Schmerzen im Ellenbogen
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Wenn der Ellenbogen schmerzt

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 16.08.2018 - 12:08 Uhr

Schmerzen im Ellenbogen können eine echte Last bedeuten. Vor allem, weil ein Gelenk betroffen ist, dessen Einsatz bei alltäglichen Tätigkeiten unvermeidbar ist. Denn das Ellenbogengelenk brauchen wir bei jeder Armbewegung. Mancher Schmerz im Ellenbogen dauert nur kurz an, anderer entwickelt sich zu chronischen Schmerzen. Daher ist es wichtig, den Schmerz richtig einzuschätzen und gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen.

Schmerzen im Ellenbogen – wann zum Arzt?

Schmerzen sind immer ein Alarmsignal des Körpers, dass etwas nicht stimmt. Ob man sofort einen Arzt aufsuchen muss, hängt von der Intensität und Dauer der Beschwerden ab. Prinzipiell kann man sagen, dass plötzliche, heftige Schmerzen eher ein Alarmsignal sind als lang anhaltende, schwächere.

Von außen sichtbare Krankheitszeichen wie eine Rötung oder Schwellung weisen ebenfalls deutlicher auf eine zu behandelnde Erkrankung hin.

Rot, warm, dick und schmerzhaft

Eine schmerzhafte Rötung, Schwellung und Überwärmung am Ellenbogen kann in erster Linie auf eine Schleimbeutelentzündung hinweisen. Die flüssigkeitsgefüllten Säckchen (Schleimbeutel) dienen der Stoß- und Reibungsdämpfung. Sie sind eigentlich nicht zu tasten und zu spüren, außer sie sind krankhaft angeschwollen. Dann können sie auch schmerzen.

Erste Hilfe bei einer Schleimbeutelentzündung

Erste Maßnahmen bei Verdacht auf einen entzündeten Schleimbeutel sind Kühlen und Schonen. Es können zusätzlich Schmerzmittel eingenommen werden. Dabei sollte auf Präparate zurückgegriffen werden, die auch entzündungshemmend wirken.

Vor allem bei einer sich ausbreitenden Rötung muss der Hausarzt zurate gezogen werden. Eine Ruhigstellung in einer Oberarmschiene oder auch die Verschreibung eines Antibiotikums kann nötig werden. Kommt es häufiger zu Schleimbeutelentzündungen, kann sogar eine operative Entfernung angezeigt sein.

Rot und warm – ein Ausschlag am Ellenbogen

Ein anderer Grund für eine Rötung und Überwärmung am Ellenbogen kann ein Ausschlag sein. Ein Ausschlag äußert sich durch klassische Veränderungen der Haut:

  • Rötung
  • Pusteln
  • Jucken
  • Quaddeln

Ursachen für einen Hautausschlag gibt es unendlich viele.

Häufige Gründe für Ausschläge sind Kontaktallergien, beispielsweise gegen Gräser oder Waschmittel. Oftmals reicht es aus, den Allergieauslöser zu meiden. Hilft das nicht, sollten der Hausarzt oder ein Dermatologe zurate gezogen werden.

Trockene Ellenbogen

Nicht zu verwechseln ist solch ein Hautausschlag am Ellenbogen jedoch mit einer Schuppenflechte (Psoriasis), die typischerweise an den Ellenbogenaußenseiten und den Knievorderseiten auftritt. Sie äußert sich durch trockene Haut und Schuppenbildung. Diese nicht ansteckende Erkrankung ist genetisch bedingt und vererbbar.

Eine Chance auf Heilung gibt es nicht, aber viele symptomlindernde Verfahren wie Salben, Ernährungsumstellungen und Lichttherapie.

Elektrisierende Schmerzen am Ellenbogen

Schmerzen wie Nadelstiche oder "elektrische Stöße" sind typische Anzeichen für Nervenschmerzen. Am Ellenbogen verlaufen zwei größere Nerven:

  1. der Nervus ulnaris (Ellennerv), der Richtung Außenseite der Hand verläuft
  2. der Nervus radialis (Speichennerv), der an der Daumenseite der Hand endet

Ursachen für Nervenschmerzen können zum Beispiel eine Nervenquetschung oder ein Nervenengpasssyndrom sein.

Der Musikantenknochen – Schmerzen wie Nadelstiche

Eine Quetschung des Nerven liegt beim klassischen Phänomen des Musikantenknochens vor. Doch was genau ist eigentlich der Musikantenknochen?

Gemeint ist der Nervus ulnaris, der aus dem Hals-Rückenmark entspringt und über den Oberarm zum Ellenbogengelenk und dann zum Unterarm und der Hand verläuft. Am Ellenbogen liegt er in seiner "Speichenrinne" (Sulcus ulnaris), in der er eigentlich durch die knöchern geformte Rinne geschützt sein soll. Dennoch wird er bei einem Anstoßen des Ellenbogens oft gequetscht und sendet elektrisierende Schmerzsignale an das Gehirn, in die Hand und manchmal in die Schulter. Lässt der erste Schmerz nach, kann ein kribbelndes Gefühl noch länger anhalten.

Manchmal sind sogar die Hand oder einzelne Finger taub oder das Greifen eingeschränkt. All diese Beschwerden sollten jedoch nach kurzer Zeit zurückgehen. Halten sie länger an, ist ein Neurologe oder Orthopäde aufzusuchen.

Chronische Schmerzen am Ellenbogen

Treten elektrisierende Schmerzen der Hand dauerhaft auf, ohne dass eine Prellung vorgelegen hat, so liegt eventuell ein sogenanntes Engpasssyndrom vor. Am häufigsten ist wiederum der Nervus ulnaris im Rahmen des "Ulnarisrinnensyndroms" (Sulcus Ulnaris) betroffen.

Wie der Name des Syndroms bereits sagt, ist der Nerv in seinem Verlauf eingeengt und dadurch gereizt und gequetscht. Kribbeln, Taubheit oder Kraftminderung können ebenfalls Anzeichen für das Engpasssyndrom sein.

Das Syndrom entsteht durch dauerhafte Belastungen, zum Beispiel das tägliche Aufstützen auf einer Tischplatte bei der Büroarbeit. Auch körperliche Arbeit kann durch eine Verdickung der Muskulatur zu einem Engpasssyndrom führen.

Was tun beim Engpasssyndrom?

In erster Linie ist bei einem Engpasssyndrom eine konservative Therapie anzuraten. Schonen, Kühlen und gegebenenfalls eine Ruhigstellung in einer Schiene oder einer Bandage sind oft ausreichend. Erst bei anhaltenden Beschwerden sollte eine Operation zur Freilegung des Nervus ulnaris bedacht werden.

Arthrose am Ellenbogengelenk

Eine weitere häufige Ursache für nicht enden wollende Schmerzen am Ellenbogengelenk ist der Gelenkverschleiß (Arthrose). Wie jedes andere Gelenk im Körper ist auch der Ellenbogen vor Knorpelabrieb nicht gefeit. Typisch sind dann Bewegungsschmerzen. Doch auch nachts kann es zu Schmerzspitzen kommen.

Wer den Ellenbogen sein Leben lang viel belastet hat, zum Beispiel durch körperliche Arbeit oder bestimmte Sportarten, hat ein erhöhtes Arthrose-Risiko. Der Knorpelabbau ist nicht mehr rückgängig zu machen, Sekundärprävention im Sinne von gelenkfreundlichen Tätigkeiten und Kräftigung der das Gelenk umgebenden Muskulatur können den Verlauf verzögern.

Schmerzen im Ellenbogen nach dem Sport

Bei vielen Ballsportarten oder auch beim Krafttraining wird das Ellenbogengelenk stark beansprucht. Schmerzen beim Beugen und Strecken können auf eine Überlastung hinweisen. Möglicherweise ist die das Ellenbogengelenk umgebende Muskulatur zu stark beansprucht oder das knöcherne und knorpelige Gelenk selbst. Auch eine Sehnenscheidenentzündung kann dahinterstecken.

Erste Maßnahmen der Behandlung sollten aus Schonung und Kühlung des Ellenbogens bestehen, bei starken Beschwerden kann ein Schmerzmittel eingenommen werden. Bei fortwährenden Beschwerden ist ein Arzt aufzusuchen.

Sehnenscheidenentzündung am Ellenbogen

Von einer Sehnenscheidenentzündung sind in der Regel die Unterarmstrecker betroffen, die wir zum Spreizen der Finger und Strecken des Handgelenks brauchen. Dann spricht man vom sogenannten Tennisarm oder Tennisellenbogen (Epicondylitis humeri radialis).

Die Unterarmstreckmuskeln setzen mit ihren Sehnen am daumenseitigen (radialseitigen) Ellenbogen an. Daher verspürt man im Ellenbogen auch Schmerzen beim Greifen. Die Beschwerden können auch chronisch werden.

Ursachen sind – neben dem Tennisspielen – sportunabhängige, sich wiederholende oder ungewohnte Tätigkeiten, zum Beispiel die tägliche Büroarbeit an der Tastatur oder mit der Maus.

Was tun bei einem Tennisarm?

Die Therapie einer Sehnenscheidenentzündung besteht aus Schonung des Ellenbogens und gegebenenfalls zeitweisen Ruhigstellung in einer Oberarmschiene sowie der Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln. Wird die schmerzauslösende Bewegung eine Zeit lang gemieden, sollten die Beschwerden besser werden.

Bei dauerhaften Beschwerden schafft eine Bandage Abhilfe. In extremen Fällen kann eine Operation empfehlenswert sein.

Schmerzen im Ellenbogen nach Sturz

Bei einem Sturz fängt man sich oft mit den Händen ab oder fällt auf Knie und Ellenbogen. Durch die Prellung des Gelenks kommt es zu einer Quetschung des Weichteilgewebes, also vor allem der Muskeln und des Fettgewebes.

Auch die darunterliegenden Strukturen wie Nerven, Lymphbahnen und Gefäße können in Mitleidenschaft gezogen werden. Oft bildet sich ein blauer Fleck (Hämatom). Zudem entstehen durch die Volumenzunahme im Gewebe Schmerzen.

Bei einem Sturz auf den Ellenbogen kann man sich jedoch auch einen Knochenbruch zuziehen. Manchmal ist das Knacken sogar zu hören und der Bruch durch eine Fehlstellung schon von außen zu vermuten.

Was tun gegen Ellenbogenschmerzen nach Sturz?

Bei anhaltenden Schmerzen, einem größer werdenden blauen Fleck und ganz besonders bei Verdacht auf einen Knochenbruch muss ein Chirurg aufgesucht werden. Dieser kann neben der klinischen Untersuchung Röntgenbilder der Knochen anfertigen.

Bei einem einfachen Hämatom sind Schonung, Kühlung und Schmerzmittel die Therapie der Wahl. Im Fall eines Knochenbruchs muss der Arm meistens entweder in einem Oberarmgips ruhig gestellt oder sogar operiert werden.