Zungenbelag bei Mundsoor
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Mundsoor – Pilzinfektion im Mund

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.10.2020 - 10:54 Uhr

Mundsoor ist eine der häufigsten Formen von Soor, einer Pilzerkrankung, die Haut und Schleimhäute befallen kann und durch den Hefepilz Candida ausgelöst wird. Der Überbegriff für alle durch diesen Pilz verursachten Infektionen lautet Candidose. Mundsoor wird deshalb auch als orale Candidose bezeichnet. Die Pilzinfektion kann am oder im Mund oder im Rachen auftreten. Häufig sind Babys betroffen, aber auch bei Erwachsenen mit einem schwachen Immunsystem ist die Infektion oft zu beobachten. Lesen Sie hier, wie Sie Mundsoor erkennen und behandeln können.

Formen der Candidose im Mund

Mundsoor ist definiert als eine Soorinfektion im oder am Mund. Typischerweise entsteht der Mundpilz an der Innenseite der Wangen oder Lippen. Aber auch der Rachen, die Zunge (Zungenpilz) oder der Gaumen können betroffen sein.

Mundsoor kann in verschiedenen Formen auftreten, wobei sich eine Form von Mundsoor auch aus einer anderen entwickeln kann. Das sind die verschiedenen Arten von Soor im Mund und deren Anzeichen:

  • pseudomembranöse Candidose: weißer, abwischbarer Belag auf geröteter, entzündeter Schleimhaut
  • akute erythematose Candidose: brennende, stark gerötete Schleimhaut ohne Beläge, vor allem auf der Zunge
  • hyperplastische Candidose: festsitzender weißer Belag mit roten Rändern auf der Schleimhaut und Zunge

Pseudomembranöse Candidose als häufigste Form

Bei der häufigsten Form von Mundsoor, der pseudomembranösen Candidose, bilden sich zunächst vereinzelte weiße Sprenkel in der Mundhöhle, die sich leicht ablösen lassen. Darunter erscheint die Mundschleimhaut meist glänzend, trocken und gerötet. Neben der Zunge sind häufig Wangen-, Lippen- und Gaumenschleimhäute betroffen.

Im Verlauf der Pilzinfektion bilden sich immer größere weiße, cremeartig aussehende Flecken, die beim Ablösen zu Blutungen der Schleimhaut führen können. Unbehandelt kann sich Mundsoor auf den Rachen, die Speiseröhre (Soor-Ösophagitis) oder den Magen-Darm-Trakt ausweiten.

Weitere Symptome von Mundsoor

Zusätzlich zu den beschriebenen Belägen und Rötungen der Schleimhaut kann Mundsoor – vor allem im fortgeschrittenen Stadium – weitere Symptome verursachen. Dazu gehören:

Bei unbehandeltem Mundsoor können Erbrechen oder Sodbrennen hinzukommen.

Im Gegensatz zur Mundfäule, die durch das Herpes-simplex-Virus ausgelöst wird, geht Mundsoor bei Kindern höchstens mit leichtem Fieber einher.

Ursachen und Risikofaktoren

Ursache von Mundsoor sind immer die zu den Hefepilzen gehörenden Candida-Pilze, meist Candida albicans. Bei vielen gesunden Menschen kommen die Pilze im Mundraum, im Darm oder auf der Haut vor und richten dort üblicherweise keinen Schaden an, solange sie vom Immunsystem und den anderen Mikroorganismen in Schach gehalten werden. Finden sie jedoch eine Lücke in dieser körpereigenen Abwehr, können sie sich schnell vermehren und zu Beschwerden führen.

Daher sind von Mundsoor häufig Personen mit einem geschwächten Immunsystem betroffen. Dazu gehören insbesondere Babys, alte Menschen oder Personen, die an Erkrankungen wie Krebs, HIV oder Diabetes leiden.

Häufige Auslöser von Mundsoor

Bei Babys hat Mundsoor häufig eine Ansteckung bei der Mutter zur Ursache – oft infizieren sie sich bereits bei der Geburt mit einem unbemerkten Scheidenpilz der Mutter oder später über den Schnuller. Oftmals tritt Mundsoor bei Babys zusammen mit Windelsoor, einer Soorinfektion im Windelbereich auf.

Bei Erwachsen verursachen fehlende Zähne, Zahnspangen oder eine schlechtsitzende Zahnprothese oft Reizungen der Mundschleimhaut. Die Pilze nisten sich dann beispielsweise unter der Prothese ein oder dringen durch Verletzungen in die Mundschleimhaut ein. Auch Rauchen und ein trockener Mund können die Entstehung von Mundsoor begünstigen.

Außerdem zählt die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente zu den möglichen Auslösern von Mundsoor. Antibiotika, Kortison (beispielsweise in Form von Kortison-Spray bei Asthma) sowie Zytostatika (während einer Chemotherapie) können das Immunsystem oder die Mundflora aus dem Gleichgewicht bringen und der Entstehung der Pilzinfektion den Weg ebnen.

Diagnose anhand charakteristischer Symptome

Die Diagnose von Mundsoor beruht in der Regel – insbesondere bei Kleinkindern – auf den charakteristischen, meist gut sichtbaren Symptomen. Hinzu kommt üblicherweise eine Befragung des Betroffenen (beziehungsweise der Eltern) zu den Beschwerden, Begleitumständen und Vorerkrankungen. Die Diagnose kann von einem Zahnarzt oder Hautarzt ebenso gut gestellt werden wie von einem Kinderarzt oder Allgemeinmediziner.

Für eine eindeutige Diagnose wird meist ein Abstrich von der Mundschleimhaut gemacht und mikroskopisch untersucht. Außerdem können Pilzkulturen angesetzt werden, um die genaue Art des Candida-Pilzes zu bestimmen. Dies kann besonders dann erforderlich sein, wenn die Soorinfektion auf eine medikamentöse Behandlung nicht wie erwartet anspricht und ein Wechsel des Medikaments in Betracht gezogen wird.

Im Idealfall klärt der Arzt zudem, wo die Eintrittspforte für die Pilze liegt und behandelt gegebenenfalls die entsprechende Verletzung im Mund. Sind Erkrankungen für die Schwächung des Immunsystems verantwortlich, sollten diese ebenfalls behandelt werden.

Mundsoor behandeln

Zur Behandlung von Mundsoor verschreibt der Arzt in der Regel speziell für den Mundbereich geeignete Antipilzmittel (Antimykotika). Häufig enthalten diese die Wirkstoffe Nystatin, Miconazol oder Amphotericin B. Oft liegen die Medikamente in Form Lutschtabletten, Gel, Mundspülungen oder Suspensionen vor. Das Mittel sollte jeweils so lange wie möglich im Mund verbleiben.

Bei der Therapie von Mundsoor ist es wichtig, die vom Arzt verordnete Dosierung der Medikamente sowie die Therapiedauer genau einzuhalten. Auch wenn kein Belag mehr zu sehen ist, muss die Therapie wie vorgesehen zu Ende gebracht werden. Ein Abbruch kann dazu führen, dass der Pilz zurückkehrt oder sich sogar auf andere Bereiche ausbreitet.

Von der eigenmächtigen Behandlung des Mundpilzes raten Experten dringend ab. Hausmittel wie das Gurgeln mit Kamillentee können die Infektion noch verschlimmern, indem sie die Mundschleimhaut weiter austrocknen.

Achtung, ansteckend!

Zur Bekämpfung von Mundsoor ist eine gute Mundhygiene unerlässlich. Da Candida-Pilze sich gerne in von Karies befallenen Zähnen verstecken, sollte das Zähneputzen während der Behandlung des Mundsoors besonders gewissenhaft erfolgen. Zahnprothesen, Schnuller, Sauger, Zahnbürsten oder Zahnspangen sollten gründlich sterilisiert oder wenn möglich ausgewechselt werden.

Achten Sie auch darauf, andere Menschen in Ihrem Umfeld nicht anzustecken. Bereits ein Kuss oder die gemeinsame Nutzung von Geschirr können ausreichen, um den Candida-Pilz zu übertragen.

Mundsoor ist zwar oft hartnäckig, aber mit den genannten Maßnahmen üblicherweise innerhalb von acht bis zehn Tagen behandelbar. Geht die Pilzerkrankung über längere Zeit nicht weg, kommen meist stärkere Medikamente zum Einsatz.

Vorbeugung: Hygiene ist das A und O

Risikogruppen können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um eine Soorinfektion im Mund zu verhindern. Dabei ist vor allem Hygiene entscheidend. Konkret helfen folgende Maßnahmen, dem Mundpilz vorzubeugen:

  • Träger von Zahnprothesen sollten diese nach jeder Mahlzeit gründlich reinigen und darauf achten, dass die Prothesen richtig sitzen. Zudem ist es empfehlenswert, diese zwei- bis dreimal wöchentlich mit dafür vorgesehenen Reinigungstabletten zu säubern.
  • Bei immungeschwächten Menschen (zum Beispiel während einer Chemotherapie) wird häufig ein Antimykotikum zur Vorbeugung von Mundsoor verschrieben.
  • Werden Menschen künstlich ernährt oder ist aus anderen Gründen ihr Speichelfluss stark vermindert, betreibt das Pflegepersonal in der Regel eine sogenannte Soor- und Parotitisprophylaxe. Dazu gehört es beispielsweise, die Schleimhäute des Betroffenen regelmäßig zu befeuchten.
  • Bei Babys sollten Schnuller, Sauger und Spielzeuge, die in den Mund genommen werden, regelmäßig und gründlich gereinigt werden. Bedenken Sie, dass auch der elterliche Speichel eine mögliche Ansteckungsquelle für das Kind sein kann. Einen heruntergefallenen Schnuller mit dem eigenen Speichel zu "säubern", kann die Infektion also sogar begünstigen.
  • Da sich Babys häufig durch einen unerkannten Scheidenpilz der Mutter bei der Geburt mit Candida-Pilzen anstecken, kann eine entsprechende Behandlung der Mutter vor der Geburt empfehlenswert sein.
  • Stillende Mütter leiden häufig an einer Soorinfektion der Brustwarzen (Brustsoor). Damit betroffene Frauen ihr Kind nicht anstecken, sollten sie vorübergehend nicht stillen und bei der Behandlung des Soors gegebenenfalls auch das Baby miteinschließen. Bedenken Sie, dass die Ansteckung in beide Richtungen erfolgen kann.

Grundsätzlich ist es ratsam, bei Verdacht auf Mundsoor sofort einen Arzt aufzusuchen, um eine Ausbreitung des Pilzes auf den Rachen und die Speiseröhre oder eine Ansteckung anderer Personen zu verhindern.