Salbutamol bei Asthma
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Salbutamol: Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.04.2024 - 13:36 Uhr

Salbutamol wird zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD eingesetzt. Der Wirkstoff erweitert die Bronchien und kann somit den typischen Atemproblemen entgegenwirken. Doch Salbutamol hat auch Nebenwirkungen und gefährliche Effekte bei einer Überdosierung. Erfahren Sie im Folgenden mehr dazu sowie zur richtigen Einnahme und den Darreichungsformen des Arzneimittels.

Wirkung: Für was ist Salbutamol gut?

Salbutamol gehört zur Gruppe der Beta-2-Sympathomimetika. Der Wirkstoff erweitert und entspannt verengte Bronchien, wirkt schleimlösend und erleichtert somit das Abhusten von Schleim, weshalb man ihn auch als Bronchospasmolytikum bezeichnet. Aufgrund seiner Wirkung wird Salbutamol zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale, COPD und chronischer Bronchitis eingesetzt. Bei diesen Erkrankungen mindert der Wirkstoff zusätzlich entzündliche und/oder allergische Reaktionen der Bronchien. 

Salbutamol gehört zu den schnell und relativ kurz wirksamen Beta-2-Sympathomimetika. Das heißt, die Wirkung setzt sehr schnell ein – bei der Anwendung als Spray innerhalb weniger Minuten – hält jedoch nicht so lange an wie bei anderen Medikamenten dieser Wirkstoffklasse.

Salbutamol als Spray, Tabletten & Co.

Salbutamol ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Den Wirkstoff gibt es unter anderem als Tablette, als Inhalationslösung, als Suspension und als Pulverinhalator (sogenannter Diskus). Die Suspension wird in der Regel über ein Dosieraerosol eingenommen. Bei einem solchen Gerät wird das Spray in portionierten Dosen abgegeben. Diese Dosieraerosole sind umgangssprachlich als Asthma-Spray bekannt und es gibt sie auch mit anderen Wirkstoffen. Als Arzneimittel wird Salbutamol am häufigsten in Form eines solchen Inhalators angewendet, seltener als Tablette.

Die wichtigsten Darreichungsformen im Überblick:

  • Salbutamol-Dosieraerosol und -Pulver zur Inhalation: zur Anwendung bei akuter Atemnot wie bei einem akuten Asthma-Anfall.
  • Salbutamol-Inhalationslösung: zur Anwendung durch einen Vernebler, um akuten Anfällen vorzubeugen.
  • Salbutamol-Tabletten: meistens als Retardtabletten, die ihre Wirkung langsam freisetzen, wenn die inhalative Therapie nicht ausreicht.

Das Arzneimittel ist in allen Darreichungsformen nur mit Rezept erhältlich, sie können es nicht rezeptfrei in der Apotheke kaufen.

Kombination mit Kortison und Alternativen

Salbutamol sollte nicht als alleinige Therapie, sondern immer zusammen mit einem entzündungshemmenden Medikament wie Kortison (welches es ebenfalls zur Inhalation gibt) eingesetzt werden. Salbutamol selbst ist aber kein Kortison. 

Als Alternative gibt es andere, langwirksame Stoffe aus der Gruppe der Beta-2-Sympathomimetika, die mittlerweile zur Kontrolle und Vorbeugung der Symptome bevorzugt eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel Salmeterol und Formoterol. Wegen seines schnellen Wirkeintritts wird Salbutamol daher eher für akute Asthma-Anfälle beziehungsweise akute Atemnot bei COPD empfohlen.

Verschlechtert sich Ihr Zustand durch die Einnahme von Salbutamol, sollten Sie die Behandlung sofort beenden und sich an Ihre behandelnde Arztpraxis wenden. Gleiches gilt, wenn allgemein eine Verschlechterung des Zustandes oder aber keine befriedigende Verbesserung auftritt. Dann muss der Behandlungsplan überdacht werden. Zum Beispiel kann es notwendig sein, die Dosis anzupassen oder die Therapie mit einem anderen Arzneimittel fortzusetzen oder zu ergänzen.

Dosierung und Einnahme von Salbutamol

Wie genau Salbuatmol bei Ihnen zu dosieren ist, sprechen Sie bitte immer mit Ihrem*Ihrer behandelnden Arzt*Ärztin ab. Bitte sehen Sie die folgenden Dosierungsangaben deswegen nur als allgemeine Richtlinien an.

Salbutamol zur Inhalation (als Spray, Pulver oder über einen Vernebler)

Bei akut auftretender Atemnot oder bei Bronchialkrämpfen beträgt die Einzeldosis 0,1 mg Salbutamol, was in der Regel einem Sprühstoß beim Dosieraerosol entspricht. Wenn nach 5 – 10 Minuten keine deutliche Besserung eingetreten ist, kann eine weitere Dosis eingenommen werden. Reicht auch dies nicht aus, muss umgehend (not-)ärztliche Hilfe konsultiert werden.

Zur Vorbeugung bei starker körperlicher Anstrengung oder erwartetem Kontakt mit einem Allergen wird 10 – 15 Minuten vorher ebenfalls eine Dosis von 0,1 mg eingenommen.

Die maximale Tagesdosis beträgt bei Erwachsenen 1,2 mg und bei Kindern ab 4 Jahren 0,6 mg. 

Salbutamol-Tabletten

Für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren beträgt die Einzeldosis maximal 4 mg und die maximale Tagesdosis 16 mg. Für jüngere Kinder gelten je nach Alter und Körpergewicht geringere Dosen. Die genaue Einnahmemenge muss in beiden Fällen immer individuell festgelegt werden.

Nebenwirkungen von Salbutamol

Ob, wie häufig und wie stark unerwünschte Effekte auftreten, ist bei Salbutamol neben der Dosierung auch von der Darreichungsform abhängig.

Diese Nebenwirkungen sind sowohl bei der Inhalation als auch bei der Einnahme von Tabletten häufig:

Gelegentlich kommt es zu Reizungen des Mund- und Rachenraums sowie zu einem unangenehmen Geschmack im Mund.

Bei einer Tabletteneinnahme treten außerdem häufig folgende Nebenwirkungen auf:

Häufig treten diese Nebenwirkungen nur in den ersten ein bis zwei Wochen der Behandlung auf und lassen dann nach.

Schwerwiegende Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Halluzinationen, Überempfindlichkeitsreaktionen, ein erhöhter Blutzuckerspiegel oder schwere Bronchialkrämpfe sind sehr selten oder Einzelfälle. Das betrifft die Einnahme von Tabletten und das Inhalieren gleichermaßen.

Überdosierung ist gefährlich

Bei der Dosierung von Salbutamol ist es wichtig, dass Sie sich an die ärztliche Verordnung halten. Ansonsten können schwerwiegende, unerwünschte Effekte auftreten. Bei einer Überdosierung von Salbutamol können die genannten Nebenwirkungen grundsätzlich sehr schnell, häufiger und in stärkerer Ausprägung auftreten. Sie können unter Umständen ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen, zum Beispiel wenn sie die Herztätigkeit betreffen. Eine Überdosis kann unter anderem einen erhöhten Blutzuckerspiegel, einen zu niedrigen Kaliumspiegel oder Störungen des Fettstoffwechsels zur Folge haben. Weiterhin wurden bei einer zu hohen Dosierung über einen längeren Zeitraum psychotische Reaktionen beobachtet. Begeben Sie sich deshalb bei Anzeichen einer Überdosierung umgehend in ärztliche Behandlung.

Welche Wechselwirkungen gibt es bei Salbutamol?

Bei der Anwendung von Salbutamol kann es zu einer Vielzahl an Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Diese treten nicht nur bei der Einnahme von Tabletten, sondern auch beim Inhalieren mit einem Spray oder Dosieraerosol auf.

Sprechen Sie daher unbedingt mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin, falls Sie weitere Medikamente einnehmen müssen, um gefährliche Wechselwirkungen zu vermeiden, die Dosis gegebenenfalls anzupassen oder ein alternatives Medikament zu finden.

Wird Salbutamol gemeinsam mit anderen Beta-2-Sympathomimetika eingenommen, ist eine gegenseitige Wirkungsverstärkung möglich und es ist mit dem verstärkten Auftreten von Nebenwirkungen zu rechnen.

Salbutamol kann zudem die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika abschwächen. Allerdings ist mit diesem Effekt normalerweise erst bei sehr hohen Dosen zu rechnen.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Steroiden oder Diuretika kann eine Hypokaliämie (zu niedriger Kaliumspiegel im Blut) auftreten.

Bei sogenannten halogenierten Anästhetika (Narkosemittel, die inhaliert werden) kann es zu schweren Herzrhythmusstörungen und niedrigem Blutdruck kommen. Wird ein solches Mittel verwendet, sollte Salbutamol mindestens sechs Stunden vor der Narkose nicht mehr eingenommen werden. Nach Möglichkeit sollte jedoch ein anderes Narkosemittel zum Einsatz kommen.

Daneben kann es noch mit einer Reihe anderer Wirkstoffe und Medikamente zu Wechselwirkungen kommen. Zu diesen zählen unter anderem:

Gegenanzeigen: Wann darf man Salbutamol nicht einnehmen?

Salbutamol darf nicht eingenommen werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile des Medikaments vorliegt. Bei einer Überempfindlichkeit gegen andere Beta-2-Sympathomimetika ist Salbutamol nur unter Vorsicht anzuwenden, da in diesem Fall auch das Risiko einer Überempfindlichkeit gegen Salbutamol erhöht ist. 

Salbutamol darf nicht gleichzeitig mit Betablockern (Beta-Rezeptorenblockern, Mittel bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen) eingenommen werden, da sich die Stoffe gegenseitig in ihrer Wirkung abschwächen. Bei Menschen mit Asthma bronchiale können dadurch schwere Bronchialkrämpfe ausgelöst werden.

Auch bei bestimmten Erkrankungen des Herzens darf Salbutamol nur unter besonderer Vorsicht eingenommen werden. Dazu zählen unter anderem Erkrankungen oder Entzündungen des Herzmuskels, Herzrhythmusstörungen, Erkrankungen der Herzkranzgefäße sowie ein kürzlich aufgetretener Herzinfarkt.

Ebenso darf der Wirkstoff in den folgenden Fällen nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung und unter strenger Überwachung eingenommen werden:

Salbutamol in Schwangerschaft und Stillzeit

Die Einnahme von Salbutamol während Schwangerschaft und Stillzeit ist gut erforscht und es ist von keiner Schädigung des Embryos oder des Säuglings auszugehen. Zur Akuttherapie von Asthma-Anfällen und Atemnot kann Salbutamol daher auch in dieser Zeit weiterhin verwendet werden. Die Einnahme ist in diesem Fall sogar empfohlen, da es keine besser geeignete Alternative für Schwangere und Stillende gibt. Nach Möglichkeit sollte die Anwendung inhalativ erfolgen.

Im letzten Drittel der Schwangerschaft ist jedoch zu beachten, dass Salbutamol einen wehenhemmenden Effekt haben kann. Dazu müssten jedoch hohe Dosen verabreicht werden, welche die übliche Dosierung im Rahmen einer Asthma-Therapie deutlich übersteigen.

Salbutamol bei Kindern

Kinder sollten den Wirkstoff wenn möglich als Spray bekommen und nicht in Tablettenform. Das Dosieraerosol ist für Kinder ab vier Jahren zugelassen. Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Anwendung auch bei jüngeren Kindern verträglich und wirksam ist. Bei Säuglingen und Kindern unter 20 Monaten kann es allerdings vorkommen, dass die Wirkung schwächer ausfällt oder sogar ganz ausbleibt.

Salbutamol als Dopingsubstanz

Alle Wirkstoffe aus der Gruppe der Beta-2-Agonisten stehen auf der Liste der verbotenen Dopingsubstanzen und sind damit im Wettkampf- beziehungsweise Leistungssport nicht erlaubt. Allerdings stellt Salbutamol eine Ausnahme dar: Bis zu einer Dosis von 1,6 Milligramm pro 24 Stunden, aufgeteilt auf mehrere Einzeldosen von je maximal 0,6 Milligramm innerhalb von acht Stunden, darf Salbutamol auch im Wettkampf als Therapeutikum eingenommen werden. Die Einnahme muss allerdings als medizinisch notwendig bestätigt sein.

Salbutamol muss zudem vor dem Wettkampf in das Doping-Kontrollformular eingetragen werden.

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