Mann nimmt Medikamente gegen Bluthochdruck
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Medikamente gegen Bluthochdruck

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 16.07.2020 - 08:38 Uhr

Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine ebenso weit verbreitete wie unterschätzte Krankheit. Um Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenschäden zu vermeiden, ist es wichtig, Bluthochdruck rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Oftmals genügt bereits eine Anpassung des Lebensstils mit einer gesunden Ernährung, Sport und dem Verzicht auf Nikotin, um den Blutdruck unter den Grenzwert von 140/90 mmHg zu senken.  

Medikamentöse Therapie als letzter Schritt

Eine medikamentöse Therapie wird erst dann notwendig, wenn die Blutdruckwerte trotz einer gesunden Lebensweise nicht sinken. Welches der zahlreichen Medikamente gegen Bluthochdruck am besten geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab und muss vom Arzt für jeden Patienten individuell entschieden werden. Wir haben für Sie eine Übersicht über die verschiedenen blutdrucksenkenden Medikamente zusammengestellt.

Bluthochdruck: Behandlung mit Medikamenten

Bei der Therapie von Bluthochdruck gibt es fünf zentrale Arzneimittelgruppen, aus denen der Arzt zu Beginn der Behandlung ein für den Patienten geeignetes Medikament auswählt: 

Teilweise auch eingesetzt werden Alpha-Blocker, Aldosteronantagonisten oder direkte Vasodilatatoren. Zeigt das gewählte Medikament keine ausreichende Wirkung, kann der Arzt entweder das Produkt wechseln oder zwei Wirkstoffe miteinander kombinieren. Mit welchem Medikament die Behandlung begonnen wird, hängt von der Schwere des Bluthochdrucks sowie von Vorerkrankungen und Risikofaktoren des Patienten ab. Im Folgenden finden Sie die fünf am häufigsten eingesetzten Arzneimittelgruppen im Detail. 

ACE-Hemmer gegen Bluthochdruck

ACE-Hemmer blockieren das sogenannte Angiotensin-Converting-Enzym: Dieses Enzym ist an der Bildung des Hormons Angiotensin-II beteiligt, welches eine Verengung der Gefäße verursacht. ACE-Hemmer bewirken also über eine verminderte Produktion von Angiotensin-II eine Erweiterung der Gefäße und senken so den Blutdruck. Wirkstoffe, die über diesen Mechanismus funktionieren, enden auf "-pril", wie zum Beispiel Ramipril.

AT1-Rezeptor-Antagonisten als verträgliche Alternative

AT1-Rezeptor-Antagonisten wirken über das gleiche Hormonsystem wie ACE-Hemmer. Im Gegensatz zu diesen verringern sie jedoch nicht die Bildung von Angiotensin-II, sondern sie blockieren die "Andockstelle" (Rezeptor) des Hormons, über die es seine gefäßverengende Wirkung erzielt. So wird der Blutdruck gesenkt, obwohl Angiotensin-II weiterhin produziert wird. Dadurch können bestimmte Nebenwirkungen, die gelegentlich bei der Einnahme von ACE-Hemmern auftreten, nach aktuellem Kenntnisstand verhindert werden. AT1-Rezeptor-Antagonisten haben die Endung "-sartan" im Wirkstoffnamen. Beispiele sind Candesartan oder Telmisartan.

Beta-Blocker: Wirkung an Nieren und Herz

Beta-Blocker blockieren bestimmte Rezeptoren von Adrenalin und Noradrenalin. Diese Botenstoffe werden insbesondere in Stresssituationen ausgeschüttet und binden dann Beta1-Rezeptoren an der Niere. Dies führt zur Freisetzung des Enzyms Renin, das über mehrere Zwischenschritte wiederum die Bildung von Angiotensin-II und somit eine Erhöhung des Blutdrucks bewirkt. Indem sie die Andockstellen für Adrenalin und Noradrenalin blockieren, beugen Betablocker dieser Steigerung des Blutdrucks vor. 

Zudem werden durch Beta-Blocker auch Beta1-Rezeptoren am Herzen blockiert, über die Adrenalin und Noradrenalin die Herzfrequenz und die Schlagkraft des Herzens steigern, damit das Herz in kürzerer Zeit mehr Blut durch den Kreislauf pumpen kann. Beta-Blocker haben also auch eine "Bremswirkung" auf das Herz, was ebenfalls zur Blutdrucksenkung beiträgt und zusätzlich das Herz entlastet. Beta-Blocker enden auf "-lol", wie beispielsweise Bisoprolol oder Metoprolol.

Kalzium-Antagonisten erweitern die Gefäße

Kalzium-Antagonisten hemmen spezielle Kalziumkanäle in der Gefäßmuskulatur und verringern dadurch den Einstrom von Kalzium in die Muskelzellen. Durch die verminderte Kalziumkonzentration können sich die Muskelzellen weniger stark zusammenziehen, was zu einer Erweiterung der Gefäße und somit zu einer Blutdrucksenkung führt. Auf diese Weise wirken die Kalzium-Antagonisten vom sogenannten Nifedipin-Typ. Diese Wirkstoffe enden auf "-dipin", wie zum Beispiel Amlodipin. 

Eine andere Untergruppe bilden Kalzium-Antagonisten wie Diltiazem oder Verapamil. Sie wirken zusätzlich auf die Herzmuskelzellen und führen dort zu einer verringerten Schlagkraft des Herzens und zu einer Senkung der Herzfrequenz. So verhindern Diltiazem und Verapamil zum einen, dass das Herz die Blutdrucksenkung durch eine erhöhte Herzfrequenz auszugleichen versucht. Dieser Effekt ist nämlich insbesondere bei Patienten mit einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) eine gefährliche Nebenwirkung der Medikamente vom Nifedipin-Typ.

Zum anderen können Diltiazem und Verapamil dadurch auch gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. 

Diuretika: Entwässern bei Bluthochdruck

Diuretika sind Medikamente, die die Ausscheidung von Wasser über die Nieren fördern und somit entwässernd wirken. Bei Bluthochdruck werden vor allem sogenannte Thiazid-Diuretika angewendet. Diese Medikamente blockieren spezielle Transportsysteme in der Niere, sodass mehr Salz und Wasser ausgeschieden werden.

Durch die Entwässerung wird das Blutvolumen in den Gefäßen und somit auch der Blutdruck gesenkt. Zudem öffnen Thiazid-Diuretika Kalium-Kanäle in den Gefäßmuskelzellen, wodurch sich diese weniger zusammenziehen können, was ebenfalls zur Senkung des Blutdrucks beiträgt. Ein Beispiel für ein Diuretikum, das bei Bluthochdruck angewendet wird, ist der Wirkstoff Hydrochlorothiazid.

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