Blutgerinnsel als Nebenwirkung von Heparin (Illustration)
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Heparin: Nebenwirkungen von Spritzen & Co.

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.02.2023 - 11:51 Uhr

Heparin ist ein Gerinnungshemmer, der in der Regel gut verträglich ist. Er kann aber, genau wie viele andere Wirkstoffe auch, Nebenwirkungen haben. Besonders schwerwiegende gesundheitliche Folgen sind insbesondere bei der regelmäßigen Anwendung von Heparin, beispielsweise in Form von Thrombosespritzen, möglich. Welche Nebenwirkungen kann der Wirkstoff auslösen und wann sollte man Heparin nicht einsetzen?

Nebenwirkungen von Heparin

Zunächst einmal kann man festhalten, dass es bei dem sogenannten niedermolekularen Heparin (NMH) normalerweise seltener zu Nebenwirkungen kommt als bei dem schneller wirkenden unfraktionierten Heparin (UFH). Letzteres wird insbesondere in Notfällen eingesetzt, beispielsweise in Form einer Spritze bei akuter Thrombose oder bei einem Herzinfarkt.

Generell kann es durch die Verwendung des Wirkstoffes zu einer erhöhten Blutungsneigung kommen. Aus diesem Grund muss während der Behandlung darauf geachtet werden, dass die Patient*innen möglichst keiner Verletzungsgefahr ausgesetzt sind. Gerade Kinder und ältere Personen sollten deswegen nur eingeschränkt mit Heparin behandelt werden.

Eine erhöhte Blutungsneigung ist vor allem zu beobachten, wenn Heparin gespritzt wird, etwa weil regelmäßige Spritzen gegen Thrombose verordnet wurden. Symptome wie Nasenbluten, Hautblutungen und Schleimhautblutungen treten dann verstärkt auf. Wie stark diese Blutungen ausfallen, hängt in erster Linie von der verabreichten Dosis ab.

Doch auch bei einer äußerlichen Anwendung sehr hoher Dosen des Wirkstoffes (ab 180.000 IE) kann laut Herstellerangaben eine erhöhte Blutungsneigung auftreten. Zudem kann es in seltenen Fällen zu allergischen Hautreaktionen kommen. Zusätzlich zu einer Rötung der Haut können die betroffenen Stellen dann jucken und brennen.

Beim Einsatz von Heparin in Form von Spritzen kann es an der Injektionsstelle zu lokalen Reaktionen wie Rötungen, Verhärtungen sowie kleineren Blutergüssen kommen. Zudem können sich die Gallen- und Leberwerte verändern. In seltenen Fällen wurde außerdem ein Abfall der Thrombozytenzahl (heparininduzierte Thrombozytopenie) beobachtet. Nur sehr selten sind bislang Nebenwirkungen wie Haarausfall, Osteoporose (bei längerer Anwendung) oder ein allergischer Schock aufgetreten.

Heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT)

Bei einer heparininduzierten Thrombozytopenie kommt es durch die Gabe von Heparin (in der Regel in Form von Spritzen) zu einem Abfall der Thrombozytenzahl. Thrombozyten sind die Blutplättchen. Sie werden zur Blutgerinnung benötigt.

Eine HIT tritt deutlich häufiger nach der Gabe von unfraktioniertem Heparin auf, weshalb die Nutzung von niedermolekularem Heparin wenn möglich bevorzugt werden sollte. Generell werden zwei verschiedene HIT-Typen unterschieden.

Heparininduzierte Thrombozytopenie (Typ I)

In den ersten Tagen der Behandlung (beispielsweise mit Thrombosespritzen) kommt es zu einem leichten Abfall der Thrombozytenzahl (Reduzierung um höchstens 30 Prozent), der sich jedoch von selbst wieder zurückbildet. Eine Behandlung ist deswegen in der Regel nicht nötig. Meist treten keine Symptome auf. Wird die HIT vom Typ I im Rahmen einer Kontrolluntersuchung bemerkt, wird die Therapie mit Heparin in der Regel unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle wie gewohnt fortgesetzt.

Heparininduzierte Thrombozytopenie (Typ II)

Das Auftreten einer heparininduzierten Thrombozytopenie vom Typ II hängt mit der Dauer der Heparin-Gabe zusammen. In den meisten Fällen tritt diese Nebenwirkung bei wiederholter Anwendung (etwa bei der vorbeugenden Anwendung von Thrombosespritzen) ab dem fünften Anwendungstag auf. Beim einmaligen Spritzen von Heparin kann diese Nebenwirkung aber auch erst nach zwei Wochen auftreten.

Durch die Gabe des Wirkstoffes wird eine Antikörperreaktion ausgelöst: Diese sorgt dafür, dass die Blutgerinnung nicht gehemmt, sondern weiter aktiviert wird. Dadurch kann es zur Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) kommen, die im schlimmsten Fall einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie auslösen können. Symptome, die auf eine HIT vom Typ II hinweisen können, sind Fieber, Kurzatmigkeit, Herzrasen sowie Gewebeschäden an der Einstichstelle.

Bei diesem Typ der heparininduzierten Thrombozytopenie kann die Anzahl der Blutplättchen in Extremfällen um bis zu 50 Prozent abnehmen. Besteht der Verdacht, dass eine solche Erkrankung vorliegt, muss die Gabe des Wirkstoffes sofort abgebrochen und dringend ärztlicher Rat gesucht werden. Um die Grunderkrankung weiterhin behandeln zu können, sollte ein anderer Gerinnungshemmer eingenommen werden.

Gegenanzeigen beachten

Während Heparin in Salben und Cremes bis auf wenige Ausnahmen, die bereits genannt wurden und die Sie dem Beipackzettel Ihres Medikamentes entnehmen können, bedenkenlos äußerlich angewendet werden kann, gibt es für den Gebrauch von Injektionslösungen einige Gegenanzeigen.

So darf der Wirkstoff in folgenden Fällen nicht injiziert werden:

  • bei Vorliegen einer Thrombozytopenie – also eines Blutplättchenmangels – des Typs II
  • bei schwerem Bluthochdruck
  • bei Verdacht auf Erkrankungen, bei denen ein Gefäß verletzt wurde, wie beispielsweise eine Hirnblutung
  • unmittelbar nach einem Schwangerschaftsabbruch oder bei drohender Fehlgeburt
  • gemeinsam mit Betäubungsspritzen ins Rückenmark und Punktionen des Rückenmarks
  • bei Harnleiter- und Nierensteinen
  • bei Alkoholmissbrauch
  • bei erkrankungsbedingter erhöhter Blutungsneigung
  • bei einer akuten Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis)

Wechselwirkungen von Heparin

Werden während der Behandlung mit Heparin weitere gerinnungshemmende Mittel – beispielsweise andere Antikoagulantien oder Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure – verwendet, kann dadurch die Blutungsneigung zunehmen. Wird der Wirkstoff zusammen mit Propranolol eingenommen, kann eine Verstärkung der Wirkung des Betablockers die Folge sein.

Bei der gemeinsamen Einnahme mit bestimmten anderen Medikamenten kann es darüber hinaus auch zu einer Abschwächung der Heparin-Wirkung kommen. Zu diesen Mitteln zählen bestimmte Allergie-Medikamente (H1-Antihistaminika), Antibiotika (Tetrazyklinen) sowie herzstärkende Mittel (Herzglykoside). Auch Nikotin und Vitamin C können einen solchen Effekt haben.

Eine ausführliche Liste der Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel Ihres Medikamentes oder suchen Sie ärztlichen oder pharmazeutischen Rat.

Heparin in der Schwangerschaft und Stillzeit

Heparin kann sowohl während der Schwangerschaft als auch während der Stillzeit verwendet werden, da es nicht plazentagängig ist und auch nicht in die Muttermilch übergeht. Wegen der geringeren Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen sollte niedermolekulares Heparin bevorzugt werden.

Wird der Wirkstoff während der Schwangerschaft über mehrere Monate innerlich angewendet, kann dies allerdings zu einem Anstieg des Osteoporose-Risikos führen. Während der Stillzeit kann Heparin dagegen ohne Bedenken verwendet werden.

Wird Heparin äußerlich aufgetragen, bestehen die oben genannten Risiken nicht. Bei einer sehr hohen Dosierung des Wirkstoffes kann in der Folge jedoch die Blutungsneigung steigen. In solchen Fällen ist eine Periduralanästhesie während der Geburt nicht möglich.

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