Zahnarzt untersucht Zahnfleischentzündung
© istockphoto, AGEphotography

Wie Sie eine Zahnfleischentzündung erkennen & richtig behandeln

Von: Maria Lengemann (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 27.10.2020 - 10:31 Uhr

Leidet man unter gerötetem Zahnfleisch, das schmerzt oder geschwollen erscheint, steckt oftmals eine Zahnfleischentzündung dahinter. Auch Zahnfleischbluten oder ein empfindliches Reagieren auf Berührungen sprechen dafür, dass das Zahnfleisch entzündet ist. In diesem Fall ist es sehr wichtig, die Zahnfleischentzündung rechtzeitig als solche zu erkennen und zu behandeln – sonst kann sie bei chronischem Auftreten mit der Zeit zu Parodontitis, also zu einer Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates und einem Zahnfleischrückgang, führen. Wie Sie die Symptome richtig deuten und die Entzündung behandeln, erfahren Sie im Folgenden.

Was ist eine Zahnfleischentzündung?

Der Definition nach handelt es sich bei einer Zahnfleischentzündung – medizinisch auch als Gingivitis bezeichnet – um die bakterielle Infektion des Zahnfleisches. Die Entzündung kann im Gegensatz zu der Parodontitis geheilt werden und tritt bei den meisten Menschen gelegentlich auf. Sie ist weit verbreitet und oft zeigen sich nur leichte Symptome, sodass sich viele Betroffene der Gingivitis nicht einmal bewusst sind.

Im Grunde betrifft die Gingivitis lediglich das Zahnfleisch, während bei der Parodontitis das ganze Zahnbett entzündet ist und für einen Zahnfleischrückgang sorgt, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Für Betroffene ist der Unterschied zwischen Gingivitis und Parodontitis oft nicht zu erkennen. Da sich aus der Gingivitis jedoch eine Parodontitis entwickeln kann, ist eine rechtzeitige Abklärung umso wichtiger.

Gingivitis bleibt oft unerkannt

Bemerkbar macht sich die Zahnfleischentzündung auf ganz verschiedene Weisen: Geschwollenes und unter Druck stehendes Zahnfleisch ist meist ein sicheres Zeichen für die Infektion – oftmals geht sie aber nur mit leichtem Zahnfleischbluten oder kaum erkennbaren Rötungen einher.

Es ist jedoch wichtig, auf genau diese Symptome zu achten und rechtzeitig zu reagieren. Das entzündete Zahnfleisch kann sonst bald zur Ursache für eine Parodontitis werden.

Wie erkennt man eine Zahnfleischentzündung?

Damit es zu einer rechtzeitigen Behandlung kommen kann, ist es von höchster Priorität, die Zahnfleischentzündung rechtzeitig zu erkennen. Gesundes Zahnfleisch wirkt leicht rosa und blutet höchstens bei zu rabiatem Zähneputzen. Es umfasst den Zahn zum Zwischenraum hin vollständig.

Dahingegen macht sich entzündetes Zahnfleisch durch folgende Symptome bemerkbar:

  • geschwollene Bereiche
  • intensive Rötungen
  • Schmerzen oder Druckgefühl an den betroffenen Stellen
  • leichte Berührungen führen zu Zahnfleischbluten

Diese Symptome sprechen in der Regel dafür, dass die Zahnfleischentzündung noch recht frisch und nicht allzu weit fortgeschritten ist. Erkennt man die Infektion in diesem Stadium, lassen sich die Symptome mit einfachen Mitteln und etwas Geduld meist gut in den Griff bekommen.

Symptome im fortgeschrittenen Stadium

Erkennt man die Rötungen, Schwellungen oder Zahnfleischschmerzen bei der täglichen Mundraumhygiene jedoch nicht als Gingivitis, kann sich die Infektion nicht nur weiter ausbreiten, sondern zur chronischen Entzündung werden.

Eine fortgeschrittene Zahnfleischentzündung kann mit diesen Merkmalen einhergehen:

Wichtig: Kann man die Symptome einer fortgeschrittenen Zahnfleischentzündung feststellen, ist es dringend anzuraten, den Zahnarzt aufzusuchen. Bei der chronischen Infektion ist eine professionelle Behandlung von großer Bedeutung, damit es nicht zu einer Parodontitis kommt. Machen Sie im Zweifel also unbedingt einen Termin mit dem Zahnarzt Ihres Vertrauens aus.

Was tun bei Zahnfleischentzündung?

Weil es sich bei der Zahnfleischentzündung um eine bakterielle Infektion handelt, ist für eine erfolgreiche Behandlung eine gründliche und regelmäßige Mundhygiene entscheidend.

Im ersten Schritt sollten Sie Ihre Zahnbürste gegen eine neue beziehungsweise unbenutzte eintauschen, die außerdem möglichst weiche Borsten besitzt. So wird das Zahnfleisch trotz besserer Hygiene geschont, um das Bluten zu vermeiden.

Als hilfreiche Mittel gegen Zahnfleischentzündung können nach dem gründlichen Zähneputzen auch Interdentalbürsten und Zahnseide verwendet werden, die – kombiniert angewendet – alle Zahnzwischenräume und auch die Bereiche hinter dem letzten Backenzahn und Weisheitszahn besser erreichen als die meisten Zahnbürsten.

Die gründliche und regelmäßige Entfernung von Plaque steht an erster Stelle, um die Zahnfleischentzündung erfolgreich zu behandeln.

Um Bakterien im Mundraum abzutöten, die für die Infektion verantwortlich sind, kann man eine sanfte Mundspülung verwenden. Diese sollte antibakteriell wirken, allerdings möglichst ohne Alkohol. Wenn seitens des Herstellers nicht anders angegeben, kann die Anwendung der Mundspülung morgens und abends nach der Mundhygiene erfolgen.

Der Besuch beim Zahnarzt ist unerlässlich

Trotz der genannten Mittel gegen Zahnfleischentzündung und gründlicher Mundhygiene sollte man es nicht versäumen, mit der bakteriellen Infektion zum Zahnarzt zu gehen. Dieser kann in schlimmeren Fällen nicht nur notwendige Antibiotika und Medikamente verschreiben, sondern auch dafür sorgen, dass der Mundraum den Bakterien keinen Nährboden mehr bietet.

Dies geschieht beispielsweise durch:

  • die Entfernung von Zahnstein
  • die professionelle Zahnreinigung, bei der alle Beläge beseitigt werden und auch die Zahnfleischtaschen – in denen sich Plaque und Bakterien gerne sammeln – eine gründliche Reinigung erhalten
  • die Kariesprophylaxe
  • die Empfehlung weiterer Maßnahmen

Wer zu häufigen Zahnfleischentzündungen neigt, sollte die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt zweimal im Jahr vorbeugend in Anspruch nehmen. Die Kosten dafür sind zwar je nach Krankenkasse selbst zu tragen (teilweise einmal jährlich kostenlos), dafür handelt es sich hierbei um eine effektive Maßnahme, Gingivitis und damit langfristig auch Parodontitis vorzubeugen. 

Welche Medikamente bei Zahnfleischentzündung?

Welches Antibiotikum bei einer starken Zahnfleischentzündung infrage kommt, kann nur der behandelnde Arzt entscheiden. Antibiotika kommen bei der Bekämpfung einer Zahnfleischentzündung allerdings erst zum Einsatz, wenn die Infektion nach mehreren Tagen nicht von selbst abgeklungen ist. 

Alternativ kann eine antibiotische Salbe aus der Apotheke dabei helfen, die entzündete Stelle zu beruhigen, indem sie Erreger bekämpft.

Häufig erfolgt die Behandlung zunächst mit antiseptischen Mundspülungen. Oftmals enthalten diese die Wirkstoffe Chlorhexidin (zum Beispiel in Chlorhexamed®), Hexetidin (etwa in Hexoral®) oder Povidon-Jod (wie in Betaisadona® Mundantiseptikum). Soll Chlorhexidin länger als zehn Tage verwendet werden, sollte man zu niedrig konzentrierten Mitteln greifen, da es ansonsten zu Nebenwirkungen wie Geschmacksveränderungen und Zahnverfärbungen kommen kann.

Wie lange dauert eine Zahnfleischentzündung?

In der Regel dauert eine Zahnfleischentzündung mehrere Tage bis zu einer Woche. Ist die Entzündung von längerer Dauer, gilt der Zahnarztbesuch als unausweichlich. 

Helfen Hausmittel bei Zahnfleischentzündung?

Ein altbekanntes Hausmittel gegen Mundraumbeschwerden aller Art und vor allem gegen die Zahnfleischentzündung ist Kamillentee. Dieser sollte aber nicht getrunken werden, sondern bestenfalls ordentlich gegurgelt. Kamille ist ein sehr erfolgreiches Mittel bei Zahnfleischentzündung, da sie leicht desinfiziert und sogar Schmerzen lindern kann. 

Ein weiteres natürliches Mittel ist Apfelessig, der mit etwas Wasser verdünnt als selbstgemachtes Mundwasser zum Spülen verwendet werden kann.

Alternative Behandlung: Was hilft wirklich?

Was macht man gegen Zahnfleischentzündung? Für viele Menschen sind Medikamente und eine gründliche Mundhygiene nicht die einzige Antwort auf diese Frage. Schließlich sollen auch homöopathische Mittel und andere Naturheilmittel gegen die Entzündung im Mundraum helfen. Meist handelt es sich dabei um ätherische Öle, Globuli, Kräuter und Ähnliches. 

Arzneien wie Nelken und Globuli sollen dabei helfen, die Entzündung des Zahnfleisches natürlich zu bekämpfen und gleichzeitig Schmerzen im Mundraum zu lindern. Verschiedene pflanzliche Inhaltsstoffe sollen stark geschädigtes Zahnfleisch in seiner Heilung anregen und damit ebenfalls ein wirksames Mittel gegen die Entzündung darstellen.

Keinesfalls sollten diese Mittel jedoch die erforderliche Mundhygiene ersetzen. Insbesondere bei schweren oder fortgeschrittenen Fällen ist zudem eine zahnärztliche Behandlung – gegebenenfalls mit Medikamenten – dringend ratsam.

Was hilft gegen Zahnfleischentzündung beim Kind?

Gerade bei Kindern kann die Mundhygiene im Alltag leicht in Vergessenheit geraten, was dann zum Auftreten einer Zahnfleischentzündung führen kann. Hier muss man nicht gleich zu Medikamenten wie Chlorhexamed® greifen, sondern sollte es zunächst mit einer konsequenten, gründlichen Reinigung der Zähne versuchen. Nicht nur die Zähne selbst müssen dabei gut geputzt werden, sondern es sollte auch beim Kind Zahnseide zum Einsatz kommen. 

Wichtig: Bei Kindern ist – entgegen der weit verbreiteten Vorstellung – schon ab dem ersten Zahn auf eine gute Mundhygiene zu achten. Morgens und abends sollten die Zähne vom Kind oder den Eltern drei Minuten lang gründlich geputzt werden, wobei zur Stärkung des Zahnschmelzes ruhig eine fluoridhaltige Zahncreme in erbsengroßer Portion zum Einsatz kommen sollte. 

Achtet man schon von Anfang an auf die gründliche Reinigung und hilft man im Falle einer Entzündung rechtzeitig nach, steht der optimalen Mundraumgesundheit des Kindes auch fürs spätere Leben nichts im Wege. 

Mögliche Ursachen für die Gingivitis

Eine Zahnfleischentzündung kann durch mehrere Faktoren verursacht werden. Meistens haben die Ursachen jedoch einen bakteriellen Ursprung, der die Infektion auslöst:

  • eine unzureichende Mundhygiene, durch die sich Zahnbelag ansammelt und Bakterien und Erregern einen guten Platz zum Leben und Vermehren bietet
  • Verletzungen am Zahnfleisch machen es Bakterien ebenfalls einfach, eine Infektion zu verursachen – Wunden stellen nämlich ideale Nistplätze dar
  • hormonelle Umstellungen durch Medikamente, eine Schwangerschaft oder infolge von Stress können körperliche Veränderungen auch am Zahnfleisch verursachen, sodass dieses anfälliger für Infektionen wird

Zahnfleischentzündungen in der Schwangerschaft

Durch die hormonellen Umstellungen in der Schwangerschaft verändert sich nicht nur der weibliche Körper, sondern auch der Mundraum – selbst, wenn dies bei nur etwa einem Zehntel aller Schwangeren vorkommt. 

Die hormonellen Veränderungen können für einen säurehaltigeren Speichel sowie dessen vermehrte Produktion verantwortlich sein, was nicht nur Karies fördert, sondern auch bakterielle Infektionen wie Zahnfleischentzündungen. Weil das Zahnfleisch in der Schwangerschaft außerdem stärker durchblutet wird, ist bei Schwangeren häufiger Zahnfleischbluten festzustellen. 

Auch in der Schwangerschaft erkennt man die Zahnfleischentzündung an den bereits genannten Symptomen – weshalb es auch in dieser Zeit wichtig ist, regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt durchführen zu lassen, um Infektionen rechtzeitig zu behandeln. Vorbeugend kann man während der Schwangerschaft eine milde Mundspülung und weichere Zahnbürste verwenden.

Zähne und Zahnfleisch bei Parodontitis
Parodontitis – was tun gegen Parodontose?
Parodontitis – was tun gegen Parodontose?
Frau mit geschwollenem Zahnfleisch im Unterkiefer
Zahnfleisch geschwollen: Ursachen erkennen & was hilft
Zahnfleisch geschwollen: Ursachen erkennen & was hilft