Was ist die orthomolekulare Medizin?

Immer mehr Menschen sind davon überzeugt, dass eine ausgewogene und bewusste Ernährung entscheidend für eine gute Gesundheit ist. Dabei wird zunehmend die Frage gestellt, ob die heutigen Nahrungsmittel noch in ausreichendem Maße für eine gesunde Ernährung geeignet sind. In diesem Zusammenhang fällt häufig der Begriff "Orthomolekulare Medizin". Diese - auch Mikrovitalstoff-Medizin genannt - stellt die wissenschaftliche Basis für die Vorbeugung und Behandlung ernährungs- und umweltbedingter Krankheiten durch den gezielten Einsatz von Vitalstoffen dar.

Versorgung mit Vitalstoffen

Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren und Fettsäuren müssen dem menschlichen Organismus regelmäßig in ausreichenden Mengen mit der Nahrung zugeführt werden, da er sie nicht selber produziert. Schon das Fehlen eines einzigen Vitalstoffes kann die Leistungsfähigkeit einschränken: unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Infektanfälligkeit, Konzentrationsschwäche und Reizbarkeit treten auf und können oft nicht erklärt werden.

Folgen von Vitalstoffmangel

Langfristig bereitet Vitalstoffmangel sogar schleichend und unbemerkt den Boden für ernsthafte Krankheiten wie Arteriosklerose, Altersdiabetes, Krebs, Osteoporose oder Rheuma. Von der Vielzahl erforderlicher Vitalstoffe benötigt der Körper von einigen nur sehr kleine Mengen – die sogenannten Spurenelemente. Sie werden auch Mikrovitalstoffe genannt und übernehmen in jeder Zelle des menschlichen Organismus lebenswichtige Aufgaben.

Das Immunsystem, die Nervenzellen, die Arbeit der Muskelfasern und viele weitere Funktionen hängen von der optimalen Versorgung mit allen Nährstoffen ab. Als Bausteine von Enzymen sind sie an über 100 000 komplexen Stoffwechselprozessen beteiligt. Alle Vitalstoffe müssen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der richten Konzentration vorhanden sein, damit das fein abgestimmte Zusammenspiel von Zellen, Gewebe und Organen reibungslos funktioniert.

Definition: Orthomolekulare Medizin

Der Begriff "orthomolekular" - wörtlich übersetzt - die "die richtigen Moleküle" – oder sinngemäß: „die richtigen Vitalstoffe" wurde von dem amerikanischen Biochemiker Professor Dr. Linus Pauling (1901 – 1994) geprägt. Der zweifache Nobelpreisträger formulierte bereits 1968 das grundsätzliche Prinzip: "Orthomolekulare Medizin dient der Erhaltung guter Gesundheit und der Behandlung von Krankheiten durch die Veränderung der Konzentrationen von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden sein sollten und für die Gesundheit erforderlich sind".

Jeder Mensch ist also auf die regelmäßige und ausgewogene Zufuhr der Mikrovitalstoffe in den jeweiligen Mengen angewiesen, die sich üblicherweise in den Zellen seines Körpers befinden sollten. Nur so ist die Voraussetzung für einen störungsfreien Stoffwechselablauf und eine optimale Leistungsfähigkeit des menschlichen Organismus sichergestellt. So liegt der zentrale Wirkungsbereich der Orthomolekular Medizin neben der Vorbeugung von Krankheiten auch in der therapiebegleitenden Gabe von Mikrovitalstoffen im Krankheitsfall.

Kritik an der orthomolekularen Medizin:

Beim Konzept der orthomolekularen Medizin sollte beachtet werden, dass es sich dabei um eine alternativmedizinische Methode handelt, für deren Wirksamkeit es bislang noch keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt. Die Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen, die in der orthomolekularen Medizin empfohlen wird, liegt deutlich höher, als sie durch wissenschaftliche Erkenntnisse gerechtfertigt wird.

Zudem ist es umstritten, ob viele Krankheiten tatsächlich auf eine ungesunde Ernährung und einen daraus folgenden Mangel an Vitalstoffen zurückzuführen sind und ob sich umgekehrt Krankheiten durch eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen heilen lassen. Bei einigen Krankheiten, deren Ursache eindeutig ein Mangel an bestimmten Vitaminen oder Mineralstoffen darstellt, ist dies sicherlich der Fall. Bei anderen Krankheiten ist eine Heilung durch die Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen dagegen höchst umstritten.  Besonders beachten sollte man, dass es durch eine längerfristige Einnahme von hochdosierten Vitaminpräparaten – wie sie in der orthomolekularen Medizin durchaus üblich ist – auch zu gesundheitlichen Schäden kommen kann.
 

Aktualisiert: 25.09.2018
Autor*in: npr; überarbeitet: Kathrin Mehner

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