Oft unterschätzt: Thrombose

Thrombose: Blutpfropf in Vene
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Schlimm genug ist es, wenn man krank im Bett liegt. Und hier droht zusätzlich zur eigentlichen Krankheit eine große Gefahr: Thrombose. Auch Menschen, die lange und viel sitzen, haben ein erhöhtes Thromboserisiko. Insgesamt bekommen in den westlichen Ländern etwa zwei von 1.000 Personen pro Jahr eine Thrombose. Bevorzugt bilden sich diese Blutpfropfe in den tiefen Bein- und Beckenvenen, seltener in den Arterien. Ein erhöhtes Thromboserisiko besteht auch noch Wochen nach Operationen, insbesondere bei älteren Patienten.

Blut gerinnt – zum Glück

Hätte das Blut nicht die faszinierende Fähigkeit, zu gerinnen, würden wir bei der kleinsten Verletzung verbluten. Innere wie äußere Verletzungen behandelt der Körper blitzschnell, indem sich zunächst die Blutgefäße verengen und dann die Blutplättchen, die Thrombozyten, an den Rand der Gefäßverletzung ansetzen. Zusammen mit zahlreichen Gerinnungsfaktoren des Blutes und des Gewebes verschließen sie die Wunde.

Dieser Schutzmechanismus bewirkt aber bei bestimmten Erkrankungen das Gegenteil, wenn Blut im Körper, genauer gesagt im Gefäßsystem, gerinnt. Das kann dazu führen, dass sich in einem Gefäß ein Blutpfropf, ein sogenannter Thrombus, bildet. Der Thrombus kann das Gefäß vollkommen dicht verschließen es fließt gar kein Blut mehr. Wenn aber kein Blut mehr fließt, stoppt die Versorgung mit Sauerstoff. Die Folge: Gewebe stirbt ab, es kann sogar zum teilweisen Ausfall bestimmter Organe kommen.

Vor allem sind die Venen betroffen

Von Thrombosen sind in erster Linie die Venen betroffen. Venen sind der Teil des Blutgefäßsystems, der das sauerstoffarme Blut wieder zum Herzen zurückführt. Von dort wird es zunächst durch die Lunge und danach über die Arterien wieder in den Körperkreislauf gepumpt, um sämtliche Organe erneut mit Sauerstoff zu versorgen. Anders als die Arterien sind die Venen in ihrem Inneren mit Klappen ausgestattet, die für den Bluttransport zum Herzen sehr wichtig sind. Die Klappentaschen der Wadenvenen sind in den allermeisten Fällen der Ausgangspunkt der Thrombose.

Ein Form des Blutgerinnsels kennt jeder: Krampfadern. Diese sind erweiterte Venen dicht unter der Haut. Jeder fünfte aller Bundesbürger leiden daran, meist betrifft es Frauen. Entsteht dort ein Blutgerinnsel, ist dies meist harmlos.

Symptome einer Thrombose

Die Symptome einer Venenthrombose sind stark schmerzhafte Schwellungen im Bein, meist fühlt es sich auch überwärmt an und ist blau verfärbt. Lesen Sie hier, wie Sie eine Thrombose erkennen.

Durch den ständigen Blutstau kann sich daraus ein chronisches Venenleiden entwickeln nicht selten mit offenen Beinen (Ulcus cruris).

Embolus: Wenn ein Thrombus wandert

Ein Thrombus kann aber auch durch den Blutstrom fortgerissen werden und zum "Wanderer", dem Embolus, werden. Dabei wird er vom Entstehungsort weggeschwemmt und verschließt woanders ein Gefäß es kommt zu einer lebensbedrohlichen Embolie.

Dies will man mit allen Mitteln verhindern. Hier kommen die "Gerinnungshemmer" ins Spiel. Im Körper gibt es diverse Gerinnungsfaktoren, die in der Reihenfolge ihrer Entdeckung mit römischen Ziffern benannt werden.

Gerinnungshemmende Faktoren

Die Gerinnungsfaktoren sind Bluteiweiße und werden in der Leber gebildet. Gerinnungshemmer verzögern die Blutgerinnung, indem sie die körpereigene Produktion bestimmter Gerinnungseiweiße herabsetzen. Die Gerinnungszeit wird dadurch gezielt verlängert und die Entstehung von unerwünschten Gerinnseln, die ein Blutgefäß verstopfen können, wird verhindert.

Patienten mit künstlichen Herzklappen etwa müssen den Wirkstoff Cumarin einnehmen. Patienten, die wegen einer Operation längere Zeit liegen müssen, bekommen die ungeliebten Thrombosestrümpfe und die tägliche Heparinspritze.

Heparin und Thrombosestrümpfe

Heparin ist ein Medikament, das die Blutgerinnung hemmt und direkt unter die Haut gespritzt wird. Patienten, die zum Beispiel zu Hause wegen eines Beinbruchs viel liegen müssen, spritzen sich ihr Medikament selbst – meist in die Bauchdecke unterhalb des Nabels.

Immer wieder wird die Einnahme von Acetylsalicylsäure empfohlen, die Wirksamkeit zur Vorbeugung von Reisethrombosen ist jedoch umstritten, da es nur auf Arterien, nicht aber auf die Venen wirkt.

Thrombosestrümpfe, auch Kompressionsstrümpfe, setzt man vorbeugend ein: Sie unterstützen die Venen durch erhöhten Gewebedruck von außen, wodurch der Blutrückfluss erleichtert wird. Sie werden auch Risikopatienten empfohlen, die längere Flugreisen antreten.

Behandlung der Thrombose

Die Behandlung einer Thrombose sollte so schnell wie möglich erfolgen, um ein weiteres Voranschreiten der Thrombose zu verhindern und das Risiko von manchmal lebensbedrohlichen Komplikationen zu vermindern. Bettruhe bei Thrombosen ab der Kniekehle aufwärts, bei Unterschenkelvenenthrombosen hingegen Aktivitäten wie Umhergehen gehören zu den ersten Maßnahmen.

Bis zum Abschwellen werden die Beine mit Binden gewickelt, danach muss ein Kompressionsstrumpf getragen werden. Die Wiederherstellung des Blutflusses kann durch eine medikamentöse Auflösung des Thrombus erfolgen.

Große Blutgerinnsel können auch operativ entfernt werden, manchmal wird der verschlossene Gefäßabschnitt durch eine Gefäßplastik, den sogenannten Bypass, überbrückt.

Risikofaktoren für Thrombosen

Folgende Faktoren bedeuten ein erhöhtes Thrombose-Risiko:

  • länger dauernde Bettlägerigkeit
  • Bewegungsmangel, etwa langes Sitzen bei Fernflügen oder im Auto
  • Flüssigkeitsmangel
  • angeborene Gerinnungsstörungen
  • erhöhte Blutgerinnungsneigung nach großen Operationen oder Entbindungen
  • Arteriosklerose und Krampfadern, häufig im höheren Lebensalter
  • Frauen, die die Anti-Baby-Pille einnehmen
  • Schwangerschaften
  • Übergewicht
  • Rauchen

Besteht der Verdacht auf eine Thrombose, sollten Sie sofort einen Arzt kontaktieren.

Aktualisiert: 21.05.2019
Autor*in: bo

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