Enzyme: Junge Menschen
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Was sind Enzyme?

Von: Olga Tschesnokowa (Biologin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 25.09.2018 - 11:39 Uhr

Enzyme treiben im Körper viele wichtige biochemische Reaktionen an. So setzen sie Stoffe zu anderen Stoffen um und spalten große Moleküle auf. Daher werden Enzyme auch als Biokatalysatoren bezeichnet. Sie erschließen Grundbausteine, die für unseren Körper nötig sind, aus der Nahrung und sind am Stoffwechsel beteiligt. Neben Verdauung, Wachstum und Atmung, werden sie für die Weiterleitung von Reizen und vielen weiteren Abläufen in unserem Körper benötigt. Enzyme ermöglichen als Regulatoren und Kontrollpunkte den reibungslosen Ablauf chemischer Reaktionen im Körper.

Enzyme als Biokatalysatoren

Fast alle Enzyme sind Proteine, die in biochemischen Reaktionen unseres Körpers als Katalysatoren wirken. Enzyme haben viele unterschiedliche Funktionen. Von der Verdauung über Stoffwechselvorgängen bis hin zur Übersetzung des Erbguts in Proteine sind Enzyme als Biokatalysatoren beteiligt.

Enzyme bestehen aus Eiweißketten. Dabei unterscheidet man zwischen einfachen Enzymen mit nur einer Proteinkette und Enzymen, die aus mehreren zusammenhängenden Proteinketten bestehen. Diese Proteinketten sind für jede Enzymklasse charakteristisch gefaltet. Enzyme sind oft multifunktional. So übernehmen einfache Enzyme nicht selten mehrere Aufgaben im Körper. Oft schließen sich aber auch einige Enzyme zu einem großen Komplex zusammen. Innerhalb dieses Komplexes stehen die einzelnen Enzyme in Wechselwirkung und regulieren sich gegenseitig.

Die wichtigsten Enzyme im menschlichen Körper

In unserem Körper befinden sich unzählige Enzyme. Die wohl grundlegendste Aufgabe übernehmen die Verdauungsenzyme. Sie sind dafür verantwortlich, dass die aufgenommene Nahrung in kleine Grundbausteine wie Aminosäuren, Fettsäuren und Zuckermoleküle zerlegt wird. Diese Bausteine werden über Schleimhäute ins Blut aufgenommen im Stoffwechsel verwertet oder gespeichert.

Es gibt fünf große Gruppen von Verdauungsenzymen:

  • Peptidasen zerlegen Proteine und Peptide zu Aminosäuren.
  • Glykosidasen bauen lange Zuckerketten wie Stärke oder Glykogen zu einfachen Zuckermolekülen ab.
  • Lipasen werden in der Bauchspeicheldrüse gebildet und spalten Fette in Fettsäuren und Glycerin.
  • Nukleasen zerlegen Nukleinsäuren.
  • Laktase spaltet Milchzucker zu Galaktose und Glukose.

Weitere wichtige Enzyme

Eine wichtge Rolle im Körper spielt auch das Enzym Laktat-Dehydrogenase. Es kommt vor allem in der Leber, in den roten Blutzellen und in den Muskeln vor. Erhöht sich die Konzentration von Laktat-Dehydrogenase im Blut, deutet es auf eine Blutarmut hin.

Das Enzym Troponin T eignet sich gut, um eine Schädigung des Herzens nachzuweisen. Es wird vom Herzmuskel bei einem Infarkt in das Blut abgegeben. Ärzte können durch die Menge an Troponin T im Blut Rückschlüsse auf die Schwere der Beschädigung ziehen.

Alkalische Phosphatase ist in den Knochen, in der Leber und in den Gallengängen vorzufinden. Das Enzym Gamma-GT kommt im Gehirn, in der Niere und in der Leber vor. Erhöhte Werte beider Enzyme im Blut deuten auf die Erkrankungen der Organe hin, in denen sie ihre Arbeit verrichten.

Enzyme in der Nahrung

Enzyme kommen nicht nur im Körper vor, sondern stecken auch in vielerlei Nahrung. Wichtige Enzyme, die der Körper selbst nicht herstellen kann, müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Um Enzyme über die Nahrung aufzunehmen, sollte darauf geachtet werden, dass die Lebensmittel frisch und roh sind. Dadurch ist gewährleistet, dass Enzyme nicht zerfallen.

Enzyme, die in frischem Obst oder Gemüse enthalten sind, helfen uns dabei vielerlei Kost zu verdauen. Häufig werden über Lebensmittel nicht genügend Enzyme aufgenommen, sodass die Nahrung nicht vollständig verdaut wird, da Verdauungsenzyme fehlen. Unverdaute Nahrungsreste können sich in Form von Fett oder Schlacken im Körper anlagern.

Enzymreiches Obst und Gemüse

Vitamine, Spurenelemente und Mikronährstoffe sind gesundheitsfördernd und oft Bestandteile von Enzymen. Daher geht mit einem Mangel an Vitaminen oft ein Mangel an Enzymen einher, die von unserem Körper nicht bereit gestellt werden.

Natürliche Enzyme können über Obst, rohes Gemüse, Salat und Nüsse zugeführt werden. Vor allem Bananen, Kiwis, Ananas, Papaya, Feigen und Birnen stechen durch ihren hohen Gehalt an Enzymen hervor. Enzymreiche Gemüsesorten sind Brokkoli, Gurken, Tomaten und Zucchini.

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Bromelain: Enzym in der Ananas

Bromelain ist als Enzym aus der Ananas bekannt. Der Name steht für zwei Enzyme, die in der Frucht gefunden wurden. Bromelain wirkt gerinnungs- und entzündungshemmend, was besonders bei vielen Erkrankungen, die auf eine Entzündung zurückzuführen sind, von Vorteil ist. Dazu zählen unter anderem Diabetes, Osteoporose, Arthritis, Bluthochdruck, aber auch Akne und Alzheimer.

Außerdem helfen die Enzyme der Ananas bei dem Abbau von Eiweißen aus der Nahrung. Die Eiweiße werden in ihre Bestandteile – die Aminosäuren – zerlegt, welche wiederum für den Aufbau von körpereigenen Zellen benötigt werden.

Enzyme in der Lebensmittelherstellung

Biokatalysatoren wie Enzyme spielen auch bei der Herstellung von Getränken und Lebensmitteln eine wichtige Rolle. In unzähligen Gärungsprozessen wandeln Enzyme in Bakterien Zucker in Säure um. Dadurch wird der Verzehr von Alkohol, Käse, Joghurt und Backwaren erst möglich. In der Käseproduktion werden Proteasen zur Milchgerinnung eingesetzt. Enzyme von Milchsäurebakterien kommen der Produktion von Joghurt zugute. In Brennereien, Brauereien und in der Herstellung von Backwaren eingesetzt werden die Enzyme Amylase und Protease eingesetzt.