Frau mit Eosinophiler Ösophagitis hat Schluckbeschwerden
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Eosinophile Ösophagitis (EoE): chronische Entzündung der Speiseröhre

Von: Yasemin Yenilmez (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 16.07.2020 - 11:44 Uhr

Unter einer eosinophilen Ösophagitis versteht man in der Medizin eine chronische allergieartige Speiseröhrenentzündung, die hauptsächlich mit Schluckbeschwerden einhergeht. Aktuell ist eine Heilung der Erkrankung nicht möglich, jedoch können durch eine Therapie der eosinophilen Ösophagitis die Symptome gelindert werden. Wir erklären im Folgenden, was Sie über die eosinophile Ösophagitis wissen sollten.

Was ist eine eosinophile Ösophagitis?

Bei der eosinophilen Ösophagitis (englisch: eosinophilic esophagitis; EoE) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche, durch das Immunsystem bedingte Erkrankung der Speiseröhre. Sie führt durch die Veränderung der Schleimhaut der Speiseröhre zu Schluckbeschwerden und Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme.

Die eosinophile Ösophagitis ist nach der Refluxösophagitis infolge von Sodbrennen (säurebedingte Ösophagitis) die zweithäufigste Ursache für eine chronische Speiseröhrenentzündung. Dennoch handelt es sich bei der EoE um eine relativ junge Erkrankung, da sie erst 1993/94 als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt wurde. Seitdem nimmt die Anzahl der Diagnosen stetig zu.

Bei wem tritt EoE am häufigsten auf?

Lange wurde die eosinophile Ösophagitis als seltene Erkrankung angesehen, in den letzten Jahren wird sie jedoch immer häufiger diagnostiziert. Fraglich ist, ob die Zunahme der Diagnosen mit dem besseren medizinischen Verständnis für die Krankheit oder der tatsächlichen Erkrankungszunahme zusammenhängt.

Sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen wird eine Zunahme der Krankheitshäufigkeit festgestellt. Die eosinophile Ösophagitis kann in jedem Lebensalter auftreten und ist für sieben Prozent der speiseröhrenbedingten Beschwerden verantwortlich.

Besonders häufig sind Männer betroffen, welche etwa 70 Prozent der EoE-Erkrankten darstellen, während Frauen (und Kinder) nur etwa 30 Prozent ausmachen. Die Krankheit tritt am häufigsten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Die meisten EoE-Patienten weisen zudem allergische Begleiterkrankungen auf, sodass 50 bis 70 Prozent der Betroffenen zusätzlich an allergischen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder an Ekzemen leiden.

Bei Kindern, die an der eosinophilen Ösophagitis erkrankt sind, kann man diese häufig auf Nahrungsmittelallergien zurückführen.

Ursachen der eosinophilen Ösophagitis

Die eosinophile Ösophagitis (umgangssprachlich: "Asthma der Speiseröhre") wird durch die Anreicherung von eosinophilen Granulozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, in der Schleimhaut der Speiseröhre verursacht. In der gesunden Schleimhaut der Speiseröhre lassen sich zunächst ruhende unspezifische T-Zellen finden, also Vorläuferzellen des Immunsystems, die sich noch nicht auf ihre Abwehrfunktion spezialisiert haben.

Die Ursachen der eosinophilen Ösophagitis sind relativ unerforscht, jedoch wird in den meisten Fällen ein Zusammenspiel von allergieauslösenden Stoffen (Nahrungsmittelallergenen oder Umweltallergenen) und einer gestörten Membran der Speiseröhre als Ursache angenommen. Hierdurch werden antigenpräsentierende Zellen aktiviert – das sind Zellen, die normalerweise eingedrungene Erreger oder veränderte Körperzellen erkennen und die Immunreaktion einleiten. Diese aktivieren ihrerseits die ruhenden T-Zellen, sodass sich daraus T-Helferzellen bilden. Durch die T-Helferzellen werden die eosinophilen Granulozyten angelockt.

Die eosinophilen Granulozyten, die normalerweise zur Abwehr von Parasiten dienen und für allergische Reaktionen zuständig sind, beginnen nun, neben den Allergenen auch die Schleimhaut der Speiseröhre zu attackieren. Dies führt zu einer allergiebedingten Autoimmunerkrankung an der Speiseröhre: Die eosinophile Ösophagitis entsteht.

Kurz gesagt sind also vermutlich allergieauslösende Stoffe die Ursache, als Reaktion darauf entwickelt sich jedoch eine Art Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Speiseröhrenentzündung führt.

Folgen der eosinophilen Ösophagitis

Durch die eosinophilen Granulozyten, die zu einer dauerhaften Entzündungsreaktion an der Speiseröhre führen, kommt es zu einer Veränderung des Gewebes an der Schleimhaut:

  • Besonders auffällig ist der Baumringaspekt bei einer eosinophilen Ösophagitis. Hiermit werden ringförmige Schleimhautdefekte, die wie die Ringe eines Baumes aussehen, bezeichnet.
  • Ein weiteres typisches Merkmal ist die sogenannte Krepppapier-Mukosa, mit der man die nun sehr fragile, leicht blutende Ösophagusschleimhaut (Schleimhaut der Speiseröhre) bezeichnet.

Symptome der eosinophilen Ösophagitis

Die klinischen Symptome der eosinophilen Ösophagitis können bei jedem Betroffenen, vor allem abhängig von seinem Alter, unterschiedlich ausfallen. Symptome der EoE sind unter anderem:

  • Schluckstörungen (Dysphagie)
  • Steckenbleiben von Speisen (Bolusimpaktierung beziehungsweise Bolusobstruktion)
  • Sodbrennen
  • Erbrechen
  • Zurückströmen des Speiseröhreninhaltes in den Mund (Regurgitation)
  • Schmerzen hinter dem Brustbein (Retrosternalschmerzen)

Im Folgenden stellen wir Ihnen die Symptome der eosinophilen Ösophagitis detailliert vor.

Dysphagie: Probleme beim Schlucken

Bei der Dysphagie handelt es sich um eine Schluckstörung, die üblicherweise mit Schmerzen einhergeht. Als häufigstes Symptom der eosinophilen Ösophagitis verursacht die Dysphagie bei den Betroffenen während der Nahrungsaufnahme Probleme, die vom leichten Würgen bis zum kompletten Verschluss der Speiseröhre reichen können. Die Beschwerden können wenige Minuten bis mehrere Stunden andauern.

Vor allem bei Kindern kann sich die Dysphagie durch Nahrungsverweigerung darstellen.

Bolusimpaktierung oder -obstruktion: Wenn die Nahrung steckenbleibt

Die Bolusimpaktierung beziehungsweise -obstruktion äußert sich in der unvorhersehbaren, lang andauernden Einklemmung von Speisen, sodass schon mehr als ein Drittel der EoE-Betroffenen eine notfallmäßigen endoskopischen Entfernung der eingeklemmten Speise durchführen lassen mussten.

Sodbrennen: Säurebedingte Probleme

Normalerweise ist chronisches Sodbrennen ein Symptom der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Oftmals ist eine Störung zwischen Speiseröhre und Magen die Ursache. Denn normalerweise sorgt der Schließmuskel am Mageneingang dafür, dass kein Rückfluss von Mageninhalt mit Magensäure in die Speiseröhre (Reflux) erfolgt.

Bei einer Fehlfunktion des Schließmuskels oder einer Überproduktion von Magensäure kann es dazu kommen, dass Magensäure in die Speiseröhre gelangt und Schmerzen verursacht. Auch bei der eosinophilen Ösophagitis kann es durch die strukturelle Veränderung der Speiseröhre zu Sodbrennen kommen.

Erbrechen und Regurgitation: Wenn die Nahrung wieder hoch kommt

Normalerweise wird der Brechreiz durch die Reizung des Duodenums, einem Dünndarmabschnitt, verursacht. Bei der eosinophilen Ösophagitis ist die Überreizung der Speiseröhre hierfür verantwortlich.

Regurgitation bezeichnet das pathologische Zurückströmen des Speiseröhreninhaltes in den Mund. Dies geschieht vor allem aufgrund einer sogenannten Achalasie, die die Funktionsstörung der glatten Muskulatur bezeichnet. Infolgedessen wird der Speisebrei durch die reduzierte Fortbewegung aufgrund der fehlenden Muskelkontraktion nicht weiter transportiert.

Retrosternalschmerzen: Schmerzen hinter dem Brustbein

Die Retrosternalschmerzen, die hinter dem Brustbein auftreten, betreffen etwa 20 bis 50 Prozent der Betroffenen mit einer eosinophilen Ösophagitis. Sie können jedoch auch aus anderen Gründen auftreten, beispielsweise während einer Gastritis, einer Entzündung der Magenschleimhaut. Im Gegensatz zum Sodbrennen weisen die Retrosternalschmerzen eine fixe Lokalisation auf.

Veränderte Nahrungsaufnahme als Folge der EoE

Die oben beschriebenen Symptome äußern sich bei Kindern beziehungsweise Jugendlichen in der Regel stärker als bei Erwachsenen. Oftmals verweigern die betroffenen Kinder die Nahrungsaufnahme, klagen über Schmerzen im Brust- und Bauchbereich, Erbrechen, sowie eine starke Speiseregurgitation.

Durch die verringerte Nahrungsaufnahme kommt es bei Kindern auch zu einer Störung des Wachstums und der Entwicklung sowie zu körperlichen Symptomen wie beispielsweise Müdigkeit und Antriebslosigkeit.

Auch viele Erwachsene passen sich ihrer Einschränkung an, sodass es zur hastigen Nahrungsaufnahme und Verzicht auf trockene und faserige Nahrung (zum Beispiel Trockenreis, faseriges Fleisch, Mais) kommt. Die Störung des Ösophagus, also der Speiseröhre, kann deshalb nicht immer nur anhand der Symptome festgestellt werden.

Diagnose der eosinophilen Ösophagitis

Zur Diagnose einer eosinophilen Ösophagitis muss eine Endoskopie stattfinden, also eine Untersuchung der Speiseröhre mit einem Endoskop. Im Endoskopiebefund lässt sich die strukturelle Veränderung der Ösophagusschleimhaut erkennen: Typischerweise lassen sich der oben erwähnte Baumringaspekt sowie die Krepppapier-Mukosa feststellen.

Zudem muss zur Sicherung der Diagnose eine Gewebeprobe entnehmen werden. Wenn mehr als 15 eosinophile Granulozyten pro HPF (also im sichtbaren Ausschnitt bei 400-facher Vergrößerung im Mikroskop) gefunden werden, gilt der Befund als bestätigt.

Was tun? Therapie der eosinophilen Ösophagitis

Obwohl die eosinophile Ösophagitis nicht geheilt werden kann, können durch die richtige Therapie ein beschwerdeloses Essverhalten wiederhergestellt und die Lebensqualität erheblich verbessert werden.

Die drei wichtigsten Therapiemöglichkeiten sind hierbei:

  • Topische Kortikosteroide
  • Eliminations- und Elementardiäten
  • Ösophagusdilatation

Im Folgenden stellen wir Ihnen die Therapiemöglichkeiten bei einer eosinophilen Ösophagitis detailliert vor.

Topische Kortikosteroide: Medikamente gegen EoE

Kortikosteroide sind sehr wirksame Medikamente zur Behandlung der eosinophilen Ösophagitis, da sie sowohl gegen die Schluckbeschwerden als auch die Entzündungen helfen. Fluticason und Budesonid (beispielsweise enthalten im Medikament Jorveza®) sind hierbei zwei gleichwertige Wirkstoffe, die mithilfe eines Inhalators eingenommen werden können, mit dem das Medikament in den Mund gepustet und geschluckt wird.

Das Medikament muss jeweils 30 Minuten vor dem Frühstück und Abendessen über acht Wochen eingenommen werden. Budesonid kann auch in einer Suspension vermengt und geschluckt werden.

Eliminations- und Elementardiäten: Was essen bei EoE?

Wer keine Medikamente einnehmen möchte, kann versuchen, die eosinophile Ösophagitis natürlich zu behandeln. Hier kann eine Änderung der Ernährung in Form einer speziellen Diät helfen. Vor allem bei Kindern lassen sich damit oft Erfolge erzielen.

Bei der Eliminationsdiät werden die Lebensmittelallergene mithilfe von Allergietests individuell ermittelt und weggelassen.

Bei der Elementardiät, die sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen zur Linderung der Symptome führen kann, wird eine möglichst vollkommen proteinfreie Ernährung für einen Zeitraum von sechs Wochen angestrebt, sodass es zu einer praktisch allergenfreien Ernährung kommt. Während dieser Diät wird vor allem auf sechs Lebensmittel, nämlich Kuhmilch, Weizen, Soja, Eier, Nüsse und Seefrüchte verzichtet. Jedoch muss während dieser Diät darauf geachtet werden, Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Ösophagusdilatation: Weitung der Speiseröhre

Diese Therapiemöglichkeit wird nur bei Betroffenen mit starken Stenosen, also einer starken Verengung der Speiseröhre, angewandt. Dabei wird die Speiseröhre, zum Beispiel mit einem Ballon, vorsichtig ausgedehnt. Hierbei muss darauf geachtet werden, ösophageale Risse (Risse in und an der Speiseröhre) oder eine Durchlöcherung zu verhindern.

Homöopathische Behandlung der eosinophilen Ösophagitis

Alternativ bietet die Homöopathie auch Behandlungsansätze bei unkomplizierten und milden Formen der eosinophilen Ösophagitis an, die jedoch sehr wenig wissenschaftlich untersucht und nicht belegt sind. Die Therapie sollte immer mit einem Arzt abgesprochen und von diesem begleitet werden.