Frau mit geschwollenem Zahnfleisch im Unterkiefer
© Getty Images/Marina Demeshko

Zahnfleisch geschwollen: Ursachen erkennen & was hilft

Von: Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2024 - 10:32 Uhr

Geschwollenes Zahnfleisch kann verschiedene Ursachen haben. Viele davon sind harmlos und nur von kurzer Dauer. Es können jedoch auch ernsthafte Erkrankungen hinter geschwollenem Zahnfleisch stecken. Lesen Sie in diesem Artikel, welche Auslöser es für geschwollenes Zahnfleisch gibt und mit welchen Symptomen es einhergehen kann. Außerdem erfahren Sie, welche Hausmittel helfen und wann Sie besser eine zahnärztliche Praxis aufsuchen sollten.

Zahnfleisch geschwollen – Schmerzen, Blutungen & Co. deuten

Geschwollenes Zahnfleisch kann als einzelnes Symptom auftreten. Häufig ist es jedoch von weiteren Beschwerden begleitet. Je nachdem, welche Symptome hinzukommen und an welcher Stelle das Zahnfleisch geschwollen ist, lassen sich Rückschlüsse auf die Ursache ziehen.

Diese Symptome treten häufig zusammen mit geschwollenem Zahnfleisch auf:

  • Rötung
  • Schmerzen
  • Zahnfleischbluten
  • Bläschen
  • Eiter

Eine Rötung deutet zum Beispiel auf eine Entzündung hin. Je weiter diese fortgeschritten ist, desto schmerzhafter kann sie sein. Eventuell treten beim Zähneputzen oder Essen auch Blutungen am Zahnfleisch auf.

Bei kleinen Bläschen könnte es sich um Aphthen handeln. Wenn jedoch Eiter austritt, ist an einen Abszess zu denken.

Wenn Ihr Zahnfleisch insgesamt geschwollen ist, handelt es sich eher um ein generelles Problem wie eine falsche Mundhygiene oder eine Zahnfleischentzündung.

Zahnfleisch hinter Backenzahn geschwollen

Eine Schwellung des Zahnfleischs an einer bestimmten Stelle deutet auf eine lokale Erkrankung hin. Wenn zum Beispiel das Zahnfleisch hinter einem Backenzahn geschwollen ist, sollten Sie ausschließen, dass es sich um Karies oder eine Zahnwurzelentzündung handelt. Wenn Sie noch Weisheitszähne haben und dort das Zahnfleisch geschwollen ist und schmerzt, sollten Sie sich beraten lassen, ob es besser wäre, den betroffenen Zahn zu ziehen.

Zahnfleisch geschwollen: mögliche Ursachen

Allgemein entstehen Schwellungen durch Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Das kann verschiedene Ursachen haben. Je nach Auslöser können weitere Beschwerden wie eine Rötung oder Schmerzen hinzukommen.

Wenn das Zahnfleisch geschwollen ist, kann dies folgende Gründe haben:

  • falsche Mundhygiene
  • Trauma durch Unfall oder Verletzung
  • Entzündungen (Gingivitis oder Parodontitis)
  • Abszesse
  • Aphthen
  • nächtliches Zähneknirschen
  • vorausgegangene Zahnbehandlungen

Geschwollenes Zahnfleisch durch falsche Mundhygiene

Sowohl zu wenig als auch eine übertriebene Mundhygiene kann geschwollenes Zahnfleisch verursachen. Bei unzureichender Mundhygiene bleiben zu viele Bakterien in der Mundhöhle zurück, die zu Entzündungen führen können. Wenn man hingegen beim Zähneputzen zu großen Druck ausübt oder eine Zahnbürste mit zu harten Borsten verwendet, kann das Zahnfleisch gereizt werden, was sich in Schwellungen, Rötungen oder Zahnfleischbluten äußern kann.

Geschwollenes Zahnfleisch durch Zahnfleischentzündung

Bei einer Entzündung des Zahnfleischs spricht man von einer Gingivitis. Ursache ist in den meisten Fällen eine mangelhafte Mundhygiene. Bakterielle Zahnbeläge (Plaque) können dann auf das Zahnfleisch übergreifen und eine Entzündung auslösen. Bei einer Gingivitis ist das Zahnfleisch geschwollen und gerötet. Schmerzhaft ist sie in der Regel nicht, beim Zähneputzen oder Essen treten jedoch häufig leichte Blutungen auf.

Unbehandelt kann sich eine Gingivitis zu einer Parodontitis entwickeln. Das ist eine ernst zu nehmende Entzündung des Zahnhalteapparats, die sogar chronisch werden kann. Es können neben Schmerzen weitere Symptome wie ein Rückgang des Zahnfleischs oder Mundgeruch auftreten. Im schlimmsten Fall führt eine Parodontitis zum Zahnverlust.

Zahnfleisch durch Trauma geschwollen

Als Folge eines Unfalls oder einer Verletzung, wie ein Sturz oder ein Schlag im Bereich des Mundes oder des Gesichts, kann das Zahnfleisch anschwellen. Bei einer Zahnfleischschwellung durch ein Trauma sollten Sie immer eine*n Zahnärztin*Zahnarzt aufsuchen, um ernsthafte Verletzungen auszuschließen oder diese gegebenenfalls behandeln zu lassen.

Zahnfleisch geschwollen durch Abszess

Ein Abszess ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum auf oder unter der Haut, der grundsätzlich am ganzen Körper auftreten kann – so auch in der Mundhöhle. Ausgelöst wird ein Abszess meistens durch Bakterien. Die Ursachen können vielfältig sein, zum Beispiel eine Wunde im Mund oder eine entzündete Zahnwurzel. Ein Abszess verursacht starke Schmerzen und muss unbedingt zahnärztlich behandelt werden.

Befindet sich der Abszess direkt unter der Haut, ist es möglich, ihn als Schwellung von außen zu sehen. Tieferliegende Abszesse hingegen (zum Beispiel an der Zahnwurzel) kann man selbst nicht erkennen. Die Diagnose kann in diesem Fall durch eine Röntgenaufnahme erfolgen.

Schwellung am Zahnfleisch durch Aphthen

Aphthen sind kleine, zumeist weiße Bläschen mit rotem Rand, die überall im Mundraum entstehen können. Sie verursachen neben einer Schwellung zumeist Schmerzen oder Brennen, insbesondere beim Verzehr säurehaltiger Speisen oder Getränke. 

Warum Aphthen entstehen, ist bislang wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Vermutlich spielen genetische Faktoren, Stress sowie ein geschwächtes Immunsystem eine Rolle.

Geschwollenes Zahnfleisch durch nächtliches Zähneknirschen

Wer nachts mit den Zähnen knirscht, kann nicht nur seine Zähne durch die mechanische Belastung abreiben und langfristig schädigen. Auch das Zahnfleisch wird gereizt und kann als Folge anschwellen.

Nächtliches Zähneknirschen kann durch das Tragen einer Zahnschiene verhindert werden. Suchen Sie zahnärztlichen Rat, wenn Sie vermuten, nachts mit den Zähnen zu knirschen. Anzeichen dafür sind unter anderem ein verspannter Kiefer morgens nach dem Aufwachen, Kopfschmerzen, Bissspuren im Mundraum oder wenn Sie sich trotz ausreichend Schlaf nicht erholt fühlen.

Zahnfleisch nach Zahnbehandlung geschwollen

Nach einer Zahnbehandlung ist es normal, dass das Zahnfleisch vorübergehend geschwollen ist. Gerade größere Eingriffe wie eine Wurzelbehandlung oder das Ziehen von Weisheitszähnen stellen eine große Belastung dar. Während der Behandlung müssen Sie den Mund lange geöffnet halten und die zahnmedizinischen Instrumente können kleine Verletzungen und Reizungen verursachen. Neben der Schwellung kann es dann auch dazu kommen, dass das Zahnfleisch blutet.

Halten Sie sich in den Tagen nach der Behandlung an die zahnärztlichen Empfehlungen. Falls die Schwellung nach mehreren Tagen immer noch vorhanden ist oder weitere Beschwerden hinzukommen, sollten Sie noch einmal in der behandelnden Praxis anrufen.

Was hilft bei geschwollenem Zahnfleisch?

Geschwollenes Zahnfleisch ist zunächst ein Symptom und keine Krankheit. Die Behandlung richtet sich also nach dem Auslöser. Wenn die Ursache erkannt und behandelt wird, geht in den allermeisten Fällen auch die Schwellung am Zahnfleisch zurück.

Bei leichten bis mäßigen Symptomen können Sie geschwollenes Zahnfleisch zunächst mit einigen Maßnahmen und Hausmitteln selbst behandeln. Holen Sie im Zweifelsfall jedoch zahnärztlichen Rat ein, insbesondere wenn nach wenigen Tagen keine Besserung eintritt oder Ihnen die Ursache für die Beschwerden unbekannt ist.

Hausmittel bei geschwollenem Zahnfleisch

Einige Hausmittel können helfen, dem geschwollenen Zahnfleisch entgegenzuwirken:

  • Gurgeln mit medizinischer Mundspülung: Eine antibakterielle Mundspülung kann vorübergehend zweimal täglich nach dem Zähneputzen angewendet werden. Dadurch wird die Anzahl an Bakterien im Mundraum verringert, was entzündetes Zahnfleisch behandeln und ihm vorbeugen kann. Achten Sie bei der Auswahl auf ein alkoholfreies Produkt. Mundspüllösungen mit dem Wirkstoff Chlorhexidin sollten zudem nur nach zahnärztlicher Rücksprache und nur kurzzeitig verwendet werden, da sie die Zähne verfärben können. Eine dauerhafte Verwendung von Mundspülung ist bei gesunden Menschen ohne Erkrankungen im Mundraum grundsätzlich nicht notwendig.
  • Gurgeln mit Salzwasser: Eine Gurgellösung können Sie selbst herstellen, indem Sie einen Teelöffel Kochsalz in 250 Milliliter lauwarmes Wasser einrühren. Das Salz wirkt desinfizierend, antibakteriell und schmerzstillend.
  • Gewürznelken: Nelken wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Außerdem haben sie durch den betäubenden Inhaltsstoff Eugenol kurzfristig einen schmerzstillenden Effekt. Sie können gekaut oder als Tinktur direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Nelken können jedoch bei empfindlichen Personen die Schleimhaut reizen und sollten vorsichtshalber nicht bei wunden Stellen angewendet werden.

Zahnfleisch geschwollen: Behandlung beim Zahnarzt

Eine Schwellung am Zahnfleisch sollte nicht länger als wenige Tage dauern. Spätestens dann sollten Sie eine*n Zahnärztin*Zahnarzt aufsuchen. Bei starken Zahnfleischschmerzen, unklaren Ursachen, anhaltenden Blutungen oder dem Austritt von Eiter sollten Sie sich umgehend in zahnärztliche Behandlung begeben.

Die Behandlung erfolgt je nach Ursache. Zum Beispiel kann eine professionelle Zahnreinigung eine Zahnfleischentzündung lindern und ihr Wiederauftreten verhindern.

Schwerwiegendere Zahnerkrankungen wie eine Wurzelentzündung oder ein Abszess müssen entsprechend schnell behandelt werden, um eine Ausbreitung der Entzündung oder einen Zahnverlust zu verhindern. Bei einer entzündeten Zahnwurzel muss in den allermeisten Fällen eine Wurzelbehandlung erfolgen. Bei einem Abszess kann eine chirurgische Öffnung und Desinfektion notwendig sein. In beiden Fällen wird außerdem häufig ein Antibiotikum verschrieben.

Risikofaktoren für geschwollenes Zahnfleisch

Bestimmte Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko für geschwollenes Zahnfleisch. Dazu zählen Menschen mit Diabetes mellitus oder Leukämie sowie Personen, die Medikamente zur Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems) oder gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen einnehmen müssen.

Im Alter von etwa sechs Monaten fängt bei Babys das Zahnwachstum an. Das verursacht Spannungen im Kieferknochen, wodurch das Zahnfleisch anschwellen kann. Das ist zwar ein normaler Vorgang, geht aber mit Schmerzen und mitunter sogar Fieber einher.

Ebenfalls anfällig für geschwollenes Zahnfleisch sind Schwangere. Gründe sind hier eine verstärkte Durchblutung und die hormonelle Umstellung. Schwangere haben generell ein erhöhtes Risiko für Zahnerkrankungen. Darum sind regelmäßige Zahnkontrollen während der Schwangerschaft besonders wichtig.

Geschwollenem Zahnfleisch vorbeugen

Die wichtigste Maßnahme, um geschwollenem Zahnfleisch vorzubeugen, ist die richtige Mundhygiene. Dazu zählen zwei- bis dreimal am Tag Zähneputzen mit der richtigen Putztechnik und das Reinigen der Zahnzwischenräume, zum Beispiel mit Zahnseide.

Ein- bis zweimal pro Jahr sollte man zur Vorsorgeuntersuchung in die Zahnarztpraxis gehen. So können mögliche Risikofaktoren und Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Zusätzlich können Sie eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen. Dabei werden alle Beläge auf den Zähnen und Zahnstein gründlich entfernt. Ob diese Reinigung bei gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch einen Mehrwert bietet, ist wissenschaftlich aber noch nicht eindeutig geklärt.

Eine gesunde Ernährung ohne übermäßig viel Zucker ist zudem nicht nur für die Zahngesundheit wichtig.

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