Omikron und Influenza: Droht noch eine Twindemie?

Die strengen Maßnahmen während der Corona-Pandemie haben nicht nur die Ausbreitung von SARS-CoV-2 gehemmt, auch andere Viren kamen in den vergangenen zwei Jahren weniger zum Zug. Das könnte sich aber in Zukunft ändern: In mehreren Ländern steigen nun neben den Corona-Zahlen auch die Grippe-Erkrankungen – auch schwere Verläufe und Hospitalisierungen sind möglich. Droht dem Gesundheitssystem womöglich eine Doppelbelastung?

Junges Mädchen mit Grippe im Bett
© Getty Images/ Jose Luis Pelaez Inc

Das Coronavirus wütet weiter und auch die Zahl der Grippe-Infizierten nimmt langsam zu. Das Robert Koch-Institut (RKI) vermeldete vergangene Woche insgesamt 151 bestätigte Fälle, auch in anderen Ländern steigen die Zahlen.

Grippewelle droht bis in den frühen Sommer

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnt vor der schnellen Ausbreitung der Grippeviren parallel zu SARS-CoV-2. Eine verspätete Grippewelle, die über das normale Saisonende im Mai herausgeht, wäre laut den Fachleuten der ECDC möglich.

Pasi Penttinen, Experte der ECDC warnte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters vor den Folgen möglicher Lockerungen: "Wenn wir anfangen, alle Maßnahmen aufzuheben, besteht die große Sorge, die ich in Bezug auf die Influenza habe, darin, dass wir uns vielleicht von den normalen saisonalen Mustern entfernen werden, weil wir so lange fast keine Zirkulation in der europäischen Bevölkerung hatten."

Eine Doppelbelastung durch COVID-19 und Influenza könnte das Gesundheitssystem an seine Grenzen bringen.

Grippevirus möglicherweise besonders aggressiv

Grippe-Infektionen könnten aufgrund zwei wichtiger Faktoren in dieser Saison besonders stark ausfallen:

  • Grippestamm der Influenza: Bisherige Laboruntersuchungen zeigen, dass besonders die H3-Variante der Influenza (H3N1) grassiert. Die Variante kann vor allem bei älteren Personen oder Schwangeren zu schweren Verläufen führen.
  • Erschwerte Anpassung der Grippeimpfstoffe: Die Vakzine gegen Grippe basieren aufgrund der Influenza-Varianten meist auf den Viren der vorausgegangenen Saison. So kann der Schutz des Impfstoffs optimiert werden. Aufgrund weniger Infektionen und Erkrankungen in den vergangenen beiden Jahren kann der Impfstoff jedoch nur schwer angepasst werden.

Eine Impfung gegen Influenza wird ebenso empfohlen wie gegen COVID-19. So kann ein schwerer Verlauf mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert und das Gesundheitssystem entlastet werden.

Neben älteren Personen und Schwangeren sind auch Kinder aufgrund des geringen Kontakts mit H3N1 gefährdet.

Grippe-Zahlen steigen auch in anderen Ländern

Auch in anderen Ländern steigt die Zahl der Grippe-Infektionen: Frankreich und Schweden sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besonders betroffen.

Aktualisiert: 24.01.2022
Autor*in: Alexandra Maul, News-Redakteurin