Omikron – milder als gedacht?
Die neue Omikron-Variante ist besonders infektiös und kann die Immunantwort schneller umgehen. In Dänemark und Großbritannien ist die Variante bereits auf dem Vormarsch, auch in Deutschland ist Omikron angekommen. Doch wie gefährlich ist die Corona-Mutation?

Eine erste Studie weist auf eher mildere COVID-19-Verläufe mit der Omikron-Variante hin, doch Fachleute mahnen zur Vorsicht.
Omikron: Niedriges Risiko für einen schweren Verlauf?
Ein Forschungsteam analysierte erste Daten Omikron-Infizierter im Zeitraum von Oktober bis November. Laut den Berechnungen hätten Erkrankte mit Omikron ein 80 Prozent geringeres Risiko für einen Krankenhausaufenthalt. Personen, die in der Klinik behandelt werden mussten, zeigen keinen Unterschied zu bisherigen Virusvarianten.
Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt, betonte gegenüber dem Science Media Center bereits vergangene Woche, die Daten aus Südafrika seien schwer einzuschätzen: "Wir dürfen das nicht eins zu eins mit Südafrika vergleichen, die Bevölkerung ist nicht vergleichbar mit der europäischen. Die sind deutlich jünger im Schnitt, sie haben eine deutlich höhere Infektionsrate gehabt, das heißt viele sind schon genesen und das ist bei uns ja nicht der Fall. Deshalb gibt es einen Schutz vor schwerer Erkrankung, wie das hier in Deutschland sein wird, kann man allerdings nicht direkt darauf übertragen."
Auch erste Studien aus Großbritannien deuten auf einen milderen Verlauf hin. Da auch hier bereits viele Menschen an COVID-19 erkrankt waren und die Datenlage bislang ebenfalls noch übersichtlich ist, sind weitere Studien dringend erforderlich.
Wie sich Omikron letzten Endes in Deutschland verhält, ist bisher unklar. Eine höhere Datenmenge ist nötig, um weitere Erkenntnisse zu liefern.
Omikron-Variante verhält sich im Körper anders
Eine weitere unveröffentlichte Studie der Universität Hongkong gibt erste Hinweise darauf, wie sich das Virus im Körper verhält. Erste Laboruntersuchungen weisen darauf hin, dass sich das Virus in den Bronchien bis zu 70 Mal schneller ausbreiten könnte als die bisher vorherrschende Delta-Variante und die Ursprungsform von SARS-CoV-2. Im menschlichen Lungengewebe hingegen ist die Ausbreitung zehn Mal niedriger als bei bisherigen Varianten.
Dies könnte insgesamt auf eine geringere Schwere der Erkrankung hinweisen. Die Forscher*innen betonen allerdings, dass Komplikationen bei einer COVID-Erkrankung auch durch eine extreme Reaktion des Immunsystem ausgelöst werden können. Inwiefern der menschliche Körper also auf das Virus reagiert, kann in dieser Laborstudie nicht nachgewiesen werden.
Die Omikron Variante sollte laut den Autor*innen trotz der Studienergebnisse keinesfalls unterschätzt werden.
Das Virus ist hochinfektiös und kann für eine fünfte Corona-Welle sorgen. Auch wenn insgesamt mildere Verläufe auftreten können, kann das Gesundheitssystem aufgrund der Menge an Fällen an seine Grenzen gebracht werden. AHA-Regeln, regelmäßiges Testen und Kontaktbeschränkungen sind weiterhin nötig, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern und zu verlangsamen.
Quellen
- Chan Chi-wai, M. et al. (2021): HKUMed finds Omicron SARS-CoV-2 can infect faster and better than Delta in human bronchus but with less severe infection in lung. Vorveröffentlichte Studie der Universtität Hongkong.
- Wolter, N. et al. (2021): Early assessment of the clinical severity of the SARS-CoV-2 Omicron variant in South Africa. In: medRxiv.
- Online-Informationen des Science Media Center: Die Omikron-Variante – Status quo und Ausblick. (Abruf: 12/2021)