Kapseln mit Biotin und Kamm
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Biotin: Wirkung & Nebenwirkung von Vitamin B7

Von: Daniela Heinisch (Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 15.07.2022 - 11:20 Uhr

Als Nahrungsergänzungsmittel hat Biotin in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt: Kapseln und Tabletten mit Biotin sollen für schöne Haare sorgen, die Fingernägel stärken und gegen entzündliche Hautreaktionen wie Akne wirken. Doch was genau ist an der angepriesenen Wirkung von Biotin dran? Können Nebenwirkungen durch die Einnahme von Biotinpräparaten auftreten und welche Lebensmittel enthalten das Vitamin?

Was ist Biotin und welche Wirkung hat es im Körper?

Biotin wurde ursprünglich als Vitamin H bezeichnet, da man schon früh seine Bedeutung für die Haut erkannte. Wie Folsäure gehört Biotin jedoch zum Vitamin-B-Komplex und ist deshalb mittlerweile auch als Vitamin B7 bekannt. Biotin ist wasserlöslich und kann von den Proteinen Streptavidin und Avidin im Körper gebunden werden, was die Verwertung des Vitamins im Darm erschwert.

Sowohl für den Fettsäurestoffwechsel sowie den Stoffwechsel der Kohlenhydrate und Eiweiße als auch im Zellkern spielt Biotin eine wichtige Rolle. Ebenso ist es an der Regulierung des Blutzuckerspiegels beteiligt und trägt zur Funktion des Nervensystems bei. Auch zur körpereigenen Produktion von Kreatin wird es benötigt – einer der Baustoffe für Haare und Nägel.

Vitamin B7 wird also für zahlreiche Körperfunktionen gebraucht.

Wie hoch ist der Tagesbedarf an Biotin?

Der genaue Tagesbedarf an Biotin ist nicht bekannt. Es liegen jedoch Referenzwerte vor, die als Orientierung für den ungefähren Bedarf dienen sollen.

Für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene sowie Schwangere liegt der tägliche Bedarf laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bei circa 40 Mikrogramm Biotin, also 0,04 Milligramm. Stillende Frauen haben mit 45 Mikrogramm (0,045 Milligramm) pro Tag einen etwas höheren Bedarf.

Biotin in Lebensmitteln

Bei einer ausgewogenen Ernährung lässt sich der Tagesbedarf an Biotin leicht über die normale Nahrungsaufnahme decken. Das Vitamin ist hitzebeständig, allerdings auch wasserlöslich, sodass bei gekochten Lebensmitteln Anteile ins Kochwasser übergehen können.

Manche Lebensmittel sind wahre Biotinspender. Dazu gehören zum Beispiel:

Der Tagesbedarf lässt sich beispielsweise mit 200 Gramm Champignons (29 Mikrogramm Biotin) und 50 Gramm Vollkornhaferflocken (10 Mikrogramm) nahezu decken. Zwei Scheiben Vollkornbrot (9 Mikrogramm Biotin) und ein gekochtes Ei (12 Mikrogramm) decken bereits die Hälfte des täglichen Bedarfs.

Biotin: Mangel an Vitamin B7 ist selten

Biotin ist für wichtige Vorgänge des Körpers unerlässlich. Anders als bei einigen anderen lebensnotwendigen Vitaminen nimmt der Körper meist ausreichend Biotin über Lebensmittel auf. Daher leiden gesunde Menschen, die sich ausgewogen ernähren, äußerst selten an Biotinmangel.

Mögliche Symptome für einen Biotinmangel können sein:

Risikogruppen für einen Biotinmangel

Anfällig für einen Biotinmangel sind aufgrund der schlechteren Verwertung von Vitaminen und des höheren Bedarfs Raucher*innen und Alkoholiker*innen. Auch stillende Mütter haben ein höheres Risiko für einen Mangel.

Daneben tritt ein Biotinmangel häufig bei Menschen auf, die an bestimmten Stoffwechselkrankheiten (wie etwa einem Biotinidasemangel) leiden. Unter einem Biotinidasemangel versteht man die mangelnde Aktivität des Enzyms Biotinidase. Dieses wird zum einen benötigt, um Biotin aus chemischen Verbindungen, die es im Körper eingeht, zu lösen, sowie zum anderen dazu, um Biotin aus der Nahrung für den Körper verfügbar zu machen.

Auch die langfristige Einnahme von Antiepileptika sowie von Antibiotika kann durch eine gestörte Verwertung und eine Störung der Darmflora zu einem Biotinmangel führen.

Verzehrt man über einen längeren Zeitraum mehrere rohe Eier täglich, kann auch dies einen Mangel an Vitamin B7 verursachen. Grund dafür ist das in rohen Eiern enthaltene Protein Avidin, welches Biotin an sich bindet und so für den Körper unverwertbar macht. Beim Erhitzen der Eier wird das Protein jedoch zerstört.

Wer einen ärztlich diagnostizierten Biotinmangel hat, kann diesen in der Regel nicht durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel beheben, sondern muss auf Kapseln oder Tabletten mit Biotin zurückgreifen.

Laborwerte: Wann liegt ein Mangel an Biotin vor?

Die Biotinwerte werden über das Blutserum oder eine Urinprobe bestimmt. Im Blutserum lassen sich Veränderungen im Biotinspiegel allerdings erst spät nachweisen. Die Werte im Blutserum sollten zwischen 200 und 800 pg/ml (Pikogramm pro Milliliter) betragen. Bei Werten unter 100 pg/ml liegt ein Mangel vor.

Im 24-Stunden-Sammelurin, also der gesammelten Menge Urin, die in dieser Zeit ausgeschieden wurde, sollte im Normalfall ein Wert von 18 bis 77 Nanomol Biotin vorliegen. Bei Werten unter 18 Nanomol spricht man von einem Mangel.

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Präparate mit Biotin: Wirkung auf Haare, Haut und Nägel

Vor allem immer mehr Frauen setzen auf biotinhaltige Kapseln und Tabletten als Nahrungsergänzungsmittel, um die Struktur oder das Wachstum ihrer Haut, Haare und Nägel positiv zu beeinflussen. Daneben gibt es auch Cremes oder Shampoo mit Biotin zu kaufen.

Grundsätzlich ist erwiesen, dass Biotin benötigt wird, um die Gesundheit von Haut und Haaren zu erhalten. Die Europäische Union erlaubt für Nahrungsergänzungsmittel deshalb Werbeaussagen wie "Biotin trägt zur Erhaltung einer normalen Haut beziehungsweise normaler Haare bei". Dass die zusätzliche Zufuhr von Biotin über Nahrungsergänzungsmittel das Hautbild aber gezielt verbessern oder beispielsweise das Haarwachstum anregen kann, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Auch die Wirksamkeit von Cremes oder Shampoo mit Vitamin B7 darf bezweifelt werden, da der Körper über Haut und Haare kaum Biotin aufnehmen kann.

Bisher nicht belegt ist auch die positive Wirkung von Biotin auf die Nägel. Zwar kann sich ein Mangel an dem Vitamin durch brüchige Nägel zeigen. Ob davon unabhängig die zusätzliche Einnahme von Präparaten mit Biotin oder die Verwendung von biotinhaltigen Nagelcremes zur Stärkung der Nägel beitragen kann, ist aber umstritten. Klinische Studien zur Wirksamkeit bei Menschen existieren bisher nicht.

Generell gilt also: Biotin trägt nachweislich dazu bei, dass Haare und Haut gesund bleiben. Ob eine zusätzliche Einnahme von Biotinpräparaten neben einer biotinreichen Ernährung aber auch einen zusätzlichen Nutzen erbringt, ist nicht klar.

Kapseln und Tabletten als Kombinationspräparate

Wer ein Wellness-Rundum-Paket von innen sucht, wird in der Drogerie, im Reformhaus oder in der Apotheke meist auf Tabletten und Kapseln stoßen, die neben Biotin zusätzliche Wirkstoffe enthalten. Dazu gehören Selen, Zink oder Kieselerde. Der Begriff Kieselerde umschreibt dabei verschiedene Sedimente und Mineralien, die einen hohen Siliciumgehalt aufweisen. Zink soll vor allem das Immunsystem schützen, Selen und Kieselerde sollen ebenfalls zu einer gesunden Haut und gesunden Haaren und Nägeln beitragen.

Während für Kieselerde ein solcher Nutzen nicht nachgewiesen wurde, trägt Selen tatsächlich zur Gesundhaltung von Haaren und Nägeln bei. Selen kann in zu hoher Dosis allerdings zu Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Sehstörungen und Hautschäden führen. Auch Zink kann bei einer Überdosierung negative Folgen auf die Gesundheit haben. Dazu gehören beispielsweise Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen.

Biotin: Nebenwirkungen durch Überdosierung?

Nach bisherigem Kenntnisstand kommt es durch die Einnahme von Biotinpräparaten nicht zu Nebenwirkungen. Überschüssige Mengen werden über die Nieren ausgeschieden. Auch auf eine krebserregende Wirkung, wie sie bei bestimmten Risikogruppen bei der Einnahme von Beta-Carotin nachgewiesen werden konnte, gibt es keine Hinweise.

Biotin gibt es jedoch häufig in Form von Kombinationspräparaten mit Zink und/oder Selen zu kaufen. Beide Stoffe können in zu hoher Dosierung Nebenwirkungen mit sich bringen.

Zudem ist es wichtig zu wissen, dass die Einnahme von Biotinpräparaten die Ergebnisse bestimmter Laboruntersuchungen verfälschen kann. Dazu gehören die sogenannten Immunassays. Bei diesen werden die Ergebnisse anhand der Wechselwirkung von Biotin mit den Proteinen Avidin oder Streptavidin bestimmt. Zusätzlich im Blut enthaltenes Biotin kann diese Werte beeinflussen und so beispielsweise bei der Ermittlung von Troponin zur Diagnose eines Herzinfarktes oder bei der Feststellung von Tumormarkern bei Krebs zu falschen Ergebnissen führen.

Wird eine medizinische Laboruntersuchung durchgeführt, sollte also immer darauf hingewiesen werden, wenn eine Einnahme von Biotinpräparaten erfolgt ist.

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