Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie)
Praktisch kein Mann, der lange genug lebt, kommt um sie herum: die gutartige Vergrößerung der Prostata. Die benigne Prostatahyperplasie oder gutartige Prostatavergrößerung beginnt bereits ab dem 30. Lebensjahr und schreitet langsam fort. Symptome und Beschwerden entwickeln sich erst Jahr(zehnt)e später. Geformt wie eine Kastanie liegt die Prostata – auf deutsch Vorsteherdrüse genannt – unter der Blase und umschließt die Harnröhre wie eine Faust. Vor der Pubertät ist sie klein und weitgehend inaktiv, mit etwa 20 Jahren erreicht sie ihre normale Größe.
Ursache einer vergrößerten Prostata
Der Auslöser einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse ist ein hormonelles Ungleichgewicht: Ab dem 50. Lebensjahr wird in der Prostata das männliche Sexualhormon Testosteron vermehrt in das Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt, was vermutlich den Gewebsumbau und somit die Prostatavergrößerung anregt.
Folgen der Prostatavergrößerung
Ab dem 40. bis 50. Lebensjahr verändert sich das Prostatagewebe. Die Muskel- und Bindegewebsschichten um die Harnröhre vermehren sich, die gutartige Geschwulst kann sogar in die Blase hineinwachsen. Man spricht von einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) oder auch einem Prostataadenom. Die Vergrößerung der Prostata engt die Harnröhre ein, wie eine Faust, die einen Strohhalm langsam zudrückt.
Die Folgen sind leicht auszumalen – der Urin kann nicht mehr ungehindert abfließen: Der Druck beim Wasserlassen steigt; um diesen aufzubringen, vergrößern sich die Muskelzüge in der Blase (Balkenblase). Diese engen wiederum die Harnleitermündungen an, der Urin staut sich bis in die Nieren zurück.
Nach dem Wasserlassen bleibt ein Urinrest in der Harnblase (Restharn), was die Gefahr einer Blasenentzündung erhöht. Ist die Prostata so groß, dass sich der Blasenauslass gar nicht mehr öffnet, entsteht ein schmerzhafter Harnverhalt.
Wer ist von einer Prostatahyperplasie betroffen?
Die BPH ist bei älteren Männern sehr häufig, sodass man sie wenig charmant als Altherrenkrankheit bezeichnet.
Man geht davon aus, dass bei etwa 50 Prozent der Männer über 50 Jahren mikroskopische Veränderungen der Prostata nachweisbar sind. Bei der Hälfte davon ist die Vergrößerung bereits zu ertasten. Bei den Siebzigjährigen sind bereits 70 Prozent betroffen und bei den 80-Jähigen sind es 90 Prozent.
Durch welche Symptome äußert sich eine Prostatavergrößerung?
Ob und wie stark Symptome auftreten, ist sehr unterschiedlich. Manche Männer haben trotz vergrößertem Prostatagewebe keine Beschwerden, andere zeigen eine deutliche Symptomatik ohne nachweisbare Vergrößerung.
Typische Anzeichen einer Prostatavergrößerung sind:
- Nachtröpfeln und dadurch feuchte Wäsche, Restharngefühl
- abgeschwächter Harnstrahl, häufiger Harndrang mit geringen Urinmengen
- Startschwierigkeiten oder Strahlunterbrechung beim Wasserlassen
Übrigens: Auch wenn die Prostata und ihr Sekret wichtige Funktionen beim Geschlechtsverkehr übernehmen, bedeutet eine BHP nicht, dass eine Impotenz damit verbunden sein muss.
Nicht immer sind es Prostataprobleme
Viele Männer glauben, ein Prostataproblem zu haben, weil sie nachts auf Toilette müssen. Nicht selten falscher Alarm, denn die wenigsten Männer werden durch Harndrang geweckt, sondern gehen zur Toilette, weil sie sowieso gerade wach sind. Der Grund? Im Alter ändert sich die Schlafstruktur – ohne Krankheitswert wacht man vier- bis fünfmal nachts auf.
Davon abgesehen nimmt im Alter auch unabhängig von einer BPH die Kapazität der Harnblase ab, was häufigeres Wasserlassen zur Folge hat.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Zur Diagnosefindung wird der Arzt zunächst die Krankengeschichte (inklusive eingenommener Medikamente) erheben und genau nach den Beschwerden und der Häufigkeit des Wasserlassens tagsüber und nachts fragen. Vielfach wird dafür ein standardisierter Fragebogen verwendet.
Es schließt sich eine Tastuntersuchung der Prostata über den Enddarm an, oft gekoppelt mit einem Ultraschall – sowohl über den Enddarm als auch die Bauchdecke. So können gleichzeitig die Nieren und Harnblase beurteilt und der Restharn bestimmt werden.
Dazu werden das Blut und der Urin untersucht, auch um bösartige Veränderungen auszuschließen.
Je nach Bedarf schließen sich weitere Test an, so zum Beispiel die Blasenspiegelung (Zystoskopie) oder eine Röntgenuntersuchung (Ausscheidungsurogramm). Bei der Harnstrahlmessung prüft der Arzt die Stärke des Harnstrahls.
Therapie einer gutartigen Prostatavergrößerung
Die Behandlung richtet sich nach den Symptomen und den Untersuchungsbefunden, vor allem der Messung des Harnstrahls. Bei nur leichten Beschwerden ist "watchful waiting" (abwarten und regelmäßig kontrollieren) angezeigt – bei etwa einem Drittel der Männer bessern sich diese im Lauf der Zeit spontan wieder. Beim zweiten Drittel bleiben die Prostataprobleme konstant, beim Rest verschlechtern sie sich zusehends.
Behandlung mit rezeptfreien und pflanzlichen Präparaten
Bei leichter Symptomatik haben nebenwirkungsarme und pflanzliche Arzneimittel, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt, ihren Platz. Dazu gehören Extrakte der Brennnesselwurzel, Sägepalmenfrüchte, Kürbissamen und Roggenpollen.
Die Pflanzenextrakte wirken abschwellend und entzündungshemmend, verhindern aber nicht das Wachstum der Prostata. Allerdings können sie den Zeitpunkt einer Operation, bei der das überschüssige Prostatagewebe herausgeschält wird, hinausschieben.
Einnahmetipp: Die Präparate wirken nicht sofort, sondern müssen über mehrere Wochen eingenommen werden, um einen Effekt zu erzielen. Auf jeden Fall sind regelmäßige Kontrollen beim Urologen wichtig.
Behandlung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten
Bei deutlichen Symptomen wird der Arzt Alpha-Blocker (mit den Wirkstoffen Doxazosin, Prazosin, Terazosin oder Tamsulosin) verschreiben. Diese wirken auf den Blasenhals, die Harnröhre und die Muskulatur in der Prostata entspannend und erleichtern so das Wasserlassen. Ihr Pluspunkt: Die Wirkung setzt augenblicklich ein. Als Nebenwirkungen der Medikamente sind vor allem Kreislaufstörungen und Schwindel bekannt.
Ist das Prostatagewebe deutlich vergrößert, kommt Finasterid zum Einsatz. Dieses greift in den Hormonstoffwechsel der Vorsteherdrüse ein: Es verhindert die Umwandlung des Hormons Testosteron in Dihydrotestosteron. Die Symptome werden nach mindestens sechsmonatiger Einnahme deutlich gebessert; allerdings sprechen nur rund die Hälfte der Männer auf die Therapie an.
Operation der Prostata
Schlagen die Medikamente nicht mehr an und werden die Symptome sehr belastend, ist eine Operation unumgänglich – bei Harnverhalt, Überlaufblase, Nierenstauung und -schädigung ist sie zwingend erforderlich. Ziel ist es, das wuchernde Gewebe zu entfernen, die eigentliche Prostatakapsel bleibt erhalten. Man kann sich das wie bei einer Orange vorstellen: Das Fruchtfleisch wird ausgeschält, die Schale bleibt.
Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Operationsmethoden; welche geeignet ist, muss der Fachmann entscheiden. Besonders häufig wird die transurethrale Resektion (TURP) vorgenommen, bei der das Gewebe durch eine, durch die Harnröhre eingeführte, elektrische Schlinge abgehobelt wird. Eine neuere Methode ist das schonendere Verdampfen des Prostatagewebes mittels eines Lasers im grünen Lichtbereich (Greenlight-Laser).
Eine Operation sollte man in großen Spezialkliniken vornehmen lassen, um Risiken gering zu halten. Dennoch ist die BPH-Operation heute ein Routineeingriff.
Was kann ich selbst bei einer Prostatahyperplasie tun?
Einige Studien lassen einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und der Prostatavergrößerung vermuten. Besonders bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe sollen einer Vergrößerung (Polyphenole, zum Beispiel in Trauben, Granatäpfeln, Gewürzen) oder sogar dem Prostatakrebs (Phytoöstrogene, zum Beispiel in Spinat, Brokkoli, Sojabohnen und Carotinoide, zum Beispiel in Karotten, Tomaten, grünem Gemüse) vorbeugen können.
Falls Sie bereits unter leichten Beschwerden leiden, können folgende Tipps diese lindern:
- Tragen Sie bequeme Unterwäsche aus Naturfasern.
- Geben Sie dem häufigen Harndrang nach – sonst besteht die Gefahr, dass die Blase überfüllt und überdehnt wird und sich damit die Beschwerden verstärken.
- Achten sie auf regelmäßigen Stuhlgang – so entsteht nicht noch zusätzlicher Druck auf die Harnwege.
- Sitzen Sie nicht zu lange, sondern stehen und gehen Sie zwischendurch immer mal wieder.
Vergrößerung und Krebs – Risiko erhöht?
Nach bisherigen Erkenntnissen besteht kein direkter Zusammenhang zwischen der Entstehung einer gutartigen Vergrößerung und einer bösartigen Krebsgeschwulst der Prostata. In der Regel geht das gutartige Wachstum von den inneren Anteilen der Vorsteherdrüse aus, während die Keimzelle des Prostatakrebs in den äußeren Drüsenläppchen sitzt.
Es ist aber möglich, dass beide Krankheiten zufällig gleichzeitig oder zeitlich hintereinander auftreten. Ein Prostatakarzinom kommt zwar viel seltener vor als eine gutartige BPH, eine frühzeitige Erkennung und Abklärung durch den Arzt ist jedoch von großer Bedeutung.
Es ist daher wichtig, ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. So können Frühschäden rechtzeitig erkannt werden. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.