Omikron-Subtyp BQ.1.1 – was ist bisher über "Cerberus" bekannt?
Ein neuer Subtyp der Omikron-Variante bestimmt zunehmend das Pandemiegeschehen in Europa und Nordamerika: BQ.1.1, inoffiziell auch "Cerberus" genannt. Was sollte man zu der Untervariante des Coronavirus wissen?

Aus den bisher vorliegenden Informationen zu BQ.1.1 können Forschende schon erste Rückschlüsse ziehen, welchen Einfluss die Variante auf das Infektionsgeschehen und mögliche Krankheitsverläufe haben könnte.
Der Name "Cerberus" stammt übrigens von Nutzer*innen des Kurznachrichtendienstes Twitter. Dort hat es sich eingebürgert, Corona-Subtypen die Namen von mythologischen Kreaturen zu geben – so gibt es neben dem Höllenhund "Cerberus" auf Twitter auch den "Hippogreif" oder den "Centaurus" als Bezeichnungen für Untervarianten von SARS-CoV-2.
Omikron BQ.1.1 – wie beeinflusst die Untervariante das Infektionsgeschehen?
BQ.1.1 ist eine Untervariante von BQ.1 und gehört damit zu einer neuen Sublinie der Omikron-Untervariante BA.5. Die Ansteckungsgefahr ist dementsprechend – wie schon bei BA.5 – hoch.
So stellte der Bioinformatiker Cornelius Römer bereits Anfang Oktober Prognosen zur Übertragung im Vergleich zu den bisherigen Varianten des Coronavirus auf. Laut ihm ist der Anstieg der Übertragbarkeit von BQ.1.1 etwa vergleichbar mit dem zwischen den Omikron-Subtypen BA.1 und BA.2 oder zwischen BA.2 und BA.5. Das bedeutet, die Anzahl an Infektionen in einem gewissen Zeitraum steigt durch die Ausbreitung von BQ.1.1 gegenüber den aktuell dominanten Untervarianten BA.4 und BA.5 leicht an. Der Unterschied ist aber deutlich geringer als zwischen der Delta-Variante und Omikron.
Dennoch ist davon auszugehen, dass BQ.1.1 voraussichtlich einen immer größeren Anteil der Neuinfektionen ausmachen wird. Auch in Deutschland wurden bereits einige Erkrankungen festgestellt, die auf "Cerberus" zurückzuführen sind. Die aktuellsten Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) beziehen sich auf die Kalenderwoche 45. In dieser Woche lag der Anteil von BQ.1.1 an Neuinfektionen insgesamt bei circa 9 Prozent. Zum Vergleich: In Kalenderwoche 44 machte die Variante etwa 8 Prozent der Neuinfektionen aus.
Die zunächst befürchtete wöchentliche Verdoppelung der Infektionen mit BQ.1.1 ist bisher also vermutlich ausgeblieben, wobei die Dunkelziffer von nicht gemeldeten Infektionen weiterhin hoch sein dürfte. Dadurch können weniger Proben ausgewertet werden, wodurch in vielen Fällen die auslösende Virusvariante nicht ermittelt werden kann.
Wie gut ist man durch vorherige Infektionen oder die Impfung geschützt?
Momentan ist noch wenig dazu bekannt, ob sich Personen, die sich bereits mit BA.2 oder anderen Omikron-Varianten wie BA.5 infiziert haben, erneut mit BQ.1.1 anstecken könnten. Vermutlich ist dies aufgrund der zahlreichen Mutationen von BQ.1.1 aber möglich.
BQ.1.1 verfügt über fünf Mutationen am Spike-Protein, welches es dem Coronavirus ermöglicht, an menschliche Zellen anzudocken. Dieses Spike-Protein ist ein charakteristisches Merkmal des Coronavirus, auf dessen Erkennung das Immunsystem durch eine Impfung oder auch eine durchgemachte Infektion trainiert wird. Verändern Mutationen dieses Spike-Protein, fällt es dem Körper schwerer, das Virus zu erkennen und schnell zu bekämpfen. Insofern ermöglichen die Mutationen BQ.1.1 in einem gewissen Ausmaß eine sogenannte Immunflucht, sprich: Die Subvariante wird durch Antikörper im Blut schlechter erkannt.
Laut Meinung von Fachleuten bieten aber sowohl vorangegangene Infektionen als auch die Impfung weiterhin einen hohen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Das liegt daran, dass die B- und T-Zellen als Teil des Immunsystems sowie die sogenannten "Gedächtniszellen" auch noch nach längerer Zeit und unabhängig von Veränderungen der Virusvarianten am Spike-Protein den Anstoß zur Bildung neuer Antikörper gegen das Coronavirus geben können.
Antikörpertherapien nach neuesten Erkenntnissen nicht wirksam
Da BQ.1.1 eine Sublinie der Untervariante BA.5 darstellt, ist für Personen aus Risikogruppen weiterhin eine vierte Impfung mit einem an BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff sinnvoll – insbesondere mit Blick darauf, dass bisher etablierte Antikörpertherapien zur Behandlung von schweren Verläufen bei BQ.1.1 nach neuesten Forschungsergebnissen nicht effektiv anschlagen. Neben der Impfung raten die Wissenschaftler*innen, auf deren Studie diese Aussage beruht, deshalb zu einem verstärkten Einsatz des Corona-Medikaments Paxlovid® bei Angehörigen von Risikogruppen.
Welche Symptome löst "Cerberus" aus?
Bisher gibt es wenige fundierte Aussagen dazu, welche Symptome durch eine Infektion mit BQ.1.1 ausgelöst werden. Es ist momentan davon auszugehen, dass sich ähnliche Symptome zeigen wie bei bisher verbreiteten Omikron-Varianten. Zu den Anzeichen gehören insbesondere Kopfschmerzen, Schnupfen, Halsschmerzen und trockener Husten. Zudem wird von einer Zunahme von Krankheitsverläufen mit Übelkeit, Durchfall und Erbrechen berichtet. Umfassende Nachweise dafür gibt es bislang jedoch noch nicht.
Auf Grundlage der bisher vorliegenden (allerdings noch begrenzten) Daten gibt es aber zumindest keinen Grund zu der Annahme, dass BQ.1.1 schwerere Krankheitsverläufe auslöst als die bisher dominierenden Omikron-Varianten.
Was hat es mit der Subvariante XBB auf sich?
Omikron XBB spielt für das Infektionsgeschehen in Deutschland bisher keine Rolle. Die Untervariante des Coronavirus wurde allerdings bereits in 17 Ländern nachgewiesen, vor allem in Asien ist sie verbreitet. In Singapur hat XBB bereits den bisher dominanten Subtyp BA.5 verdrängt. Mittlerweile macht XBB in dem Land über die Hälfte der Neuinfektionen aus. Der Anteil hat sich dabei innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt.
XBB verfügt über sieben Mutationen am Spike-Protein, was es ihm ermöglicht, dem Immunsystem teilweise zu entgehen. Bisher gibt es aber auch hier zumindest keine Hinweise darauf, dass XBB schwerere Krankheitsverläufe auslöst als BA.5.
Quellen
- Online-Informationen des European Centre for Disease Prevention and Control (2022): Spread of the SARS-CoV-2 Omicron variant sub-lineage BQ.1 in the EU/EEA. (Abruf: 10/2022)
- Online-Informationen des Robert Koch-Instituts (2022): Wöchentlicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). (Abruf: 10/2022)
- Klein, O. / ZDF (2022): Neue Omikron-Variante. BQ.1.1 setzt sich durch - was bekannt ist. (Abruf: 10/2022)
- Stöckel, M. / Deutschlandfunk Kultur (2022): Corona-Fragen vor dem Winter. Wie gut bin ich geschützt? (Abruf: 10/2022)
- Kekulé, A. / Focus (2022): Trotz "Pentagon" ist Lauterbachs "Killer-Variante" nirgendwo in Sicht. (Abruf: 10/2022)
- Online-Informationen des Ministry of Health Singapore (2022): Update on Covid-19 Situation and Measures to Protect Healthcare Capacity. (Abruf: 10/2022)
- Online-Informationen des Robert Koch-Instituts (2022): Wöchentlicher Lagebericht des RKIzur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). (Abruf: 11/2022)
- Arora, P. et al. (2022): Omicron sublineage BQ.1.1 resistance to monoclonal antibodies. In: The Lancet.
- Beigel, L. / Redaktionsnetzwerk Deutschland (2022): Neue Corona-Varianten breiten sich in Europa aus: Was bisher über BQ.1 und BQ.1.1 bekannt ist. (Abruf: 11/2022)