Ausfluss deuten: Veränderungen bei Krankheiten & Co.
Vaginaler Ausfluss gehört zum normalen Reinigungsprozess des weiblichen Körpers: Mit dem Scheidensekret werden abgestorbene Zellen, Blut, Krankheitserreger und Spermien nach außen transportiert. Trotzdem empfinden viele Frauen Ausfluss immer noch als unangenehm. Ein halbes bis ein Jahr vor der ersten Menstruation setzt er ein und begleitet die Frau mindestens bis zu den Wechseljahren – mal deutlich wahrnehmbar, mal fast unbemerkt. Welche Arten von Ausfluss aus der Scheide gibt es und welche Bedeutung hat er jeweils? Wann ist Scheidenausfluss gesund und wann deutet er auf eine Erkrankung hin? Das sowie Wissenswertes über Besonderheiten während der Wechseljahre und in der Schwangerschaft lesen Sie im Folgenden.
Ausfluss als normaler Schutzmechanismus
Fluor genitalis, wie das Vaginalsekret auch fachsprachlich genannt wird, ist Teil eines Abwehrprozesses, um Scheide und letztlich Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke vor (aufsteigenden) Infektionen zu schützen – schließlich sind die weiblichen Geschlechtsorgane immer wieder potenziell krankmachenden Keimen von außen ausgesetzt. Diese werden mit dem Ausfluss aus dem Körper befördert. Außerdem hält der Scheidenausfluss die Vagina feucht, was ebenfalls eine Schutzfunktion hat, zum Beispiel vor Reibung und kleinen Verletzungen. Gerät das Scheidenmilieu, die Vaginalflora, aus dem Gleichgewicht, haben krankmachende Keime und Bakterien ein leichtes Spiel.
Gesunder Ausfluss aus der Scheide
Ausfluss ist also grundsätzlich normal und kein Anzeichen einer Krankheit. Gesunder Ausfluss ist weißlich bis durchsichtig, dünnflüssig bis cremig und weitgehend geruchlos. Die genaue Menge, Farbe und Konsistenz sind von Person zu Person jedoch unterschiedlich und schwanken im gebärfähigen Alter zudem hormonell bedingt im Laufe des Zyklus.
Vor und während des Eisprungs nimmt der Ausfluss beispielsweise zu, er wird flüssiger und eher durchsichtig. Nach dem Eisprung wird die Menge des vaginalen Ausflusses deutlich weniger und er wird cremiger beziehungsweise klebriger. Kurz vor und nach der Periode ist für gewöhnlich wenig Ausfluss vorhanden.
Krankhaften Scheidenausfluss erkennen
Verändert sich der Ausfluss in Menge, Konsistenz, Farbe und/oder Geruch, kann dies ein Hinweis auf eine Erkrankung, wie eine Infektion, sein. Bei folgenden Anzeichen ist deshalb eine gynäkologische Abklärung ratsam – auch, um bei etwaigen Infektionen ein Aufsteigen der Erreger in die Gebärmutter oder Eileiter zu verhindern:
- plötzlich vermehrter Ausfluss, der sich nicht durch den Zyklus erklären lässt
- Änderung der Farbe und Konsistenz – trüb-gräulich, rötlich oder bräunlich (außerhalb der Menstruation), grünlich, gelblich-schleimig, schaumig, bröckelig – und/oder des Geruchs (zum Beispiel fischartig)
- Juckreiz, Rötungen sowie andere Hautveränderungen und/oder Schwellungen beziehungsweise Schmerzen in der Genitalregion (oder im Unterbauch)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schmerzen/Brennen beim Wasserlassen
Ausfluss in und nach den Wechseljahren
In den Wechseljahren kann sich der Ausfluss durch die hormonelle Umstellung verändern. Häufig treten zum Beispiel Schmierblutungen auf. Diese zeigen sich als schleimiger, bräunlicher oder rötlicher Ausfluss, der vor, nach oder auch anstelle der Periode auftreten kann.
Im fortgeschrittenen Alter wird die Scheide oft trockener, da weniger Ausfluss produziert wird. Grund dafür ist der sinkende Östrogenspiegel. Insbesondere nach der Menopause leiden viele Frauen deshalb an Scheidentrockenheit, was wiederum zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr führen kann und die Anfälligkeit für Infekte begünstigt. Nach den Wechseljahren nimmt daher die Wahrscheinlichkeit für krankhaften Ausfluss zu, sodass Frauen dann besonders aufmerksam auf Farbe, Geruch oder Zusammensetzung des Sekrets achten sollten.
Bei einigen Frauen bleibt auch während und nach den Wechseljahren ein normaler, wässrig-klarer Ausfluss bestehen.
Ausfluss in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft bemerken viele Frauen einen deutlich stärkeren Ausfluss. Solange dieser weiterhin geruchlos und milchig-weiß bis durchsichtig ist, ist dies kein Grund zur Sorge. Der Scheidenausfluss während der Schwangerschaft hat sogar eine Schutzfunktion und ist vor allem durch den erhöhten Östrogenspiegel bedingt.
Kurz nach der Einnistung, also in der Frühschwangerschaft, bemerken einige Frauen eine leicht rosa Verfärbung des Ausflusses. Dies wird als sogenannte Einnistungsblutung oder Nidationsblutung bezeichnet und ist ein normaler körperlicher Prozess, der auftreten kann, wenn sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnistet.
Bei einem ungewöhnlich wässrigen Ausfluss in der Schwangerschaft könnte es sich auch um Urin handeln, der unbemerkt und unkontrolliert abgeht, was Sie an einer Geruchsprobe feststellen können. Dahinter steckt eine nicht selten auftretende Blasenschwäche durch den erhöhten Druck auf die Blase. Sollte es sich bei dem wässrigen Ausfluss nicht um Urin handeln, könnte es stattdessen auch Fruchtwasser sein. Dies sollten Sie zur Sicherheit umgehend ärztlich abklären lassen.
Generell kann es während der Schwangerschaft leichter zu Infektionen kommen. Bemerken Sie eine Veränderung des Scheidenausflusses, wie eine ungewöhnliche Farbe oder einen unangenehmen Geruch, sollten Sie deshalb immer eine gynäkologische Praxis aufsuchen. Eine zeitnahe Behandlung kann in Zweifelsfall Schäden von der werdenden Mutter und dem Ungeborenen abwenden.
Was tun bei auffälligem vaginalen Ausfluss?
Bemerken Sie einen ungewöhnlichen Scheidenausfluss und/oder weitere Symptome, ist eine gynäkologische Abklärung ratsam. Oft steckt eine Entzündung beziehungsweise Infektion hinter den Beschwerden. Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ursache.
Häufig ist zum Beispiel ein Scheidenpilz (Vaginalmykose) der Auslöser, der mit pilztötenden Mitteln (Antimykotika) in Form von Zäpfchen, Scheidentabletten oder -cremes leicht behandelt werden kann. Bei einer bakteriellen Infektion (wie zum Beispiel mit den sexuell übertragbaren Krankheiten Chlamydien, Tripper oder Syphilis) werden Antibiotika gegeben, bei Herpesinfektionen spezielle virenhemmende Mittel.
Vaginalflora und Scheidenmilieu stärken
Viele Frauen kämpfen immer wieder mit krankhaftem Ausfluss und regelmäßig auftretenden Entzündungen. Besonders dann empfehlen sich vorsorgende Maßnahmen, um das Scheidenmilieu zu stärken.
Eine gesunde Scheidenflora ist mit vielen Milchsäurebakterien besiedelt, die für einen leicht sauren pH-Wert von etwa 4,5 sorgen. In diesem Milieu können sich krankmachende Keime, wie Bakterien oder Pilze, nur sehr schlecht vermehren.
Mit folgenden Maßnahmen können Sie Ihre Vaginalflora positiv unterstützen:
- Die richtige Intimhygiene: Waschen Sie den Intimbereich einmal täglich (nicht öfter). Verwenden Sie dazu entweder nur lauwarmes Wasser oder eine auf den sauren pH-Wert des Intimbereichs abgestimmte milde Waschlotionen ohne Duftstoffe und keine Seife oder Duschgel. Diese haben einen basischen pH-Wert, was das saure Scheidenmilieu irritieren kann.
- Geeignete Unterwäsche: Tragen Sie atmungsaktive, nicht zu eng sitzende Unterwäsche aus Baumwolle, die bestenfalls bei 60 Grad Celsius gewaschen werden darf.
- Toilettenhygiene: Wischen Sie beim Toilettengang immer von vorne nach hinten ab.
- Nicht empfohlen: Verzichten Sie auf Maßnahmen wie Intimdeos oder Vaginalduschen. Diese irritieren den empfindlichen Bereich mehr, als dass sie ihm nutzen.
- Vaginalzäpfchen mit Milchsäurebakterien: Nach einer vaginalen Infektion oder auch vorbeugend während der Einnahme von Antibiotika (da diese meistens ebenfalls die wichtigen Milchsäurebakterien angreifen), kann es sinnvoll sein, die Vaginalflora mit speziellen Vaginalzäpfchen zu unterstützen. Halten Sie dazu aber zur Sicherheit Rücksprache in der Apotheke oder in Ihrer gynäkologischen Praxis.
- Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Mikronährstoffen stärkt die Abwehrkraft und die Darmflora.