COVID-19: Oraler Wirkstoff senkt Hospitalisierungs- und Sterberisiko
Das Coronavirus war besonders zu Beginn der Pandemie unberechenbar. Es gab weder ein wirksames Medikament noch einen Impfstoff. Nachdem bereits erfolgreich ein Vakzin gegen SARS-CoV-2 entwickelt wurde, könnte vielleicht bald ein Medikament gegen das Coronavirus folgen. Erste Studien zeigen eine hohe Wirksamkeit des Wirkstoffs Molnupiravir.

Der Wirkstoff Molnupiravir könnte das Hospitalisierungsrisiko und das Todesrisiko bei erkrankten Personen um bis zu 50 Prozent senken. Molnupiravir stört die Verdopplung der RNA-Viren und kann somit die Verbreitung des Virus im Körper unterbinden. Die Pille soll besonders bei ambulanten Patient*innen mit kurzer Krankheitsdauer eingesetzt werden. Erste Studien machen Hoffnung.
Molnupiravir – das steckt hinter dem Wirkstoff gegen COVID-19
Molnupiravir (EIDD-2801) ist ein sogenanntes Prodrug eines bekannten Virustatikums (N4-Hydroxycytidin). Bei Prodrugs handelt es sich um Arzneistoffe, die keine eigene biologische Aktivität haben. Sie werden meist durch chemische Reaktionen im menschlichen Körper in aktive Wirkstoffe umgewandelt.
N4-Hydroxycytidin wird als falscher Baustein in die RNA eingebaut und beeinflusst den Aufbau und den Kopiervorgang der RNA. Es entsteht ein ähnlicher Wirkungsmechanismus wie beim Medikament Remdesivir – der Effekt könnte hierbei ausgeprägter sein und das Virus im Körper eliminieren.
Ursprünglich sollte die Wirksamkeit des Virustatikums besonders im Zusammenhang mit Influenza-Viren analysiert werden. Um eine verbesserte orale Verfügbarkeit zu gewährleisten, wurde Molnupiravir entwickelt. Nachdem erste Studien an Tieren besonders effektiv waren, wurde eine klinische Studie geplant.
Im Rahmen der Corona-Pandemie rückte Molnupiravir allerdings in den Fokus der COVID-Forschung. Der Wirkstoff wurde in einer Phase-1-Studie zunächst an gesunden Proband*innen getestet. Die Studie erntete allerdings Kritik, da bisherige Tierexperimente zeigten, dass verwandte Wirkstoffe für Teratogenität (Fehlbildungen des Embryos und Einfluss auf die Fruchtbarkeit) verantwortlich sein könnten. Die Sicherheitsbedenken haben sich bisher nicht bestätigt, gravierende Nebenwirkungen sind im Rahmen der Phase-1 nicht aufgetreten.
Molnupiravir und COVID-19: Studien zeigen Wirkung
Die relevante Phase-3-Studie umfasste insgesamt 775 COVID-19-Patient*innen mit milden bis mittelschweren Symptomen. Alle Patient*innen hatten zudem einen der folgenden Risikofaktoren:
- Adipositas
- Diabetes mellitus
- Herzerkrankungen
- höheres Alter
Die Patient*innen erhielten eine fünftägige Behandlung mit Mulnopiravir oder Placebo und mussten alle zwölf Stunden eine Tablette nehmen. Um teratogene Risiken (Fehlbildungen in der Schwangerschaft) zu vermeiden, mussten männliche Teilnehmer auf heterosexuellen Kontakt verzichten und weibliche Teilnehmerinnen eine sichere Verhütungsmethode nachweisen.
Laut ersten Daten des Pharmaherstellers Merck & Co. zeigten sich bereits in der Zwischenanalyse im August gute Erfolge: Das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalls konnte bis zum 29. Tag der Infektion um 50 Prozent gesenkt werden. Schwere Nebenwirkungen wurden bisher nicht registriert.
Die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) pocht auf eine schnelle Zulassung, insgesamt wolle die USA 1,7 Millionen Dosen Mulnopiravir kaufen. Weltweit seien laut Hersteller bereits Verträge mit Regierungen geschlossen werden.
Quellen
- Online-Informationen des Ärzteblatts (2021): COVID-19: Oraler Wirkstoff Molnupiravir halbiert Hospitalisierungs- und Sterberate bei früher ambulanter Therapie. (Abruf: 10/2021)
- Online-Informationen der Tagesschau (2021): Corona-Medikament weckt Hoffnung. (Abruf:10/2021)
- Online-Informationen von Merck: Merck and Ridgeback’s Investigational Oral Antiviral Molnupiravir Reduced the Risk of Hospitalization or Death by Approximately 50 Percent Compared to Placebo for Patients with Mild or Moderate COVID-19 in Positive Interim Analysis of Phase 3 Study. Pressemitteilung vom 01.10.2021