Herzmuskelentzündung auch nach Boosterimpfung möglich
Die Corona-Impfung kann unterschiedliche – meist harmlose – Reaktionen und Nebenwirkungen hervorrufen. In seltenen Fällen kommt es zu schweren Impffolgen – eine dieser Komplikationen ist die Herzmuskelentzündung (Myokarditis), welche besonders bei jüngeren Männern auftreten kann.

Fälle einer Myokarditis wurden vermehrt in Israel registriert, auch in Deutschland wurden bereits Patient*innen mit der Impfkomplikation behandelt. Neuere Daten einer amerikanischen Krankenversicherung zeigen, dass besonders junge Männer nach der zweiten Dosis betroffen sind. Zudem weisen neue Auswertungen aus Israel darauf hin, dass auch nach der Impfauffrischung mit BioNTech/Pfizer Herzmuskelentzündungen möglich sind.
Herzmuskelentzündung betrifft meist jüngere Menschen
Bei der Myokarditis (Herzmuskelentzündung) handelt es sich um eine entzündliche Krankheit des Herzmuskels. Diese kann chronisch und akut auftreten, wobei die akute Myokarditis in eine chronische Entzündung übergehen kann.
In Israel erkrankten von 938.812 geimpften Personen 21 Patient*innen. Die amerikanische Versicherung registrierte von 2.292.924 Versicherten 15 Fälle, 13 traten nach der zweiten Dosis auf.
Die Myokarditis verlief bei den meisten Patient*innen ohne Komplikationen: Sie erholten sich nach einer konservativen Behandlung vollständig, Spätfolgen sind bisher nicht aufgetreten.
Auch nach der Boosterimpfung mit den mRNA-Impfstoffen wurden laut der Nachrichtenagentur Reuters bereits Fälle einer Myokarditis vermerkt – allerdings weniger als zehn. Alle Patienten waren männlich, drei zwischen 16 und 29 Jahre alt, sechs zwischen 30 und 59. Zudem werden acht weitere Fälle aktuell geprüft. Insgesamt handelt sich um milde Verläufe der Myokarditis.
Myokarditis bei Jugendlichen: Register geplant
Um die Corona-Impfung bei Kindern und Jugendlichen bewerten zu können, führt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeinsam mit dem Register für Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf Myokarditis (MYKKE-Register) eine Datenerfassung von möglichen Herzmuskelentzündungen durch.
Kinder und Jugendliche, die an einer Herzmuskelentzündung nach einer COVID-19-Impfung erkrankten, werden nach den Standards der Diagnostik und Behandlung zwölf Monate lang nachuntersucht.
Folgende Daten sollen erfasst werden:
- Häufigkeit der Impfnebenwirkung
- Charakterisierung der Schwere der Erkrankung
- Krankheits- und Heilungsverlauf
Die Ergebnisse sollen helfen, die Impfstoffe und deren Sicherheit bei Kindern und Jugendlichen besser beurteilen zu können.
Da nach jetzigem Kenntnisstand besonders jüngere Männer nach einer Impfung mit den mRNA-Impfstoffen an einer Herzmuskelentzündung erkranken können, hat die Ständige Impfkommission (STIKO) diesen Aspekt in der Empfehlung zur Corona-Impfung in ihrer Nutzen-Risiko-Abwägung berücksichtigt. Die Erkrankung tritt meist wenige Tage nach der zweiten Impfung auf und verläuft in den meisten Fällen unkompliziert.
Myokarditis auch nach anderen Impfungen möglich
Laut der amerikanischen Arzneimittelbehörde beschränkt sich die Herzmuskelentzündung nicht auf die Corona-Impfung. Die Komplikation kann auch nach Impfungen gegen die folgenden Infektionen auftreten:
- Humane Papillomviren (HPV)
- Influenza
- Meningokokken
- Typhus
- Japanische Enzephalitis
- Milzbrand
- Pocken
Das Risiko, nach einer Viruserkrankung und Infekten an einer Myokarditis zu erkranken, ist allerdings deutlich höher: Die Wahrscheinlichkeit ist nach einer COVID-19-Infektion beispielsweise 18-mal größer als nach einer Corona-Impfung.
Herzmuskelentzündung erkennen: Häufige Symptome
Herzmuskelentzündungen können in jedem Alter auftreten. Auslöser sind unter anderem Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Ärzte*Ärztinnen raten oft von Sport während einer leichten oder schweren Erkältung ab, da dies die Entstehung einer Herzmuskelentzündung begünstigen kann.
Patient*innen erkranken meist einige Tage bis Wochen nach einem Infekt. Die häufigsten Symptome der Herzmuskelentzündung sind:
- Müdigkeit
- Atemnot bei Belastung
- Brustschmerzen oder Druckgefühl im Brustkorb
- Herzrasen
- Schwindel
- Fieber
Die Herzmuskelentzündung kann auch ohne Symptome verlaufen und problemlos ausheilen. Spätfolgen in Form von einer dauerhaften Beeinträchtigung der Herzfunktion sind aber möglich. Bei Verdacht auf eine Myokarditis sollte auf jeden Fall ärztlicher Rat gesucht werden.
Quellen
- Tagesschau (2021): Israel untersucht Herzmuskelentzündungen. (Abruf: 04/2021)
- Deutsche Apotheker Zeitung (2021): Myokarditis durch Comirnaty? (Abruf: 04/2021)
- Online-Informationen von Reuters: Israel reports very few myocarditis cases after Pfizer boosters. (Abruf:10/2021)
- Online-Informationen des Center for Disease Control and Prevention: Myocarditis and Pericarditis After mRNA COVID-19 Vaccination. (Abruf:10/2021)
- Online-Informationen des Ministry of Health: Surveillance of Myocarditis (Inflammation of the Heart Muscle) Cases Between December 2020 and May 2021 (Including). (Abruf:10/2021)
- Ärzteblatt: Coronaimpfung: Myokarditis-Risiko bei jüngeren Männern nach der 2. Dosis erhöht. (Abruf: 10/2021)
- Online-Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts. MYKKE-Register – Erfassung von Kindern und Jugendlichen mit Verdacht auf Myokarditis nach COVID-19-Impfung. (Abruf: 11/2021)