Frau hält Doxycyclin-Tablette
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Doxycyclin – vielseitiges Antibiotikum mit starken Nebenwirkungen

Von: Dr. med. Olga Reichold (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 22.07.2021 - 15:27 Uhr

Doxycyclin ist ein Breitband-Antibiotikum, das bei vielen verschiedenen Einsatzzwecken verschrieben werden kann. Unter anderem dient es zur Behandlung von Akne, Chlamydien, Malaria oder von Borreliose nach einem Zeckenbiss. Doch das Medikament hat auch recht starke Nebenwirkungen. Wir informieren Sie über Anwendung, Dosierung und Wirkung von Doxycyclin und erklären Ihnen, was bei der Einnahme zu beachten ist.

Was ist Doxycyclin und wie wirkt es?

Doxycyclin gehört ebenso wie Fluclin und Tigecyclin zur Gruppe der Tetraycline. Das bedeutet, dass seine Wirkung darauf basiert, dass es die Proteinsynthese in Bakterien hemmt. Dadurch können sich diese nicht mehr weitervermehren und die Infektion wird eingedämmt.

Oft fragen Menschen, ob Doxycyclin in Penicillin enthalten ist – dies ist nicht der Fall, da es sich um zwei verschiedene Wirkstoffe handelt. Doxycyclin hat sogar einen anderen Wirkmechanismus als Penicillin, welches im Bakterium lediglich einen Schritt hemmt, der für die Zellwandsynthese zuständig ist. Somit kann die Zellwand gar nicht erst gebildet werden und das Bakterium ist nicht lebensfähig.

Da nicht alle Bakterien eine Zellwand haben, gegen die Penicillin vorgehen kann, hängt die Wahl des Antibiotikums unter anderem vom Erreger ab, der die Infektion auslöst.

Gegen welche Bakterien hilft Doxycyclin?

Doxycyclin ist ein Breitband-Antibiotikum. Das bedeutet, dass es gegen sehr viele verschiedene Erreger hilft. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Beispiele aufgeführt:

  • Propionsäurebakterien: Dies sind Bakterien der normalen Hautflora. Kommen sie gehäuft vor, steigt das Risiko für Akne.
  • Brucellen: Diese Bakterien kommen in nicht pasteurisierter Milch von Kühen, Ziegen und Schafen vor und können beim Menschen in seltenen Fällen eine Sepsis (Blutvergiftung) auslösen.
  • Yersinien: Dies bezeichnet eine sehr große Gruppe von Bakterien, die viele Krankheiten des Verdauungstrakts auslösen können. Aber auch der Erreger der Pest findet sich in dieser Gruppe wieder.
  • Mykoplasmen: Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine große Gruppe zellwandloser Bakterien, die mit einer Vielzahl an verschiedenen Krankheitsbildern einhergehen können. Mykoplasmen lösen Infektionen der Atemwege und -organe aus, aber auch Entzündungen des Mittelohrs und der Geschlechts- und Harnorgane (Urogenitaltrakt) sind möglich. In dieser Gruppe findet sich auch die Tuberkulose wieder, gegen die Doxycyclin allerdings nicht so gut wirkt.
  • Chlamydien: Diese Gruppe der Bakterien löst nicht nur Infektionen des Genitalbereichs aus, sondern kommt auch im Kot von (Haus-)Tieren, insbesondere Vögeln vor. Die Erreger können bei Menschen sehr verschiedene Krankheitsbilder wie etwa die Psittakose ("Papageienkrankheit"), Hornhautentzündung und Lungenentzündung (Pneumonie) auslösen.
  • Treponema pallidum: Dieses Bakterium ist besser bekannt als Auslöser der Syphilis.
  • Borrelien: Diese durch einen Zeckenbiss übertragbaren Erreger lösen Borreliose aus.
  • Leptospiren: Diese Bakterien werden von (Nutz-)Tieren auf den Menschen übertragen und lösen das sogenannte Erntefieber, auch bekannt als Leptospirose, aus.
  • Plasmodien: Hierbei handelt es sich um einzellige Parasiten und den Auslöser von Malaria.

Für was nimmt man Doxycyclin ein?

Als Breitband-Antibiotikum wirkt Doxycyclin gegen folgende Krankheitsbilder:

Wie ist Doxycyclin einzunehmen?

Doxycyclin kann entweder intravenös oder oral als Tablette verabreicht werden. Üblicherweise wird Doxycyclin 100 oder Doxycyclin 200 verschrieben, wobei die Namen die jeweiligen Dosen bezeichnen. Die standardmäßige Dosierung entspricht 100 mg Doxycyclin pro Einnahme, entweder ein- oder zweimal täglich, je nach Schwere der Erkrankung.

Wie lange dauert es, bis Doxycyclin wirkt?

Der Wirkungseintritt und die Stärke der Wirkung hängen von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Zudem ist sie davon abhängig, welche anderen Erkrankungen Betroffene haben und welche Medikamente sie sonst einnehmen.

Grundsätzlich zählt Doxycyclin wie alle anderen Antibiotika jedoch zu den eher schnell wirksameren Medikamenten. Somit sollte die Wirkung bereits nach ein bis drei Tagen einsetzen.

Wie lange darf man Doxycyclin einnehmen?

Die Behandlungsdauer mit Doxycyclin hängt von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Meistens wird das Antibiotikum zwischen fünf Tagen und drei Wochen eingenommen. Grundsätzlich sollte man sich bei der Einnahme sehr strikt an die ärztlichen Anweisungen halten, um Resistenzen durch eine zu kurze Einnahme oder Nebenwirkungen durch eine zu lange Einnahme zu verhindern.

Was ist bei der Einnahme von Doxycyclin zu beachten?

Doxycyclin wird wie jedes Antibiotikum über die Darmschleimhaut aufgenommen und hemmt Enzymaktivitäten im Körper, welche für den Abbau von Wirkstoffen zuständig sind. Wird das Antibiotikum zusammen mit Milch oder Milchprodukten, Magnesium, Eisen- oder Kohlepräparaten eingenommen, kommt es zur Bildung von Klumpen, welche die Aufnahme des Wirkstoffs über die Darmwand blockieren. Daher darf das Medikament nicht zusammen mit diesen Stoffen eingenommen werden.

Außerdem kann es, wie bei den meisten Antibiotika, zu zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, wie etwa der Pille oder Blutverdünnern kommen. Des Weiteren sollte auf den Konsum von Alkohol während der Einnahmedauer verzichtet werden.

Welche Nebenwirkungen hat Doxycyclin?

Doxycyclin weist zahlreiche und teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen auf, weswegen es nur unter strenger Kosten-Nutzen-Abwägung verschrieben werden sollte. So kommt das Medikament beispielsweise nur dann zum Einsatz, wenn die Behandlung nicht mit einem anderen Antibiotikum erfolgen kann oder beispielsweise Unverträglichkeiten gegenüber anderen wirksamen Mitteln vorliegen.

Wie bei vielen Antibiotika gehören zu den möglichen Nebenwirkungen Müdigkeit, Hautausschlag und Magen-Darmbeschwerden. Darüber hinaus kann Doxycyclin negative Effekte auf einzelne Organe oder Körpergewebe haben. So kann es zum Beispiel eine vorerkrankte Niere oder Leber noch weiter schädigen. Darüber hinaus kann Doxycyclin Zahnschmelzdefekte, Übelkeit, Erbrechen oder Verdauungsbeschwerden auslösen und allergische Reaktionen hervorrufen.

Eine weitere gefürchtete Nebenwirkung ist die sogenannte Phototoxizität, also eine schädigende Wirkung unter Sonnenlicht, da die Haut viel empfindlicher auf UV-Strahlung reagiert und somit schneller Sonnenbrand bekommt. Außerdem können negative Effekte auf das Nervensystem eintreten, welche sich in Kribbelgefühlen, Taubheitsgefühl und sogar Psychosen und depressiven Verstimmungen äußern können.

Im Vergleich zu anderen Antibiotika sind bei Doxycyclin vielfältigere Nebenwirkungen möglich, die zudem etwas häufiger auftreten. Das Mittel gilt daher als weniger gut verträglich.

Wer darf Doxycyclin nicht einnehmen?

Aufgrund der Nebenwirkungen und der daraus resultierenden Komplikationen sollten Menschen mit geschädigten Nieren oder einer geschädigten Leber Doxycyclin nicht einnehmen. Ebenso sollten Kinder unter acht Jahren sowie Schwangere das Antibiotikum meiden oder zumindest nur unter sehr strenger Nutzen-Risiko-Abwägung einnehmen.

Fazit: Ist Doxycyclin gefährlich?

Doxycyclin hat zwar einige und durchaus auch starke Nebenwirkungen, allerdings sollte man dennoch im Hinterkopf behalten, dass viele Erkrankungen, die durch Doxycyclin geheilt werden können, teilweise schwerwiegendere Komplikationen haben können.

Außerdem kann man Antibiotika nicht einfach rezeptfrei kaufen, sondern sie müssen ärztlich verschrieben werden. Der*die Arzt*Ärztin kann und wird die Risiken und Möglichkeiten von Doxycyclin abwägen und Betroffene gut beraten, sodass in den meisten Fällen nur eine geringe Gefahr von Doxycyclin ausgeht.

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