Palmöl – ist Palmfett schädlich für die Gesundheit?
Palmöl, auch bekannt als Palmfett, begegnet uns nicht nur in vielen Lebensmitteln, sondern auch in Waschmitteln oder Kosmetikprodukten. Doch Palmöl gilt als ungesund – bei seiner Verarbeitung können sogar krebserregende Stoffe entstehen. Und auch im Hinblick auf ethische und ökologische Gesichtspunkte steht das Fett in der Kritik, denn für seinen Anbau werden Regenwälder gerodet – mit gravierenden Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt. Hier erfahren Sie, welche Auswirkungen Palmöl auf die Gesundheit hat, in welchen Produkten es verwendet wird und welche Alternativen es zum Kauf von Palmölprodukten gibt.
Was ist Palmöl?
Palmöl oder Palmfett ist ein Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Früchte von Ölpalmen (Elaeis guineensis) gewonnen wird. Auch die Kerne der Früchte können genutzt werden: Das daraus erzeugte Öl wird als Palmkernöl bezeichnet.
Aufgrund seines hohen Gehalts an Carotin hat Palmöl, ebenso wie die Früchte, zunächst eine orangerote Färbung, die jedoch beim Raffinieren – also beim Reinigen und Aufbereiten – verschwindet. Durch diese Weiterverarbeitung verändert sich auch der Geschmack: Während rohes Palmöl aromatisch und leicht süßlich schmeckt, ist raffiniertes Palmöl fast geschmacklos.
Ist Palmöl gesund oder ungesund?
Palmöl kann keineswegs als gesund bezeichnet werden. Im Gegenteil: Palmfett ist nicht nur ungesund, sondern kann sogar krebserregende Stoffe enthalten und somit auch langfristig schädlich für die Gesundheit sein.
In den letzten Jahren haben viele Fachleute aus den Bereichen Medizin und Verbraucherschutz vor dem Pflanzenfett gewarnt, das mittlerweile in etwa der Hälfte aller fertigen Lebensmittel enthalten ist. Im Folgenden stellen wir Ihnen die größten Kritikpunkte am Palmfett vor und erklären, warum es als schlecht für die Gesundheit gilt.
Palmöl enthält ungesunde gesättigte Fettsäuren
Palmfett weist einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren auf. Diese sind für sich betrachtet zwar nicht ungesund, sollten jedoch nur in Maßen verzehrt werden. Denn sie können sich bei übermäßigem Verzehr negativ auf die Blutfettwerte, vor allem das LDL-Cholesterin auswirken. Dies wiederum könnte nach Einschätzung der Fachleute die Wirkung des Hormons Insulin im Körper beeinträchtigen und damit das Risiko erhöhen, an Diabetes zu erkranken.
Darüber hinaus kann ein Übermaß an gesättigten Fettsäuren eine Schädigung der Gefäßwände auslösen. Eine mögliche Folge ist eine Gefäßverkalkung, die schwerwiegende Erkrankungen wie einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt begünstigt.
Laut einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten gesättigte Fettsäuren höchstens sieben bis zehn Prozent der gesamten Energiezufuhr ausmachen. Entscheidend ist also nicht allein die Menge, die man von einem bestimmten Produkt isst, sondern, ob das Verhältnis zwischen gesättigten sowie mehrfach und einfach ungesättigten Fettsäuren stimmt.
Im Übrigen empfiehlt es sich auch aus anderen Gründen, Palmöl nicht in großen Mengen zu verzehren. Denn da es sich um reines Fett handelt, ist Palmöl definitiv kein Schlankmacher – 100 Gramm haben etwa 900 Kilokalorien, also 3.766 Kilojoule.
Ist Palmöl krebserregend?
Doch Palmöl gilt noch aus einem ganz anderen Grund als schädlich: Beim Raffinieren können krebserregende Stoffe entstehen, denn durch das Erhitzen werden Schadstoffe, sogenannte 2-MCPD-, 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester, gebildet.
Diese Fettsäureester (das sind bestimmte chemische Verbindungen) kommen in allen raffinierten (gereinigten) Pflanzenölen vor und sind in der Folge in vielen Lebensmitteln enthalten. Sie finden sich beispielsweise in Margarine, Nuss-Nougat-Creme oder Sojasauce. Palmöl wies allerdings in einer Studie von allen gereinigten Speisefetten den höchsten Gehalt an Glycidyl-Fettsäureestern auf. Bei der Verdauung kann aus diesen Stoffen Glycidol abgespalten werden, welches als krebserregend eingestuft wurde. Zudem gilt der Stoff als genotoxisch, kann also das Erbgut schädigen. Eine unbedenkliche Aufnahmemenge hierfür gibt es nicht.
Auch 3-MCPD (Monochlorpropandiol), welches bei der Verdauung aus 3-MCPD-Fettsäureestern entstehen kann, steht im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. In Tierversuchen verursachte es ab einer gewissen Dosis Tumoren, auch ein negativer Einfluss auf die Nierenfunktion und die Fruchtbarkeit konnte in Tierstudien festgestellt werden. Für Erwachsene wird davon ausgegangen, dass die als tolerierbar eingestuften Grenzwerte in der Regel nicht überschritten werden. Bei Babys, die ausschließlich mit Säuglingsnahrung (Anfangs- und Folgemilch) ernährt werden, wird der kritische Grenzwert jedoch oftmals überschritten, weshalb das Bundesinstitut für Risikobewertung hier von einer möglichen Gefährdung für die Gesundheit ausgeht. Da die Verwendung von Säuglingsmilch für nicht gestillte Babys jedoch alternativlos ist und Verbraucher*innen nicht kontrollieren können, wie viel von den Substanzen enthalten ist, sind vor allem die Hersteller aufgefordert, den Gehalt an diesem schädlichen Stoff weiter zu senken.
Auch 2-MCPD-Fettsäureester werden als möglicherweise gesundheitsschädlich eingestuft. Aufgrund der geringen Studienlage gibt es derzeit jedoch noch keine abschließende Risikobewertung.
Eine Studie aus dem Jahr 2021 weist außerdem darauf hin, dass das in Palmöl enthaltene Fettmolekül Palmitinsäure die Wahrscheinlichkeit erhöhen könnte, dass es bei einer vorliegenden Krebserkrankung zu Metastasen kommt – darauf deuten zumindest Versuche an Mäusen hin.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Palmöl kritische Stoffe enthält, deren Aufnahme über die Nahrung möglichst gemieden werden sollte. Allerdings kann der Gehalt dieser Stoffe je nach Produktionsbedingungen stark schwanken (zum Beispiel abhängig von der Temperatur beim Raffinieren). Darüber hinaus können die Stoffe auch in anderen raffinierten Pflanzenölen vorkommen.
Ein Verzicht auf Palmöl kann der Gesundheit also zwar nützen, schützt aber nicht automatisch vor den kritischen Stoffen. Sowohl für 3-MCPD- als auch für Glycidyl-Fettsäureester wurden in den letzten Jahren durch EU-Verordnungen Grenzwerte festgesetzt, um den Gehalt in bestimmten Lebensmitteln – unter anderem Säuglingsnahrung – möglichst zu reduzieren.
Wie gesund ist rotes Palmöl?
Trotz aller Kritik werden Palmöl auch verschiedene positive Wirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Die Rede ist dabei aber nicht vom industriell verwendeten Öl, sondern von kalt gepresstem, unraffiniertem Palmöl, das man als "rotes Palmöl" kaufen kann – idealerweise in Bio-Qualität.
In dieser nativen Form enthält Palmöl etwa 15-mal so viel Carotin (Vitamin A) wie Karotten. Außerdem weist es einen hohen Anteil an Vitamin E (insbesondere Tocotrienole) und dem Coenzym Q10 auf, die beide als Antioxidantien bei der Bekämpfung freier Radikale wirken und somit als krebsvorbeugend gelten.
Auch wenn rotes Palmöl von vielen Herstellern als gesund beworben wird, so gelten Pflanzenfette wie Oliven-, Lein- oder Rapsöl aufgrund ihrer Zusammensetzung dennoch als weitaus gesünder.
Welche Produkte enthalten Palmöl?
Palmöl ist in der Industrie sehr begehrt, denn sein Anbau ist ausgesprochen ertragreich und billig. Zudem ist es hitzestabil, lange haltbar, fast frei von Transfettsäuren und, ähnlich wie Kokosöl, bei Zimmertemperatur cremig-streichfest. Daher kann es anstelle von gehärteten Fetten eingesetzt werden und ist besonders in fertigen Nahrungsmitteln oder Brotaufstrichen ein häufiger Zusatzstoff. Aufgrund dieser Eigenschaften ist Palmöl das am meisten angebaute Pflanzenöl der Welt.
Doch nicht nur in Lebensmitteln findet Palmfett Verwendung. Auch in Kosmetika und Reinigungsmitteln kommt das Öl zum Einsatz. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Alltagsprodukte vor, die Palmöl enthalten können.
Palmöl in Lebensmitteln
Etwa zwei Drittel der Palmölproduktion finden in fertigen Lebensmitteln Verwendung, wo das Fett wegen seiner cremigen Konsistenz und seiner Hitzebeständigkeit sehr geschätzt ist.
Beispiele für Produkte, in denen das Pflanzenfett enthalten sein kann, sind:
- Fertiggerichte wie Tiefkühlpizza und Tütensuppen
- Kuchenglasur
- Schokolade
- Kekse und Knabbergebäck
- Margarine
- Brotaufstriche
- Wurstwaren
- Müsli
- Babynahrung
Kosmetika mit Palmöl und Palmkernöl
Auch in Kosmetik findet das Öl oftmals Verwendung, denn es wirkt rückfettend, hautglättend und kann Zellschäden reparieren. Immerhin fast ein Viertel des weltweit produzierten Palmöls wird in Kosmetika und Waschmittel verwendet.
Typische Kosmetikprodukte mit Palmöl sind beispielsweise:
- Seife
- Duschgel
- Shampoo
- Creme und Lotion
- Sonnencreme
- Eyeliner, Mascara und andere Kosmetik für die Augen
- Lippenstift
Zudem werden Waschmittel, Kerzen, Lacke und einige Medikamente mithilfe des Pflanzenfettes hergestellt. Im Waschmittel oder bei der Seifenherstellung wird das Palmöl zur Produktion waschaktiver Stoffe, sogenannter Tenside, genutzt. Auch zur Erzeugung von Strom und Wärme, zur Herstellung von Biodiesel sowie in Futtermittel wird Palmöl verwendet. Zudem ist es häufig Bestandteil von konventionellem Tierfutter.
Palmfett: Welche Alternativen gibt es?
Produkte ohne Palmöl sind mitunter gar nicht leicht zu finden. So wird das Fett beispielsweise für die Herstellung vieler Nuss-Nougat-Cremes benötigt, denn die meisten anderen Pflanzenöle sind bei Zimmertemperatur flüssig – bis auf Kokosöl, das jedoch einen starken Eigengeschmack besitzt.
Dennoch ist es in den meisten Fällen möglich, das Fett zu ersetzen und es finden sich immer mehr Produkte, die extra mit "frei von Palmöl" oder "ohne Palmöl" gekennzeichnet sind. Bei der Herstellung von Seife ist beispielsweise Rindertalg eine mögliche Alternative zu Palmöl – die allerdings nicht vegan ist. Aber auch Olivenöl kann Palmöl in Seifen ersetzen. Kokosfett und Sojaöl werden als weitere Alternativen diskutiert – da diese Pflanzen jedoch weniger ertragreich sind als die Ölpalme und deshalb größere Flächen zum Anbau nötig wären, ist ihre Umweltbilanz ebenfalls kritisch zu betrachten.
Es gibt Ansätze, um zumindest Tenside aus regionalen Ölen wie Raps-, Flachs- oder Sonnenblumenöl herzustellen. Auch das Öl der Acrocomia-Palme (auch: Macauba-Palme) gilt als mögliche Alternative zum herkömmlichen Palmkernöl. Sie ist bislang weniger ertragreich als die Ölpalme, kann jedoch unter trockeneren klimatischen Bedingungen angebaut werden. Das heißt, zum Anbau der Acrocomia-Palme muss kein tropischer Regenwald abgeholzt werden.
Siegel für nachhaltig angebautes Palmöl
Zudem gibt es diverse Siegel und Zertifizierungssysteme, mit denen Produkte gekennzeichnet werden, die Palmöl aus nachhaltigem Anbau enthalten. Das bekannteste davon ist das RSPO-Siegel (Roundtable on Sustainable Palm Oil). Dieses ist jedoch umstritten, da die zugrundeliegenden Mindeststandards im Ruf stehen, stark von der Industrie beeinflusst zu sein.
Nichtsdestotrotz gibt es einige Anbieter, die zertifiziertes Bio-Palmöl aus ökologisch verantwortlich angebauten Ölpalmen und fairem Handel verwenden, sodass die Kleinbauern*Kleinbäuerinnen und Arbeitskräfte auf den Plantagen ebenfalls fair entlohnt werden. Informationen dazu liefern verschiedene Umweltorganisationen.
Tipps für den Einkauf ohne Palmöl
Wer palmölfreie Produkte kaufen möchte, muss oft genau hinschauen. Seit Dezember 2014 besteht zwar eine Kennzeichnungspflicht für Palmöl – allerdings nur für Lebensmittel. Oftmals taucht das Fett zudem unter anderem Namen in der Zutatenliste auf, wie zum Beispiel:
- Palmitate
- Palmate
- Sodium Palm Kernelate
- Palmitic Acid
- Hydrogenated Palm Glycerides
- Palm Kernel Alcohol
- Palmstearin
Mittlerweile finden sich zunehmend Online-Händler und Listen mit palmölfreien Produkten sowie Apps, die den Einkauf erleichtern sollen.
Die beste Alternative bei der Ernährung ist es jedoch, selbst mit frischen Zutaten zu kochen. Aus gesundheitlicher Sicht sind Rapsöl oder Leinöl dem Palmöl dabei vorzuziehen, da diese Öle einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufweisen.
Auch ein verminderter Fleischkonsum kann dabei helfen, die Nachfrage nach Palmöl zu reduzieren, da in der konventionellen Tierhaltung häufig Futtermittel mit Palmöl zum Einsatz kommen.
Abholzung von Regenwäldern für Palmölplantagen
Palmöl steht nicht nur wegen möglicher Gesundheitsgefahren in der Kritik. Jährlich werden circa 76 Millionen Tonnen Palmöl produziert, Tendenz steigend.
Um die wachsende Nachfrage zu befriedigen und Platz für den Anbau der Ölpalmen zu schaffen, wird vor allem in Indonesien und Malaysia immer mehr Regenwald gerodet. Die (teils illegale oder mithilfe von Brandrodung vorgenommene) Abholzung und die Trockenlegung von Torfmoorböden geht einher mit der Zerstörung von Lebensräumen bedrohter Tier- und Pflanzenarten (zum Beispiel Tigern und Orang-Utans) sowie der Freisetzung von Treibhausgasen, welche den Klimawandel beschleunigen.
Hinzu kommen Enteignungen von Landflächen und Vertreibungen der Indigenen Völker sowie oft katastrophale Arbeitsbedingungen und der Einsatz von Pestiziden auf den Palmölplantagen. Mit dem Verzicht auf herkömmlich angebautes Palmöl tut man also nicht nur der eigenen Gesundheit einen Gefallen, sondern handelt auch verantwortungsvoll gegenüber Mitmenschen, Tieren und Umwelt.