Impfdurchbrüche: Booster für das Immunsystem
Wer doppelt gegen Corona geimpft ist, kann sich dennoch infizieren. Die Impfstoffe schützen allerdings mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vor einem schweren COVID-19-Verlauf. Infizierte leiden meist an milden bis mittelschweren Symptomen. Auf den Antikörperspiegel und das Immunsystem wirkt sich ein Impfdurchbruch allerdings stark aus.

Ob eine Durchbruchsinfektionen bei Geimpften der bessere Booster ist und wie sich die Infektion auf den Antikörperspiegel auswirkt.
Boosterimpfung auch nach Impfdurchbruch nötig?
Mittlerweile ist bekannt, dass der Antikörperspiegel durch die Corona-Impfung etwa zwei bis vier Wochen nach der vollständigen Immunisierung am höchsten ist. Danach nimmt die Anzahl an Antikörpern langsam ab. Besonders betroffen sind ältere Personen, deren Immunsystem aufgrund des hohen Alters bereits langsamer arbeitet und Menschen mit einer Immunschwäche. Doch auch bei gesunden, jüngeren Geimpften sinkt der Antikörperspiegel. Die Folge: Impfdurchbrüche, also Corona-Infektionen, trotz einer vollständigen Impfung.
Neben den Antikörpern arbeiten auch die T-Zellen des Immunsystems gegen das Virus. Sie befallen infizierte Zellen und unterbinden so die Ausbreitung von SARS-CoV-2 im Körper. Ein schwerer Verlauf kann somit in den meisten Fällen verhindert werden.
Um den Schutz der Impfung aufrecht zu erhalten und die Infektionsrate in der Bevölkerung zu reduzieren, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits drei Monate nach der zweiten Impfung eine Auffrischung. Die Frage, ob ein Impfdurchbruch ebenfalls einen Booster-Effekt haben könnte, haben Fachleute aus Portland versucht zu beantworten.
Das Ergebnis: Genesene Personen hatten nach einem Impfdurchbruch vier bis fünf Mal so viele neutralisierende Antikörper wie Personen aus der doppelt geimpften Vergleichsgruppe.
Vergleich der Blutseren liefert wichtige Erkenntnisse
Mediziner*innen der Universitätsklinik Portland analysierten die Serumproben von insgesamt 26 geimpften Mitarbeiter*innen, welche im Zeitraum von 31. Januar bis 18. August 2021 eine Durchbruchsinfektion hatten:
- Alle hatten eine Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer erhalten
- 20 der Infizierten waren weiblich
- Das Durchschnittsalter lag bei 38 Jahren
- Die Personen erkrankten zirka sechs Monate nach der zweiten Dosis
- 21 Personen hatten lediglich milde Erkältungssymptome
Das Forschungsteam verglich die Blutproben mit einer ähnlichen Kontrollgruppe aus vollständig geimpften Personen, bei welche keine Durchbruchsinfektion bekannt war. Die Untersuchung erfolgte zirka einen Monat nach der zweiten Impfung, einem Zeitpunkt, an dem der Antikörperspiegel am höchsten sein sollte.
Nachdem der Antikörperspiegel bestimmt wurde, analysierten die Forschenden die neutralisierende Wirkung gegen den Wildtyp des Virus sowie die Virusvarianten Alpha, Beta, Gamma und Delta.
Neutralisierende Antikörper nach Impfdurchbruch deutlich höher
Der Vergleich beider Gruppen zeigte einen deutlichen Anstieg des Antikörperspiegels nach einer Durchbruchsinfektion:
- Antikörper vom Typ IgA fünfmal höher: Die Zahl der IgA-Antikörper war nach einer Durchbruchsinfektion deutlich höher als nach einer vollständigen Impfung. Diese Antikörper-Art ist besonders auf den Atemschleimhäuten aktiv. Während der Impfstoff über den Muskel in den Körper gelangt, erreicht das Virus bei einer Infektion besonders die oberen Atemwege und deren Zellen. Dies könnte ein Grund für den erhöhten IgA-Wert sein.
- Zehnmal mehr neutralisierende Antikörper: Neben den speziellen IgA-Antikörpern ist auch die Zahl der neutralisierenden Antikörper stark angestiegen. Patient*innen, deren Impfdurchbruch auf die Delta-Variante zurückzuführen war, konnten zudem auch den Wildtyp von SARS-CoV-2 blockieren.
Zum Zeitpunkt der Studie war die Omikron-Variante allerdings noch nicht auf dem Radar aufgetaucht. Inwiefern die neue Virusmutation den Impfschutz nach einer Durchbruchsinfektion beeinflussen kann, muss in weiteren Studien untersucht werden.
Geimpft und genesen: RKI empfiehlt Booster
Trotz eines erhöhten Antikörperspiegels nach einer Durchbruchsinfektion rät das Robert Koch-Institut auch vollständig Geimpften und Genesenen drei Monate nach dem Impfdurchbruch zur Boosterimpfung.
Die Auffrischung soll auch im Hinblick auf die stark infektiöse Omikron-Variante vor schweren Corona-Verläufen schützen.
Quellen
- Online-Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks (2021): Antikörper-Boost nach Impfdurchbruch: zehn mal stärker als nach Impfung. (Abruf: 12/2021)
- McBride, B. et al. (2021): Antibody Response and Variant Cross-Neutralization After SARS-CoV-2 Breakthrough Infection. In: JAMA
- Online-Informationen des Robert Koch-Instituts (2021): Wie sollten Personen geimpft werden, die bereits eine SARS-CoV-2-Infektion hatten? (Abruf: 12/2021)