Kranker Körper sendet Signale
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Körpersignale richtig deuten

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2021 - 16:13 Uhr

Liegt mit unserer Gesundheit etwas im Argen, sendet unser Körper häufig Warnsignale. So können beispielsweise Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen von Stress oder einer großen psychischen Belastung herrühren. Aber auch äußere Anzeichen wie eine blasse Haut, Zungenbelag, eingerissene Mundwinkel, Augenringe oder verfärbte Fingernägel können Hinweise auf Krankheiten oder Mangelerscheinungen sein. Wir erklären, wie Sie diese Warnsignale Ihres Körpers richtig deuten.

1. Eingerissene Mundwinkel als Warnsignal

Eingerissene Mundwinkel (Rhagaden) äußern sich durch kleine Entzündungen am Mund, die oft beim Sprechen schmerzen und bei jeder Berührung brennen. Sie sind ein Hinweis darauf, dass die Haut nicht elastisch genug ist.

Ursache dieser Fissuren können trockene Lippen sein und die damit verbundene Angewohnheit, ständig mit der Zunge über die Lippen zu lecken, wodurch die Haut erst recht austrocknet und einreißt. Viele Leute lecken sich bei Stress unbewusst häufig über die Lippen – die andauernde Feuchtigkeit lässt die Mundwinkel einreißen.

Auch Viren, Bakterien oder Pilze, beispielsweise Herpes simplex oder Streptokokken, sind mögliche Verursacher der entzündeten Mundwinkel. Zudem können auch Eisenmangel oder ein Mangel an Vitamin B2, Vitamin B12 oder Vitamin E die Symptome hervorrufen.

Treten die Beschwerden immer wieder auf, sollte man die Ursache ärztlich abklären lassen. Denn auch Krankheiten wie Diabetes, Neurodermitis, Schuppenflechte oder Allergien können den Beschwerden zugrunde liegen.

Als Hausmittel gegen eingerissene Mundwinkel eignet sich übrigens Honig, denn er macht die Lippen geschmeidig und wirkt gleichzeitig entzündungshemmend und antibakteriell. Auch das Abtupfen mit Salbeitee oder die Verwendung von Cremes mit Harnstoff (Urea), Dexpanthenol oder Zink können gegen kleine Risse in den Mundwinkeln helfen.

2. Zungenbelag als Hinweis auf Krankheiten

Ist unsere Zunge gesund, ist sie blassrosa und zeigt meist einen dünnen weißlichen Zungenbelag, der von Nahrungsresten und harmlosen Keimen stammt. Mit einem starken Belag der Zunge kann der Körper jedoch das Vorliegen einer Krankheit zum Ausdruck bringen.

Unter anderem können – abhängig von der Farbe des Zungenbelags – folgende Auslöser vorliegen:

Neben der Farbe des Zungenbelags kann die Zunge auch weitere Hinweise auf den Gesundheitszustand liefern. So können etwa auch eine rissige, trockene oder geschwollene Zunge auf diverse Krankheiten hindeuten.

3. Dunkle Augenringe und geschwollene Lider

Augenringe und dicke Augenlider verbinden wir häufig mit Schlafmangel oder übermäßigem Genuss von Alkohol oder Zigaretten. Tatsächlich muss aber nicht immer ein ungesunder Lebenswandel hinter den Erscheinungen stecken.

Dunkle Augenringe sind einerseits gerade bei hellhäutigen Menschen nicht unüblich, da die Blutgefäße unter der hellen Haut hindurchschimmern. Andererseits können sie aber auch Anzeichen eines Nährstoffmangels (Eisen, Zink oder Vitamin K) oder einer Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff (etwa bei Überbeanspruchung der Augen durch zu viel Computerarbeit) sowie von Erkrankungen der Leber, Nieren und des Stoffwechsels sein. Auch ein Flüssigkeitsmangel kann vorübergehende dunkle Schatten unter den Augen verursachen.

Auch Augenschwellungen können auf eine schwere Erkrankung hindeuten: Insbesondere Schwellungen der Unterlider gelten als Hinweis auf Allergien, aber auch auf Bluthochdruck, den Beginn einer Gürtelrose, eine Herzschwäche oder Nierenerkrankung. Daneben können geschwollene Lider auch durch eine Erkältung, Augenentzündungen oder zu langes Tragen von Kontaktlinsen verursacht werden.

4. Blässe kann viele Ursachen haben

Jeder Mensch hat seine eigene Hautfarbe, manche haben von Natur aus eine hellere Haut als andere. Aber eine plötzliche Veränderung dieser Farbe kann ein Hinweis sein, dass mit dem Körper etwas nicht stimmt. So stellt zum Beispiel blasse, graue Haut mit blassen Lippen ein wohlbekanntes Zeichen von körperlichem Unwohlsein dar. Ein fahler Teint mit einer grauen Gesichtsfarbe kann also nicht nur ein Hinweis auf zu wenig Sonne sein.

Vorübergehende Blässe kann auf Kreislaufprobleme, Infekte oder eine Unterzuckerung (beispielsweise bei Diabetes) hindeuten. Dauert die Blässe jedoch länger an und geht zudem mit blassen Schleimhäuten einher, ist dies ein Warnsignal für ernstere Probleme. Mögliche Ursachen für blasse Haut sind unter anderem:

  • Blutarmut (Anämie), zum Beispiel infolge eines Mangels an Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 oder aufgrund einer Nierenschwäche oder Leukämie
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie) oder Herz-Kreislaufprobleme
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • unbemerkte Blutungen im Körper, etwa durch ein Magengeschwür
  • bei starken Rauchern: sogenannte "Raucherhaut" infolge von mangelnder Sauerstoffversorgung

5. Gelbliche Haut und gelbe Augen

Stellt man beim Blick in den Spiegel fest, dass die Haut sowie der sonst weiße Teil der Augen gelblich verfärbt sind, sollte man ärztliche Hilfe suchen. Denn gelbliche Haut, vor allem in Verbindung mit gelben Augen, kann ein Hinweis auf Gelbsucht (Ikterus) sein. Die Verfärbung entsteht, wenn die Konzentration an Bilirubin (ein Abbauprodukt der roten Blutkörperchen) im Körper erhöht ist.

Zu den möglichen Ursachen dieser Symptome gehören:

  • Erkrankungen der Leber (zum Beispiel aufgrund einer Leberentzündung, einer Leberzirrhose oder einer Infektion mit Hepatitis B)
  • Erkrankungen der Galle (beispielsweise wegen eines Gallensteines oder eines Gallenstaus infolge einer Entzündung)
  • Erkrankungen des Blutes (etwa infolge einer Vergiftung)

Bei Morbus Meulengracht (Gilbert-Syndrom), einer relativ verbreiteten erblichen Störung des Hämoglobin-Abbaus, kann eine Gelbsucht auch als Folge von Stress oder Fasten auftreten. In der Regel ist diese Art der Gelbsucht harmlos und erfordert keine weitere Behandlung.

6. Dünnes Haar und Haarausfall

Stumpfe, brüchige Haare und Haarausfall können als Folge von Dauerstress oder einfach erblich bedingt auftreten. Weitere mögliche Gründe für die Beschwerden sind unter anderem:

  • Schilddrüsenunterfunktion
  • hormonelle Ursachen (zum Beispiel Wechseljahre oder Schwangerschaft)
  • Nährstoffmangel (Zink, Eisen, Biotin, Magnesium, Kupfer Vitamin A, Vitamin B12 oder Eiweiß)
  • Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus)
  • Vergiftungen und schwere Infektionen
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Autoimmunreaktion des Körpers (bei kreisrundem Haarausfall)
  • bei vernarbendem Haarausfall: Pilzerkrankungen und bakterielle Infektionen

In vielen dieser Fälle lässt sich der Haarausfall in den Griff kriegen, sobald man die genauen Ursachen kennt.

7. Farbe der Fingernägel

Sind die Fingernägel verfärbt, kann dies ganz unterschiedliche Ursachen haben. So können etwa weiße Flecken auch die harmlose Folge einer Verletzung der Nagelwurzel sein (beispielsweise durch eine etwas zu grobe Maniküre) und von selbst herauswachsen. Dahingegen sind querverlaufende weiße Streifen (sogenannte Mees-Streifen) möglicherweise die Folge von Stress, einer fiebrigen Erkrankung, einer Stoffwechselstörung oder einer Vergiftung.

Ist der komplette Nagel verfärbt, kommen unter anderem folgende Ursachen in Betracht:

  • Kontakt mit Chemikalien wie Putzmitteln oder Nagellack
  • Vitaminmangel
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Erkrankungen der Haut, des Stoffwechsels, des Herzens oder der Nieren
  • Vergiftungen

Außerdem lässt die Farbe der Verfärbung Rückschlüsse auf deren Ursache zu. So können folgende Farben beispielsweise diese Ursachen haben:

  • schwarz: Blutergüsse infolge einer Quetschung
  • bräunliche oder blauschwarze Flecken: Muttermale, aber auch Hautkrebs
  • gelblich: Nikotinkonsum, Verfärbung durch Chemikalien (Nagellack), Atemwegserkrankungen, Gelbsucht oder Leberprobleme
  • grünlich: Befall mit Bakterien (Chloronychie)
  • weißlich und trüb (Milchglasnägel): Leberzirrhose oder entzündliche Darmerkrankungen

Daneben ist Nagelpilz eine häufige Ursache für Verfärbungen der Nägel.

8. Form der Fingernägel

Weisen die Fingernägel Rillen auf, ist das nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis. Denn feine Längsrillen sind in der Regel harmlos. Sie können eine Alterserscheinung oder ein Zeichen von Flüssigkeitsmangel sein.

Bei dicken, vereinzelten Längsrillen ist es allerdings ratsam, ärztliche Hilfe zu suchen, denn diese Rillen können Anzeichen eines Nageltumors sein. Querrillen, auch als Beau-Linien oder Beau-Reil-Furchen bezeichnet, sind oft die Folge einer schweren Erkrankung, zum Beispiel eines akuten Infekts, können aber auch durch einen Zinkmangel verursacht werden.

Wölben sich die Fingernägel nach oben (Uhrglasnägel), kann dies auf Blutarmut sowie Erkrankungen der Leber und der Lunge hinweisen. Nach innen gewölbte Nägel (Löffelnägel) können beispielsweise auf einen Niacin- oder Eisenmangel hindeuten, aber auch Durchblutungsstörungen oder endokrine Erkrankungen können dahinterstecken.

Brüchige Fingernägel können neben einer Schilddrüsenerkrankung auch durch einen Mangel an verschiedenen Mineralstoffen oder Vitaminen verursacht werden. Zu nennen sind dabei insbesondere Kalzium, Magnesium, Eisen, Vitamin A sowie die Vitamine der B-Gruppe, vor allem Biotin. Ebenso sind abblätternde Fingernägel ein Signal des Körpers für fehlende Mineralstoffe oder Vitamine.

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