Kaugummi kauen
© istockphoto, toddtaulman

Was alles in Kaugummis steckt

Von: Olga Tschesnokowa (Biologin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 25.01.2021 - 11:24 Uhr

Kaugummikauen ist beliebt: Jeder Deutsche kaut Schätzungen zufolge 100 Kaugummis im Jahr. Schon Kinder begeistern sich häufig für Kaugummiblasen und die bunten Kugeln aus dem Kaugummiautomaten, aber auch Erwachsene mögen Kaugummis. Die vielen verschiedenen Sorten werden aus unterschiedlichsten Gründen gekaut: Manche nutzen Kaugummis zur Zahnpflege, andere kauen Nikotinkaugummis, wenn sie das Verlangen nach einer Zigarette überkommt.

Was ist Kaugummi überhaupt?

Kaugummi ist eine Masse, die flexibel und leicht verformbar ist, süß oder sauer schmeckt und auf der bis zu mehreren Stunden gekaut werden kann, ohne dass sich diese Masse auflöst. 

Kaugummis können aus drei verschiedenen Grundstoffen bestehen: 

  1. Einer davon ist Mastix, ein Weichharz des Mastix-Pistazienbaumes. Diese Kaugummis werden bevorzugt im arabischen Raum gekaut.
  2. Die Kaugummirohmasse Chicle stammt aus dem weißen Milchsaft der Früchte des Breiapfelbaumes.
  3. Der größte Teil an Kaugummirohmasse wird jedoch synthetisch hergestellt. Grundstoffe dafür stellen Kunststoffe aus Erdöl, Zucker, Füllstoffe und Aromen dar.

Sorten und Anwendungsgebiete

Schon lange werden Kaugummis nicht nur zum Zeitvertreib gekaut, sondern für verschiedene Zwecke eingesetzt. Dadurch hat sich ein großer Markt mit verschiedenen Produkten entwickelt, sodass es mittlerweile viele Arten von Kaugummis gibt, die jeweils verschiedene Wirkungen versprechen: 

  • Nikotinkaugummis erleichtern Rauchern das Abgewöhnen der Sucht. Dabei empfiehlt es sich, bei jedem Verlangen nach Zigaretten ein Nikotinkaugummi zu kauen, wobei Sie eine gewisse Anzahl an Kaugummis pro Tag nicht überschreiten sollten. Durch das Kauen wird das Nikotin in einem Nikotinkaugummi gelöst, welches über die Schleimhäute im Mund ins Blut gelangt. Ein Nikotinkaugummi macht nicht abhängig, kann jedoch einige Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Verdauungsstörungen und Irritationen im Hals verursachen.
  • Koffeinkaugummis sollen Kaffee oder Tees ersetzen. Durch das Kauen löst sich auch hier das Koffein, wird durch die Schleimhäute sofort aufgenommen und soll dabei helfen, wach zu bleiben. Es gibt es verschiedenen Sorten, die mit unterschiedlichen Mengen an Koffein versetzt sind.
  • Wer auf Reisen unter Reiseübelkeit leidet, der hat die Option, ein Kaugummi gegen Reiseübelkeit einzunehmen. Dabei wird der Wirkstoff Dimenhydrinat freigesetzt. Im Gehirn hemmt Dimenhydrinat das Zentrum für Übelkeit.
  • Zahnpflegekaugummis dienen dazu, die Zähne zu säubern und mit Mineralien zu versorgen. Sie werden besonders gerne nach dem Essen verwendet, wenn keine Möglichkeit zum Zähneputzen besteht. Eine besondere Art von Zahnpflegekaugummis stellen Kaugummis mit Natriumkarbonat, welches Zahnverfärbungen vorbeugen soll, dar. Dadurch können sie zur Unterstützung bei professionellen Zahnaufhellungen verwendet werden, um neuen Verfärbungen entgegenzuwirken. Auch gegen Mundgeruch kommen Kaugummis zum Einsatz.

Folge von Kaugummikonsum

Das Kauen löst die Inhaltsstoffe in dem Kaugummi. Diese vermischen sich mit dem Speichel, werden geschluckt, gelangen in den Verdauungstrakt und werden über Schleimhäute in die Blutbahn aufgenommen. Bereits die Mundschleimhaut nimmt die gelösten Stoffe in das Blutsystem auf. 

Dadurch gelangen auch umstrittene Inhaltsstoffe wie der Süßstoff Aspartam in den Blutkreislauf. In kleinen Mengen soll Aspartam zwar unbedenklich sein. Der Süßstoff sollte aber mit Bedacht verzehrt werden. Besonders für Menschen mit der Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie ist Aspartam giftig. Da der Süßstoff ein chemisches Produkt ist, sollten auch gesunde Menschen Aspartam nur in Maßen konsumieren. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, sollten Sie daher Kaugummis ohne bedenkliche Süßstoffe kaufen. 

Wer oft Kaugummis kaut, setzt sich der Gefahr aus, die Muskeln im Kiefer sowie die Kiefergelenke überzustrapazieren. Dies äußert sich als Knacken im Kiefer bei der Kaubewegung. Übermäßiges Kauen kann also zu einer Funktionsstörung des Kiefergelenks führen. 

Positive Wirkung von Kaugummikauen

Das Kauen von Kaugummi regt bestimmte Bereiche im Gehirn an, die sich günstig auf den Abbau von Stress auswirken. Zudem erhöht Kaugummikauen die Durchblutung im Gehirn. Dadurch gelangt etwa ein Viertel mehr Sauerstoff in das Gehirn, wodurch die Konzentration und Leistungsfähigkeit deutlich gesteigert werden. 

Viele Menschen nutzen Kaugummis gerne bei Start und Landung in Flugzeugen. Das Kauen hilft ihnen dabei, den Druck, der beim Fliegen in den Ohren entsteht, auszugleichen und Ohrenschmerzen vorzubeugen.

US-Forscher haben zudem herausgefunden, dass Kaugummikauen den Stoffwechsel ankurbelt. Unser Körper verbraucht bei einer Stunde Kauen etwa 11 Kalorien.

Kaugummikauen gegen Karies?

Kaugummikauen führt zu einer vermehrten Speichelproduktion. Dadurch werden Speisereste und für die Zähne schädliche Säuren weggespült. Infolgedessen steigt der pH-Wert im Mundraum wieder an und erschwert es Bakterien, sich zu vermehren. Kaugummis ohne Zucker eignen sich besser, da sie Bakterien keine Nährstoffe bieten. Die Vermehrung von Bakterien wird somit geringer gehalten. So können zuckerfreie Kaugummis dazu beitragen, die Zähne vor Karies zu schützen.

Besonders der natürlich vorkommende Zuckeraustauschstoff Xylit hat eine positive Wirkung auf die Mundhygiene. Sie sollten jedoch darauf achten, dass Kaugummikauen tägliches Zähneputzen nicht ersetzen kann.

Wann sind Kaugummis unbekömmlich?

Der Körper kann Kaugummis nicht verdauen oder abbauen. Wer also einen Kaugummi verschluckt, scheidet ihn unverdaut wieder aus. 

Oft enthalten Kaugummis verschiedene Zusatzstoffe, um einen angenehmen Geschmack zu erzeugen. Doch nicht alle Zusatzstoffe sind in hohen Dosen für jeden bekömmlich. Die möglichen Folgen sind Bauchschmerzen und das Entstehen von Intoleranzen. Letzteres kommt vor allem zustande, wenn der Zuckerersatzstoff Sorbit in Kaugummis enthalten ist. Werden solche Kaugummis übermäßig gekaut, kann eine Fruktoseintoleranz entstehen. Außerdem kann übermäßiges Kaugummikauen Blähungen und Durchfall verursachen.

Kaugummi aus Haaren und Kleidung entfernen

Hat sich Kaugummi in Jeans, Haaren oder Textilien festgesetzt, so ist er nicht leicht zu entfernen. Hier sind einige Haushaltstipps:

  1. Legen Sie die Klamotten oder Textilien mit einem Kaugummifleck in einer Plastiktüte für einige Stunden in das Gefrierfach. Anschließend können Sie den Kaugummi abkratzen. Bleiben Reste übrig, können Sie diese mit Spiritus oder Benzin behandeln. Dafür sollten Sie die Substanzen vorher auf ein Tuch geben und damit die Kaugummireste wegreiben.
  2. Hängt Kaugummi in den Haaren fest, so sollten Sie die betroffene Stelle großzügig mit Öl, Creme oder Butter einreiben und den Kaugummi dann vorsichtig Stück für Stück herausziehen.
  3. Wenn Kaugummi auf Teppich und Polstermöbeln festklebt, ist es wichtig, ihn aushärten zu lassen. Dabei können Kühl-Akkus oder kühlendes Sportspray unterstützend wirken. Anschließend können Sie den Kaugummi abkratzen und Reste gegebenenfalls mit Benzin oder Spiritus behandeln.
Kaffee oder Tee: Was mögen Sie lieber?
Kaffee
49%
Tee
43%
Keines von beiden
8%
Mehr Umfragen

Kaugummi selber machen

Kaugummis können Sie auch selber herstellen. Im Gegensatz zu vielen gekauften Kaugummis kommt die selbst gemachte Kaugummimasse ohne künstliche Geschmacksverstärker, Erdöle oder weitere verdeckte Inhaltsstoffe aus. Dadurch können Sie guten Gewissens auf der Masse herumkauen. 

Für das gängigste Rezept benötigen Sie:

  • 1 Teil Chicle (in der Apotheke erhältlich)
  • 2 bis 3 Teile Zucker oder die gesündere Variante Xylit (natürlicher Süßstoff)
  • Ätherische Öle (circa 1,5 bis 3,5 Gramm bei 400 Gramm Chicle)
  • gegebenenfalls Glycerin (bis zu 8 Gramm)

Erhitzen Sie das Chicle auf 60 Grad Celsius und geben Zucker oder Xylit hinzu. Glycerin macht die Masse weicher und geschmeidiger, geben Sie davon nach Belieben etwas hinzu. Wenn die Masse auf 30 Grad Celsius abgekühlt ist, reichern Sie diese je nach Geschmackswahl mit ätherischen Ölen und Kräutern an. Bestreuen Sie anschließend ein Tablett mit Zucker oder Xylit, rollen Sie die Masse darauf aus und schneiden sie in kaugummigroße Streifen. 

Die Geschichte des Kaugummis

Das älteste Kaugummi soll über 9.000 Jahre alt sein und aus Birkenpech bestehen. Andere archäologische Befunde zeigen, dass bereits Steinzeitmenschen auf Birkenharz herumgekaut haben. Erstmals wurde Kaugummi als Massenprodukt aus Fichtenharz 1848 in Amerika produziert. Erst 1982 wurde eine elastische Kaugummimasse erfunden, die auch Kaugummiblasen ermöglichte, so wie wir Kaugummi heute kennen.

Heute ist herkömmliches Kaugummi mit künstlichen Rohstoffen versetzt und dadurch biologisch nicht abbaubar. Daher dauert es Jahre, bis sich Kaugummi zersetzt oder zerfällt.