Potenzstörungen: Bedeutung und Ursachen

Potenzstörungen bei Männern
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Das Interesse am Thema Sexualität ist riesig, doch was Potenzstörungen angeht, herrscht große Sprachlosigkeit. Aller Aufgeklärtheit zum Trotz ist der Begriff "Impotenz" ausgesprochen negativ besetzt. Und so scheuen sich viele Männer, das Problem in ihrer Partnerschaft oder gar beim Arzt anzusprechen. In Deutschland leiden schätzungsweise drei bis fünf Millionen Männer an Erektionsstörungen, wobei die Häufigkeit mit steigendem Alter zunimmt.

Genaue Zahlen gibt es allerdings nicht – kein Wunder bei einem Tabuthema. Schob man früher die mangelnde Versteifung der Psyche in die Schuhe, geht man heute davon aus, dass bei der Hälfte der Betroffenen organische Störungen und bei etwa 20 Prozent eine Kombination aus körperlicher und seelischer Ursache vorliegen.

Formen der Potenzstörung

Wie so häufig stimmen der Wortgebrauch des Volksmundes nicht ganz mit dem der Mediziner überein. Im Fachjargon ist die Impotenz ein Oberbegriff sowohl für die Unfähigkeit des Mannes, den Koitus auszuüben als auch für die Unfähigkeit sich fortzupflanzen:

  • Erektionsstörungen (Impotentia coeundi), auch als erektile Dysfunktion (ED) bezeichnet: Hier wird der Penis gar nicht, nicht ausreichend oder nicht lang genug steif, sodass der Geschlechtsakt nicht vollzogen werden kann.
  • Zeugungsunfähigkeit (Impotentia generandi), auch als Sterilität oder Infertilität bezeichnet: Hierbei sind zwar Erektion und Orgasmusfähigkeit vorhanden und es kommt zum Samenerguss. Allerdings besteht die Unfähigkeit sich fortzupflanzen (Unfruchtbarkeit).

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist mit Impotenz nur die erste Form gemeint. Da Ursachen, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten sehr unterschiedlich sind, wird im Folgenden nur auf die Erektionsstörungen eingegangen.

Ursachen von Potenzstörungen

Damit eine Erektion zustande kommen kann, muss ein komplexes Regelwerk aus Nerven, Blutgefäßen, Hormonen und Psyche zusammenarbeiten. Entsprechend vielfältig sind die Ursachen von Erektionsstörungen.

Dass diese mit dem Alter zunehmen, liegt zum einen daran, dass prinzipiell auch die arterielle Blutversorgung "in die Jahre kommt" – die Gefäße werden steifer und enger und können damit nicht mehr angemessen reagieren. Daneben sinkt die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron: Die sexuelle Stimulation führt nicht mehr so schnell zur Erregung und Erektion, es dauert länger bis zum Orgasmus und auch die Spermienzahl nimmt ab.

Weitere Risikofaktoren für Potenzstörungen sind:

  • Übergewicht
  • Rauchen
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • zu wenig Bewegung

Die erektile Dysfunktion kann zudem Indiz für schwerwiegende Erkrankungen wie Diabetes, Arteriosklerose, Bluthochdruck oder Leber- und Nierenfunktionsstörungen sein (die auch mit dem Alter zunehmen) – nicht selten sind die Probleme mit dem "kleinen Freund" der erste Hinweis auf diese Erkrankungen.

Impotenz: Rolle der Psyche

Da Sex im Kopf beginnt, können auch psychische Faktoren wie Stress, Angst oder Leistungsdruck der Grund dafür sein, dass das starke Geschlecht schwächelt.

Umgekehrt beeinträchtigen Erektionsstörungen das männliche Wohlbefinden und führen oft zu Frust und Angst, beim nächsten Mal wieder nicht "zu können"& – ein Teufelskreis aus Versagensangst und erneutem Versagen, dem umso schwieriger zu entkommen ist, je weniger die Männer sich trauen, darüber zu reden.

Potenzstörungen als Warnzeichen

Erektionsstörungen sind ernst zu nehmende Warnzeichen einer möglicherweise behandlungsbedürftigen Erkrankung. Deshalb sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden. In der überwiegenden Zahl der Fälle liegt eine (oder mehrere) der folgenden Ursachen zugrunde:

  • Auswirkungen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Diabetes
  • Nierenschäden
  • Schäden der Wirbelsäule, welche auf Abnutzungserscheinungen fußen
  • Hormonelle Probleme
  • Erkrankung des Nervensystems, beispielweise MS (Multiple Sklerose)
  • Medikamentenmissbrauch
  • Bluthochdruck
  • Rauchen
  • Alkoholmissbrauch
  • Depressionen
  • Persönlichkeitskonflikte
  • Operationen oder Verletzungen an der Prostata
  • Stress

Fahrradsättel können keine Potenzstörungen verursachen

In der Vergangenheit gingen viele Wissenschaftler davon aus, dass Fahrradsättel schwerwiegend zu Potenzstörungen führen können. Durch tropfenförmiges Design des Fahrradsattels lastet circa ein Drittel des ganzen Körpergewichtes beim Sitzen auf dem Perineum, also dem Bereich zwischen After und äußeren Geschlechtsteilen. Deshalb wurde häufiges und langes Sitzen auf einem Fahrradsattel mit einer verschlechterten Durchblutung des Penis und einer Schädigung der Nerven in Verbindung gebracht.

Neuere Studien mit einer größeren Anzahl an Probanden konnten diese Annahme jedoch widerlegen. Dennoch helfen ein paar einfache Tipps dabei, die Durchblutung des Penis beim Fahrradfahren zu verbessern. Alles zum möglichen Zusammenhang zwischen Impotenz und Fahrradfahren sowie die entsprechenden Tipps finden Sie in diesem Artikel.

Diagnose und Therapie von Potenzstörungen

Besteht der Verdacht auf Potenzstörungen, sollte immer ein Arzt zurate gezogen werden. Dieser kann dann gemeinsam mit dem Betroffenen mögliche psychische und körperliche Ursachen klären und im Zweifelsfall andere Grunderkrankungen ausschließen.

Neben einem Erstgespräch finden eine Untersuchung der Geschlechtsorgane sowie in der Regel eine Urin- und Blutuntersuchung statt. Je nach möglicher Ursache kommen weitere Untersuchungen unter Einsatz von Röntgenstrahlen oder Ultraschall zum Einsatz.

Zur Behandlung von Potenzstörungen stehen sowohl Medikamente als auch mechanische Hilfsmittel zur Verfügung. Eine OP ist grundsätzlich denkbar, wird aber aufgrund der mangelnden Erfolgsaussichten eher selten angewandt. Mehr zur Diagnose und Behandlung von Potenzstörungen erfahren Sie hier.

ICD-Codes für diese Krankheit:
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für Diagnosen, die Sie z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen finden.
F52.-

Aktualisiert: 19.08.2020
Autor*in: Dagmar Reiche, überarbeitet: Jasmin Rauch

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