maßnahmen, um das Gesundheitssystem zu entlasten und dem zweiten Corona-Winter infolge entgegenzuwirken.
Quellen
- Online-Informationen des Science Media Center: Zweiter COVID-19-Winter in Deutschland: Diskussion über Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz auf Basis von aktuellem Strategiepapier. (Abruf: 11/2021)
- Priesemann, V. et al. (2021): Nachhaltige Strategien gegen die COVID-19-Pandemie in Deutschland im Winter 2021/2022. In: Positionspapier.