Moringa-Pulver und Blätter
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Moringa – ein Baum mit gesunder Wirkung?

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 17.06.2021 - 18:14 Uhr

Moringa (Moringa oleifera) ist ein Baum, der aus Indien stammt und auch in Afrika sowie auf Teneriffa vorkommt. Nahezu alle Bestandteile des Baums werden in seinen Heimatländern verwendet. Blätter und Samen sowie Öl, Rinde und das Holz werden als Nahrungsmittel, Desinfektionsmittel, Schmiermittel und in der Medizin genutzt. Besondere Aufmerksamkeit wird hierzulande den Blättern des Moringa-Baums geschenkt, denn diese sollen eine Vielzahl an gesunden Inhaltsstoffen enthalten. Gemahlen als Pulver, verarbeitet in Kapseln oder aufgebrüht als Tee haben die Moringa-Blätter sich als sogenanntes "Superfood" in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Aber was ist dran an der Wirkung von Moringa? Wo kann man Moringa kaufen und ist es wirklich so gesund? Oder kann es beim Verzehr von Moringa sogar zu Nebenwirkungen kommen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist Moringa?

Moringa oleifera gehört zu den Bennussgewächsen. Es handelt sich um einen schnellwüchsigen Baum (englisch: moringa tree) mit dicken Stämmen, die Wasser speichern können und ihm den Namen Flaschenbaum einbrachten. Er wird auch als Meerrettichbaum bezeichnet, denn in seinen Wurzeln und Blättern kommen stark riechende Senfölglykoside vor, die ebenfalls in heimischen Kohlsorten, Senf, Rucola oder Meerrettich zu finden sind. Andere Bezeichnungen für Moringa sind Drumstick-Tree, Behenbaum, Baum des Lebens oder Wunderbaum, was auf seine vielfältige Nutzbarkeit hinweist.

Was macht man mit Moringa?

Nahezu alle Teile des Moringa-Baums können genutzt oder verzehrt werden. Der Baum hat daher in seinen Herkunftsländern eine große Bedeutung. Folgende Anwendungsgebiete findet Moringa:

  • Arzneimittel: Rinde und Wurzeln werden in der traditionellen Medizin verwendet.
  • Nahrungsmittel: Es können Blätter, Blüten, Schoten und Wurzeln verzehrt werden.
  • Viehfutter: Blätter und unreife Schoten haben einen hohen Nährwert und werden in der Trockenzeit an die Tiere verfüttert.
  • Mittel zur Trinkwasseraufbereitung: Mit den pulverisierten, reifen Samen kann Trinkwasser geklärt werden. Das Pulver bindet Schmutzteilchen im Wasser, darunter auch Bakterien.
  • Robuste Pflanze zur Wiederaufforstung: Moringa braucht zum Wachstum nur wenig Wasser und ist daher für Anpflanzungen in Trockengebieten geeignet.
  • Brennholz und Baustoff: Es werden vor allem die Äste genutzt, um Zäune oder Gerüste zu bauen.

Bei uns in Deutschland ist der Moringa-Baum besonders wegen seines hohen Gehalts an Antioxidantien, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen als "Superfood" bekannt geworden. Diesen Inhaltsstoffen werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt. Sie stecken in Samen, Blüten, Früchten und Wurzeln, die als Pulver, Kapseln, Tee oder Öl angewandt werden.

Zu medizinischen Zwecken werden vor allem die Blätter verwendet. Sie werden meist getrocknet und zerkleinert als Pulver den Speisen und Getränken zugegeben. Man kann Moringa-Pulver aber auch in Form von Presslingen als Tablette oder als Kapsel zum Schlucken kaufen. Am gängigsten ist die Vermarktung von Moringa als Nahrungsergänzungsmittel.

Wie wirkt Moringa auf den Körper?

"Die gesündeste Pflanze der Welt", so wird mitunter von Moringa gesprochen. Moringa soll angeblich mehr als 300 Beschwerden lindern oder Krankheiten heilen können. Die vermutete Heilwirkung reicht von einer entzündungshemmenden Wirkung über eine Verlangsamung der Altersprozesse bis hin zur Behandlung von Kopfschmerzen oder Symptomen der Wechseljahre. Moringa scheint in jeder Phase des Lebens die Gesundheit zu fördern und zu unterstützen.

So werden der Pflanze unter anderem folgende Wirkungen nachgesagt:

  • Blutfette, Blutzucker und Blutdruck senken
  • Gewicht reduzieren
  • Entzündungen hemmen
  • Krebserkrankungen vorbeugen
  • Körperzellen schützen
  • Altersprozess verlangsamen
  • Stressreaktionen und Kopfschmerzen vermindern
  • Immunsystem stärken
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen
  • Vor Diabetes schützen
  • Schlaf fördern

Wissenschaftlich nachgewiesen ist die Wirkung von Moringa jedoch nicht. Es gibt zwar Studien an Tieren und Menschen, diese sind jedoch von unzureichender Qualität und die Ergebnisse daher nicht geeignet, um die gesundheitsfördernden Effekte von Moringa beurteilen zu können. Trotzdem ist und bleibt Moringa aufgrund seines Gehalts an Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen eine wertvolle Nahrungsquelle für Menschen, insbesondere in den Entwicklungsländern.

Inhaltsstoffe – so gesund ist Moringa

Unumstritten ist, dass Moringa viele verschiedene gesunde Nährstoffe enthält. Jeder einzelne kommt aber nicht in einer überdurchschnittlich hohen Menge vor. Es ist vielmehr die Kombination aus Antioxidantien, Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen, Eiweiß, Ballaststoffen und gesunden Fetten, die Moringa auszeichnet.

Den Inhaltsstoffen von Moringa werden folgende Eigenschaften zugeschrieben:

  • Folsäure: Essenziell für Neubildung, Teilung und Verjüngung von Zellen
  • Vitamin A: Für Wachstum und Sehvorgang notwendig
  • Vitamin K: Beteiligt an Blutgerinnung und Knochenstoffwechsel
  • B-Vitamine: Wichtig für Stoffwechsel und Energiegewinnung sowie Nerven, Immunsystem und Blutbildung
  • Vitamin C: Aufbau von Knochen, Knorpeln, Bindegewebe und Zahnfleisch, Schutz vor Zellschädigungen, hilft bei der Wundheilung
  • Sekundäre Pflanzenstoffe / Antioxidantien (unter anderem Cumarin, Lutein, Kaempferol, Tannin, Ellagsäure, Saponin, Quercetin und Terpen): Freie Radikale im Körper verringern und Körperzellen schützen, Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess verlangsamen
  • Magnesium, Kalium, Kalzium: Stärkung des Herzes, Verringerung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Ungesättigte Fettsäuren: Schutz der Arterien vor Ablagerungen

Werden Moringa-Pulver oder Moringa-Kapseln verwendet, dann muss beachtet werden, dass viele Vitamine empfindlich gegenüber Wärmeeinwirkung und/oder einer längeren Lagerung sind und der Gehalt daher in verarbeiteten Produkten reduziert sein kann. Die Extrakte aus Moringa sind zudem oft nicht standardisiert, daher können die Produkte je nach Anbaugebiet sehr unterschiedliche Mengen der Inhaltstoffe enthalten.

Kann man mit Moringa abnehmen?

Moringa enthält Bitterstoffe, die den Hunger bremsen, die Verdauung anregen und dadurch die Fettverbrennung fördern sollen. Gleichzeitig kann der hohe Eiweißgehalt in Moringa zu einem lang anhaltenden Sättigungsgefühl führen, was zur Folge hat, dass ganz von selbst weniger gegessen wird.

Aus Erfahrung spricht nichts gegen den kontrollierten Einsatz von Moringa-Pulver, das mit gesunden Lebensmitteln kombiniert wird, um das Abnehmen zu unterstützen. Wissenschaftliche Belege in Form von Studien, die die Wirkung von Moringa auf das Körpergewicht dokumentieren, gibt es jedoch nicht. Um eine Gewichtsreduktion langfristig aufrecht zu erhalten, sind zudem oft eine dauerhafte Ernährungsumstellung und ein angemessenes Bewegungsprogramm notwendig.

Moringa: Wirkung auf Haut und Haare

Moringa-Butter und Moringa-Öl werden in kosmetischen Produkten für Haut und Haare eingesetzt. In Lotionen und Cremes für den Körper und das Gesicht soll Moringa-Butter oder -Öl die Haut beruhigen und desinfizierend wirken. Bei trockenen Haaren und Problemen mit der Kopfhaut kann eine Kur mit Moringa-Öl zum Einsatz kommen. Auch bei Haarausfall und grauen Haaren wurden angeblich schon gute Erfahrungen mit einer Anwendung von Moringa-Öl gemacht. Auch hier beruhen die Empfehlungen nur auf Erfahrungsberichten, nicht aber auf wissenschaftlichen Studien.

Kann Moringa schädlich sein?

Obwohl für verarbeitete Moringa-Blätter keine Informationen über mögliche, den Körper schädigende Nebenwirkungen vorliegen, liefern einige Tierstudien Hinweise darauf, dass frische Moringa-Blätter – oder ein Extrakt daraus – in hoher Dosierung das Blutbild, die Nieren- und Leberwerte negativ beeinflussen könnten.

Aufmerksamkeit erregte vor einiger Zeit die Feststellung, dass Moringa-Pulver aus den Blättern Verunreinigungen durch Bakterien aus Fäkalien aufwiesen. Außerdem wurden teilweise stark erhöhte Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) in Moringa-Produkten gefunden.

Moringa – wie viel am Tag?

Wie viel Moringa am Tag man zu sich nehmen darf, kann man nicht genau sagen. Das hängt auch davon ab, welches Moringa-Produkt man wählt, beispielsweise Tee oder Pulver. Beide können sich außerdem in ihren Inhaltsstoffen je nach Anbaugebiet, Herstellungsprozess und Lagerung unterscheiden. Wird Moringa in Form von Kapseln oder Pulver als Nahrungsergänzungsmittel angewendet, dann sollten die Dosierungsangaben des Herstellers befolgt werden, um eine eventuelle Überdosierung zu vermeiden.

Moringa Pulver oder Kapseln kaufen – was beachten?

Wie bei allen anderen Nahrungsergänzungsmitteln sollte man auch bei Moringa-Produkten auf eine gute Qualität achten. Wichtig ist der genaue Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe. Es sollten sich keine Zusatzstoffe, wie Konservierungsmittel, Aromen oder Farbstoffe in den Produkten finden, sondern nur die reinen, gemahlenen Moringa-Blätter. Weiter zu beachten ist das Mindesthaltbarkeitsdatum, um ein möglichst frisches Produkt zu kaufen. Auch sollte man auf den Hersteller achten, um sicherzugehen, dass Sicherheits- und Qualitätsanforderungen erfüllt werden. Hier kann eine Recherche im Internet helfen, um sich einen Überblick zu Anbietern und Produkten zu verschaffen.

Erhältlich sind Moringa-Produkte beispielsweise in gut sortierten Tee- oder Bioläden, Reformhäusern und natürlich in Online-Shops.

Fazit: Auch bei regionalen Lebensmitteln gibt es "Superfoods"

Moringa gilt aufgrund seiner Vielfalt an wertvollen Inhaltsstoffen als gesundheitsfördernd und hat als "Superfood" in den letzten Jahren vor allem in Form von Pulver mit einer hohen Nährstoffdichte von sich reden gemacht. Aber auch regionale pflanzliche Lebensmittel können als "Superfood" bezeichnet werden, zum Beispiel rote Beete, Heidelbeeren, Nüsse, Rucola, Grünkohl oder Brokkoli. Diese enthalten eine Fülle von wichtigen Vitaminen, Nährstoffen und Spurenelementen, die die Gesundheit unterstützen und damit dazu beitragen können, Krankheiten vorzubeugen.

Im Rahmen einer ausgewogenen und gesunden Ernährung sollte man auch den ökologischen Fußabdruck importierter, exotischer Produkte nicht außer Acht lassen. Es ist daher ratsam, zu saisonal erhältlichem Obst und Gemüse zu greifen. Dies kann einen wertvollen Beitrag zur gesunden Ernährung leisten, ohne die Umwelt oder das Budget zusätzlich zu belasten.