Myokarditis nach Corona-Impfung: Welche Rolle spielen Lipidnanopartikel?
Das Risiko für eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann nach der Corona-Impfung mit den mRNA-Impfstoffen BioNTech/Pfizer und Moderna besonders bei jungen Menschen steigen. Die Ursache für die Entzündung des Herzmuskels ist allerdings noch nicht geklärt. Griechische Fachleute geben jetzt einen interessanten Denkanstoß.

Aufgrund des erhöhten Risikos einer Herzmuskelentzündung wird der Corona-Impfstoff von Moderna nur noch Personen über 30 Jahren empfohlen. Warum die Herzmuskelentzündung besonders bei Jüngeren auftritt, ist bisher noch nicht ausreichend geklärt.
Herzmuskelentzündung: Sind Lipidnanopartikel in mRNA-Impfstoffen verantwortlich?
Bei einer Herzmuskelentzündung, auch Myokarditis genannt, befallen Viren oder Bakterien das Muskelgewebe des Herzens. Auch eigene Abwehrzellen können bei einer Störung des Immunsystems den Herzmuskel angreifen und zu einer Entzündung führen.
Eine Myokarditis kann besonders bei jungen Männern und Frauen nach der mRNA-Impfung auftreten. Forschende sind bereits auf der Suche nach der Ursache. Griechische Expert*innen geben nun verschiedene Denkanstöße.
Für eine Herzmuskelentzündung nach der mNRA-Impfung könnten neben einer Überreaktion des Immunsystems oder hormonellen Einflüssen auch Inhaltsstoffe des mRNA-Impfstoffes verantwortlich sein.
Besonders Lipidnanopartikel (LNP), eine Art Fettkörperchen, welche als Transportmittel für Arzneimittel dienen, rücken in den Fokus der Forschung. Da Herzmuskelentzündungen gerade nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoffen auftreten, könnten die dort verwendeten Lipidnanopartikel eine wichtige Rolle bei der Entstehung spielen. Denn andere Impfstoffarten enthalten diese Partikel nicht.
Auch in anderen Bereichen dienen die Nanopartikel als Transportmittel für Arzneien und andere Inhaltsstoffe, beispielsweise bei Chemotherapien und Grippeimpfstoffen. In Zusammenhang mit diesen Stoffen wurde bisher allerdings kein erhöhtes Myokarditis-Risiko festgestellt.
Dies ist mit der weltweit hohen Impfquote und einer intensiven Überwachung der Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen zu erklären. So konnten Herzmuskelentzündungen und weitere Folgen schnell erkannt und in Zusammenhang mit der Impfung gebracht werden.
Ein weiterer Grund für die bisher unentdeckten Nebenwirkungen von LNPs bei anderen Medikamenten könnte sein, dass die Arzneien bisher nur selten in der betroffenen Altersgruppe (unter 30 Jahre) eingesetzt wurden. LNPs könnten also auch in diesen Fällen eine Immunreaktion auslösen oder Myokardzellen unbemerkt befallen – bisher ist dazu allerdings nichts bekannt.
Ursache der Erkrankung sollte weiter untersucht werden
Da die mRNA-Impfstoffe schwere Verläufe von COVID-19 mit einer hohen Wahrscheinlichkeit verhindern können und eine Myokarditis auch nach einer Corona-Infektion verstärkt auftreten kann, wird die Impfung weiterhin dringend empfohlen.
Besonders im Rahmen der weltweit laufenden Boosterimpfungen weisen die Forschenden darauf hin, die Ursache weiterhin zu untersuchen, um mögliche Entzündungen des Herzmuskels künftig verhindern zu können.
Die meisten Herzmuskelentzündungen verlaufen mild und Betroffene erholen sich von selbst wieder. Dennoch wird empfohlen, vorsichtshalber auf sportliche Betätigung am Tag der Impfung und ein bis zwei Tage darauf zu verzichten. Bei möglichen Symptomen sollte medizinischer Rat gesucht werden.
Quellen
- Ärzteblatt (2022): Sind Lipidnanopartikel bei der Pathogenese der mRNA-Impfstoff-assoziierten Myokarditis relevant? (Abruf: 01/2022)
- Tsilingiris, D. et al. (2022): Potential implications of lipid nanoparticles in the pathogenesis of myocarditis associated with the use of mRNA vaccines against SARS-CoV-2. In: Metabolism Open, Vol. 13.