Mann leidet unter Spannungskopfschmerzen
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Spannungskopfschmerzen lösen: Ursachen & Tipps

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.05.2022 - 15:16 Uhr

Es gibt viele verschiedene Kopfschmerzarten, die nicht als Symptom einer anderen Erkrankung auftreten. Dabei handelt es sich um sogenannte primäre Kopfschmerzen. In der Neurologie unterteilt man sie in Spannungskopfschmerzen, Trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungen (beispielsweise Cluster-Kopfschmerzen), Migräne und andere primäre Kopfschmerzen. Von diesen vier Formen ist der Spannungskopfschmerz die häufigste. Lesen Sie hier alles zu Symptomen, Ursachen und Behandlung dieser Kopfschmerzart.

Spannungskopfschmerzen: typische Symptome

Typisches Symptom für den Spannungskopfschmerz sind dumpfe, drückende Kopfschmerzen, die selten einseitig, sondern meist beidseitig auftreten, aber nicht genau zu lokalisieren sind. "Wie ein Band um den Kopf" oder "wie ein Schraubstock" sind häufige Beschreibungen der Beschwerden. Zusätzlich lassen sich bei Spannungskopfschmerzen oft folgende Charakteristika beobachten:

  • Die Intensität ist leicht bis mittelschwer.
  • Die Dauer der Schmerzen ist sehr unterschiedlich und kann von wenigen Stunden bis hin zu Tagen reichen.
  • Selten kommen leichte Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit hinzu.
  • In Abgrenzung zu anderen Kopfschmerzformen ist keine Verschlimmerung der Schmerzen durch körperliche Anstrengung und kein Pulsieren zu beobachten.
  • Häufig ist eine Beteiligung der Nacken- und Halsmuskulatur. Der Schmerz strahlt vom Nacken in den Hinterkopf und in den gesamten Kopf bis zur Stirnpartie aus.

Zwei Verlaufsformen des Spannungskopfschmerzes

Der Spannungskopfschmerz kann bei Betroffenen episodisch, also gelegentlich, oder chronisch auftreten. Von einem chronischen Spannungskopfschmerz spricht man, wenn die Beschwerden drei Monate nacheinander an mindestens der Hälfte der Tage im Monat (15 Tage) oder im Jahr (180 Tage) vorherrschen.

Ursachen des Spannungskopfschmerzes

Die Ursachen des Spannungskopfschmerzes sind wissenschaftlich nicht geklärt. Die gängigste Vorstellung geht von muskulären Verspannungen als eine der Ursachen aus. Behandlungsmaßnahmen, die darauf aufbauen, zeigen eine gute Wirkung.

Durch eine dauerhafte Anspannung der Nacken- und Halsmuskulatur könnten Schmerzrezeptoren aktiviert werden, wodurch das drückende Kopfweh ausgelöst wird. Aufgrund des Schmerzgefühls verspannen die Muskeln noch mehr – ein Teufelskreis entsteht.

Zu diesen Verspannungen kann es aus unterschiedlichen Gründen kommen. Naheliegend sind körperliche Fehlhaltungen oder eine Schwäche der Rückenmuskulatur. So kann beispielsweise eine ungünstige Köperhaltung am Arbeitsplatz zu dauerhaften Beschwerden führen. Auch andere Auslöser, wie Elektrolytmangel durch Alkoholkonsum oder Zugluft, können zu einer verspannten Muskulatur führen.

Manche Menschen reagieren zudem bei psychischen Beschwerden, wie bei Stress oder Angst, mit einer Verspannung der Nackenmuskulatur. Das sprichwörtliche Gewicht der negativen Gefühle "lastet auf unseren Schultern". Auch im Rahmen von depressiven Störungen können Spannungskopfschmerzen auftreten.

Einige Forschende gehen außerdem von einem Zusammenhang von Spannungskopfschmerz mit kieferorthopädischen Problemen, zum Beispiel dem nächtlichen Zähneknirschen, aus. Auch Fehlfunktionen der Kau- und Zungenmuskulatur könnten Auslöser sein.

Spannungskopfschmerzen lösen – was hilft?

Da die Ursache von Spannungskopfschmerzen oft ein muskulärer Schmerz ist, sind alle Maßnahmen zur Entspannung der Muskeln vorteilhaft. Dadurch gelingt es häufig, die Spannungskopfschmerzen zu lösen:

  • Wärme, zum Beispiel durch eine Wärmflasche oder ein Kirschkernsäckchen, regt die Durchblutung der Muskulatur an und hilft, Stoffwechselprodukte abzutransportieren.
  • Ätherische Öle, zum Beispiel Pfefferminzöl, haben den gleichen Effekt. Sie werden gleichmäßig auf Stirn, Schläfen und Nacken aufgetragen.
  • Förderlich sind außerdem Massagen, beispielsweise in Form von Akupressur.
  • Bestimmte Nackenübungen können dabei helfen, die Spannungskopfschmerzen zu lösen. Drehen Sie beispielsweise Ihren Kopf zur linken Seite und drücken Sie mit der rechten Hand auf Höhe des Mundes leicht gegen Ihren Kopf, um die Dehnung zu intensivieren. Halten Sie die Position kurz und wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.

Psychischer Belastung entgegenwirken

Wenn Sie sich in einer stressigen Lebensphase befinden, können bewusste Auszeiten helfen, Stress abzubauen und so Spannungskopfschmerzen entgegenzuwirken und vorzubeugen. Meditation, Spaziergänge an der frischen Luft und Entspannungsübungen können sich als hilfreich erweisen.

Bei schwerwiegenden psychischen Belastungen kann eine psychologische Behandlung nötig sein. Anerkannte Verfahren sind zum Beispiel das Biofeedback oder die Verhaltenstherapie, in deren Rahmen häufig die progressive Muskelrelaxation eingesetzt wird.

Hausmittel gegen Spannungskopfschmerz

Zudem gibt es sogenannte Triggerpunkte, die nach der Lehre der Akupressur Linderung bringen können: Massieren Sie dafür sanft Ihre Schläfen in kreisenden Bewegungen, etwa zwei Finger breit vom Ende der Augenbrauen entfernt.

Auch ein heißes Bad, Wechselduschen oder Saunagänge tragen zur Entspannung der Muskulatur bei und wirken gleichzeitig stressmildernd.

Für homöopathische Mittel gibt es derzeit keine wissenschaftliche Evidenz. Fragen Sie bei Interesse eine*n Ärztin*Arzt mit Kenntnis auf dem Gebiet der Homöopathie um Rat, welches Präparat für Sie infrage kommen könnte.

Vorsicht mit Schmerzmitteln

Wenn diese Allgemeinmaßnahmen in kürzerer Zeit nicht helfen oder wenn die Kopfschmerzen stärker sind oder sich verschlimmern, sollte ein Schmerzmittel eingenommen werden, um die Spannungskopfschmerzen zu lösen. Mittel der ersten Wahl sind Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, oder Paracetamol. Diese Präparate gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Haben Sie Vorerkrankungen oder Allergien gegen Wirkstoffe, sollten Sie die Einnahme vorher ärztlich abklären.

Vorsicht ist allerdings bei der Häufigkeit der Einnahme geboten: Gerade bei Spannungskopfschmerzen ist es sehr wichtig, die Schmerzmittel nicht häufiger als zehnmal im Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander einzunehmen. Andernfalls besteht die Gefahr, einen medikamentenbedingten Kopfschmerz zu entwickeln, der sehr schwer zu behandeln ist.

Bekommen Sie Ihre Schmerzen alleine nicht in den Griff, suchen Sie ärztlichen Rat. Bei länger andauernden Beschwerden besteht die Gefahr chronischer Spannungskopfschmerzen, deren Verlauf deutlich schwerwiegender ist. Grund dafür ist die Gefahr der Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses, also der Veränderung und der erhöhten Schmerzempfindlichkeit von Nervenfasern im Gehirn, und begleitender psychischer Probleme.

Tipps gegen Kopfschmerzen

Chronischer Spannungskopfschmerz

Der chronische Spannungskopfschmerz ist selten und entwickelt sich aus einem episodischen Spannungskopfschmerz. Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf sind psychologische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Auch von familiär gehäuften chronischen Spannungskopfschmerzen wird als Risikofaktor berichtet.

Kehrt Spannungskopfschmerz ständig wieder, entwickelt das Gehirn langfristig das bereits erwähnte Schmerzgedächtnis. Durch die häufigen Schmerzen wird die Schmerzregulation im Gehirn gestört und schon kleine Reize werden zunehmend als starke Schmerzen wahrgenommen. Gerade chronische Kopfschmerzen können also auf Dauer das Gehirn verändern und sollte deshalb behandelt werden.

Chronische Spannungskopfschmerzen loswerden

Beim chronischen Spannungskopfschmerz kommen Medikamente zur Anwendung, die auch zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Trizyklische Antidepressiva, wie zum Beispiel Amitriptylin, oder tetrazyklische Medikamente wie Mirtazapin sind Mittel der ersten Wahl. Sie erhöhen den Serotoninspiegel im Gehirn.

Serotonin ist ein Hormon, welches eine wichtige Rolle bei der Steuerung von Schlaf, Stimmungslage und Schmerz spielt. Eine Therapie mit trizyklischen oder tetrazyklischen Antidepressiva muss über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, um eine Aussicht auf Erfolg zu bieten. Neben diesen Medikamenten können zur Behandlung chronischer Kopfschmerzen auch das duale Antidepressivum Venlafaxin sowie das Muskelrelaxans Tizanidin zum Einsatz kommen.

Ergänzend zur medikamentösen Behandlung sollte zudem eine Biofeedback- oder Entspannungstherapie eingesetzt werden. Auch bezüglich der Akupunktur gibt es Hinweise auf eine Wirksamkeit bei der Therapie von chronischen Spannungskopfschmerzen.

Zusätzlich sollte ein Kopfschmerztagebuch geführt werden. So können auslösende Momente im Alltag entdeckt und ihnen gezielt gegengesteuert werden.

Zervikogene Kopfschmerzen, Migräne oder Spannungskopfschmerz?

Einige Betroffene, die häufig an Kopfschmerzen leiden, sind unsicher, um welche Kopfschmerzart es sich handeln könnte. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Spannungskopfschmerzen mit leichter Übelkeit und Lichtempfindlichkeit einhergehen, wie dies für eine Migräneattacke typisch ist. Auch die Beteiligung des Nackens kann die Verwechslungsgefahr erhöhen.

Bei sogenannten zervikogenen Kopfschmerzen ziehen die Schmerzen ebenfalls vom Nacken bis zur Stirn. Diese sind in der Regel aber einseitig und nicht beidseitig. Zudem verschlimmert sich der Schmerz bei Bewegung des Nackens, auch Schulter und Arm können von den Beschwerden betroffen sein.

Mit Blick auf Migräne helfen ein paar Unterscheidungsmerkmale dabei, diese von Spannungskopfschmerzen abzugrenzen: So sind die Beschwerden bei Spannungskopfschmerzen in der Regel eher leicht bis mittelstark, bei Migräne eher mittelstark bis sehr stark. Die Kopfschmerzen bei Migräne sind, im Gegensatz zu Spannungskopfschmerzen, meistens einseitig, stechend und pulsierend. Erbrechen oder Sehstörungen können vorkommen.

Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Werden die Kopfschmerzen bei Bewegung schlimmer, handelt es sich nicht um Spannungskopfschmerzen. Denn diese bessern sich tendenziell bei körperlicher Aktivität. Bei Migräne verschlechtern sich die Symptome dagegen in diesem Fall.

Wann sollte man ärztlichen Rat suchen?

Prinzipiell lassen sich Spannungskopfschmerzen gut mit Hausmitteln und Allgemeinmaßnahmen behandeln. Kann dadurch jedoch keine Besserung herbeigeführt werden, sollten Sie sich ärztlich beraten lassen.

Tritt der Spannungskopfschmerz sehr häufig auf und besteht der Verdacht auf einen chronischen Verlauf, ist die Hinzuziehung eines*einer Arztes*Ärztin ebenfalls empfehlenswert.

Schließlich gibt es noch einige Anzeichen, die im Zusammenhang mit den Kopfschmerzen auf andere Grunderkrankungen hinweisen können. Suchen Sie bei folgenden zusätzlichen Beschwerden ärztlichen Rat:

  • Sehstörungen
  • Kraftminderung der Arme oder Beine
  • Gefühlsstörungen, wie Kribbelgefühle oder Taubheit
  • zusätzliches Fieber
  • Nackensteifigkeit
  • schlagartig einsetzende Kopfschmerzen
  • sehr starke Kopfschmerzen
  • starke Licht- und Lärmempfindlichkeit
  • Übelkeit, Erbrechen
  • einseitige Kopfschmerzen
  • Rötung und Tränen der Augen
  • Kopfschmerzen nach einem Sturz

Vorbeugende Maßnahmen beim Spannungskopfschmerz

Vor allem bei Anzeichen für einen chronischen Spannungskopfschmerz sind vorbeugende Maßnahmen empfehlenswert.

Wichtig ist die Vermeidung von Stress. Dazu gehören das Einplanen von regelmäßigen Pausen im Arbeitsalltag sowie ausreichend Schlaf und ein Ausgleich zur täglichen Arbeit.

Um dauerhaft beschwerdefrei zu werden, muss man die Ursachen für die muskulären Verspannungen beseitigen. Eine kritische Begutachtung des Arbeitsplatzes kann hier bereits Wunder bewirken. Zu achten ist zum Beispiel auf die Höhenrelation von Tisch und Stuhl, ergonomische Arm- und Rückenlehnen und den Blickwinkel auf den Bildschirm.

Körperliche Fitness ist ein weiterer wichtiger Faktor. Neurologische Fachgesellschaften empfehlen Ausdauersport wie Radfahren, Schwimmen oder Joggen – am besten dreimal 30 Minuten in der Woche.

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