Sorbithaltiges Trockenobst in einer Schale
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Sorbit: Intoleranz und Lebensmittel mit Sorbitol

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.06.2025

Sorbit, auch Sorbitol, Glucitol oder Hexanhexol genannt, wird in vielen industriell gefertigten Nahrungsmitteln als Zuckeraustauschstoff verwendet. Es hat nur etwa die halbe Süßkraft von Haushaltszucker (Saccharose) und enthält auch deutlich weniger Kalorien. Allerdings wird der Zuckeraustauschstoff nicht von allen gut vertragen – auch Menschen ohne Sorbitintoleranz können deshalb nach dem Verzehr leichte Magen-Darm-Beschwerden entwickeln. Mit welchen Symptomen sich diese Unverträglichkeit bemerkbar macht, in welchen Lebensmitteln Sorbit steckt und ob es auch schädlich sein kann, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was ist Sorbit?

Sorbit ist wie Mannitol, Lactit oder Xylit ein Zuckeralkohol. Früher wurde Sorbit vor allem aus den Beeren der Eberesche gewonnen, die bis zu zwölf Prozent des Stoffes enthalten können. Heute wird für die Produktion auf Maisstärke und Weizenstärke zurückgegriffen. Aus diesen wird Traubenzucker (Glucose) gewonnen, der dann zu Sorbit umgewandelt werden kann.

In der Europäischen Union ist Sorbitol als Zusatzstoff in Lebensmitteln zugelassen.

In welchen Lebensmitteln steckt Sorbit?

Sorbit ist auf natürliche Weise vor allem in Kern- und Steinobst enthalten: Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen und Pfirsiche weisen allesamt größere Mengen des Zuckeralkohols auf. In Zitrusfrüchten oder Beerenfrüchten steckt dagegen kaum Sorbit. Generell gilt: Je reifer die Früchte sind, sprich je süßer sie schmecken, desto größer ist auch der Anteil des Zuckeralkohols.

In getrockneten Früchten ist der Sorbitgehalt durch den Wasserverlust übrigens deutlich höher als in frischem Obst: So enthalten getrocknete Aprikosen etwa 4,6 Gramm Sorbitol pro 100 Gramm, frische Früchte auf dieselbe Menge nur 0,82 Gramm.

Im Folgenden haben wir zur besseren Übersicht eine Liste mit Lebensmitteln zusammengestellt, die typischerweise besonders hohe Konzentrationen an Sorbit aufweisen:

  • einige Früchte wie Süßkirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Nektarinen, Zwetschgen, Quitten, Mirabellen, Birnen, Äpfel, Pflaumen, aber auch Weintrauben
  • bestimmtes getrocknetes Obst, wie getrocknete Pflaumen und Aprikosen oder Rosinen
  • Marmelade, Saft, Gelee und Kompott aus den oben genannten Früchten
  • viele gesüßte, zuckerfreie oder zuckerreduzierte Produkte wie Bonbons oder Kaugummis
  • industriell gefertigte Backwaren
  • Süßigkeiten wie Geleefrüchte und Pralinen

Um sicherzugehen, ob einem Produkt künstlich Sorbitol zugesetzt wurde, werfen Sie am besten immer einen Blick auf die Zutatenliste. Sorbit wird in der Lebensmittelindustrie auch als Zusatzstoff mit der Nummer E 420 gekennzeichnet. Es darf in fast allen Lebensmitteln – mit Ausnahme von Getränken – in beliebig großen Mengen vorkommen.

Sorbit: für Menschen mit Diabetes geeignet

Da für die Verstoffwechselung von Sorbit (also für die Aufnahme aus dem Blut in die Zellen) kein Insulin benötigt wird, ist Sorbit auch für Menschen mit Diabetes gut geeignet.

Zudem enthält Sorbit pro Gramm nur etwa 2,4 Kilokalorien (10 Kilojoule) und damit deutlich weniger Kalorien als Haushaltszucker, der es auf etwa 4 Kilokalorien (17 Kilojoule) pro Gramm bringt. Dies kann ebenfalls vorteilhaft sein, wenn die Entstehung des Diabetes mit Übergewicht verbunden ist.

Kann Sorbitol schädlich sein?

Sorbitol gilt im Allgemeinen als gut verträglich. Allerdings können bei einer täglichen Dosis von 20 Gramm oder mehr Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall auftreten. Dies liegt daran, dass Sorbit direkt über den Dünndarm aufgenommen wird, die mögliche Aufnahme des Stoffes durch den Körper aber begrenzt ist. Der Rest gelangt in den Dickdarm, wo der Zuckeralkohol von Bakterien unter Bildung von Gasen umgewandelt wird. Übermäßige Mengen von Sorbit können deshalb zu Magen-Darm-Problemen führen.

Deswegen müssen alle Nahrungsmittel, die über zehn Prozent Sorbit aufweisen, mit dem Zusatz "kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken" gekennzeichnet werden.

Zudem fördert Sorbit, im Gegensatz zu Xylit, die Entstehung von Karies – wenn auch weniger stark als normaler Haushaltszucker.

Ist Sorbitol krebserregend?

Süßstoffe haben mitunter einen schlechten Ruf, denn der Süßstoff Aspartam gilt laut Weltgesundheitsorganisation als "möglicherweise krebserregend". Diese Einstufung trifft auf Sorbit allerdings nicht zu, denn eine krebserregende Wirkung konnte für Sorbitol in Studien bisher nicht festgestellt werden.

Sorbitintoleranz: Ursachen, Symptome und Diagnose

Bei einer Sorbitintoleranz – auch Sorbitunverträglichkeit oder Sorbitmalabsorption genannt – ist der Abbau von Sorbit im Dünndarm gestört. Das Süßungsmittel wird dann nur noch zu einem sehr geringen Teil oder gar nicht mehr abgebaut. Dadurch gelangt umso mehr des Zuckeralkohols in den Dickdarm, was sich in der Regel durch Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall zeigt. Auch Beschwerden wie Müdigkeit und Kopfschmerzen können im Zusammenhang auftreten. Eine Gewichtszunahme in Zusammenhang mit einer Sorbitintoleranz wird manchmal von Betroffenen vermutet, gehört aber nicht zu den üblichen Symptomen.

Eine Sorbitunverträglichkeit kann mithilfe eines Atemtests diagnostiziert werden: Dabei wird der Gehalt an Wasserstoff in der Atemluft gemessen, nachdem ein Sorbitol-Wasser-Gemisch getrunken wurde. Dieser Wasserstoff entsteht bei der fehlgeleiteten Verstoffwechselung von Sorbitol im Dickdarm und gelangt dann über das Blut in die Lunge und so in die Atemluft. Das chemische Zeichen für Wasserstoff ist "H2", weswegen der Test auch "H2-Atemtest" genannt wird.

Liegt eine Sorbitintoleranz vor, sollte über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen auf Lebensmittel, die Sorbit enthalten, völlig verzichtet werden. Sobald die Beschwerden endgültig verschwunden sind, kann langsam wieder mit dem Verzehr von sorbithaltigen Lebensmitteln begonnen werden, um die individuelle Toleranzgrenze auszutesten. Denn im Gegensatz zu anderen Unverträglichkeiten werden bei einer Sorbitintoleranz häufig kleinere Mengen Sorbit gut vertragen.

Eine spezielle Therapie mit Tabletten oder einer anderen Form von Medikamenten gibt es bei einer Sorbitolunverträglichkeit nicht.

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Sorbit und Fruktose

Personen, die an einer Fruktoseintoleranz leiden, sollten übrigens ebenfalls keine sorbithaltigen Lebensmittel zu sich nehmen. Denn im Dünndarm hemmt Sorbit die – bei den Betroffenen ohnehin schon geringe - Aufnahmefähigkeit von Fruktose noch zusätzlich.

Verwendung von Sorbit in Lebensmitteln, Medizin & Co.

Sorbit ist aufgrund seiner Eigenschaften und seiner Wirkung im Körper ein äußerst vielseitig verwendbarer Stoff.

In der Lebensmittelindustrie wird er nicht nur als Zuckerersatz genutzt, sondern auch Lebensmitteln wie Senf, Toast oder Pralinenfüllungen als Feuchthaltemittel beigemengt, um diese vor dem Austrocknen zu schützen. Sorbit besitzt nämlich die Eigenschaft, Wasser aus der Umgebung binden zu können.

Neben diesen Lebensmitteln wird Sorbit aufgrund seiner wasserbindenden Eigenschaften auch in verschiedenen Kosmetika und Zahncremes verwendet. Zahncremes schützt Sorbit nicht nur vor dem Austrocknen, sondern ist gemeinsam mit anderen Stoffen auch für den frischen Geschmack der Zahnpasta verantwortlich.

Auch in der Medizin findet Sorbitol Verwendung: So kann es Wasser im Darm binden, wodurch der Stuhl weicher wird. Kurzzeitig eingesetzt kann es deshalb bei Verstopfung helfen. Auch zur Befeuchtung von Schleimhäuten in Mund und Nase oder bei trockenen Augen wird es angewendet. Daneben erfolgt der intravenöse Einsatz von Sorbit bei Hirnödemen (also Flüssigkeitsansammlungen im Gehirngewebe) zur Verringerung des Hirndrucks.

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