Frau mit Schlafstörungen liegt wach im Bett
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Schlafstörungen – Ursachen und was tun?

Von: Dr. med. Olga Preukschas (geb. Reichold) (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 14.04.2025

43 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden regelmäßig an Schlafstörungen. Die Beschwerden sind somit weit verbreitet und Deutschland liegt europaweit auf Platz vier. Mit dem Alter steigt der Anteil der Betroffenen. Schlafstörungen bezeichnen alle Zustände, bei denen der Schlaf in irgendeiner Form nicht normal abläuft. Sie werden eingeteilt in Parasomnien und Insomnien. Welche Formen von Schlafstörungen gibt es, welche Ursachen stecken dahinter und was kann man dagegen tun? Das und mehr lesen Sie hier.

Was sind Schlafstörungen?

Als Schlafstörung wird ein Zustand bezeichnet, in dem der Schlaf in irgendeiner Form pathologisch ist, also von der Norm abweicht. Schlafstörungen werden in Parasomnien und Insomnien unterteilt. Parasomnien sind Störungen des Schlafs an sich oder des Übergangs zwischen Wach- und Schlafphasen. Eine Insomnie bezeichnet einen nicht erholsamen Schlaf oder Ein- und Durchschlafstörungen. Daneben gibt es noch weitere Formen der Schlafstörungen, wie die Hypersomnie, Schlafparalysen, die Narkolepsie und das Kleine-Levin-Syndrom.

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Formen von Schlafstörungen

Es gibt verschiedene Formen von Schlafstörungen, die unterschiedliche Symptome auslösen und teils in unterschiedlichen Schlafphasen auftreten. Wie sich die unterschiedlichen Schlafstörungen genau zeigen und was sie unterscheidet, lesen Sie im Folgenden.

Was sind Parasomnien?

Parasomnien sind Störungen, die während des Schlafs auftreten, in der Regel aber nicht dessen Qualität beeinflussen. Sie werden gegliedert in Nicht-REM-Schlaf-Parasomnien und REM-Schlaf-Parasomnien. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass der Schlaf in verschiedene Phasen unterteilt wird. Ganz einfach erklärt besteht der Schlaf aus REM- und Nicht-REM-Phasen. In der REM-Phase (REM steht für "rapid eye movement", also schnelle Augenbewegungen) schläft man zwar, jedoch bewegen sich, wie der Name bereits sagt, die Augenmuskeln teilweise sehr schnell. In dieser Phase kommen auch Träume vor. Während der Nicht-REM-Phase träumt man nicht und Körperfunktionen wie der Blutdruck, Puls und die Körpertemperatur werden heruntergefahren.

Entsprechend dazu treten in diesen Phasen verschiedene Störungen auf. Schlafwandeln und der Nachtschreck, bei denen Betroffene typischerweise mit einem Schrei aufschrecken, sind verantwortlich für Nicht-REM-Schlafstörungen und Albträume für REM-Schlafstörungen.

Was sind Insomnien?

Insomnien bezeichnen Störungen des Einschlafens oder des Durchschlafens. Sie haben viele verschiedene Ursachen und können chronisch verlaufen. Dies passiert in gut der Hälfte der Fälle. Tritt eine Schlafstörung infolge einer anderen Krankheit, wie etwa einer Depression, oder auch durch den Einfluss von Drogen auf, darf definitionsgemäß nicht von einer Insomnie gesprochen werden.

Was ist eine Hypersomnie?

Die Hypersomnie wird auch "Schlafsucht" genannt und bezeichnet ein übermäßiges Schlafbedürfnis und eine starke Schläfrigkeit auch tagsüber. Dabei schlafen Betroffene in unpassenden Situationen schnell ein, was nicht selten gefährlich werden kann. Manchmal tritt eine Hypersomnie auch ohne einen erkennbaren Grund oder im Rahmen des Konsums von berauschenden Substanzen, wie Alkohol, auf.

Die Narkolepsie gehört zu den Hypersomnien. Dabei handelt es sich um eine neurologische Erkrankung. Betroffene leiden unter anderem an einer starken Tagesschläfrigkeit, die von nicht unterdrückbaren Schlafattacken begleitet wird.

Eine weitere Form der Schlafsuchterkrankungen ist das Kleine-Levin-Syndrom (KLS). Dieses wird auch "sleeping-beauty-syndrome" oder "Dornröschensyndrom" genannt und bezeichnet ein exzessives Schlafbedürfnis im Kindes-, seltener Jugendalter. Betroffene schlafen 16 bis 20 Stunden am Tag. Das KLS tritt nur phasenweise auf, dauert gut zwei Wochen und verschwindet meist spätestens im Erwachsenenalter wieder komplett.

Was ist eine Schlafparalyse?

Eine weniger bekannte Form der Schlafstörung ist die Schlafparalyse. Normalerweise hat der Körper eine Art "Sicherung", bei der die Muskeln während des Schlafens schlaff und entspannt sind, damit er die geträumten Bewegungen nicht ausführt (REM-Atonie).

Ist dieser Mechanismus gestört, ist diese Muskelschlaffheit aktiv, während man wach ist, sodass Betroffene sich nicht bewegen können. Dieser Zustand kann als sehr unangenehm empfunden werden, vor allem, wenn albtraumartige Halluzinationen hinzukommen. So können typischerweise vor allem im Dunklen manchmal Schatten, Gestalten oder andere Personen gesehen, gehört und gefühlt werden.

An sich haben diese Schlafparalysen keinen Krankeitswert. Sie können aber das Symptom einer psychischen Belastung darstellen. So konnten Studien eine Häufung von Schlafparalysen bei Studierenden und psychisch erkrankten Menschen feststellen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen lässt darauf schließen, dass geistige Belastung, Stress oder andere seelische Beschwerden eine Schlafparalyse begünstigen könnten.

Ursachen von Schlafstörungen

Zahlreiche organische und psychiatrische Erkrankungen führen zu einer Verschlechterung der Schlafqualität. So klagen Patient*innen mit Restless-Legs-Syndrom (zu Deutsch: Syndrom der unruhigen Beine) über eine quälende Unruhe und einen exzessiven Bewegungsdrang der Beine, die zu Schlaflosigkeit führt. Auch Personen mit Schlafapnoe, also nächtlichen Atemaussetzern, leiden unter schlechter Schlafqualität und sind deshalb tagsüber häufig erschöpft.

Außerdem kann beispielsweise die bipolar affektive Störung zu Schlafstörungen führen. Bei dieser psychiatrischen Erkrankung kommt es abwechselnd zu Phasen mit sehr schlechter Stimmung und vermindertem Antrieb (depressive Episoden) und zu guter Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie). Beide Pole können mit einer Parasomnie oder Insomnie einhergehen. Auch wenn jemand an einer Psychose (wie zum Beispiel an Schizophrenie) leidet, sind Schlafstörungen ein gängiges Problem und stehen insbesondere mit Verfolgungsideen in Zusammenhang.

Darüber hinaus kann die Menopause (Wechseljahre) mit Schlafstörungen einhergehen. Dies liegt daran, dass in den Wechseljahren weniger Östrogen produziert wird. Das Hormon beeinflusst auch die Qualität des Schlafs. Darüber hinaus können nächtliche Hitzewallungen zu Schlafproblemen in den Wechseljahren führen.

Weitere mögliche Ursachen für vorübergehende Ein- oder Durchschlafstörungen sind:

  • Stress oder andere psychische Belastungen
  • Nährstoffmangel, beispielsweise an Pyridoxin (Vitamin B6)
  • eine psychische oder neurologische Erkrankung
  • Genussmittel, wie Alkohol oder koffeinhaltige Getränke

Was kann man bei einer Schlafstörung tun?

Primär sollten Betroffene auf eine gute Schlafhygiene achten. Dazu zählen beispielsweise:

  • ein fester Tagesrhythmus, also das Zubettgehen zur stets gleichen Uhrzeit, die nicht zu spät sein sollte
  • das Vermeiden von Sport und Medienkonsum (insbesondere mit viel blauem Licht) unmittelbar vor der Schlafenszeit
  • keine (ausgiebigen) Mahlzeiten bis zu drei Stunden vor dem Schlaf
  • eine gute Raumtemperatur im Schlafzimmer (für Erwachsene Temperaturen von 15 bis 18 Grad Celsius)

Sollten diese Verhaltensänderungen dennoch kein Einschlafen ermöglichen, kann ein Ritual vor dem Zubettgehen ausprobiert werden, das beim Herunterkommen und Entspannen hilft. Das können unterschiedliche Dinge sein, beispielsweise das Lesen eines Buchs oder Meditation.

Zwei Stunden vor dem geplanten Schlaf sollte nur noch gedimmtes Licht mit Blaulichtfilter das Zimmer erhellen. Zudem kann es bei Ein- oder Durchschlafstörungen helfen, aus dem Bett aufzustehen und sich mit einer ruhigen Tätigkeit zu beschäftigen, bis man sich wieder ausreichend müde fühlt.

Was sind bewährte Hausmittel bei Schlafstörungen?

Sollten die oben genannten Tipps nicht helfen, können natürliche Einschlafhilfen wie etwa Johanniskraut, Lavendelöl oder -tee sowie Baldrianextrakt das Ein- und Durchschlafen bei leichter Insomnie unterstützen. Allerdings sind diese Methoden bei starken Schlafstörungen oder bei Schlafstörungen aufgrund einer anderen zugrundeliegenden (psychischen) Erkrankung wenig hilfreich.

Zudem sollten Betroffene, die Medikamente (einschließlich der Antibabypille) nehmen, kein Johanniskraut verwenden. Dies wechselwirkt nämlich mit einer Vielzahl von anderen Präparaten und kann deren Wirkung entweder hemmen oder verstärken.

Eine gute Alternative zu pflanzlichen Wirkstoffen sind Mittel mit Melatonin. Generell sind pflanzliche oder chemische Präparate, die man rezeptfrei in der Apotheke oder Drogerie kaufen kann, bei den meisten Menschen mit Schlafstörungen ausreichend.

Welcher Arzt hilft bei Schlafstörungen?

Sollte eine Schlafstörung innerhalb von zwei Wochen trotz guter Schlafhygiene oder Hausmitteln nicht besser werden, sollte der*die Hausarzt*Hausärztin aufgesucht werden.

Zuallererst wird der*die Arzt*Ärztin mit einer ausführlichen Anamnese erfragen, ob die Schlafstörung mit einfachen Maßnahmen behebbar ist. Anschließend können Untersuchungen wie eine Blutuntersuchung, eine Analyse im Schlaflabor oder neurologische Untersuchungen folgen. Sollte eine schwerwiegende psychische Erkrankung zugrunde liegen, so ist eine Überweisung in eine psychiatrische Praxis sinnvoll.

Behandlung von Schlafstörungen mit Medikamenten

Das weitere Prozedere hängt nun im Wesentlichen von der Ursache der Schlafstörung ab. Sollte die Schlafstörung keine körperliche Ursache haben oder aufgrund einer unipolaren Depression/depressiven Verstimmung zustande gekommen sein, kann das Antidepressivum Mirtazapin eingesetzt werden. Da es schlaffördernd ist und kein Abhängigkeitspotenzial hat, wird es in der Allgemeinmedizin und Psychiatrie gerne als Schlafmittel und Antidepressivum verabreicht. Eine Alternative ist der Wirkstoff Opipramol, der außerdem bei leichten Unruhezuständen Abhilfe verschaffen kann. Opipramol macht ebenfalls nicht süchtig.

Sollte der*die Patient*in eine bipolar affektive Störung oder eine Psychose haben, werden häufig niedrige Dosierungen sogenannter niederpotenter Antipsychotika eingesetzt, wie etwa Pipamperon oder Chlorprothixen. Diese Medikamente sind zwar ursprünglich, wie der Name Antipsychotika bereits zeigt, zur Therapie von Psychosen gedacht – sie haben aber auch Müdigkeit als Nebenwirkung, die man sich in der Psychiatrie bei Menschen mit Psychosen zur Behandlung von Schlafstörungen zunutze macht.

Ebenfalls geeignet für diese Personengruppe, aber auch für Menschen ab 65 Jahren, sind Mittel mit niedrig dosiertem Quetiapin oder Haloperidol. Dabei handelt es sich ebenfalls um Antipsychotika.

Welche Medikamente helfen bei schweren Schlafstörungen?

Sollten alle genannten Maßnahmen und Medikamente immer noch keine Abhilfe schaffen, kann über den Einsatz von sogenannten Benzodiazepinen diskutiert werden. Diese hemmen, einfach erklärt, bestimmte Aktivitäten im Gehirn und lösen somit eine starke Schläfrigkeit aus. Sie haben mehrere Einsatzgebiete in der Medizin. So werden sie neben starken Schlafstörungen als letztes Mittel bei Panikattacken, in der Anästhesie, beim stationären Alkohol- und Drogenentzug sowie bei epileptischen Anfällen eingesetzt.

Benzodiazepine wirken sehr schnell und zuverlässig, haben aber auch Nachteile. So haben sie ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial, dürfen nicht zusammen mit Alkohol konsumiert werden und können bei längerer Einnahme die Persönlichkeit und die mentalen Fähigkeiten negativ verändern. Daher sollten sie nur als letztes Mittel und nicht länger als zwei Wochen am Stück eingesetzt werden. Bekannte Präparate sind Diazepam (früher bekannt als Valium®) oder Lorazepam.

Sonstige Ursachen von Schlafstörungen behandeln

Eine Schlafstörung aufgrund der Menopause kann meistens gut mit den bereits genannten rezeptfreien Mitteln behandelt werden. Zusätzlich können Östrogene in einer sehr kleinen Dosierung, beispielsweise als Pflaster aufgebracht, Abhilfe gegen die sonstigen Symptome der Wechseljahre schaffen. Dies kann auch bei Schlaflosigkeit helfen, wenn psychische Beschwerden oder Schwitzen in der Nacht dadurch abnehmen.

Bei Narkolepsie werden die Amphetaminderivate und Betäubungsmittel Modafinil oder Methylphenidat (besser bekannt als Ritalin®) eingesetzt. Beim Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine) werden die Präparate Pramipexol oder Rotigotin verschrieben.

Sollte die Schlafstörung durch eine starke psychische Belastung oder Probleme im Privatleben oder Beruf bedingt sein, können neben Entspannungstechniken eine Psychotherapie oder eine Selbsthilfegruppe den Betroffenen helfen, vorliegende Probleme zu lösen und somit einen guten Schlaf wiederherzustellen. Auch eine Umstellung der Lebensumstände, wie ein Jobwechsel, sollte bei starken Beschwerden in Betracht gezogen werden.

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