Delta-Variante erfordert höhere Impfquote für Herdenimmunität
Die Delta-Variante des Coronavirus sorgt weltweit für Lockdowns und strengere Kontaktbeschränkungen. Trotz einer hohen Impfquote breitet sich das Virus weiterhin aus – Grund dafür ist die geringere Wirksamkeit der Vakzine gegen die dominante Mutation. Erste Untersuchungen zeigen, dass eine höhere Impfquote nötig sei als bei der Urtyp-Variante von SARS-CoV-2.

Das baden-württembergische Gesundheitsministerium hatte die Studie in Auftrag gegeben.
Delta-Variante beeinflusst Wirksamkeit der Impfstoffe
Die Vakzine gegen COVID-19 schützen zwar weiterhin zuverlässig vor einem schweren Verlauf, allerdings infizieren sich vollständige geimpfte Personen leichter mit der Delta-Variante von SARS-CoV-2 als mit dem Urtyp. Die Wirksamkeit der Impfstoffe hat laut den Expert*innen des Instituts für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie um diese Faktoren nachgelassen:
- Der Impfschutz des Vakzins von Moderna soll von 82 bis 100 Prozent auf 51 bis 87 Prozent gesunken sein.
- Die Impfstoffwirksamkeit von BioNTech/Pfizer soll von 77 bis 95 Prozent auf 54 bis 80 Prozent abgenommen haben.
- Der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca sei ebenfalls von zirka 79 Prozent auf 67 Prozent abgefallen.
Bereits vorhandene Studien weisen zudem auf eine ungenügende Schutzwirkung des Einmalimpfstoffs von Johnson & Johnson hin, weshalb die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits eine Boosterimpfung empfohlen hat.
Sehr hohe Impfquote für Herdenimmunität nötig
Herdenimmunität, auch Gemeinschaftsschutz genannt, kann durch eine hohe Zahl an Impfungen oder Genesenen erreicht werden. Der Mensch schützt sich durch eine Impfung zwar in erster Linie selbst, sie reduziert allerdings auch die Verbreitung und Ansteckung anderer mit einer Krankheit. Somit schützt die Impfung auch indirekt Menschen, die (noch) keine Impfung erhalten haben. Dazu zählen beispielsweise Babys und Kleinkinder oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen.
Der eigene Impfschutz trägt also gleichzeitig zum Schutz der Gemeinschaft bei. Die Berechnungen der Wissenschaftler*innen gehen von verschiedenen Annahmen aus, da die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Delta nicht punktgenau definiert werden kann.
- Optimistische Einschätzung: Insgesamt müssten 86,9 Prozent geimpft sein, um die Ausbreitung der Delta-Variante trotz einer Aufhebung der Kontaktbeschränkungen zu verhindern. Zudem gehen die Expert*innen von zirka 15 Prozent Genesenen aus.
- Neutrale Einschätzung: Bei einer mittleren Impfwirksamkeit sollten zirka 93,3 Prozent geimpft sein, um die gesamte Bevölkerung schützen zu können.
- Pessimistische Annahme: Insgesamt müssten 100 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, um die weitere Ausbreitung der Delta-Variante zu verhindern.
Booster-Impfung helfen besonders, ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen zu schützen. Zum Erreichen der Herdenimmunität ist dieser Effekt allerdings nur ein geringer Faktor. Wichtig sei es, eine höhere Impfquote zu erreichen, um das Gesundheitssystem zu entlassen, die Ausbreitung so gut es geht zu verhindern und die Zahl der schweren Verläufe zu reduzieren.
Quellen
- Ärzteblatt (2021): Studie: Herdenimmunität wegen Delta erst ab Impfquote von 90 Prozent. (Abruf: 11/2021)
- Online-Informationen des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg (2021): Wissenschaftliche Studie: 90 Prozent Impfquote ist nötig. (Abruf: 11/2021)
- Eichner M. (2021): Bericht über die Erstellung einer strukturierten Literaturrecherche zur Rolle der Geimpften am SARS-CoV-2-Pandemiegeschehen. Studie zur Wirksamkeit der Impfung gegen SARS-CoV-2.