Dyshidrose am Finger
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Dyshidrose (Dyshidrosis)

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 15.07.2021 - 18:24 Uhr

Plötzlich tauchen sie auf: Meist zahlreiche kleine Bläschen zwischen den Fingern, an den Handflächen oder Fußsohlen, gefüllt mit wässriger Flüssigkeit. Bei den meisten Betroffenen jucken sie stark und führen vielfach zu unangenehmen Veränderungen der Haut. Über Ursachen und Behandlung sind sich Fachleute uneins. Bei vielen Betroffenen treten diese Bläschen besonders in den warmen Monaten im Frühling und Sommer auf. Früher vermutete man deshalb, dass sie mit einer Fehlfunktion der Schweißdrüsen zusammenhängen daher auch der Name (Dys = fehl, Hidrosis = Schwitzen/Schweiß). Ein direkter Zusammenhang besteht nach heutiger Ansicht nicht, allerdings haben einige der Betroffenen eine erhöhte Schweißproduktion (Hyperhidrosis).

Was ist Dyshidrosis?

Dyshidrosis (Dyshidrose) ist eine Form der wiederkehrenden oder chronischen Dermatitis, die sich in etwa 80 Prozent der Fälle an den Fingern oder Handflächen zeigt, aber auch die Füße oder Zehen (zehn Prozent) oder beide Bereiche (ebenfalls zehn Prozent) können betroffen sein. Sie äußert sich als Ausschlag mit kleinen Bläschen, die mit klarer Flüssigkeit gefüllt sind, juckende und gerötete Haut kann damit einhergehen.

Weitere Bezeichnungen für die Dyshidrose sind das dyshidrotische beziehungsweise dyshidrosiforme Ekzem sowie die Pompholyx – die an den Händen auch als Cheiropompholyx, an den Füßen als Podopompholyx bezeichnet wird (vor allem bei großflächigen Blasen).

Dyshidrose: Typische Symptome

Typisches Symptom der Dyshidrosis sind kleine oder größere "Wasserbläschen", die meist sehr plötzlich an den Seitenkanten der Finger, an den Handinnenflächen oder auch an den Fußsohlen auftreten. Durch die schubweise aufblühenden Blasen entsteht meist nicht nur eine starker Juckreiz, sondern nach deren Aufplatzen wird die Haut oft sehr trocken, schuppig und rissig.

Bei manchen Betroffenen entstehen große, entzündete und nässende Hautstellen; manchmal schwellen die Hände oder Füße an. Das kann zum Beispiel das Greifen oder Gehen stark (und extrem schmerzhaft) beeinträchtigen. Die Bläschen kommen und gehen – manchmal vereinzelt, beispielsweise an den Fingerseiten, manchmal bedecken sie die gesamte Handfläche oder Fußsohle oder verbinden sich größeren Blasen. Mitunter zeigen sich im Anfangsstadium auch bereits vor dem Auftreten der Bläschen Juckreiz, Brennen oder Schmerzen.

Bei leichten Formen der Dyshidrose verschwindet der Ausschlag in der Regel nach einer Dauer von zwei bis drei Wochen von alleine wieder, ohne aufzuplatzen.

Ursachen von Dyshidrose

Was die prall mit Lymphflüssigkeit gefüllten Bläschen verursacht, ist nach wie vor unklar. Sie treten besonders häufig bei Menschen auf, die an einer Neurodermitis (atopische Dermatitis), Schuppenflechte (Psoriasis) oder auch an einer Kontaktallergie wie zum Beispiel gegen Nickel leiden.

Diskutiert wird auch, dass die Dyshidrose Folge einer starken Hautbelastung ist, beispielsweise durch Desinfektionsmittel, auslaugende Putzmittel, sehr heißes oder sehr kaltes Wasser oder häufiges Händewaschen. Zudem wird vermutet, dass das Ekzem als Folge einer Pilzbesiedlung an einem anderen äußeren (zum Beispiel Fußpilz) oder inneren Körperteil (zum Beispiel Darm) und damit Zeichen einer Immunreaktion ist. Ein dyshidrotisches Ekzem an den Fußsohlen könnte auch auf eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Inhaltsstoffen der Schuhe hindeuten. Auch eine allergische Reaktion auf bestimmte Medikamente, etwa Penicillin, kommt als Ursache in Betracht.

Oft tritt die Dyshidrosis darüber hinaus in Abhängigkeit zu psychischen Belastungssituationen und Stress auf.

Auch eine erbliche Komponente wird diskutiert. Zusammenhänge mit der Ernährung und Genussmitteln wie Kaffee, Alkohol und Zigaretten werden beschrieben, sind aber nicht bewiesen.

Ein dyshidrotisches Ekzem ist nicht ansteckend.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Erfahrene Hautärzt*innen erkennen eine Dyshidrosis meist schon mit bloßem Auge, sodass die Diagnose meist schnell gestellt ist. Wichtig sind zudem Kenntnisse über den Verlauf und die Umstände des Auftretens, um einen Zusammenhang zu der beruflichen Tätigkeit oder bestimmten Freizeitaktivitäten zu ermitteln und so auf die mögliche Ursache schließen zu können. Da die Hautreaktion nach Kontakt mit einem Auslöser auch mit einer Verzögerung von ein bis zwei Tagen auftreten kann, ist es nicht immer möglich, eine Ursache festzustellen.

Oft ist es darüber hinaus sinnvoll, eine Pilzinfektion durch entsprechende Untersuchungen auszuschließen.

Allergieauslöser meiden

So vielfältig wie die diskutierten Auslöser sind auch die Therapiemöglichkeiten. Nicht selten dauern die Leidensgeschichten der Betroffenen über Jahre an, ohne dass die Krankheit geheilt wird.

Sind Auslöser bekannt, sollten diese gemieden werden. Es kann deshalb hilfreich sein, einen Allergietest zu machen. Auch eine Ernährungsumstellung – zum Beispiel eine milch- und fleischarme Ernährung, Verzicht auf Käse, Zwiebeln und Paprika (Tipp aus der chinesischen Medizin), kein Alkohol, Kaffee, nicht rauchen – ist durchaus einen Versuch wert.

Um bei einer Dyshidrosis an den Händen schädliche Hauteinflüsse durch Putzmittel und andere Chemikalien zu vermeiden, sollten bei entsprechenden Tätigkeiten Schutzhandschuhe (und darunter dünne Baumwollhandschuhe) getragen werden.

Lokale Behandlung von Dyshidrose

Die lokale Behandlung der Haut mit Cremes oder Bädern führt selten zu einem Heilungserfolg, kann aber den Juckreiz und das Hautbild verbessern und weitere Maßnahmen unterstützen.

Die Palette möglicher Wirkstoffe umfasst dabei beispielsweise:

  • Gerbstoffe (zum Beispiel Tannosynt® oder Bäder mit Eichenrindenextrakt, Salbei oder Apfelessig)
  • Wund- und Schutzcremes mit Zink (auch solche, die sonst für einen wunden Baby-Popo eingesetzt werden) oder Urea (Harnstoff)
  • meist fetthaltige Kortisonsalben (für den kurzfristigen Einsatz)
  • antibiotische oder antiseptische Salben, wenn das Ekzem eine bakterielle Besiedelung aufweist

Kortison kann bei starken Beschwerden über wenige Tagen bis Wochen auch als Tabletten genommen werden. Auch Präparate wie Neotigason oder Alitretinoin, die bei der Schuppenflechte zum Einsatz kommen, können bei schweren Verläufen helfen.

Ebenso kann eine Lichttherapie zu Erfolgen bei der Behandlung führen.

Eine regelmäßige Hautpflege mit milden Cremes ist darüber hinaus auch in Phasen ohne akute Schübe zu empfehlen. Bei trockener, schuppiger Haut empfiehlt sich eine rückfettende Salbe.

Alternative Behandlungsmethoden

In der alternativen Medizin werden Sanierungen des Darms (in dem viele Immunprozesse stattfinden) zum Beispiel mittels mikrobiologischer Therapie und Ausleitungsverfahren, homöopathische Mittel und Methoden der fernöstlichen Medizin wie Akupunktur und chinesische beziehungsweise tibetische Kräuterheilkunde empfohlen. Grundlage dieser Konzepte ist die Ansicht, dass Störungen an der Haut nur der sichtbare Teil von im Körper stattfindenden grundlegenden Prozessen sind, die damit ein ganzheitliches Vorgehen erfordern.

Unterstützend können entspannungsfördernde Techniken helfen, Stress zu reduzieren und die Schübe des dyshidrotischen Ekzems abzuschwächen. Prinzipiell brauchen die Betroffenen viel Geduld; letztlich muss individuell ausprobiert werden, was hilft und was eher nicht.

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