Frau nimmt Fatburner-Diätpille
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Fatburner-Diät: Legenden und Wahrheiten

Von: Susanne E. Kaiser
Letzte Aktualisierung: 06.01.2012

Einfach weitermachen wie bisher und trotzdem abnehmen? Das versprechen die so genannten "Fatburner", die Fettpolster ohne Diät und Sportprogramm zum Schmelzen bringen sollen. Fatburner sind der Renner auf dem Diätmarkt. Mit ihnen und anderen Abnehmprodukten werden jährlich weltweit Milliardenumsätze gemacht. Gibt es sie schon, die Schlankheitspille ohne Nebenwirkung? Doch die Wahrheit ist: Ohne eine ausgewogene Ernährung und ein vernünftiges Bewegungsprogramm ist ein dauerhaftes, gesundes Abnehmen nicht möglich.

Durch Fatburner mehr Energie verbrennen

Übergewicht hat nur eine Ursache: Wird dem Körper ständig mehr Energie zugeführt als er verbraucht, lagert sich dieser Überschuss als Fettreserve ab (so genannte positive Energiebilanz). Um diese wieder loszuwerden hilft nur eines: mehr Energie zu verbrauchen, als aufgenommen wird (negative Energiebilanz).

Die Idee, die hinter dem Begriff "Fatburner" (= "Fettverbrenner") steht, ist den Körper künstlich dazu zu bringen, mehr Energie zu verbrauchen, sei es über eine erhöhte Körpertemperatur, einen beschleunigten Stoffwechsel oder die schnelle Ausscheidung von aufgenommenen Kalorien. Mediziner sehen dies mit Stirnrunzeln. Denn im menschlichen Körper greifen unzählige Stoffwechselvorgänge ineinander. Das Drehen an einer dieser "Schrauben" kann eine ganze Kettenreaktion ungewollter Ergebnisse nach sich ziehen.

Die Fatburner-Theorie unter der Lupe

Schauen wir uns einige der häufigsten Fatburner-Theorien einmal näher an: Enzyme zum Beispiel sind ein wichtiges Schlagwort, wenn es um die Fettverbrennung geht. Ob das Papain aus der Papaya oder Bromelin aus Ananas, Fruchtenzyme sollen die Fettzellen leeren. In der Theorie klingt das ganz gut. Problematisch ist dabei nur die Magenpassage: Denn Enzyme bestehen aus Eiweiß. Und die Magensäure zerlegt sie schon zu Beginn der Verdauung in ihre Bestandteile. Enzyme aus Lebensmitteln können also nicht im Körper wirken.

L-Carnitin ist eine Substanz, die im Körper für die Bereitstellung von Energie für Muskelarbeit eine Rolle spielt. Sie regt die Kraftwerke der Zellen, die so genannten Mitochondrien, zu einer erhöhten Fettverbrennung an. Der Haken ist nur, dass die Anzahl der Mitochondrien im Körper entscheidend für die Wirkung ist. Und die Anzahl der kleinen Kraftwerke lässt sich nur mit regelmäßigem Ausdauertraining steigern. Also wieder keine Wunderpille für die Fitness ohne Sport!

Viele fertige Fatburn-Produkte werben mit "natürlichen" Inhaltsstoffen. Beliebt sind Guarana- oder Grüner-Tee-Extrakt. In den Werbeprospekten stehen wichtig klingende Fremdworte wie "lipolytisch" - was nichts anderes bedeutet als "fettlösend" - oder "thermogenetisch" (die Entstehung von Wärme). Schaut man genauer hin, sind es in den meisten Produkten vor allem die dem Koffein ähnlichen Inhaltsstoffe, die als einzige nachweislich auf den Stoffwechsel wirken.

In einem Informationsblatt der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt der Mediziner Professor Dr. Hans Hauner zu bedenken, dass diese Wirkstoffe in hohen Dosen zu Herzrasen, Zittern und Schweißausbrüchen führen. In diesem Zustand verbrennt der Körper wirklich mehr Energie als sonst. Aber wer fühlt sich so schon wohl? Und wer ist bereit, die gesundheitlichen Risiken für Herz und Kreislauf auf sich zu nehmen? Wer auf fertige Fatburnprodukte zurückgreift, sollte zudem in jedem Fall die Liste der Inhaltsstoffe genau studieren. Oft sind Allergie auslösende Konservierungsmittel wie Parabene enthalten.

Achtung Schilddrüsenhormone!

Besondere Vorsicht sollte man auch mit Schilddrüsenhormonen und ihren Vorläufern walten lassen. Eine künstlich erzeugte Schilddrüsenüberfunktion ist nichts anderes, als sich selbst mit Absicht krank zu machen. Zuviel Schilddrüsenhormon führt zu Nervosität, Herzklopfen, Hitzegefühl und Schweißausbrüchen. Auch hierbei wird mehr Energie als normal verbrannt. Doch auch in diesem Fall stehen die Gefahren für die Gesundheit in keinem Verhältnis zum Abnehmeffekt.

Übrigens lässt sich eine höhere Schilddrüsenaktivität nicht über die Einnahme von Jod und anderen Spurenelementen erreichen, wie manche Werbefachleute uns glauben machen wollen. Der Körper braucht zwar Jod, um das Schilddrüsenhormon herzustellen. Der Überfluss an den Rohstoffen ändert aber nichts an der hergestellten Hormonmenge. Überhaupt ist es nicht möglich, die Produktion von Hormonen über eine bestimmte Ernährung zu steuern.

Spezielle Diäten wie die Markert-Diät, bei der die Schilddrüsenfunktion angeregt werden soll, sind mittlerweile wissenschaftlich widerlegt. Im Falle Markert nehmen die Teilnehmer auf Grund der geringen Kalorienzufuhr und viel Bewegung ab. Eine Veränderung der Schilddrüsenaktivität wird aber nicht erreicht.

Eiweißriegel - oft zu teuer

Als Diätergänzung werden auch Eiweißriegel mit Vitaminen und Spurenelementen angeboten. Sie sollen den Heißhunger auf Süßes lindern und die Fettverbrennung ankurbeln. Eiweiß sättigt wirklich rasch, auch sind viele Riegel vernünftig zusammengesetzt. Allerdings sind fast alle Produkte unverhältnismäßig teuer.

Der Rat, den Riegel zusammen mit 2-3 Litern Wasser oder Fruchtsaft täglich zu kombinieren, verrät auch den "Fettverbrenner-Trick": Nachgewiesen ist, dass kühles Wasser wirklich zur Kalorienverbrennung beiträgt, da der Körper Energie benötigt, um es aufzuwärmen. Ob das Wasser nun zusammen mit einem teuren Power-Riegel oder mit einer Banane verzehrt wird, ändert an der Energiebilanz aber nicht viel. Nur, dass die Banane, die dank ihres Fruchtzuckergehalts auch gegen den Heißhunger wirkt, kein Fett enthält.

Glukagon - ein körpereigener Fettverbrenner?

Eine besondere Rolle bei der Entstehung und dem Abbau von Fettpolstern spielen die Hormone Insulin und Glukagon. Insulin ist dafür zuständig, Zucker aus dem Blut in die Körperzellen zu schleusen, wo er entweder verbrannt oder als Reserve gelagert werden kann. Glukagon bewirkt die Bereitstellung gespeicherter Energie, indem es Fett aus den Zellen löst und Speicherzucker zu verbrennbarer Glukose umwandelt.

Glukagon wird als körpereigener Fettverbrenner verkauft: die Einnahme dieses "Schlank-Hormons" soll vortäuschen, dass alle freien Reserven aufgebraucht sind und so Fett aus den Zellen lösen. Doch wohin soll der Körper mit all der freien Energie? Wird sie nicht verbrannt, lagert sie sich wieder ab. Und die meiste Energie verbrennen nun einmal unsere Muskeln. Wieder ist Bewegung gefragt, um die gelösten Fettreserven aus dem Körper zu schaffen.

Und das funktioniert auch ohne dass man Pillen schluckt: Wer mit Hilfe von körpereigenem Glukagon Fett verbrennen will, kann dies nämlich einfach durch leichte körperliche Aktivität erreichen. Wichtig ist hierbei, den Puls auf einem nur leicht erhöhten Niveau zu halten. Wer aus der Puste kommt, blockiert seine Fettverbrennung, weil die Energiegewinnung aus dem Fett dann abgeschaltet wird.

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MCT-Fette - Fatburner mit Nebenwirkungen

Um das Nahrungsfett erst gar nicht in den Körper gelangen zu lassen, waren bis vor kurzem so genannte MCT-Fette (medium chain triglycerides) in Mode. Sie können vom Körper nicht aufgenommen werden und werden unverdaut wieder ausgeschieden. Nur gewöhnt sich der Körper nach rund zwei Wochen auch an diese Fette, sodass sie ebenso dick machen wie gewöhnliches Fett. Zudem kam es häufig zu Durchfällen, Übelkeit und anderen unangenehmen Nebenwirkungen.

Fett binden und unverdaut ausschütten

Um den Körper auf andere Weise zu überlisten, wurden Fett bindende Substanzen z.B. Chitosan in die Riege der Diäthelfer aufgenommen. Sie sollen das Nahrungsfett binden und unverdaut der Ausscheidung zuführen. Gewonnen wird Chitosan aus Krill, einer kleinen Krebsart. Gute Chitosanlieferanten sind auch Fliegenlarven.

Das European Journal of Clinical Nutrition berichtet jedoch von einem streng kontrollierten Versuch an der University of Exeter in Großbritannien, wo Wissenschaftler nachwiesen, dass Chitosan keinerlei Effekt auf das Gewicht der Probanden hatte. Im Gegenteil besteht unter diesen Fettblockern eher die Gefahr, dass lebenswichtige fettlösliche Vitamine wie A und E mit dem gebundenen Fett ausgeschieden werden.

Ärzte warnen auch, dass Chitosan die Wirksamkeit mancher Medikamente vermindern kann, nämlich dann, wenn sich die Wirkstoffe an das Nahrungsfett anhängen, um in den Blutkreislauf zu gelangen. Zum Beispiel kann die Anti-Baby-Pille betroffen sein.

Abnehmen ist und bleibt also eine Sache der vernünftigen Ernährung, kombiniert mit leichtem Sport. Fatburn-Produkte helfen dabei den Geldbeutel zu schmälern. Die Taille verkleinern können sie aber kaum.