Lakritze
© Getty Images/jirkaejc

Lakritze – gesunder Snack mit wenigen Kalorien?

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 11.11.2022 - 10:42 Uhr

Zur Schnecke aufgerollte Schnüre, mit Zucker überzogene Stangen oder pastillenförmige Hartlakritze: Egal welche Sorte – charakteristisch für Lakritze ist die schwarze Farbe, für die der Saft des Süßholzstrauches verantwortlich ist (auch wenn der Farbe heute oft künstlich nachgeholfen wird). Dass Lakritze auch medizinische Wirkungen hat, ist weniger bekannt. Aber ist Lakritze deshalb gesund? Wie viele Kalorien enthält die Süßigkeit und kann der Verzehr von Lakritz auch Nebenwirkungen haben? Das und mehr lesen Sie hier!

Aus was besteht Lakritze?

Die wichtigste Zutat von Lakritz ist ein Extrakt, der aus Süßholzwurzeln gewonnen wird und der dem Produkt seinen charakteristischen Geschmack verleiht. Süßholz stammt aus der Familie der Hülsenfrüchtler. Die Wurzeln der Süßholzpflanze wurden bereits in der Antike geerntet. Die Wurzelrinde enthält Glycyrrhizin, ein Glykosid (eine Zuckerverbindung), das der Lakritze ihren Geschmack verleiht und eine fünfzigfach stärkere Süßkraft besitzt als Rohrzucker.

Lakritze aus Deutschland enthält mindestens fünf Prozent getrockneten Süßholzwurzel-Extrakt, der aus verschiedenen Süßholzarten gewonnen werden kann. Weitere Inhaltsstoffe sind Zucker, Glukosesirup, Stärke, Gelatine, Salz, verschiedene Aromen, Zuckercoleur und Salmiak. Bei Letzterem handelt es sich um den Mineralstoff Ammoniumchlorid.

Lakritz: Kalorien und Nährwerte

100 Gramm der Süßigkeit schlagen mit etwa 360 Kilokalorien (1.507 Kilojoule) zu Buche. Im Vergleich zu anderen Süßigkeiten, wie Vollmilchschokolade (circa 550 Kilokalorien) oder Vanilleeis (175 Kilokalorien) belegt Lakritze also bezüglich der Kalorien einen mittleren Platz.

Darüber hinaus enthält Lakritz lediglich 0,4 Gramm Fett und immerhin 3,8 Gramm Eiweiß (Protein) sowie ein Gramm Ballaststoffe.

Ist Lakritze gesund?

Der Süßholzwurzel wird schon seit jeher eine positive Wirkung zugesprochen. So wurde der Saft der Pflanze bereits im alten Ägypten und Griechenland zur Behandlung zahlreicher Krankheiten eingesetzt. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) spielt Süßholz eine wichtige Rolle.

Heute finden Süßholzwurzeln aufgrund ihrer schleimlösenden und antientzündlichen Wirkung auch in pflanzlichen Heilmitteln wie Tees, Hustensaft und Hustenpastillen Anwendung. Auch antibakterielle und antivirale sowie leberschützende Eigenschaften werden der Pflanze zugeschrieben.

Verantwortlich für diese gesundheitliche Wirkung sind die in Süßholz enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, sogenannte Triterpensaponine. Dazu zählen Flavonoide, Cumarine und im Fall von Süßholz insbesondere Glycyrrhizin.

Daneben werden dem Verzehr von Lakritze noch weitere Effekte zugeschrieben:

  • Italienische Forschende vermuten, dass regelmäßiger Konsum von Lakritz die Fettpolster schmelzen lassen könnte. Neben dem enthaltenen Glycyrrhizin liegt das eventuell auch am appetithemmenden Effekt der Lakritze.
  • Durch die Blockade von Enzymen soll es bei Frauen durch den Genuss von Lakritze zu einer Steigerung der Libido kommen.
  • Das in Lakritz enthaltene Glycyrrhizin könnte auch gegen Corona helfen. Im Labor konnten antivirale Effekte nachgewiesen werden, die auch die Vermehrung des Coronavirus stören. Umfassende Studien an Menschen liegen bisher aber nicht vor.

Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass Süßholzwurzel, deren Extrakt in Lakritze enthalten ist, durchaus mit einer gesunden Wirkung punkten kann. Man sollte aber daran denken, dass Lakritz zum einen recht viel Zucker enthält (je nach Sorte etwa 50 Gramm pro 100 Gramm), zum anderen in zu großen Mengen verzehrt auch Nebenwirkungen mit sich bringen kann.

Lakritz: Nebenwirkungen durch den Verzehr

So gut Lakritze vielen Menschen schmeckt und so gesund Süßholz in gewissen Mengen sein kann – bei dieser Süßigkeit ist Achtsamkeit geboten. Beim Abbau von Glycyrrhizin entsteht Glycyrrhetinsäure, die ein Enzym des hormonell gesteuerten Mineralstoffhaushaltes hemmt.

Dadurch kann es im Körper zu einem Überschuss des Stresshormons Kortisol kommen. In der Folge kann es dadurch zu Wasser- und Natriumanreicherungen sowie Kaliumverlusten kommen.

Isst man zu viel Lakritze, können folgende Symptome auftreten:

Durch die Auswirkungen von Lakritz auf den Blutdruck sollten vor allem Personen mit Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie mit Diabetes das Lebensmittel meiden oder nur in sehr geringen Mengen verzehren.

Darüber hinaus kann auch der in Lakritze enthaltene Salmiak gesundheitliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Im Übermaß genossen beeinträchtigt der Mineralstoff den Ionenhaushalt im menschlichen Körper. Dies kann zu Übelkeit und Erbrechen bis hin zu neuronalen Beschwerden führen. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Übersäuerung des Blutes kommen (metabolische Azidose).

Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät deshalb zur Einschränkung des Lakritzkonsums – als Grenzwert für den täglichen Verzehr von Glycyrrhizin gelten für gesunde Menschen 100 Milligramm, das entspricht etwa 50 Gramm Lakritze.

Was ist "Erwachsenenlakritz"?

Bei sogenanntem "Erwachsenenlakritz" handelt es sich um ein Lakritzprodukt mit besonders hohem Gehalt an Salmiak. Übersteigt dieser zwei Prozent, muss die Lakritzware einen Warnhinweis enthalten ("Erwachsenenlakritz – kein Kinderlakritz"). Liegt der Salmiakgehalt über 4,5 Prozent, trägt das Produkt den Warnhinweis "Extra stark, Erwachsenenlakritz – kein Kinderlakritz". Insbesondere Importware, beispielsweise aus den Niederlanden, hat häufig einen besonders hohen Salmiakgehalt von bis zu 7,99 Prozent.

Lakritze in Schwangerschaft und Stillzeit

Auch in der Schwangerschaft wird vom Genuss von Lakritze abgeraten, da diese auch die Konzentration von Kortisol im Kreislauf des Fötus erhöhen kann. Eine finnische Studie mit 1.049 Teilnehmerinnen lässt vermuten, dass sich dies negativ auf die späteren kognitiven Fähigkeiten des Kindes auswirken könnte. 51 der Teilnehmerinnen hatten während der Schwangerschaft pro Woche etwa 500 Milligramm Glycyrrhizin zu sich genommen. Die Kinder dieser Frauen zeigten im Alter von acht Jahren unter anderem Schwierigkeiten beim räumlichen Vorstellungsvermögen und bei der Konzentration. Weitere Studien mit Menschen zu einem möglichen Zusammenhang gibt es bisher noch nicht. Tierversuche zeigen aber ähnliche Ergebnisse.

Wissenschaftliche Untersuchungen zum Lakritzverzehr in der Stillzeit fehlen bisher. Sicherheitshalber sollten stillende Frauen aber Lakritz auch nur in kleinen Mengen genießen.

Wie halten Sie sich im Winter fit?
Joggen
6%
Fitnessstudio
16%
Mit dem Rad zur Arbeit
5%
Vereinssport
10%
Spazierengehen
32%
Ich bin und bleibe unfit.
31%
Mehr Umfragen

Geschichte der Lakritze

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts ist im englischen Pontefract der "Lakritz-Taler" dokumentiert, der zu medizinisch-therapeutischen Zwecken eingesetzt wurde. 1760 mischte der Apotheker George Dunhill den Talern dort Zucker und Mehl bei und proklamierte die Erfindung der Süßigkeit für sich.

Vielleicht gelangte Süßholz jedoch auch mit anderen Kolonialwaren nach Mitteleuropa – dass sie auch heute noch besonders in Regionen in der Nähe des Meeres verbreitet ist, spricht für diese Theorie. Weltmeister im Verbrauch von Lakritze sind übrigens die Niederlande – durchschnittlich zwei Kilogramm werden dort pro Person jährlich verspeist, zehnmal so viel wie in Deutschland.

Lakritz in Deutschland

Lakritze ist in Deutschland ein beliebtes Lebensmittel, das in ganz unterschiedlichen Varianten angeboten wird. Die Variationsbreite und Zubereitungsarten sind sehr vielfältig und reichen von Lakritzbonbons über Lakritzschnecken bis zu Lakritzlikör. Auch der Geschmack variiert von herb oder mild-süß über salzig bis zum starken Aroma von Ammoniumchlorid (Salmiak). Wer Nachspeisen, Backwaren oder Soßen eine feine Lakritznote verleihen möchte, kann durch ein wenig Lakritzpulver nachhelfen.

Lakritz wird in Deutschland meist gesüßt verzehrt, in anderen Ländern ist auch die salzige Variante beliebt. Auch hierzulande gibt es aber mittlerweile zumindest zuckerfreie Sorten, wobei einige davon mit Zuckerersatzstoffen wie Stevia gesüßt sind.