Mann nimmt Torasemid-Tablette
© Getty Images/Prostock-Studio

Torasemid – wie wirkt das Diuretikum?

Von: Yannis Diener (Arzt)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022 - 14:04 Uhr

Torasemid ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Diuretika. Diese Medikamente sorgen dafür, dass überschüssiges Wasser mithilfe der Niere aus dem Körper entfernt wird. Dies ist besonders bei einem geschwächten Herz wichtig, also im Rahmen einer Niereninsuffizienz, aber auch bei anderen Erkrankungen. Erfahren Sie hier mehr über die Wirkung und Nebenwirkung von Torasemid, was bei der Einnahme und Wahl der richtigen Dosis zu beachten ist und wofür man das Entwässerungsmittel einsetzt.

Was ist Torasemid?

Torasemid gehört zur Gruppe der Diuretika. Der Name Diuretika leitet sich vom Altgriechischen ab und bedeutet in etwa so viel wie "den Urin fördernd". Im Volksmund werden diese Medikamente auch gerne als "Wassertabletten" oder "Entwässerungstabletten" bezeichnet. Die Wirkung wird durch diese Begriffe sehr gut beschrieben: Alle diese Medikamente wirken auf die Niere und steigern die Produktion des Urins, wodurch mehr Wasser aus dem Körper transportiert wird.

Torasemid gehört zu einer Untergruppe der Diuretika, die man in Fachkreisen als Schleifendiuretika bezeichnet. Ein weiterer Vertreter dieser Gruppe ist das Furosemid.

Wie wirkt Torasemid?

Um zu verstehen, welche Wirkung und Nebenwirkungen Torasemid hat, lohnt sich ein kurzer Exkurs in die pharmakologische Wirkweise des Medikaments und in die Funktionsweise der Nieren.

Unsere Nieren kontrollieren unseren Wasser- und Elektrolythaushalt. Es ist für den Körper von enormer Wichtigkeit, dass immer eine konstante Menge an Blutsalzen (Elektrolyten) vorhanden ist. Dazu gehören unter anderem Natrium, Kalium und Calcium. Wie wichtig dieser konstante Haushalt ist, zeigt das folgende Beispiel: Ist zu viel Kalium in unserem Blut, kann es in extremen Fällen zu Herzrhythmusstörungen kommen, die sogar tödlich enden können.

Um die Balance der Elektrolyte zu gewährleisten, besitzt die Niere ein Tubulussystem. Dieses kann man sich vereinfacht als millionenfache, kleine Rohre vorstellen, welche sich von der äußeren Nierenseite ins Innere ziehen und dann in einer Schleife wieder zurück auf der äußeren Nierenseite in das sogenannte Kelchsystem münden.

Unsere Nieren produzieren jeden Tag ungefähr 180 Liter Urin, der durch das Tubulussystem fließt. Fast die gesamte Menge an Wasser und Elektrolyten wird über Transportkanäle, also kleine Öffnungen, wieder in das Blut zurückgeführt, bis lediglich ein bis zwei Liter Urin pro Tag im Kelchsystem der Niere landen. Von dem Kelchsystem gelangt der Urin dann über die Harnleiter zur Blase. Die Öffnungen im Tubulussystem, durch die Elektrolyte und/oder Wasser hindurchgelangen können, werden von unserem Körper gesteuert, je nachdem wie viel wir getrunken haben.

Die Diuretika wirken nun auf diese Transportkanäle. Jede einzelne Medikamentenklasse wirkt dabei auf einen anderen Kanal. So werden diese Stoffe medizinisch unterschieden. Torasemid wirkt in der sogenannten "Henle-Schleife" auf einen Kanal, der Natrium, Kalium und Chlorid transportiert. Torasemid blockiert diesen Transporter, wodurch mehr Elektrolyte mit dem Urin ausgeschiedenen werden. Mehr Elektrolyte bedeutet dabei gleichzeitig auch mehr Wasser. Es wirkt also harntreibend (diuretisch).

Wofür nimmt man Torasemid?

Torasemid kann zur Behandlung von verschiedenen Krankheiten Anwendung finden:

  • Lungenödeme (Wassereinlagerungen in der Lunge)
  • Herzinsuffizienz
  • Ödeme infolge einer verminderten Pumpfunktion des Herzens (kardiale Ödeme)
  • arterieller Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
  • Aufrechterhaltung der Nierenfunktion bei schlechter Diurese (Wasserausscheidung)

Wie wird Torasemid eingenommen?

Torasemid wird fast ausschließlich als Tablette verschrieben – als Infusion findet der Wirkstoff in der Regel keine Anwendung.

Einmal über den Mund aufgenommen, gelangt der Wirkstoff über die Darmschleimhaut ins Blut. Der Wirkungseintritt ist relativ schnell (nach etwa einer Stunde). Torasemid wird anschließend über die Leber abgebaut und über die Niere wieder ausgeschieden.

Die Einnahme der Tabletten sollte morgens erfolgen und nicht abends. Der Grund hierfür ist recht simpel: Mit Torasemid muss man deutlich häufiger auf Toilette und dieses häufige Wasserlassen wird nachts als störender empfunden.

Was ist bei der Einnahme zu beachten?

Torasemid kann seine volle Wirkung nicht entfalten, wenn zu viel Salz über die Nahrung aufgenommen wird. Deshalb sollte man auf stark gesalzene Produkte, wie Wurst oder gepökeltes Fleisch, möglichst verzichten oder den Konsum weitestgehend einschränken.

Häufig wird gefragt, wie viel man bei der Einnahme von Torasemid trinken darf. Diese Frage kann man pauschal nicht beantworten. Es gibt Erkrankungen, wie die Niereninsuffizienz, bei denen es eine strenge Vorschrift der täglichen Trinkmenge gibt, damit der Körper nicht überwässert. Generell kann man aber sagen, dass man immer noch ausreichend trinken sollte, um nicht zu dehydrieren.

Wie erfolgt die Dosierung?

Die Dosierung fängt bei 5 mg pro Tag an, kann aber auch über 10 mg bis auf 20 mg gesteigert werden. Bei einer sehr schlechten Nierenfunktion reicht die Standarddosierung von 10 mg pro Tag nicht mehr aus. Für diesen Spezialfall gibt es die 200 mg Tabletten, die man mit einer Schneidehilfe in vier Teilstücke mit jeweils 50 mg unterteilen kann. Dies ist aber nur in Absprache mit dem*der Arzt*Ärztin erlaubt, da diese Dosierungen lediglich unter gewissen Umständen verschrieben werden.

Welche Nebenwirkungen hat Torasemid?

Die wichtigste Nebenwirkung ist die Veränderung der Blutsalze. Torasemid führt zu einem Kaliumverlust, da dieses vermehrt über den Urin verloren geht. Dies wiederum kann einen Kaliummangel zur Folge haben. Ein Kaliummangel ist ebenso gefährlich wie ein Überschuss an Kalium.

Nimmt man zusätzlich noch andere Medikamente, die den Kaliumhaushalt beeinflussen, wie beispielsweise Thiaziddiuretika (zum Beispiel Hydrochlorothiazid beziehungsweise HCT), kann es zu sehr starken Kaliumverschiebungen kommen. Deshalb werden bei Torasemidgabe auch regelmäßig die Blutwerte kontrolliert. Informieren Sie Ihre*n Ärztin*Arzt, falls Sie weitere Medikamente einnehmen, damit entsprechende Wechselwirkungen geprüft und möglichst vermieden werden können.

Weitere Nebenwirkungen können sein:

Eine ausführliche Aufzählung der Nebenwirkungen entnehmen Sie am besten dem Beipackzettel.

Welche Kontraindikationen hat Torasemid?

Bei Schwangeren gibt es nur wenige Daten über die Einnahme von Torasemid, weshalb der Einsatz während der Schwangerschaft nicht empfohlen wird. Diuretika können bei Schwangeren die Durchblutung der Plazenta stören und damit das Wachstum des Kindes beeinträchtigen.

Kontrainduziert ist Torasemid auch während der Stillzeit. Hier muss im Zweifelsfalle abgestillt werden.

Torasemid wirkt nicht mehr – welche Alternativen gibt es?

Wenn die Wassereinlagerungen trotz Einnahme von Torasemid nicht weggehen, dann kann man als Alternative versuchen, durch eine Kombination von Medikamenten die Wirkung zu steigern. Hierbei ist eine Vielzahl an Kombinationen möglich, von denen einige im Folgenden beispielhaft vorgestellt werden.

Torasemid und Spironolacton

Spironolacton nimmt eine Sonderstellung unter den Diuretika ein. Es führt nicht zu einem Verlust von Kalium. Aus diesem Grund kann man Torasemid und Spironolacton bei Kaliummangel zusammen einnehmen.

Torasemid und Ramipril

Ramipril ist ein blutdrucksenkendes Medikament und wird sowohl zur Therapie der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck) als auch bei einer verminderten Herzleistung (Herzinsuffizienz) eingesetzt. Treten im Rahmen dieser Erkrankungen Ödeme auf, kann Ramipril mit Torasemid kombiniert werden. Ein positiver Nebeneffekt: Torasemid verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung von Ramipril.

Alternativen zu Torasemid

Sollte das Medikament nicht vertragen werden, gibt es noch weitere Alternativen, über deren Verschreibung der*die Arzt*Ärztin im individuellen Fall entscheidet.

Ein häufig empfohlenes, pflanzliches Mittel als natürliche Alternative ist Brennnesseltee. Dieser wirkt aber bei Weitem nicht so stark entwässernd wie Torasemid.

Torasemid als Dopingmittel

Torasemid, kann – wie viele Medikamente – auch missbraucht werden. Die NADA (Nationale Anti Doping Agentur) führt Torasemid, wie auch andere Diuretika, als Dopingmittel auf. Der Hintergrund ist, dass man mithilfe dieser Medikamente andere Stoffe schneller aus dem Blut herausbekommen kann. Man kann so das eigentliche Doping verschleiern. Aus diesem Grund sind Diuretika auch als verbotene Mittel geführt.

Passend zum Thema
Frau nimmt Diuretika zur Entwässerung ein
Diuretika: Wirkung und Nebenwirkungen von Entwässerungstabletten
Diuretika: Wirkung und Nebenwirkungen von Entwässerungstabletten
Mann nimmt Spironolacton
Spironolacton – Wirkung und Nebenwirkungen
Spironolacton – Wirkung und Nebenwirkungen
Mann mit Ödem im Krankenbett
Ödeme (Wassersucht)
Ödeme (Wassersucht)