Ein Mann gibt Clenbuterol-Tabletten aus dem Blister in seine Hand
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Clenbuterol: Wirkung, Dosierung und Nebenwirkungen

Von: Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.03.2024 - 07:46 Uhr

Der Wirkstoff Clenbuterol wird zur Therapie von Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder COPD genutzt. Er entspannt die Atemmuskeln und lindert so Verkrampfungen in den Bronchien. Im Leistungssport wird Clenbuterol jedoch mitunter auch missbräuchlich zum Abnehmen verwendet, da es in hoher Dosis fettverbrennend wirkt. Es verlangsamt außerdem den Abbau von Proteinen und hilft dadurch beim Muskelaufbau, weshalb es beim Bodybuilding ebenfalls zum Doping genutzt wird. Als Dopingmittel kann Clenbuterol jedoch schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen. Welche sind das, wie wirkt Clenbuterol und wie dosiert man das Medikament für eine sichere Verwendung richtig? Das lesen Sie in diesem Artikel.

Clenbuterol: Wirkung und Anwendungsgebiete

Der Wirkstoff Clenbuterol zählt zu den sogenannten Beta-2-Sympathomimetika, die vorwiegend zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale, COPD und der chronisch obstruktiven Bronchitis eingesetzt werden.

Clenbuterol bewirkt eine Erschlaffung der Bronchialmuskulatur und damit eine Erweiterung von verengten Bronchien. Dadurch werden Symptome wie Atemnot, Kurzatmigkeit und Engegefühle in der Brust gelindert.

Anders als die meisten Asthma-Medikamente wie zum Beispiel Salbutamol kommt Clenbuterol nicht als Spray oder zur Inhalation zum Einsatz. Darreichungsformen von Clenbuterol sind Tabletten oder Lösungen zum Einnehmen. Da die Wirkung nicht sofort einsetzt, ist das Arzneimittel nicht zur Akutbehandlung bei einem Asthmaanfall geeignet.

Clenbuterol ist bei der Asthma-Therapie heute nicht mehr das Mittel erster Wahl. Es wird vorwiegend dann verschrieben, wenn andere Medikamente zur Inhalation nicht (ausreichend) wirken. Meistens wird es auch nicht als alleinige Therapie, sondern in Kombination mit einem entzündungshemmenden Wirkstoff wie Kortison (der dann inhaliert wird) eingesetzt.

In Medikamenten ist der Wirkstoff als Clenbuterolhydrochlorid vorhanden. Arzneimittel mit Clenbuterolhydrochlorid (zum Beispiel Spiropent®) sind verschreibungspflichtig. Sie können das Medikament also nicht ohne Rezept in der Apotheke kaufen.

Clenbuterol und Ambroxol

Es gibt Kombinationspräparate mit Clenbuterol und Ambroxol, einem schleimlösenden Wirkstoff. Bei Atemwegserkrankungen mit Schleimbildung und Sekretstau in den Bronchien kann diese Wirkstoffkombination sinnvoll sein. Auch diese Medikamente gibt es nur auf Rezept.

Einnahme und Dosierung von Clenbuterol

Clenbuterol wird zweimal täglich, morgens und abends, eingenommen. Die Tagesdosis beträgt 0,02 mg für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren. Tabletten wie Spiropent® 0,02 mg können zu diesem Zweck geteilt werden, sodass jeweils eine Hälfte morgens und eine abends eingenommen werden kann.

Zu Behandlungsbeginn kann für einige Tage eine höhere Dosis angesetzt werden. Bei ausreichender Wirksamkeit ist es möglich, die Dosis im Rahmen einer Dauerbehandlung zu reduzieren.

Halten Sie sich bei der Einnahme und Dosierung immer an die Empfehlungen des*der behandelnden Arztes*Ärztin.

Welche Nebenwirkungen löst Clenbuterol aus?

Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch ist Clenbuterol grundsätzlich gut verträglich und verursacht nur selten schwerwiegende Nebenwirkungen. Bestimmungsgemäß heißt, Sie haben das Medikament aufgrund einer Atemwegserkrankung verschrieben bekommen und nehmen es in der vorgegebenen Dosierung ein.

Diese Nebenwirkungen treten häufig auf:

  • Tremor (unwillkürliches Zittern)
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Palpitation (verstärktes Wahrnehmen des eigenen Herzschlags)

Die Nebenwirkungen treten oft zu Beginn der Behandlung auf und klingen für gewöhnlich nach ein bis zwei Wochen ab.

Weiterhin kommt es gelegentlich zu Schwindel, Muskelschmerzen, Nervosität, Sodbrennen und allergischen Hautreaktionen. 

Wechselwirkungen

Bei der Einnahme von Clenbuterol können Wechselwirkungen mit einigen anderen Arzneimitteln auftreten. Die gleichzeitige Anwendung von anderen Medikamenten aus der Gruppe der Beta-2-Sympathomimetika kann die Wirkung von Clenbuterol verstärken. Das gilt ebenso für Kortison in Tablettenform oder als Injektion sowie einige Antidepressiva (MAO-Hemmer und trizyklische Antidepressiva).

Beta-Blocker (Medikamente zur Senkung des Blutdrucks) heben die Wirkung von Clenbuterol auf, was zu schweren Bronchialkrämpfen führen kann. Die Wirkung von Antidiabetika zur Senkung des Blutzuckerspiegels kann vermindert sein, sodass die Dosis eventuell angepasst werden muss.

Gegenanzeigen

In diesen Fällen darf das Medikament nicht eingenommen werden:

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, einer mäßigen Schilddrüsenüberfunktion und einem unzureichend eingestellten Diabetes mellitus sollte das Arzneimittel nur nach sorgfältiger Abwägung und unter laufender Kontrolle durch ärztliches Fachpersonal eingenommen werden.

Doping: Clenbuterol zum Abnehmen und zum Muskelaufbau

Clenbuterol hat eine anabole Wirkung wie auch anabole Steroide, kurz Anabolika genannt. Das sind synthetisch hergestellte Abkömmlinge des männlichen Sexualhormons Testosteron.
Obwohl Clenbuterol kein solches Hormon ist, wirkt es auf den Körper ähnlich wie Anabolika.

Zum einen steigert es die Fettverbrennung und kann dadurch beim Abnehmen helfen. Das liegt vermutlich daran, dass durch die Einnahme die Körpertemperatur um 0,3 bis 0,8 Grad Celsius erhöht wird, wodurch der Körper mehr Energie verbrennt. 

Zum anderen fördert Clenbuterol den Muskelaufbau. Denn es hindert die Skelettmuskulatur daran, Proteine und damit Muskeln abzubauen (dies ist ein ganz normaler Stoffwechselvorgang). Bei entsprechend proteinreicher Ernährung und Krafttraining kommt es daher zur Zunahme von Muskelmasse.

Im Profisport und in der Bodybuilding-Szene gibt es deshalb immer wieder Fälle von Doping mit Clenbuterol. Auch bei Ausdauersportler*innen wurde das Medikament wiederholt nachgewiesen. Hier wird die bronchienerweiternde Wirkung zur Leistungssteigerung genutzt. 

Weil es kein Hormonpräparat ist, werden potenzielle Risiken jedoch häufig unterschätzt. Um die gewünschten Wirkungen zu erreichen, muss Clenbuterol in sehr hohen Dosen – einem Vielfachen der üblichen Tagesdosis – eingenommen werden. Dadurch verstärken sich natürlich auch die Nebenwirkungen, es kann sogar zu Vergiftungen kommen.

Gefährliche Nebenwirkungen einer Clenbuterol-Überdosierung

Bei einem Missbrauch von Clenbuterol – das heißt bei der Einnahme von hohen Dosen und/oder über einen längeren Zeitraum – können gesundheitsschädigende Effekte entstehen.

Diese betreffen insbesondere das Herz-Kreislauf-System in Form einer gefährlich hohen Herzfrequenz (Tachykardie) sowie Bluthochdruck bis hin zum Schock und Kreislaufversagen. Sogar Todesfälle sind bereits aufgetreten.

Weiterhin kann es zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie), starkem, unwillkürlichem Muskelzittern, einer Vergrößerung der Leber, Schädigungen des Magen-Darm-Trakts und der Lunge sowie einer Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose), die eine Herzinsuffizienz und Koma zur Folge haben kann, kommen.

Doping mit Clenbuterol ist verboten

Aufgrund der gefährlichen Risiken beim Doping ist dringend davon abzuraten, das Mittel für diese Zwecke einzunehmen. Darüber hinaus ist Clenbuterol in der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) offiziell als verbotenes Dopingmittel aufgeführt.

Durch moderne Labordiagnostik – so wie sie bei regelmäßigen Dopingkontrollen bei Sportler*innen im Leistungssport zum Einsatz kommt – können bereits geringste Mengen des Stoffs entdeckt werden. Aufgrund der langen Halbwertszeit ist Clenbuterol zudem auch längere Zeit nach der Einnahme noch im Blut oder Urin nachweisbar. Durch die strengen Kontrollen ist der Gebrauch in der EU mittlerweile stark zurückgegangen.

Bekannte Dopingfälle mit Clenbuterol sind die der Leichtathletin Katrin Krabbe im Jahr 1992 und des mehrfachen Tour-de-France-Siegers Alberto Contador im Jahr 2010.

Auch in der Tiermast gab es wiederholt Skandale, weil Clenbuterol trotz eines Verbots an Tiere (insbesondere Kälber) verfüttert worden war, um für ein schnelles Wachstum und mageres Fleisch zu sorgen.

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