Säuren und Basen: Im Gleichgewicht der Ionen

Lebensmittel für den Säuren- und Basenhaushalt
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Eigentlich ist der Säure-Basen-Haushalt des menschlichen Körpers ausgeglichen. Doch bei falscher Lebensweise kann das Zusammenspiel ganz schön aus dem Gleichgewicht geraten. Unwohlsein, Depression, oder auch körperliche Erkrankungen können die Folge sein.

Säure, Base und pH

Im menschlichen Körper sind Säuren und Basen vorhanden. Säure enthält immer freie, positive Wasserstoffionen (H+). In einer Base dagegen überwiegen die negativ geladenen Teilchen, die aus einem Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom (OH -) bestehen. Der Säure- bzw. Basengehalt wird mit dem pH-Wert angegeben. Gemessen wird dabei die Konzentration der Wasserstoffionen. Die Skala reicht von 0 bis 7 im sauren Bereich, von 7 bis 14 im basischen Bereich. Bei einem pH-Wert 7 sind positiv und negativ geladene Teilchen im Gleichgewicht.

Je nach Organ gibt es im Körper unterschiedliche pH-Werte. Im Magen ist er sehr sauer - hier wird Salzsäure produziert. Im Speichel und Zwölffingerdarm herrschen auch basische Werte. Nur im Blut liegt der ph-Wert konstant bei 7,4. Die Säure-Basen-Bilanz des Blutes wird von einem ausgeklügelten System reguliert, weil bereits geringe Abweichungen zu schweren Organschäden führen können.

Säuren entstehen im Körper immer, wenn Eiweiß verdaut wird. Bei jedem Energievorgang in den Körperzellen wird Kohlensäure freigesetzt. Zu wenig Bewegung sorgt dafür, dass die gebildeten Säuren nicht abtransportiert werden können und sich unter anderem im Bindegewebe ablagern. Allerdings gibt es auch genetisch- oder krankheitsbedingte Störungen des Säure-Basen-Haushaltes, zum Beispiel ein eingeschränktes Funktionieren der basensteuernden Organe wie Bauchspeicheldrüse, Gallenblase oder Leber. Magen- und Nierenerkrankungen können ebenfalls zur Übersäuerung führen.

Tief durchatmen!

Der Körper setzt drei Kontrollmechanismen ein, um den Säure-Basen-Haushalt stabil zu halten. Überschüssige Säure wird über die Nieren ausgeschieden. Sogenannte pH-Puffer im Blut sorgen dafür, dass bei plötzlichen Säureschwankungen der Körper intakt bleibt.

Und schließlich wird durch das Ausatmen von Kohlendioxid dafür gesorgt, dass der ph-Wert reguliert wird. Das Atemzentrum im Gehirn und die Lunge können den pH-Wert des Blutes von Minute zu Minute kontrollieren, indem sie Tiefe und Geschwindigkeit der Atemzüge angleichen. Bei verstärkter Atmung sinkt der Kohlendioxidgehalt des Blutes, und es wird basisch. Wird die Atmung flacher, steigt der Kohlendioxidgehalt des Blutes und es wird sauer.

Gicht und Co.

Einige Erkrankungen, die auf Störungen des Säure-Basen-Haushaltes zurückgehen, sind seit langem bekannt. Zu den bekanntesten gehört sicherlich die Gicht. Gicht entsteht durch Einlagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken, die sich dann entzünden und schmerzen.

Gicht gilt als ausgesprochene Wohlstandskrankheit, weil der Harnsäureüberschuss aus dem Eiweißstoffwechsel kommt. Harnsäure entsteht, wenn Fleisch abgebaut wird. Auch Alkohol trägt dazu bei. Bei Vegetariern dagegen ist Gicht fast unbekannt, obwohl unter anderem Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen für die Harnsäureproduktion ungünstig sind. Denkbar ist, dass pflanzliche Eiweiße den Körper nicht so stark belasten wie tierische.

Gicht wird eher den Erkrankungen von Bindegewebe und Gelenken zugerechnet, auch wenn es konkrete Ernährungsempfehlungen für Gichtkranke gibt. In der Medizin setzt sich die Idee, dass eine chronische Übersäuerung bei falscher Lebensweise möglich und schädlich ist, erst langsam durch.

Ständig sauer?

Auch ohne Gicht oder die Veranlagung dazu trägt eine ständige unterschwellige Übersäuerung dazu bei, das man sich unwohl fühlt oder krank wird. Zu viele Säuren können sich im Bindegewebe anreichern, und zum Beispiel die Durchblutung dort erheblich beeinträchtigen. Ist der Speicherplatz im Bindegewebe ausgeschöpft, lagern sich die Säuren in den Gelenken ab. Damit gehören Muskelverspannungen, Rücken- und Nackenschmerzen zu den deutlichsten Symptomen. Häufiges Sodbrennen, Magenschleimhautentzündungen, ständige Erschöpfung oder Schlafstörungen können ein Zeichen für Übersäuerung sein.

Abhilfe schafft auf längere Sicht nur eine konsequente Ernährungsumstellung. Ziel ist es, eine Balance zwischen säure- und basenbildenden Lebensmitteln zu schaffen. Dazu ist es wichtig, sich einen Überblick über die unterschiedlichen Eigenschaften der verschiedenen Lebensmittel zu verschaffen.

Grundsätzlich unterscheidet man vier Gruppen von Nahrungsmitteln

Sogenannte Basenlieferanten wie z.B.:

  • Kartoffeln
  • Gemüse
  • Obst
  • Rohe Milch und Käse
  • Brauner Zucker
  • stille Mineralwässer
  • die meisten Kräuter

Neutrale Lebensmittel halten das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen. Dazu gehören:

  • Butter
  • gepresste Öle
  • Walnüsse
  • Leitungswasser

Zu den Säureerzeugern gehören die Lebensmittel, die selbst keine Säuren enthalten, aber beim Stoffwechsel Säuren entstehen lassen.

  • Zucker und zuckerhaltige Süßwaren
  • Brot und Brötchen aus Weissmehl
  • Nudeln, Reis
  • Kaffee
  • schwarzer Tee, wenn er weniger als eine Minute gezogen hat
  • Alkohol

Die letzte Gruppe bilden die Säurelieferanten, die einen Überschuss an sauren Mineralstoffen liefern:

  • Fleisch
  • Fisch
  • Geflügel
  • Wild
  • Quark
  • Fleischbrühe

Gut gekaut ist halb verdaut

In der Regel ernähren wir uns zu sauer. Diese ungesunde Ernährungsweise wird noch dadurch verstärkt, dass viele Lebensmittel und Nahrungsmittel zu hastig gegessen und nicht richtig gekaut werden. Denn die Verdauung beginnt tatsächlich bereits mit dem Zerkauen im Mund. Die Speichelflüssigkeit ist basisch und beim gründlichen Zerkleinern der Nahrung wird entsprechend viel Speichel gebildet. Säuren können so besser verstoffwechselt und ausgeschieden werden.

Dazu kommt, dass die Mischung von Halbverdautem und Unverdautem zu Sodbrennen und Übersäuerung im Magen führt. Zum Teil entstehen auch sogenannte Gärungsgase im Darm, weil noch hier Nahrung verdaut werden muss. Wer also der sogenannten Säurestarre im Körper vorbeugen will, der sollte sich zum großen Teil von basischen Lebensmitteln ernähren und gut kauen.

Basenbildner halten jung

Inzwischen hat die Säure-Basen-Balance auch Einzug in die Anti-Aging-Therapie gehalten. Wer länger jung bleiben möchte, dem empfehlen Mediziner zu einer Ernährungsumstellung mit Säure-Basen-Lenkung. Viel Bewegung, die den Abtransport von Giftstoffen aus dem Körper unterstützt gehört dann ebenso dazu wie der Verzicht auf ein spätes Abendessen, um die Bildung von Gärungsgasen zu vermeiden. "Dinner-Cancelling" ist nach "Übersäuerung" das neue Schlagwort der Anti-Aging-Therapie. Guten Appetit!

Aktualisiert: 29.06.2012

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