Frau mit Ovarialzysten traurig im Bett
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Ovarialzyste: Zyste am Eierstock

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 04.02.2016 - 09:54 Uhr

Etwa sieben Prozent der Frauen haben eine oder mehrere Zysten im Eierstock, meist zufällig beim Ultraschall entdeckt. Glücklicherweise sind diese flüssigkeitsgefüllten Hohlräume nur selten Grund zur Sorge, oft verschwinden sie sogar von selbst wieder. Ovarialzysten können in jedem Lebensalter auftreten, einzeln oder in größerer Zahl, an einem oder an beiden Eierstöcken. Sie wachsen nicht durch Wucherungen von Zellen, sondern durch die Ansammlung von Gewebeflüssigkeit. Sie sind die häufigsten gutartigen Tumoren am Eierstock.

Zyste am Eierstock: Wie entsteht eine Ovarialzyste?

Die große Mehrheit der Zysten entwickelt sich aus der normalen hormonellen Funktion des Eierstocks heraus. Man nennt sie deshalb auch funktionelle Zysten. Sie treten überwiegend bei Frauen in der Geschlechtsreife auf, und besonders oft in der Pubertät und der Menopause, also in Zeiten, in denen das Wechselspiel der Hormone einem starken Wandel unterworfen ist.

  • Die häufigste Form ist die Follikelzyste (Bläschenzyste). Sie entsteht eher bei jungen Frauen während eines Menstruationszyklus bei der Entwicklung eines befruchtungsfähigen Eies im Eierstock. Das Eibläschen (Follikel), reift heran, platzt aber nicht, um das Ei freizugeben. Der Eisprung bleibt also aus, und das Eibläschen wächst durch Flüssigkeitsansammlung weiter. Bei über 90 Prozent bilden sich Follikelzysten im Laufe von ein oder zwei Menstruationszyklen spontan zurück oder platzen.
  • Weitere funktionelle Zysten sind die durch Einblutung (oft in der Schwangerschaft) entstandenen Gelbkörperzysten (Corpus-luteum-Zysten), die sich meist spontan zurückbilden.
  • Eine weitere Form sind die - häufig in beiden Eierstöcken vorkommenden - Luteinzysten, die v.a. durch erhöhte Produktion eines bestimmten Hormons (HCG) entstehen. Sie können auch Folge einer Hormonbehandlung bei unerfülltem Kinderwunsch sein und bilden sich in der Regel zurück, wenn die Hormonbehandlung abgesetzt wird.
  • Polyzystische Ovarien (PCO) sind zahlreiche Eierstockzysten, die als Hauptmerkmal beim PCO-Syndrom (eine eigenständige Krankheit) vorkommen.

Zysten, die unabhängig von der Funktion der Eierstöcke wachsen und durch Sekretverhalt entstehen, sind seltener. Man nennt sie organische Zysten oder auch Retentionszysten. Sie bilden ebenfalls einen Hohlraum, der aber beispielsweise Drüsensekret oder schokoladenfarbige eingedickte Blutabbauprodukte (Schokoladenzyste) enthält, aber auch einmal Haare, Zähne oder andere Körpergewebe (Dermoidzyste). Schokoladenzysten entstehen im Rahmen einer Endometriose; Dermoidzysten werden selten im Laufe der Zeit bösartig.

Symptome von Eierstockzysten

Die meisten Ovarialzysten sind unauffällig und werden zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Macht sich eine Zyste bemerkbar, dann ist sie meist schon recht groß und drückt dadurch auf umliegendes Gewebe oder Organe. Die Beschwerden sind oft nur diffus, häufig besteht ein Druckgefühl oder einseitige ziehende Schmerzen im Unterleib. Auch unregelmäßige oder starke Menstruationsblutungen kommen vor.

Komplikationen bei Zysten am Eierstock

Ein Sonderfall sind große gestielte Zysten, die sich um ihren Stiel drehen und plötzlich heftige Schmerzen auslösen können. Daneben können Zysten reißen (Ovarialzystenruptur) und zu Blutungen in den Eierstock oder die freie Bauchhöhle führen. Das in solchen Fällen möglicherweise resultierende akute Abdomen ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die einer intensivmedizinischen Betreuung bedarf.

In der Schwangerschaft besteht bei Ovarialzysten ab 6 cm ein erhöhtes Risiko für solche Komplikationen und eine Fehlgeburt; deshalb wird meist eine Operation zu Beginn des 2. Schwangerschaftsdrittels empfohlen.

Diagnose der Eierstockzyste

Zunächst wird der Arzt die Krankengeschichte erheben und genau nach den Beschwerden fragen. Bei der gynäkologischen Tastuntersuchung kann er evtl. eine (schmerzhafte) Vergrößerung des Eierstocks tasten. Mittels Ultraschalluntersuchung durch die Scheide wird er schauen, ob die Zyste Auffälligkeiten aufweist. Eventuell schließen sich weitere Untersuchungen wie ein Ultraschall der Gefäße (Dopplersonografie), Bestimmen der Tumormarker im Blut und bildgebende Verfahren wie die Computertomografie an. Bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr sollten zystische Veränderung im Eierstock genau abgeklärt werden. Es können sich auch bösartige Erkrankungen dahinter verstecken.

Welche Therapie gibt es?

In vielen Fällen lohnt es sich, das Wachstum der Zyste zunächst zu beobachten, weil sie sich in bis zu 98 % der Fälle von allein wieder zurückbildet. Dennoch sollten auch kleine Zysten, die keine Beschwerden verursachen, regelmäßig durch Ultraschall und Tastuntersuchungen überwacht werden. Wenn sie besonders schnell wachsen, auf Medikamente nicht ansprechen, der Frau stärkere Beschwerden bereiten oder bei der Ultraschall-Untersuchung als verdächtig erscheinen, ist eine operative Entfernung angeraten.

Regelmäßige Kontrollen bei Ovarialzysten

Bei Frauen nach den Wechseljahren ist bei unauffälligen Zysten ein Abwarten mit regelmäßigen Kontrollen ebenfalls gerechtfertigt, jedoch wird man die Entscheidung einer operativen Entfernung eher erwägen, da im höheren Alter die Gefahr einer bösartigen Neubildung steigt.

Medikamente bei Zysten am Eierstock

Die Antibabypille oder andere Hormonpräparate mit Gestagen oder Gestagen und Östrogen unterdrücken de Eierstockfunktion. Sie können so das Wachstum der Zyste stoppen oder sogar zu ihrer Rückbildung führen. Zudem beugen sie einer erneuten Zystenbildung vor. Weitere Medikamente, die in den hormonellen Regelkreis eingreifen, sind GnRH-Analoga und Danazol; die letzte Substanz wird v. a. bei Endometriosezysten eingesetzt.

Operation zur Entfernung von Eierstockzysten

Für einen chirurgischen Eingriff stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung, von der so genannten Schlüsselloch-Chirurgie bis hin zum Bauchschnitt mit Öffnung der Bauchdecke. Welches Verfahren gewählt wird, hängt von der Größe der Zyste und dem erhobenen Befund ab. Viele Zysten lassen sich mit Hilfe der sogenannten "Schlüsselloch-Chirurgie" im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie oder Pelviskopie) entfernen.