Heiserkeit: Ursachen und was tun?
Wenn nur noch ein raues Flüstern erklingt oder die Stimme plötzlich ganz weg ist, dann spricht man von Heiserkeit – ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Funktion der Stimmbänder und damit die Stimmbildung beeinträchtigt ist. Aber was passiert eigentlich genau mit den Stimmbändern, wenn man heiser ist? Welche Ursachen für die Heiserkeit gibt es und was kann man dagegen tun? Antworten auf diese Fragen finden Sie im folgenden Artikel.
Was ist Heiserkeit?
Heiserkeit ist eine Stimmstörung (Dysphonie), bei der Betroffene eine heisere Stimme haben. Bei Heiserkeit ist der Klang der Stimme verändert, sodass sie sich belegt, rau, kratzig oder tonlos anhört oder sogar ganz wegbleiben kann.
Wie entsteht die Stimme?
Um zu verstehen, wie es zu Heiserkeit kommt, sollte man wissen, wie die Stimme und das Sprechen überhaupt entstehen. Die Stimme entsteht im Kehlkopf. Dieser liegt auf der vorderen Halsseite am oberen Ende der Luftröhre. Bei Männern kann man ihn mehr oder weniger deutlich von außen als Adamsapfel erkennen. Im Inneren des Kehlkopfs weist die Schleimhaut ungefähr in der Mitte zwei Falten auf, das sind die Stimmlippen.
Die freien inneren Ränder der Stimmlippen nennt man umgangssprachlich auch Stimmbänder. Beim Atmen sind die Stimmlippen entspannt und geöffnet, damit die Luft ungehindert in die Lunge hinein und wieder herausströmen kann. Wenn die Stimmlippen angespannt werden, schließen sie. Luft, die aus der Lunge strömt, versetzt die Stimmbänder in Schwingungen, wodurch Töne entstehen. Gemeinsam mit Zunge und Mund können verschiedene Geräusche und Klänge erzeugt werden. Wenn diese Schwingungen nicht mehr richtig funktionieren, kommt es zu einer heiseren Stimme.
Diese Hausmittel helfen bei Husten!
Wie äußert sich Heiserkeit?
Heiserkeit ist ein Symptom, genau wie beispielsweise Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel. Das bedeutet, Heiserkeit ist keine Krankheit an sich, sondern die Folge einer Erkrankung oder Belastung der Stimmbänder oder einer anderen Einschränkung der Stimmbandfunktion.
Es gibt verschiedene Arten, heiser zu sein:
- Die Stimme ist belegt, kratzig, rau oder tonlos.
- Die Stimmte bleibt ganz weg.
- Man ist ständig heiser (chronische Heiserkeit) oder man wird ganz plötzlich heiser.
- Zur Heiserkeit kommen Beschwerden wie Schleim im Hals, Halsschmerzen oder Husten hinzu.
Einer Heiserkeit können harmlose und ernstzunehmende Ursachen zugrunde liegen. Dazu zählen beispielsweise die übermäßige Beanspruchung der Stimmbänder durch Singen oder Schreien bis hin zu Tumorerkrankungen des Kehlkopfes.
Ursachen: Heiserkeit mit und ohne Erkältung möglich
Die Ursachen für Heiserkeit sind vielfältig – aber alle führen dazu, dass unsere Stimmbänder nicht mehr frei schwingen können und damit keine klaren Töne erzeugt werden. Gründe dafür können verschleimte, belegte, gereizte, geschwollene oder entzündete Stimmbänder sein. Im Folgenden haben wir häufige Ursachen für Heiserkeit genauer unter die Lupe genommen.
Heiserkeit bei Erkältungen oder Corona-Infektionen
Häufig tritt bei Erkältungskrankheiten, wie zum Beispiel bei einer Bronchitis, Grippe oder bei einer Infektion mit Corona-Viren, gemeinsam mit Schnupfen, Husten und Halsweh die Heiserkeit als Symptom auf. Die Infektion mit Krankheitserregern führt zu einer Schwellung der Schleimhaut auch im Bereich der Stimmbänder, sodass diese in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.
Überbeanspruchung der Stimme
Wenn die Stimme durch ständiges lautes Singen oder Sprechen, zum Beispiel bei Sänger*innen oder Lehrkräften, dauerhaft stark belastet wird, kann dies auch zu Heiserkeit führen. Durch die übermäßige Belastung schwillt die Schleimhaut auf den Stimmlippen an und die Stimmbänder passen nicht mehr genau aneinander beziehungsweise schließen nicht mehr. Ist die Heiserkeit am nächsten Morgen wieder weg, kann dies ein Hinweis auf eine tagsüber stattgefundene Überlastung der Stimme sein.
Stimmlippenknötchen
Durch eine Überbeanspruchung oder entzündete Stimmbänder können sich kleine gutartige Knötchen, die sogenannten Stimmbandpolypen, Schrei- oder Sängerknötchen, auf den Stimmbändern bilden. Diese führen in der Regel zu einer Veränderung der Stimme und zu Heiserkeit. Schreiknötchen sind ein häufiger Grund für Heiserkeit bei Kindern.
Akute Kehlkopfentzündung
Die eigentlich harmlose, durch Viren verursachte Kehlkopfentzündung (Laryngitis), führt in der Regel zu Heiserkeit bis hin zum kompletten Versagen der Stimme. Zusätzlich zur Heiserkeit können ein trockener Husten, Schluckbeschwerden und Halsschmerzen auftreten.
Pseudokrupp
Pseudokrupp ist eine akute Entzündung des Kehlkopfs durch Viren, die insbesondere bei kleineren Kindern zwischen einem und fünf Jahren auftritt. Es kommt zu einer Schwellung der Schleimhaut direkt unterhalb der Stimmbänder, zu dem typischen bellenden, rauen Husten und zu Heiserkeit.
Reinke-Ödem
Beim Reinke-Ödem handelt es sich um eine Schwellung und Verdickung der Stimmbänder durch eine Flüssigkeitsansammlung. Zu den Symptomen gehören neben Heiserkeit auch Husten und eine Behinderung der Atmung. Das Reinke-Ödem kann aufgrund einer dauerhaften Reizung der Stimmlippen durch Feinstaub, Rauchen oder einer Fehlbelastung der Stimme entstehen.
Kehlkopfkrebs
Eine weitere mögliche Ursache von Heiserkeit kann ein Tumor im Kehlkopfbereich sein. Diese Erkrankung tritt vornehmlich bei älteren Menschen auf, die schon lange rauchen oder viel – insbesondere hochprozentigen – Alkohol konsumieren.
Nach einer Operation
Bei Operationen im Halsbereich kann der Kehlkopf oder der Nerv, der die Kehlkopfmuskulatur versorgt, verletzt werden. Auch bei einer Intubation, dem Einführen eines Schlauchs in die Luftröhre zur Beatmung, kann es zu einer Schädigung des Nervs kommen. Dadurch wird die Funktion der Stimmbänder beeinträchtigt, was zu Heiserkeit führen kann.
Hormonumstellung
Sowohl in der Pubertät als auch in den Wechseljahren bei Frauen kommt es zu einer Hormonumstellung im Körper, die einen Einfluss auf die Stimme hat. Bei Jungen im Stimmbruch sind Stimmprobleme und Heiserkeit nicht unüblich. Das liegt daran, dass der Kehlkopf wächst, gleichzeitig die Stimmbänder länger werden und diese in der Wachstumsphase nicht immer gleichmäßig schließen.
Auch bei Frauen in den Wechseljahren verändert sich das hormonelle Gleichgewicht. So nimmt die Produktion der weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron ab. Der Spiegel des männlichen Hormons Testosteron bleibt jedoch gleich. Die Stimme klingt dadurch etwas tiefer und kann manchmal auch heiser sein.
Alter
Durch Alterungsprozesse wird die Muskulatur der Stimmlippen schwächer und der Schleim auf den Stimmbändern verändert sich. Die Folge ist eine teilweise brüchige oder auch heisere Stimme bei manchen älteren Menschen.
Weitere Ursachen für Heiserkeit
Rauchen und bestimmte eingeatmete Dämpfe oder Chemikalien können zu Reizhusten führen und die Schleimhaut im Kehlkopfbereich bis zur Heiserkeit reizen – ebenso das Einatmen von sehr kalter oder sehr trockener Luft.
Außerdem können Allergien, Tuberkulose des Kehlkopfes, Diphtherie, Refluxkrankheit oder eine Erkrankung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis) eine heisere Stimme erzeugen. Heiserkeit kann sogar von Stress, Angst, Depressionen oder Aufregung ausgelöst werden, also rein psychische Ursachen haben.
Dauer der Heiserkeit: Wann die ärztliche Praxis aufsuchen?
In medizinischen Fachkreisen wird zwischen akuter und chronischer Heiserkeit unterschieden. Akute Heiserkeit tritt beispielsweise im Zusammenhang mit einer Erkältung auf und verschwindet in der Regel nach ein paar Tagen wieder. Von chronischer Heiserkeit ist die Rede, wenn eine längere Heiserkeit besteht, also länger als drei Monate. Die Ursachen dafür sind vielfältig.
Ist man länger als drei Wochen heiser, sollte spätestens dann ärztlicher Rat eingeholt werden, denn es können auch ernste Ursachen hinter der Heiserkeit stecken. Je früher man eine möglicherweise schwere Erkrankung erkennt, desto besser sind die Heilungschancen.
Heiserkeit: Welche Untersuchungen werden durchgeführt?
In einem Gespräch wird der Arzt*die Ärztin zunächst nach der Dauer der Heiserkeit, nach weiteren Symptomen wie Schmerzen, Fieber oder Atembeschwerden und vorangegangenen Operationen fragen.
Bei der körperlichen Untersuchung wird der Mund- und Rachenraum genau angeschaut. Dafür wird die Zunge mit einem Holzstäbchen leicht nach unten gedrückt, um besser in den Hals sehen zu können. Außerdem werden die Lymphknoten im Halsbereich abgetastet. Bei Bedarf kann auch ein Abstrich der Rachenschleimhaut genommen oder in manchen Fällen eine Blutuntersuchung durchgeführt werden.
Bei chronischer Heiserkeit kommt mitunter die Kehlkopfspiegelung, die sogenannte Laryngoskopie, zum Einsatz. Sie dient dazu, den Kehlkopf genau zu betrachten und die Beweglichkeit der Stimmbänder zu beurteilen. Seltener werden weitere Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) durchgeführt, um zum Beispiel einen Tumor auszuschließen.
Behandlung der Heiserkeit: Was tun?
Die Therapie der Heiserkeit zielt in der Regel auf die Linderung des Symptoms und die Beseitigung der Grunderkrankung ab. Die wichtigste Maßnahme bei Heiserkeit ist grundsätzlich, die Stimme zu schonen, wenig zu sprechen und die Dinge zu meiden, die zur Heiserkeit geführt haben. Auch Flüstern empfiehlt sich nicht, da dabei die Stimmlippen stark angespannt werden. Stattdessen sollte man, wenn überhaupt, leise sprechen. Ebenso sollte man versuchen, sich nicht zu räuspern, denn auch dabei wird großer Druck auf die Stimmlippen ausgeübt. Besser ist es, zu husten oder etwas zu trinken, um den Räusperdrang zu mildern.
Je nach Ursache können auch Medikamente zum Einsatz kommen: Bei einer bakteriellen Infektion wird der*die Arzt*die Ärztin beispielsweise unter Umständen eine Behandlung mit einem Antibiotikum verordnen.
Ist die Stimme ständig überlastet oder stecken Stimmlippenknötchen hinter der Beschwerde, kann eine logopädische Behandlung dazu beitragen, die Heiserkeit zu lindern und der erneuten Entstehung vorzubeugen. Eine Stimmtherapie bietet sich insbesondere für Menschen an, die in ihrem Beruf zwangsweise viel sprechen oder singen müssen.
Hausmittel gegen Heiserkeit – was hilft?
Wird die Heiserkeit durch eine Erkältung oder eine leichte Überanstrengung der Stimme verursacht, können Sie selbst viel tun, um die Schleimhaut wieder abschwellen zu lassen. Diese einfachen Tipps und Hausmittel helfen gegen Heiserkeit:
- Schonen Sie Ihre Stimme und vermeiden Sie zu sprechen und zu flüstern, denn das strengt die Stimmbänder an. Auch Räuspern belastet die Stimmlippen.
Machen Sie um scharfe Speisen, sehr kalte und sehr heiße Getränke sowie um hochprozentigen Alkohol einen Bogen, denn diese können die Schleimhaut im Hals und die Stimmbänder reizen. Trinken Sie stattdessen lauwarmen Tee, beispielsweise mit Salbei oder Thymian. - Lutschtabletten oder Halsbonbons gelten als Soforthilfe bei Heiserkeit und helfen auch bei Hustenreiz, denn sie regen die Speichelproduktion an und halten den Hals feucht. Das tut auch Ihren Stimmbändern gut. Vermeiden Sie aber Bonbons mit scharfen ätherischen Ölen, wie Menthol.
- Trockene Raumluft, vor allem im Winter, können Sie mit einem Luftbefeuchter oder feuchten Tüchern bekämpfen und so Heiserkeit vorbeugen.
- Sowohl auf aktives als auch auf passives Rauchen sollten Sie verzichten, am besten dauerhaft.
- Inhalieren Sie den Dampf einer Kochsalzlösung oder von Salbeitee über einem Topf, um die Stimmbänder und den Hals zu befeuchten.
- Atmen Sie – wenn möglich – immer durch die Nase, denn dadurch wird die Atemluft natürlicherweise angefeuchtet, bevor sie durch die Luftröhre in die Lungen gelangt. Die Atmung durch den Mund kann die Heiserkeit hingegen sogar verschlimmern. Bei einer Erkältung mit verstopfter Nase kann deshalb für wenige Tage auf Nasenspray zurückgegriffen werden.