Milchschorf beim Baby
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Milchschorf behandeln

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.05.2021 - 10:15 Uhr

Milchschorf ist eine Hautveränderungen, die besonders häufig bei Babys auftritt. Meist ist der behaarte Kopf betroffen, oft auch das Gesicht (Stirn, Augenbrauen, Wangen) und der Hals, selten auch andere Bereiche. Im Aussehen ähnlich ist der sogenannte Kopfgneis. Im Volksmund werden beide Hautveränderungen deshalb auch häufig synonym verwendet. Bei den Symptomen und der Behandlung gibt es jedoch einige Unterschiede, die im Folgenden näher erläutert werden.

Was ist Milchschorf?

Milchschorf verdankt seine Bezeichnung seinem Aussehen: Die Hautveränderungen erinnern an Milch, die im Topf angebrannt ist. Beim "echten" Milchschorf handelt es sich um eine Form der Neurodermitis (atopisches Ekzem), bei der mit der Hautveränderung Juckreiz einhergeht. Milchschorf kann mit dem bei Babys häufigen seborrhoischen Ekzem verwechselt werden. Dabei handelt es sich aber um Kopfgneis.

Milchschorf: Ursachen und Symptome

Die Ursache von Milchschorf ist unbekannt. Nicht selten ist Milchschorf jedoch Zeichen einer atopischen Veranlagung, also einer angeborenen Überempfindlichkeit der Haut und Schleimhaut gegen Umweltstoffe, und die erste Ausprägung einer Neurodermitis. Trockene Haut und Lebensmittelallergien können ihn begünstigen. Viele Kinder mit Milchschorf leiden als Erwachsene an einer Neurodermitis. In manchen Fällen verschwindet der Milchschorf aber auch nach einigen Monaten von selbst wieder.

Typische Symptome bei Milchschorf sind:

  • zunächst harte, weiße Schuppen
  • Entzündungen der betroffenen Hautstellen
  • häufig starker Juckreiz
  • gelbliche, zum Teil nässende Krusten mit fettigem Glanz

Durch die Entzündungen und den Juckreiz schlafen die betroffenen Kinder schlecht, sind weinerlich, unruhig und schreckhaft. Handelt es sich um Milchschorf, beginnen diese Symptome beim Säugling in der Regel zwischen dem dritten und fünften Monat.

Milchschorf oder Kopfgneis?

Im Volksmund wird der Begriff Milchschorf oft auch für den Kopfgneis verwendet, obwohl ein Unterschied besteht. Im Gegensatz zum Milchschorf ist der Kopfgneis, auch seborrhoisches Ekzem genannt, kein Anzeichen für eine beginnende Neurodermitis.

Folgende Anzeichen deuten auf Kopfgneis hin:

  • fettige, gelblich-braune und anhaftende Schuppen
  • meist in der Mitte des Kopfes bis hin zur Stirn
  • sehr selten Juckreiz
  • zum Teil auch Ekzembildung im Gesicht, der Brust oder am Rücken

Knopfgneis tritt bei Säuglingen im Alter von zwei Wochen bis sechs Monaten erstmalig auf. In der Regel heilt er unbehandelt innerhalb des ersten Lebensjahres vollständig aus.

Auch Erwachsene können in seltenen Fällen vom seborrhoischem Ekzem betroffen sein. Die Erkrankung verläuft dann jedoch chronisch.

Auch nicht zu verwechseln ist der Milchschorf mit einer Babyakne. Bei Babyakne handelt es sich um harmlose Hautveränderungen, die kurz nach der Geburt auftreten und durch eine Hormonumstellung bedingt sind.

Milchschorf: Was tun?

Zunächst einmal: Sind Sie sich unsicher, ob die Hautveränderungen bei Ihrem Baby Milchschorf sind oder eine andere Ursache haben, fragen Sie den*die Kinderarzt*ärztin um Rat. Im Rahmen des Arzttermins wird dann eine körperliche Untersuchung sowie eine Abfrage der genauen Beschwerden und gegebenenfalls auch der Krankheitsgeschichte der Eltern (bei Verdacht auf erblich bedingte Neurodermitis) erfolgen.

Bei milden Veränderungen lassen sich gegen Milchschorf pflanzliche Mittel einsetzen. In ausgeprägten Fällen von Milchschorf gelten die Therapieprinzipien einer Neurodermitis.

Verhindern Sie möglichst ein Abkratzen der Schuppen, da so die Haut gereizt und verletzt wird und Entzündungen die Folge sind. Ihrem Kind sollten Sie deshalb auch die Fingernägel möglichst kurz schneiden.

Zum Entfernen der Schuppen empfehlen sich sanfte Methoden mittels Aufweichen der Schuppen, beispielsweise mit Heilpflanzen oder in der Apotheke erhältlichem Milchschorfgel.

Milchschorf behandeln mit Heilpflanzen

Um trockene Krusten von der Kopfhaut zu lösen, können Sie den Kopf abends vor dem Schlafengehen mit Öl einreiben und dieses am nächsten Morgen mit Babyshampoo auswaschen. Besonders geeignet sind Olivenöl, Ringelblumenöl oder Klettenwurzelöl. Bewährt hat sich auch Gänseblümchen- oder Stiefmütterchentee, der lokal aufgetragen ebenfalls die Schuppen aufweicht und zusätzlich auch gegen den Juckreiz und die Entzündung wirkt.

Nässende Stellen können Sie mit einer Kochsalzlösung abtupfen und reinigen, die Sie entweder fertig in der Apotheke kaufen oder selbst herstellen können (1 Gramm Kochsalz mit 100 Milliliter Wasser aufkochen, bis zu fünf Tage im Kühlschrank aufzubewahren). Die Stellen werden dann einfach trocknen gelassen.

Milchschorf und Homöopathie

Auch in der Homöopathie werden Präparate mit Stiefmütterchen eingesetzt: Viola tricolor soll vor allem bei stark nässenden Stellen helfen. Stehen die gelblichen Borken des Milchschorfs im Vordergrund, wird in der Regel das homöopathische Mittel namens Graphites angewendet. Dagegen wird Sulfur bei massivem Juckreiz empfohlen. Eine homöopathische Therapie sollte bei Milchschorf nur als begleitende Behandlung und nach ärztlicher Rücksprache eingesetzt werden

Milchschorf als Anzeichen für chronische Neurodermitis?

Milchschorf gilt als erstes Anzeichen für eine Neurodermitis. Nicht immer leiden Betroffene, die im Säuglingsalter Milchschorf hatten, aber bis ins Erwachsenenalter an Neurodermitis. Im Laufe der Kindheit können die Symptome auch wieder abklingen.

Dennoch sollte man bei Verdacht auf Milchschorf immer eine*n Kinderärztin*arzt aufsuchen. Handelt es sich wirklich um Milchschorf, kann eine weitergehende Behandlung notwendig sein. Diese umfasst:

  • Suche nach Ursachen
  • Beheben individueller Auslöser
  • Vorbeugen akuter Schübe
  • Behandlung der Hautveränderungen und der Beschwerden
  • psychologische Unterstützung

Wichtig ist in diesem Rahmen die Basispflege der empfindlichen Haut. Grundsätzlich gilt, dass feuchte Hautausschläge feucht, etwa mit Umschlägen oder Gelen, und trockene Ekzeme trocken oder austrocknend behandelt werden sollten.

Wichtig ist daneben auch, auf regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung zu achten. Die Behandlung von Milchschorf wird immer individuell auf das Kind angepasst.

Kopfgneis behandeln

Handelt es sich erwiesenermaßen um Kopfgneis und nicht um Milchschorf, ist normalerweise keine Therapie notwendig. Empfindet man die Schuppen als störend und möchte sie entfernen, sollten diese auch bei Kopfgneis auf keinen Fall abgekratzt werden. Stattdessen empfiehlt sich der Einsatz von ölhaltigem Gel für Babys oder gut verträglichen Pflanzenölen, wie Oliven- oder Ringelblumenöl. Damit lassen sich die Schuppen vorsichtig entfernen.