Mann mit entzündetem Zahnfleisch
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Zahnfleischentzündung: Ursachen, Hausmittel und was tun?

Von: Maria Lengemann (Medizinautorin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.07.2025

Leidet man an gerötetem Zahnfleisch, das schmerzt oder geschwollen erscheint, steckt oftmals eine Zahnfleischentzündung dahinter. Auch Zahnfleischbluten oder Schmerzen bei Berührung sprechen dafür, dass das Zahnfleisch entzündet ist. In diesem Fall ist es sehr wichtig, die Zahnfleischentzündung rechtzeitig als solche zu erkennen und zu behandeln – sonst kann sie chronisch werden und mit der Zeit zu einer Parodontitis, also einer Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates und einem Zahnfleischrückgang, führen. Wie Sie die Symptome richtig deuten, welche Hausmittel und Salben es gibt und was sonst noch hilft, erfahren Sie im Folgenden.

Was ist eine Zahnfleischentzündung?

Der Definition nach handelt es sich bei einer Zahnfleischentzündung – der medizinische Fachbegriff lautet Gingivitis – um eine bakterielle Infektion des Zahnfleisches. Das Zahnfleisch ist ein Teil der Mundschleimhaut (medizinisch Gingiva), der kragenförmig die Zähne umgibt. Die Erkrankung kann im Gegensatz zu einer Parodontitis geheilt werden und tritt bei den meisten Menschen gelegentlich auf. Oft zeigen sich nur leichte Symptome, sodass viele Betroffene eine Gingivitis nicht einmal bemerken.

Was ist der Unterschied zwischen Parodontitis und Gingivitis?

Die Gingivitis betrifft lediglich das Zahnfleisch, während bei der Parodontitis das ganze Zahnbett entzündet ist und für einen Zahnfleischrückgang sorgt. Dieser kann nicht mehr rückgängig gemacht werden und im schlimmsten Fall den Verlust von Zähnen nach sich ziehen.

Für Betroffene ist der Unterschied zwischen Gingivitis und Parodontitis oft nicht zu erkennen. Aus einer Gingivitis kann sich jedoch eine Parodontitis entwickeln und die Übergänge sind fließend. Daher ist im Zweifelsfall – zum Beispiel bei besonders starken, häufig wiederkehrenden oder länger andauernden Entzündungen des Zahnfleisches – eine zahnärztliche Abklärung und Behandlung wichtig.

Ursachen einer Zahnfleischentzündung

Eine Zahnfleischentzündung kann durch mehrere Faktoren verursacht werden. Meistens führt jedoch eine falsche Mundhygiene dazu, dass sich das Zahnfleisch entzündet.

So kann mangelnde Mundhygiene Ursache einer Gingivitis sein:

  • Unregelmäßiges oder falsches Zähneputzen fördert die Entstehung von bakteriellen Zahnbelägen (Plaque). Daraus können Entzündungen entstehen. Regelmäßiges und gründliches Zähneputzen entfernt diese Beläge. Wird die Plaque jedoch nicht entfernt, kann sich diese zu hartem Zahnstein weiterentwickeln.
  • Zu aggressives Putzen der Zähne oder eine Zahnbürste mit harten Borsten können kleinste Verletzungen verursachen – eine ideale Brutstätte für Bakterien.
  • Verletzungen und Reizungen am Zahnfleisch – zum Beispiel durch einen zahnmedizinischen Eingriff oder einen Unfall – machen es Bakterien ebenfalls einfach, eine Infektion zu verursachen.

Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die eine Gingivitis begünstigen können:

An welchen Symptomen erkennt man eine Zahnfleischentzündung?

Gesundes Zahnfleisch ist leicht rosa und blutet höchstens bei zu rabiatem Zähneputzen – was Sie natürlich vermeiden sollten. Ein leicht entzündetes Zahnfleisch verursacht oft keine Beschwerden und heilt nach wenigen Tagen von selbst wieder.

Treten jedoch Beschwerden auf, können Sie eine Gingivitis an folgenden Symptomen erkennen:

  • geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch im betroffenen Bereich
  • Zahnfleischbluten bereits bei leichter Berührung oder Druck, vor allem beim Putzen der Zähne
  • leichte bis mäßig starke Schmerzen (oftmals jedoch schmerzlos)

Diese Anzeichen sprechen in der Regel dafür, dass die Zahnfleischentzündung noch im Anfangsstadium und nicht allzu weit fortgeschritten ist. Erkennt man die Infektion in diesem Stadium, lassen sich die Symptome mit einfachen Mitteln und gründlicher Hygiene meist gut in den Griff bekommen.

Eine fortgeschrittene Zahnfleischentzündung führt für gewöhnlich zu weiteren Symptomen wie Mundgeruch, stärkeren Schmerzen, eventuell angeschwollenen Lymphknoten oder sogar zu einer Rückbildung des Zahnfleisches. Letzteres stellt eine unmittelbare Vorstufe der Parodontitis dar und erfordert eine zeitnahe zahnärztliche Behandlung.

Was tun bei Zahnfleischentzündung?

Weil es sich bei der Zahnfleischentzündung um eine bakterielle Infektion handelt, ist für eine erfolgreiche Behandlung eine gründliche und regelmäßige Mundhygiene entscheidend.

Im ersten Schritt sollten Sie Ihre Zahnbürste gegen eine neue eintauschen, die außerdem weiche Borsten haben sollte. So wird das Zahnfleisch trotz besserer Hygiene geschont, um das Bluten zu vermeiden.

Die Entfernung von Plaque ist zudem besonders wichtig, um die Zahnfleischentzündung erfolgreich zu behandeln. Dies erreichen Sie durch zwei- bis dreimal tägliches Zähneputzen.

Zusätzlich zum gründlichen Putzen der Zähne wird die Verwendung von Interdentalbürsten oder Zahnseide empfohlen. Damit erreichen und reinigen Sie alle Zahnzwischenräume und auch die Bereiche hinter beziehungsweise zwischen dem letzten Backenzahn und Weisheitszahn besser als mit den meisten Zahnbürsten.

Um Bakterien im Mundraum abzutöten, kann man eine sanfte Mundspülung verwenden. Diese sollte antibakteriell wirken, allerdings keinen Alkohol enthalten. Wenn seitens des Herstellers nicht anders angegeben, kann die Anwendung der Mundspülung morgens und abends nach der Reinigung von Zähnen und Zahnzwischenräumen erfolgen. Eine Mundspülung muss nicht Teil der täglichen Zahnhygiene sein. In Phasen einer akuten Entzündung kann sie jedoch helfen, die Heilung zu unterstützen.

Darüber hinaus gibt es spezielle Zahnpasta, die bei Gingivitis geeignet ist. Diese Zahncremes enthalten anstatt Natriumfluorid Aminfluorid und/oder Zinnfluorid, was zahnschmelzschützend und entzündungshemmend wirkt.

Diese Maßnahmen helfen nicht nur bei einer akuten Gingivitis. Als fester Bestandteil der Zahnhygiene beugen sie auch der Entzündung des Zahnfleisches vor.

Medikamente und Salben gegen Zahnfleischentzündung

Reichen gängige Mundspülungen aus der Drogerie nicht aus, können antiseptische (desinfizierende) Mundspülungen aus der Apotheke zur Behandlung der Gingivitis angewendet werden. Diese enthalten die Wirkstoffe Chlorhexidin, Hexetidin oder Povidon-Jod. Chlorhexidin gibt es auch als antibiotische Salbe, die gezielt auf die entzündete Mundschleimhaut aufgetragen werden kann.

Zu beachten ist dabei, dass Chlorhexidin und Hexetidin auch bei einer kurzzeitigen Anwendung über etwa eine Woche Nebenwirkungen wie Geschmacksveränderungen und Zahnverfärbungen verursachen können. Beides ist nicht gefährlich und zudem reversibel, also nicht dauerhaft. Die Zahnverfärbungen lassen sich jedoch nur durch eine professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis entfernen.

Bei Schmerzen kann Salbe, Gel oder Spray mit dem Wirkstoff Lidocain angewendet werden. Lidocain wirkt betäubend und dadurch schmerzlindernd, behandelt jedoch nicht die Entzündung selbst.

Als pflanzliche Mittel haben sich zum Beispiel Salben mit einer Mischung aus Kamille, Salbei und Myrrhe bewährt. In der Apotheke finden Sie auch Mundgele, die pflanzliche Inhaltsstoffe mit Lidocain kombinieren.

Welche Hausmittel helfen bei Zahnfleischentzündung?

Neben Medikamenten und Salben können Sie auch Hausmittel zur Behandlung einer Zahnfleischentzündung anwenden:

  • Salzwasser: Lösen Sie einen Teelöffel Salz in einem Glas lauwarmem Wasser auf und gurgeln Sie etwa eine Minute damit. Salzwasser wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und abschwellend. Wichtig: nicht schlucken!
  • Kamillen- oder Salbeitee: Bereiten Sie sich einen Tee aus Salbei oder Kamille zu und lassen Sie diesen abkühlen. Auch damit können Sie mehrmals täglich gurgeln, um die Heilung zu unterstützen.
  • Apfelessig: Ein weiteres, antibakterielles Hausmittel ist Apfelessig, der mit etwas Wasser verdünnt als selbstgemachtes Mundwasser zum Spülen verwendet werden kann.
  • Teebaumöl: Dieses soll ebenfalls bei entzündetem Zahnfleisch helfen, wenn man es als Mundspülung verwendet. Jedoch gibt es dazu bislang keine wissenschaftlichen Belege. Wenn Sie Teebaumöl gegen Zahnfleischentzündung anwenden möchten, beachten Sie, dass das ätherische Öl immer stark mit Wasser verdünnt und nicht pur verwendet werden sollte.

Wann zum Zahnarzt bei Gingivitis?

Eine leichte Gingivitis muss nicht immer zahnärztlich behandelt werden. Fast jeder Mensch ist zumindest einmal davon betroffen. Unter anderem in folgenden Situationen sollten Sie jedoch zum*zur Zahnarzt*Zahnärztin gehen:

  • anhaltende Entzündung, die länger als eine Woche dauert
  • häufig wiederkehrende Entzündungen
  • besonders starke Schmerzen
  • zusätzliche Symptome wie Eiter, eine dicke Backe oder Zahnschmerzen
  • nach einer Verletzung oder einem Unfall

Gingivitis-Behandlung beim Zahnarzt

Da Bakterien und Plaque die häufigsten Ursachen für eine Gingivitis darstellen, erfolgt häufig zunächst eine professionelle Zahnreinigung (PZR). Dies beeinflusst den weiteren Verlauf und die Heilung in aller Regel positiv und kann der Entstehung einer Parodontitis vorbeugen. Im Rahmen der PZR erhalten Sie auch Tipps und Anleitungen für die richtige Zahnhygiene.

Wer zu häufigen Zahnfleischentzündungen neigt, sollte die professionelle Zahnreinigung zweimal im Jahr (mindestens jedoch einmal jährlich) vorbeugend in Anspruch nehmen. Einige gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für die PZR mittlerweile zumindest einmal pro Jahr anteilig oder vollständig.

Bei besonders starken Entzündungen kann auch ein Antibiotikum in Form von Tabletten verschrieben werden. Dies ist jedoch nur selten notwendig.

Wie lange dauert eine Zahnfleischentzündung?

In der Regel dauert eine akute Zahnfleischentzündung wenige Tage bis zu einer Woche. Geht die Zahnfleischentzündung nicht weg oder sind die Beschwerden sehr stark, gilt der Zahnarztbesuch als unausweichlich. Bei besonders starken Entzündungen kann die Dauer auch mehrere Wochen betragen. Dies stellt jedoch nicht die Regel dar.

Zahnfleischentzündung in der Schwangerschaft

Durch die hormonellen Umstellungen in der Schwangerschaft (vermutet wird der erhöhte Östrogenspiegel) verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch die Mundschleimhaut. Leichte Veränderungen kommen bei fast allen Schwangeren vor, bei circa 20 Prozent kommt es zu stärkeren Ausprägungen.

Die hormonellen Veränderungen lockern das Gewebe im Mundraum auf und führen zu einer stärkeren Durchblutung. Dies kann sich zum Beispiel durch häufigeres Zahnfleischbluten zeigen, aber auch Entzündungen fördern. Man spricht von einer sogenannten Schwangerschaftsgingivitis oder Gingivitis gravidarum. Auch das Risiko für Karies ist erhöht.

Symptome und Behandlung einer Zahnfleischentzündung in der Schwangerschaft unterscheiden sich nicht von anderen Formen beziehungsweise Auslösern. Schwangeren wird grundsätzlich empfohlen, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen durchführen zu lassen.

Zahnfleischentzündung bei Kindern und Jugendlichen

Auch bei Kindern und Jugendlichen ist eine mangelhafte Mundhygiene und damit die Entstehung von Plaque der häufigste Grund für eine Gingivitis. Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, das richtige Zähneputzen von Anfang an zu üben. Auch Zahnseide oder Interdentalbürsten sollten schon bei beziehungsweise von Kindern verwendet werden.

Bei Jugendlichen können die hormonellen Veränderungen während der Pubertät einen weiteren Auslöser darstellen.

Die Symptome und die Behandlung von entzündetem Zahnfleisch unterscheiden sich bei Kindern und Erwachsenen grundsätzlich nicht. Halten Sie bezüglich der Therapie ärztliche Rücksprache oder lassen Sie sich in der Apotheke beraten. Achten Sie in der Packungsbeilage besonders auf die Altersbeschränkungen der jeweiligen Produkte.

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