Urinuntersuchung mit Urin-Teststreifen
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Urinuntersuchung: Das kann man mit einer Urinprobe feststellen

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 14.03.2024 - 11:46 Uhr

Mit dem Urin entledigt sich der Körper überschüssiger Stoffwechselprodukte und auch giftiger Substanzen, beispielsweise aus Medikamenten oder der Nahrung. Der Harn ist auch Teil eines Regelmechanismus, mit dem Flüssigkeit und Elektrolyte im Gleichgewicht gehalten werden. Seine Analyse kann Hinweise auf verschiedene Erkrankungen geben. Zur Untersuchung von Urin stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Welche Möglichkeiten gibt es, eine Urinprobe zu nehmen? Im Folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen Untersuchungsverfahren vor. Außerdem erfahren Sie, wann eine Harnuntersuchung notwendig ist, was die Werte bedeuten und was beim Abgeben einer Urinprobe zu beachten ist.

Zusammensetzung des Urins

Der Harn besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Daneben enthält er Stoffwechsel(end)produkte wie Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin, Salze, Säuren, Farbstoffe, Hormone und wasserlösliche Vitamine. Urin wird in den beiden Nieren gebildet, in den dazugehörigen Nierenbecken gesammelt und gelangt dann über die beiden Harnleiter in die Harnblase. Harndrang entsteht, sobald in der Blase ein gewisser Füllungszustand erreicht ist. Die Harnentleerung über die Harnröhre kann bei einer gesunden Blasenfunktion willentlich gesteuert werden.

Die Beschaffenheit des Urins und die Häufigkeit der Blasenentleerung hängen bei gesunden Menschen von der aufgenommenen und über Haut und Atmung verlorenen Flüssigkeitsmenge ab. Pro Tag bilden die Nieren zunächst etwa 150 Liter Primärharn und reduzieren diese Menge letztlich auf 1,5 bis 2 Liter Sekundärharn, der über die Blase ausgeschieden wird.

Der typische Harngeruch entsteht durch Harnsäure und Ammoniak. Letzterer bildet sich vermehrt, wenn Urin länger steht und ist für den stechenden Geruch verantwortlich. Seine Farbe erhält der Harn durch Gallenfarbstoffe, die sich beim Abbau der roten Blutkörperchen bilden. Sie variiert je nach Verdünnungsgrad von hell- bis dunkelgelb.

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Warum wird eine Urinprobe genommen?

Ein oder mehrere der oben beschriebenen Faktoren können sich durch krankhafte Prozesse wie Blasenentzündungen und Nierenerkrankungen verändern. Diese Veränderungen können bei einer Urinuntersuchung festgestellt werden. Darüber hinaus können in einer Urinprobe Blut, Zellen, Krankheitserreger und andere Beimengungen nachgewiesen werden. So lassen sich bei bestimmten Stoffwechselstörungen Enzyme und Hormone im Harn messen. Auch eine erhöhte Glukosekonzentration, wie sie bei einem (nicht richtig medikamentös eingestellten) Diabetes mellitus vorkommt, kann im Urin festgestellt werden.

Allgemein kann man mithilfe einer Urinprobe Krankheiten nachweisen und auch ihren Verlauf überwachen. Eine Urinuntersuchung wird durchgeführt, wenn ein Verdacht auf eine Erkrankung vorliegt, wie zum Beispiel auf einen Harnwegsinfekt. Auch im Rahmen von Allgemeinuntersuchungen oder Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft gehören Urinkontrollen dazu. Denn Veränderungen im Urin können frühzeitig auf mögliche Erkrankungen hinweisen, bevor Beschwerden auftreten.

Urinprobe abgeben – was muss man beachten?

Im Allgemeinen wird eine Urinprobe aus dem sogenannten Mittelstrahlurin gewonnen. Dazu lässt man zunächst ein wenig Urin in die Toilette ab und uriniert dann – ohne den Harnstrahl zu unterbrechen – in das Uringefäß. Der letzte Teil kommt wieder in die Toilette. Das soll gewährleisten, dass keine Keime oder Verunreinigungen aus den äußeren Genitalien in der Urinprobe landen und das Ergebnis verfälschen.

Für Urinproben wird häufig der Morgenurin, also der erste Urin nach dem Aufstehen, verwendet, da dieser am höchsten konzentriert ist.

Um das Risiko einer Verunreinigung der Probe zu verringern und damit die Aussagekraft der Urinanalyse zu sichern, sollte man folgende Punkte beachten:

  • Der Harn muss in einem verschließbaren, sauberen Urinbecher aufgefangen werden. Diesen erhalten Sie in Ihrer Arztpraxis. Falls Sie die Urinprobe zu Hause durchführen, bewahren Sie diese bis zum Arzttermin im Kühlschrank auf.
  • Die Geschlechtsorgane müssen vorher sorgfältig gewaschen werden.
  • Beim Wasserlassen sollten Frauen ihre Schamlippen spreizen, Männer die Vorhaut zurückziehen.

Muss in Sonderfällen der Urin sicher steril sein, kann er auch durch ärztliches Personal mittels eines Katheters oder einer direkten Punktion der Harnblase durch die Bauchdecke gewonnen werden.

Urinuntersuchungen im Überblick

Zur Urindiagnostik stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:

  • Urinstreifen-Schnelltest
  • Urinstatus
  • Urinkultur
  • 24-Stunden-Sammelurin

Urinprobe mit Urinstreifen-Schnelltest

Der Urintest mit einem Teststreifen ist eine schnelle, einfach durchzuführende Untersuchung, die auf einer chemischen Reaktion beruht.

Der fingerlange Teststreifen wird kurz in den Urin getaucht, sodass alle Testfelder benetzt sind. Diese sind mit unterschiedlichen Stoffen beschichtet, die mit dem Urin reagieren und dabei ihre Farbe ändern. Je nachdem, ob und in welcher Konzentration ein Stoff im Urin vorhanden ist, verfärben sich die Testfelder unterschiedlich. Nach einer Wartezeit von ein bis zwei Minuten werden die Verfärbungen mit einer speziellen Farbskala abgeglichen.

Der Urinstreifen-Schnelltest ist auch Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft oder von allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen in der hausärztlichen Praxis. Urin-Teststreifen sind außerdem freiverkäuflich in der Apotheke erhältlich und können zu Hause verwendet werden. Zum Beispiel kontrollieren einige Menschen mit Diabetes mellitus damit ihren Blutzuckerspiegel. Andere nutzen ihn bei Symptomen einer Blasenentzündung. Allerdings kann ein Urin-Selbsttest für zu Hause nur erste Hinweise liefern. Eine genaue Auswertung und Diagnose sollte immer durch ärztliches Fachpersonal erfolgen.

Diese Stoffe, die normalerweise nicht im Urin vorkommen sollten, lassen sich mit einem Urinstreifen-Schnelltest nachweisen:

  • Glukose: Glukose im Urin kann auf Diabetes mellitus hinweisen.
  • Eiweiß (Protein): Hinter Eiweiß im Urin kann eine Entzündung oder andere Schädigung oder Funktionsstörung der Nieren (zum Beispiel durch Medikamente oder Bluthochdruck) stecken. Geringe Mengen Protein im Urin können jedoch auch ohne eine Erkrankung vorübergehend auftreten, zum Beispiel durch Stress, intensive sportliche Betätigung oder ernährungsbedingt.
  • Nitrit: Nitrit im Urin ist ein Zeichen für eine bakterielle Harnwegsinfektion.
  • rote Blutkörperchen (Erythrozyten): Dies ist ein Zeichen einer Entzündung der ableitenden Harnwege, insbesondere wenn Nitrit ebenfalls positiv ausfällt. Verletzungen des Harntrakts oder Blasenkrebs können ebenfalls zu Blut im Urin führen.
  • weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Geringe, nur vorübergehend vorkommende Mengen an Leukozyten im Urin haben keinen Krankheitswert. Stark erhöhte Werte sind ebenfalls als Entzündungszeichen zu deuten.

Mit einem Urinstreifen-Test kann man außerdem den pH-Wert messen: Im Normbereich liegt dieser zwischen fünf und sieben. Zu "saurer" Urin mit einem pH-Wert unter fünf erhöht beispielsweise das Risiko für Nieren- und Blasensteine. Ursachen können unter anderem Stoffwechselerkrankungen wie Gicht sein. Bei Entzündungen ist der pH-Wert hingegen häufig erhöht, also im basischen Bereich.

Zu beachten ist jedoch, dass der pH-Wert im Urin im Laufe des Tages stark schwankt und von der Ernährung beeinflusst wird. Daher sollten zu einer sicheren Beurteilung immer mehrere Proben genommen werden.

Reicht ein Urin-Schnelltest nicht aus, können weitergehende Analysen im Labor erfolgen – je nach Befund und vermuteter Diagnose gibt es verschiedene Analysemethoden. Zusätzlich können Untersuchungen wie Bluttests oder ein Ultraschall (Sonografie) durchgeführt werden, manchmal ergänzend auch Tests zur Beurteilung der Nieren- und Blasenfunktion wie eine Urodynamik. Dabei kann unter anderem der Druck auf die Blase, die Fließgeschwindigkeit des Urins und ob sich nach dem Wasserlassen noch Resturin in der Blase befindet, untersucht werden.

Urinstatus zur Harnuntersuchung

Diese Urinuntersuchung im Labor besteht aus drei Teilen:

  1. Urinstreifen-Schnelltest
  2. Beurteilung von Farbe, Konzentration, Klarheit und Geruch
  3. Untersuchung der Urinprobe unter dem Mikroskop

Zur mikroskopischen Untersuchung wird der Urin zentrifugiert, also in einer Zentrifuge in einem Röhrchen sehr schnell um die eigene Achse gedreht. Dadurch setzen sich die festen Bestandteile am Boden des Röhrchens ab (Urinsediment beziehungsweise Harnsediment).

Unter dem Mikroskop kann man im Sediment erkennen, welche Zellen und Zellbestandteile die Probe enthält, außerdem sind Bakterien nachweisbar. Bei einem erhöhten Cholesterinwert können sich vermehrt Cholesterin-Kristalle im Urin befinden. Sogenannte Zylinder werden bei Störungen beispielsweise aus Protein, Blutzellen oder Leukozyten in den Nierenkanälchen gebildet und deuten auf eine Nierenerkrankung hin. Ein erhöhter Kreatinin-Wert (ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels) deutet ebenfalls auf eine Nierenbeteiligung hin.

Ein Urinstatus wird häufig routinemäßig bei einer Aufnahme im Krankenhaus oder vor Operationen durchgeführt. Häufige Blasenentzündungen, Blut im Urin, Harnsteine sowie ein Verdacht auf eine Nierenerkrankung oder Diabetes mellitus sind ebenfalls Gründe.

Urinuntersuchung mit Urinkultur

Eine Urinkultur dient dem Nachweis von Krankheitserregern wie Bakterien oder Pilzen. Bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten oder wenn eine Antibiotika-Behandlung nicht den gewünschten Erfolg bringt, kann diese Urinuntersuchung sinnvoll sein.

Dazu wird im Labor ein Nährboden in die Urinprobe gegeben, das Gefäß fest verschlossen und für ein bis zwei Tage in einen Brutschrank gelegt. Sind Keime vorhanden, wachsen diese währenddessen zu sogenannten Kolonien heran.

Anschließend kann man die Anzahl und Art der Krankheitserreger bestimmen. Sind Bakterien vorhanden, kann direkt ein geeignetes Antibiotikum gefunden werden. So lässt sich die Infektion gezielt behandeln.

Urinprobe mit 24-Stunden-Sammelurin

Wie der Name schon vermuten lässt, sammelt man bei diesem Urintest über 24 Stunden den Urin in einem Sammelbehältnis. Dieses wird von der durchführenden Arztpraxis zur Verfügung gestellt. Ihre*Ihr behandelnde*r Ärztin*Arzt wird Ihnen das genaue Vorgehen erklären.

So wird der Urin gesammelt:

  • Der erste Urin am Morgen kommt nicht in das Sammelbehältnis, sondern in die Toilette. Notieren Sie sich die Uhrzeit des Morgenurins.
  • Sammeln Sie ab dann den gesamten Urin in dem Behälter – auch, falls Sie nachts zur Toilette müssen. Bewahren Sie diesen im Kühlschrank auf und nehmen Sie ihn nur für die Toilettengänge heraus.
  • Der Morgenurin des folgenden Tages kommt ebenfalls zum gesammelten Urin. Notieren Sie sich wieder die Uhrzeit. Damit ist die Probennahme beendet.

Der gesammelte Urin wird anschließend im Labor untersucht. Diese Methode der Urinuntersuchung ist genauer als mit dem Urin von einem einzelnen Toilettengang.

Bestimmte Stoffe im Urin, wie Proteine oder Glukose, sind über den Tag verteilt unterschiedlich stark konzentriert vorhanden. Sie können in der einen Urinprobe sogar gar nicht nachweisbar sein, in der nächsten jedoch schon. Der 24-Stunden-Sammelurin lässt daher eine sicherere Beurteilung zu.

Erhöhte Werte an Eiweiß und Kreatinin deuten zum Beispiel auf eine gestörte Nierenfunktion hin. Eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß (Proteinurie) allein kann hingegen auch auf Herzerkrankungen, Diabetes mellitus oder Entzündungen hinweisen.

Auch auf bestimmte Hormon- und Stoffwechselerkrankungen kann der Sammelurin Hinweise geben, da betroffene Hormone und Stoffwechselprodukte ebenfalls vermehrt über den Urin ausgeschieden werden.

Welche Urintests gibt es noch?

Neben den Tests zur Erkennung und Kontrolle von Krankheiten gibt es weitere Urintests, die meistens wie ein Urin-Schnelltest funktionieren.

Der bekannteste ist sicher der Schwangerschaftstest. Er misst, ob sich im Urin das Hormon hCG (humane Choriongonadotropin) befindet. Dieses Hormon wird zu Beginn einer Schwangerschaft gebildet. Ist es im Urin nachweisbar, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Schwangerschaft vor.

Außerdem gibt es verschiedene Schnelltests zum Nachweis von Drogen, Medikamenten oder Dopingmitteln. Diese kommen beispielsweise bei der Polizei, in Krankenhäusern oder im Profisport zum Einsatz.

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