Frau mit Asthma bronchiale benutzt Inhalator mit Asthma-Spray
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Asthma bronchiale: Ursachen, Symptome & Medikamente

Von: Yannis Diener (Arzt)
Letzte Aktualisierung: 08.05.2023 - 13:36 Uhr

Asthma ist eine der häufigsten Atemwegserkrankungen weltweit. Etwa 300 Millionen Menschen weltweit haben die Diagnose Asthma bronchiale erhalten. Wie entsteht diese Erkrankung, die meist schon im Kindesalter anfängt und Betroffene auch als Erwachsene noch begleitet? Und was tun bei einem Asthmaanfall mit akuter Atemnot? Lesen Sie hier mehr über die verschiedenen Arten von Asthma, welche Symptome typisch sind und welche Therapiemöglichkeiten existieren.

Was ist Asthma bronchiale?

Per Definition ist Asthma bronchiale (kurz Asthma) eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege mit reversibler bronchialer Obstruktion (also einer umkehrbaren Verengung der Atemwege) und/oder einem hyperreagiblem Bronchialsystem (das heißt vereinfacht gesagt, dass die Atemwege überempfindlich auf Reize reagieren). Was aber bedeutet das genau?

Um diese Definition besser zu verstehen, lohnt sich ein genauerer Blick in die Lunge, wo sich die Erkrankung abspielt. Wenn wir Luft einatmen, wandert diese über unsere Luftröhre (Trachea) in die großen Bronchien. Diese verästeln sich in immer kleinere Abschnitte, bis sie mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen sind. Sie enden in den Lungenbläschen (den Alveolen). In den Alveolen findet nun der Austausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid statt.

Asthma ist eine Erkrankung des Bronchialsystems. Aufgrund verschiedener Faktoren, zum Beispiel Allergenen, Umweltschadstoffen oder Virusinfektionen, ist das Bronchialsystem bei Asthmatiker*innen dauerhaft entzündet. Das führt zu einem Anschwellen der Zellen, die nun mehr zähflüssigen Schleim produzieren. Zusätzlich reagiert das Bronchialsystem durch die dauerhafte Entzündung viel sensibler auf äußere Einflüsse. Dadurch kann es zu einer Überreaktion kommen, bei der sich die Bronchien verschließen. Dies ist zum Beispiel typisch für einen akuten Anfall. In der Folge können Betroffene nicht mehr richtig ausatmen, die Lunge bleibt ein wenig aufgebläht und es gelangt weniger Sauerstoff in den Körper.

Ursachen und Risikofaktoren für Asthma

Asthma entsteht häufig schon bei Kindern. Es ist eine multifaktorielle Erkrankung, was bedeutet, dass man nicht immer genau weiß, was sie auslöst. Beim typischen allergischen Asthma ist es ein bestimmtes Allergen, zum Beispiel Pollen im Frühjahr, welches das Asthma auslöst. Neben Allergien gibt es einige weitere Risikofaktoren, die dazu beitragen können, ein Asthma zu entwickeln:

  • genetische Faktoren
  • erhöhtes Körpergewicht
  • Infektionen (wobei Studien zu diesem Thema sehr unterschiedliche Ergebnisse geliefert haben)
  • Luftschadstoffe
  • hohe Ozon-Werte
  • Tabakrauch
  • berufliche Noxen (schädigende Stoffe), Bäcker*innen haben zum Beispiel ein erhöhtes Risiko
  • Medikamente, zum Beispiel Aspirin® (infolge einer allergischen Reaktion)

Ist Asthma bronchiale erst einmal entstanden, besteht die Entzündung der Atemwege dauerhaft. Zusätzlich kann es zu Asthmaanfällen mit starken Beschwerden kommen. Diese können durch unterschiedliche Auslöser (Trigger), wie beispielsweise Stress, Zigarettenrauch, eine Bronchitis, körperliche Überanstrengung oder den Kontakt mit individuellen Allergenen (etwa Tierhaaren, Hausstaubmilben oder bestimmten Pollen bei einem Heuschnupfen) ausgelöst werden.

Trockener Husten und Luftnot – typische Symptome bei Asthma

Die Symptome bei Asthma können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Typische Anzeichen für die Erkrankung sind:

  • trockener Husten (insbesondere spät abends oder morgens)
  • Kurzatmigkeit oder Atemnot, teils verbunden mit Erstickungsangst und Herzrasen bei akuten Anfällen
  • pfeifende Atemgeräusche
  • Brustenge oder Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Räusperzwang
  • saisonale Verschlimmerung der Symptome (zum Beispiel im Sommer durch Allergene)

Die Beschwerden treten meist anfallsartig mit symptomfreien Intervallen dazwischen auf, einige Symptome (insbesondere Husten) können aber auch dauerhaft bestehen. Das Atemwegssystem unterliegt darüber hinaus einem Tag-Nacht-Rhythmus. Es ist normal für unseren Körper, dass die Bronchien tagsüber weiter sind als abends. Bei Asthmatiker*innen, die ohnehin schon an einer Verengung der Atemwege leiden, führt dieser Umstand dazu, dass die Symptome abends oder früh morgens schlimmer sind.

Wie wird Asthma diagnostiziert?

Ergeben sich bei einem Arzt-Patient-Gespräch Hinweise auf das Vorliegen eines Asthmas, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Krankheit zu diagnostizieren. Wichtig sind dabei zwei Dinge: Zum einen muss die Obstruktion, sprich die Verengung der Bronchien, diagnostiziert werden und zum anderen muss diese Verengung umkehrbar sein.

Um eine Obstruktion der Atemwege festzustellen, führt man in der Regel eine Spirometrie durch. Bei diesem Test kann man verschiedene Lungenfunktionsparameter messen. Für die Diagnose eines Bronchialasthmas ist die Einsekundenkapazität (FEV1) ein wichtiger Parameter. Dieser gibt an, wie viel Luft man innerhalb einer Sekunde aus der Lunge maximal ausatmen kann. Asthmatiker*innen können dies durch die verengen Bronchien schlechter als Gesunde, weshalb dieser Wert bei ihnen niedriger ist.

Die Reversibilität, als weiteren Teil der Definition, kann man nun testen, indem man Medikamente gibt, die die Bronchien weit stellen, also deren Gefäße erweitern. Danach wiederholt man den eben beschriebenen Lungenfunktionstest und erwartet bei Asthmatiker*innen einen deutlichen Anstieg in der Einsekundenkapazität.

Die Diagnostik beim Asthma bronchiale fällt ins Gebiet der Pulmologie. Diese Fachleute kümmern sich auch um die richtige Einstufung der Lungenerkrankung in die verschiedenen Stadien und die entsprechende Therapie. Die Stadien reichen von leichtem, gelegentlich auftretendem Asthma (Stufe 1) bis zu schwerem, anhaltendem Asthma (Stufe 4).

Asthma und COPD – wie unterscheiden sie sich?

Diese beiden Erkrankungen der Atemwege werden oft miteinander verwechselt und sind in der Praxis nicht immer voneinander zu unterscheiden. Beide Krankheiten haben gemeinsam, dass sie zu einer Obstruktion der Bronchien führen. Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist dies im Gegensatz zu Asthma allerdings nicht reversibel, also nicht durch die Gabe von Medikamenten umkehrbar. So würde ein Lungenfunktionstest vor und nach der Anwendung von Asthma-Spray unveränderte Ergebnisse liefern. Eine COPD tritt auch in der Regel eher später im Leben auf und wird vor allem durch Rauchen verursacht.

Die klinische Unterscheidung zwischen beiden Erkrankungen ist nicht immer leicht und es gibt viele Fälle, in denen sowohl eine COPD als auch ein Asthma bronchiale gleichzeitig auftreten.

Welche Arten von Asthma gibt es?

Die zwei häufigsten Formen des Asthmas sind das allergische Asthma bronchiale und das nicht-allergische Asthma bronchiale:

  • Das allergische Asthma bronchiale, auch extrinsisches Asthma genannt, tritt häufiger schon im Kindesalter auf und ist durch eine saisonale Schwankung gekennzeichnet. Betroffene reagieren meist überempfindlich auf eines oder mehre Allergene, wie Schimmelpilze, Pollen oder Hausstaubmilben.
  • Nicht-allergisches Asthma tritt häufiger im Erwachsenenalter erstmals auf und wird auch endogenes oder intrinsisches Asthma genannt. Hier lässt sich nicht unbedingt ein Allergen als Ursache herausfinden. Vielmehr ist das Bronchialsystem generell überempfindlich.

Diese beiden Asthma-Formen sind nicht immer voneinander zu unterscheiden. Zu 40 Prozent existieren Mischformen. Auch möglich ist, dass aus einem allergischen Asthma in der Kindheit ein intrinsisches Asthma im Erwachsenenalter wird.

Neben diesen zwei Hauptformen des Asthmas gibt es viele kleinere Unterformen.

Eosinophiles Asthma

Bei dieser Form des Asthmas sind spezialisierte Immunzellen, die Eosinophilen, für die Entzündung in der Lunge verantwortlich. Betroffene haben häufiger schwere Einschränkungen der Lungenfunktion und die Anfälle lassen sich schlechter mit den gewöhnlichen Medikamenten therapieren.

Um die Diagnose eines eosinophilen Asthmas zu stellen, untersucht man im Blut die Anzahl der Eosinophilen. Sind diese erhöht, ist das ein Hinweis auf diese Asthma-Form. Diese Untersuchung ist so wichtig, weil es mittlerweile spezielle Medikamente gegen diese Erkrankungsform gibt. Beim eosinophilen Asthma wird das Immunsystem über verschiedene Botenstoffe angeregt. Einer davon ist das Interleukin-5. Es existieren einige sogenannte Biologicals, die sich speziell gegen diesen Botenstoff richten und bei Patient*innen mit eosinophilem Asthma eingesetzt werden.

Asthma cardiale

Beim Asthma cardiale, auch als Herzasthma bekannt, liegt die Ursache primär nicht in der Lunge, sondern im Herzen. Durch eine Pumpschwäche des Herzens staut sich das Blut in die Lunge zurück, was zu einer vermehrten Entzündung des Bronchialsystems führt. Im Laufe der Zeit entwickeln Betroffene ähnliche Symptome wie beim Asthma bronchiale. Der Therapieschwerpunkt richtet sich aber hier auf die Behandlung der Herzinsuffizienz.

Analgetika-Asthma

Dies ist eine recht seltene Form des Asthmas. Ursache ist hierbei eine Unverträglichkeit bestimmter Schmerzmittel, die im Körper das Enzym COX-1 hemmen. Dazu zählt unter anderem Aspirin®. Die typische Dreifachkombination der Symptome beim Analgetika-Asthma wird als Samter-Trias bezeichnet und umfasst Asthma, eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung und Polypen in der Nase. Therapie der Wahl ist neben der Standardtherapie für Asthma die ständige Gabe von niedrig dosiertem Aspirin®, um den Körper zu desensibilisieren.

Therapie bei Asthma bronchiale mit Medikamenten

Zur medikamentösen Behandlung der Atemwegserkrankung gibt es in der Asthma-Therapie ein Stufenschema. Dabei unterscheidet man grob zwischen drei Klassen von Medikamenten, die dauerhaft oder nur im Akutfall eingesetzt werden.

Controller: Behandlung mit Dauermedikamenten

Diese Klasse von Medikamenten soll die chronische Entzündung in den Bronchien hemmen. Das am häufigsten eingesetzte Mittel ist Cortison. Wichtig ist bei dieser Therapie, dass sie dauerhaft erfolgen muss. Meistens gibt es diese Medikamente als Inhalatoren, also in Form von Cortison-Sprays. Der große Vorteil dieser Darreichungsform ist, dass das Cortison durch die Verwendung eines Inhalators zu über 99 Prozent nur in der Lunge wirkt und nicht im Körper. Dadurch werden die Nebenwirkungen reduziert.

Reliever: Asthma-Spray für den Notfall

Diese Medikamente werden umgangssprachlich auch als "Notfall-Spray" bezeichnet. Der Fachausdruck lautet Bedarfsmedikamente. Es sind Wirkstoffe, die rasch die Bronchien weit stellen und bei starken Symptomen genommen werden. Beispiele für solche Wirkstoffe sind die Beta-2-Sympathomimetika Salbutamol, Reproterol oder Fenoterol. Auch hier ist die wirksamste Methode der Inhalator.

Add-on Therapie: Antikörper bei schwerem Asthma

Neben den bereits genannten gibt es seit einigen Jahren weitere Therapieoptionen, insbesondere bei schweren Asthma-Formen. Diese Medikamente sind sogenannte Biologicals (auch: Biologika). Biologicals sind Antikörper, die sich gegen verschiedene Botenstoffe des Immunsystems richten. In der Asthma-Therapie existieren mehrere Wirkstoffe, die dieser Klasse zugerechnet werden. Einer dieser Antikörper ist das Mepolizumab, welcher sich gegen den Botenstoff Interleukin-5 richtet.

Was ist bei der Anwendung der Medikamente zu beachten?

Sowohl die Controller als auch die Reliever sind rezeptpflichtige Asthma-Sprays. Beide Medikamente können insbesondere bei falscher Anwendung Nebenwirkungen verursachen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich schulen zu lassen, wie die richtige Bedienung der Inhalatoren funktioniert.

Schleimlösende Medikamente sind gemäß der Leitlinie nicht zur Dauertherapie geeignet. Vielmehr soll durch die richtige Einstellung mittels der Controller die Schleimproduktion gesenkt werden. Der beste Schleimlöser bei Asthma ist auf lange Sicht gesehen das inhalative Cortison. Sollten die Beschwerden zu groß sein, können Betroffene zusätzlich auf rezeptfreie Alternativen zurückgreifen, die zum Beispiel Thymianextrakt enthalten.

Was kann man selbst gegen sein Asthma tun?

Neben der medikamentösen Therapie ist vor allem der Verzicht auf Rauchen ein wichtiger Baustein in der Behandlung von Asthma bronchiale. Bei Allergiker*innen kommt zudem eine Hyposensibilisierung infrage. Darüber hinaus sollten Betroffene Trigger nach Möglichkeit meiden.

Wie bei fast allen Erkrankungen können eine gesunde, ausgewogene Ernährung, ausreichendes Trinken und regelmäßiger Sport auch bei Asthma helfen. Gerade Ausdauersport scheint einen positiven Effekt zu haben. Dabei ist wichtig, dass sich Betroffene langsam herantasten, da bei zu großen Belastungen die Bronchien zugehen können. Bei regelmäßigem Training schützt Sport aber vor Asthmaanfällen und lindert die Symptome der Erkrankung.

Was tun bei einem akuten Asthmaanfall?

Bei einem Anfall sind die Atemwege oft so eng, dass Betroffene kaum bis gar keine Luft bekommen. Unbehandelt kann ein Asthmaanfall tödlich enden. Neben der richtigen medikamentösen Therapie ist es wichtig, die betroffene Person zu beruhigen, denn Stress kann einen Asthmaanfall nicht nur auslösen, er kann ihn auch verstärken.

Bei leichteren Anfällen können Betroffene ein Atemmanöver durchführen, das man als Lippenbremse bezeichnet. Bei dieser Atemtechnik atmet man durch die Nase ein und atmet langsam gegen die halb verschlossenen Lippen wieder aus. Der Druck sorgt dafür, dass die Atemwege nicht kollabieren und offenbleiben.

In einem schweren Fall können Betroffene aber gar nicht mehr atmen, dann handelt es sich um einen Notfall. Da auch das Inhalieren dann nicht mehr möglich ist, müssen Medikamente, die die Bronchien erweitern, über die Vene gespritzt werden. Bei solch schweren Asthmaanfällen müssen Betroffene oft ins Krankenhaus aufgenommen und dort weiter behandelt werden.

Damit es erst gar nicht zu solch schweren Asthmaanfällen kommt, ist es wichtig, ein Therapiekonzept zu haben, um das Asthma möglichst dauerhaft im Griff zu haben. Nur so können potenziell tödliche Anfälle verhindert werden.

Asthma und COVID-19

Früh in der Corona-Pandemie wurde spekuliert, ob Asthma-Patient*innen ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren Verlauf von COVID-19 zu entwickeln. Mittlerweile konnten aber Studien zeigen, dass dies nicht der Fall ist.

Eine weitere Hypothese ist, dass eine Infektion mit dem Coronavirus ein Asthma bronchiale auslösen kann. Hierzu gibt es aber noch nicht genügend Daten, um dies mit Sicherheit sagen zu können.

Ist Asthma heilbar?

Asthma bronchiale ist eine chronische Erkrankung und daher nicht heilbar. Die Erkrankung begleitet Betroffene in der Regel das ganze Leben. Dabei kann es sein, dass es unterschiedliche Phasen gibt. In der Kindheit mag das Asthma schlimm sein, ehe es sich im jungen Erwachsenenalter "herauswächst". Oft nehmen die Symptome ab und Betroffene merken höchstens beim Sport noch etwas von ihrer Erkrankung.

Der Verlauf der Erkrankung kann von Person zu Person unterschiedlich sein. An sich haben gut eingestellte Asthmatiker*innen keine geringere Lebenserwartung. Potenziell tödlich sind aber die akuten Asthmaanfälle. Um diese möglichst zu vermeiden, ist eine konsequente Therapie mit den ärztlich verordneten Medikamenten nötig.

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