Frau verspürt Donnerschlagkopfschmerz
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Donnerschlagkopfschmerz: oft ein gefährlicher Notfall

Von: Olga Rollmann (Medizinautorin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.07.2024 - 11:20 Uhr

Plötzlich einsetzende, unerträglich starke Kopfschmerzen nennt man Donnerschlagkopfschmerzen. Sie haben meistens einen ernsthaften Auslöser im Gehirn und stellen immer einen medizinischen Notfall dar. Wie Sie diese Kopfschmerzart erkennen, welche Ursachen es gibt und was sie so gefährlich macht, lesen Sie im Folgenden.

Was ist ein Donnerschlagkopfschmerz?

Der Donnerschlagkopfschmerz, im Englischen auch als "Thunderclap Headache" bezeichnet, ist ein Kopfschmerz von stärkster, zuvor unbekannter Stärke. Betroffene beschreiben ihn als unerträglich, weshalb er auch Vernichtungskopfschmerz genannt wird. Ein Donnerschlagkopfschmerz beginnt ganz plötzlich (perakut) und erreicht sein Schmerzmaximum innerhalb von Sekunden bis zu maximal einer Minute. Er dauert höchstens fünf Minuten. Leichte Kopfschmerzen können jedoch noch einige Stunden oder Tage danach anhalten. Begleitend oder anschließend kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Lichtempfindlichkeit, Nackensteifigkeit oder neurologischen Symptomen, wie Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Krampfanfällen oder Sehstörungen, kommen.

Beim Auftreten eines Donnerschlagkopfschmerzes muss umgehend die nächstgelegene Notaufnahme aufgesucht beziehungsweise ein Krankenwagen gerufen werden – auch wenn keine begleitenden Beschwerden auftreten. Denn meistens steckt eine schwerwiegende Ursache hinter dem unerträglichen Kopfschmerz, die schnell lebensbedrohlich werden kann.

Primärer und sekundärer Donnerschlagkopfschmerz

Beim Donnerschlagkopfschmerz wird zwischen einer primären und einer sekundären Form unterschieden:

  1. Primärer Donnerschlagkopfschmerz: Für den primären Donnerschlagkopfschmerz kann keine organische Ursache gefunden werden. Diese Kopfschmerzart ist deshalb eine eigenständige Erkrankung.
  2. Sekundärer Donnerschlagkopfschmerz: Der sekundäre Donnerschlagkopfschmerz wird durch eine andere Erkrankung ausgelöst. Meistens stecken hirnorganische Ursachen dahinter. Diese Kopfschmerzart ist daher ein Symptom und keine Krankheit.

Das auftretende Symptom – ein unerträglicher Kopfschmerz – ist dennoch in beiden Fällen gleich. Es ist in der medizinischen Forschung jedoch umstritten, ob es den primären Donnerschlagkopfschmerz als eigenständige Erkrankung überhaupt gibt. In jedem Fall ist er extrem selten und scheint etwas häufiger bei Menschen mit Migräne in der Vorgeschichte aufzutreten.

Hirnblutung als häufigste Ursache

Die häufigste und auch gefährlichste Ursache von sekundären Donnerschlagkopfschmerzen ist eine spezielle Form der Hirnblutung, die sogenannte Subarachnoidalblutung (SAB). Bei etwa 50 Prozent aller Betroffenen ist der Vernichtungskopfschmerz sogar das einzige Symptom.

Eine Subarachnoidalblutung ist eine Blutung im Spalt zwischen der mittleren und inneren Hirnhaut. In diesem schmalen Raum verlaufen viele Blutgefäße. Reißt ein solches Gefäß (Ruptur), breitet sich das austretende Blut im Subarachnoidalraum aus und erhöht dadurch den Druck auf das Gehirn. Ursache für die Hirnblutung ist in etwa 85 Prozent aller Fälle der Riss eines Aneurysmas, also einer Aussackung einer Blutgefäßwand. Bei weiteren zehn Prozent kann kein genauer Auslöser für die Blutung gefunden werden. Die übrigen Gründe verteilen sich auf angeborene Fehlbildungen, Schädel-Hirn-Traumata (nach Unfällen) und Kokainkonsum.

Eine SAB kann als Folge zusätzlich einen Schlaganfall auslösen. Da eine SAB lebensgefährlich ist, ist eine umgehende intensivmedizinische Behandlung unabdingbar. Das verdeutlichen folgende Zahlen: Bis zu 50 Prozent der Betroffenen überleben die Hirnblutung nicht. 35 Prozent haben auch ein Jahr danach noch motorische und/oder kognitive Einschränkungen. Je eher die medizinische Behandlung erfolgt, desto höher sind die Überlebenschancen.

Weitere Ursachen von Donnerschlagkopfschmerzen

Neben einer Subarachnoidalblutung gibt es weitere Ursachen von Donnerschlagkopfschmerzen, die ihren Ursprung ebenfalls im Gehirn haben, darunter:

  • Sinusvenenthrombose (Verstopfung von großen Hirnvenen)
  • andere Formen von Hirnblutungen
  • Schlaganfall
  • Risse in hirnversorgenden Arterien
  • Hirnhautentzündung (Meningitis)
  • Liquorverlustsyndrom (Austritt von Hirnwasser)
  • reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (RCVS, Verengung von Hirngefäßen)

Auch diese Erkrankungen sind schwerwiegend und zum Teil lebensbedrohlich. Deshalb ist auch hier eine möglichst schnelle Behandlung entscheidend.

Auslöser außerhalb des Gehirns

In den meisten Fällen lässt sich die Ursache von Donnerschlagkopfschmerzen im Gehirn verorten. Doch es gibt Ausnahmen, die allerdings selten sind. Dazu zählt eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), meistens in Verbindung mit einem Barotrauma. Ein Barotrauma ist eine Verletzung aufgrund einer schnellen Änderung des Umgebungsdrucks (wie beim Fliegen oder Tauchen).

Eine hypertensive Krise (plötzlicher, sehr starker Anstieg des Blutdrucks), hormonell aktive Tumore des Nebennierenmarks und Nebenwirkungen einiger Medikamente (zum Beispiel Immunsuppressiva und Zytostatika) sind weitere sehr seltene Ursachen.

Diagnose von Donnerschlagkopfschmerz

Jeder plötzlich eintretende, massive Vernichtungskopfschmerz kann potenziell sehr gefährlich sein. Ein Donnerschlagkopfschmerz wird deshalb immer als Notfall behandelt. Begeben Sie sich schnellstmöglich in die Notaufnahme und nicht zunächst in die hausärztliche Praxis! Denn eine umgehende Behandlung kann lebensrettend sein.

Im Krankenhaus erfolgt eine umfassende Untersuchung und Diagnostik. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT), eine Lumbalpunktion (Entnahme von Hirn- oder Rückenmarksflüssigkeit) oder eine Angiografie (Darstellung von Blutgefäßen).

Es ist äußerst wichtig, sämtliche organische Ursachen abzuklären. Folglich sollte die Diagnose eines primären Donnerschlagkopfschmerzes erst dann gestellt werden, wenn alle anderen möglichen Auslöser sicher ausgeschlossen wurden.

Behandlung von Vernichtungskopfschmerz

Da es sich beim Vernichtungskopfschmerz meistens um ein Symptom einer anderen Erkrankung handelt, gilt es, diese zu behandeln. Eine Hirnblutung beispielsweise muss schnellstmöglich gestoppt werden. Es werden unter anderem blutdrucksenkende Medikamente und Schmerzmittel verabreicht. Außerdem kann eine Operation notwendig sein, zum Beispiel um ein geplatztes Aneurysma wieder zu verschließen und den Hirndruck zu verringern.

Jedoch können Betroffene innerhalb von Minuten in einen lebensbedrohlichen Zustand geraten. Dann stehen lebenserhaltende Maßnahmen, wie künstliche Beatmung oder Wiederbelebungsmaßnahmen nach Herz- oder Atemstillstand, im Vordergrund. Sobald der*die Patient*in stabilisiert ist – oder gleichzeitig –, erfolgt die weitere Behandlung.

Bei der Therapie des primären Donnerschlagkopfschmerzes steht die Schmerzlinderung im Fokus. Hierzu sind Paracetamol, Novaminsulfon oder ein Opioid geeignet. Bis zum sicheren Ausschluss einer Hirnblutung dürfen keine gerinnungshemmenden Wirkstoffe, wie Acetylsalicylsäure, verabreicht werden. Die primäre Form dieser Kopfschmerzart tritt bei den meisten Menschen nur einmal im Leben auf, sodass in der Regel nach Abklingen der Schmerzen keine weitere Behandlung notwendig ist.

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